Das pädagogische Duett

Markus und Timo

Wert und Chancen von Konflikten

Wichtig und manchmal sogar schön.

31.08.2024 50 min

Transkript

SPEAKER 2
00:00:00
Herzlich Willkommen zum pädagogischen Duett. Mein Name ist Markus und mit mir hier ist der Timo. Ich hoffe schon, dass man dich hört. Ja, aber das glaube ich schon richtig so. Ja, wir sind zurück aus
SPEAKER 1
00:00:17
der Sommerpause. Und in der Einrichtung. Und in der Einrichtung. Wir sitzen auf der Couch in der
SPEAKER 2
00:00:21
Einrichtung. Wir haben ein bisschen anderes Setup gewählt. Ja, es gab keine Feedback. Soweit. Wir haben über das letzte Jahr, glaube ich, ausführlich gesprochen. Ich war
SPEAKER 1
00:00:35
altrost, dass ich erzählt habe, dass ich meine Prüfung nicht bestanden habe. Ich glaube, du wurdest
SPEAKER 2
00:00:39
in der Einrichtung von den Leuten, die es hören, genug getröstet. Ja, eigentlich hast du es nicht verdient. Doch, ich habe mir voll Mühe gegeben. Eigentlich hätten wir dich tären und fehlen mit Schimpf und Schande in eine andere Einrichtung schicken wollen,
SPEAKER 1
00:00:50
die dich ein bisschen mehr auf Spur bringen. Ich habe mich selber in Einsicht sich gebracht. Ich bin immer noch der Meinung, dass die Lehrer das anders handhaben können.
SPEAKER 2
00:00:58
Aber gut. Aber gut, es ist jetzt wie es ist. Aber es bringt uns direkt ins Thema. Konflikte. Direkt ins Thema Konflikte. Ich habe keinen Konflikt mit dir. Doch, doch. Am Ende der Folge wirst du wissen, dass du einen Konflikt hast. Okay. Ich habe dir so ein geiles Sheet geschrieben. Wollen wir uns
SPEAKER 1
00:01:17
daran halten? Können wir machen. Ich habe es nur einmal durchgelesen. Ja gut, das reicht ja, weil ich führe ja immer durch die Folge.
SPEAKER 2
00:01:23
Dann habe ich festgelegt, dass wir als erstes über Konfliktarten sprechen, weil nicht jeder Konflikt ist gleich. Du meinst jetzt so offener, verdeckter und so Zeug? Nee, nee, das meine ich gar nicht. Mir geht es eher um, da können wir schon auch drauf kommen, da habe ich nämlich gar nichts
SPEAKER 1
00:01:40
dran gedacht in der Vorbereitung. Aber ich bin voll raus aus dem Thema. Du bist halt nicht so gut ausgebildet. Ich habe die Prüfung nicht bestanden.
SPEAKER 2
00:01:45
Nee, nicht aus dem Thema Konflikte, ich bin so aus dem Podcast Thema raus, merke ich so ein bisschen. Ja, aber darauf läuft es ja raus. Nee, ich wollte darauf raus, dass der Konflikt Grund, dass es da verschiedene Gründe für Konflikte gibt. Sag mal ein paar. Ich habe hier A bis G aufgeschrieben und da habe ich eben aufgeschrieben den Sachkonflikt, den Beziehungskonflikt, den Wahrnehmungskonflikt, Rollenkonflikt, Zielkonflikt, Verteilungskonflikte und Wertekonflikte. Und ich glaube, sie korrelieren auch so ein bisschen miteinander und ich würde einfach.
SPEAKER 1
00:02:23
Auf jeden Fall, so zum Beispiel, da vergleiche ich direkt, Rollen- und Wertekonflikt können immer korrelieren. Ja. Weil deine Rolle auch immer, zum Beispiel als Erzieher, immer auch mit deinen Werten geknüpft ist.
SPEAKER 2
00:02:34
Ich würde auch sagen, dass der Wertekonflikt wahrscheinlich der ist, den wir jetzt in der Arbeit am häufigsten haben.
SPEAKER 1
00:02:40
Und der steckt wahrscheinlich auch bei allen anderen ein bisschen mit drin, weil deine Werte ja der Grund, also außer du hast irgendwie eigennützige Ziele für den Konflikt, dann sind ja die Werte oft mit drin.
SPEAKER 2
00:02:51
Aber auch dann sind die Werte wieder drin, auch wenn du für jemand anderen kämpfst. Aber das ist, glaube ich, schon der häufigste Grund, dass wir schon alle in die gleiche Richtung arbeiten, aber hin und wieder sich halt dann doch die Werte unterscheiden.
SPEAKER 1
00:03:06
Genau, die Wertvorstellungen, ja genau.
SPEAKER 2
00:03:08
Dass die Wertvorstellungen sich unterscheiden und dass man ...
SPEAKER 1
00:03:11
Stimmt, dann steckt das eigentlich überall drin mit drin, weil selbst unter so einem eigenen Kampfstil, sagen wir mal, weil du dir vorkommst, dass wenn du zu viel arbeiten würdest, dann sind es ja trotzdem die Werte, die man dahintersteht, weil andere Leute sagen, mir ist das egal.
SPEAKER 2
00:03:24
Wobei, wenn man da die meiste Trennung nimmt, ich weiß gar nicht mehr, was die Quelle war, es tut mir voll leid, man merkt, ich bin gerade noch nicht im Thema. Es könnte auch ein Verteilungskonflikt sein. Also, dass man das Gefühl hat, okay, zu viel Arbeit, dann spielt auch der Wahrnehmungskonflikt mit rein, weil manchmal sieht man auch nicht jede Arbeit. Da habe ich immer einen guten Tipp bekommen von unserem Chef, der zu mir gesagt hat, Markus, sag den Leuten, was du machst. Weil die sehen dich den ganzen Tag nicht, die müssen aber wissen, dass du arbeitest. Also sag ihnen bitte, was du machst. Weil sonst haben die immer das Gefühl, du würdest den ganzen Tag nichts arbeiten, weil sie dich nicht beim Arbeiten sehen.
SPEAKER 1
00:03:57
In deinem Fall ist es vielleicht nicht mehr, aber ja, ich weiß, was er meint. Ja, und das ist auch ... In deinem Fall sieht man ja, was du machst, irgendwann.
SPEAKER 2
00:04:03
Irgendwann, ja, aber halt in dem Moment nicht. Und deswegen gibt es dann hin und wieder, kann es eben auch zu Wahrnehmungskonflikten kommen. Oder auch das, was wir ja ganz häufig haben, der häufigste Konflikt, glaube ich, den Kollegen miteinander haben. Ich merke schon, es wird mehr so eine Folge über Kollegen und nicht so sehr über Kinder.
SPEAKER 1
00:04:21
Aber ich glaube, dass das trotzdem gut wird, weil ich mir gerade darüber nachgedacht, parallel. Dass, glaube ich, viele da, oder manche, die das jetzt hören und ja im gleichen Beruf arbeiten, sich dann vielleicht auch wiedersehen. Oder vielleicht, ich glaube, schon, dass es dann gleich so wird, wie es trotzdem gut wird.
SPEAKER 2
00:04:35
Weil ich denke, du hast recht, weil nämlich einer der häufigsten Konflikte, den ich so mitbekomme, weil zu mir werden ja ganz viele Konflikte weitergetragen, ist eben, hängt damit zusammen, wie ein Kollege, eine Kollegin mit Kindern umgeht. Wie dann der Beobachtende, die Beobachtende das wahrnimmt, für sich einwertet. Da sind wir bei den Werten. Und das dann kann zu einem Konflikt führen, wenn das gesehene Verhalten eben anders eingewertet wird, als es eigentlich gemeint ist. Konntest du mir folgen?
SPEAKER 1
00:05:10
Ja, ja, total.
SPEAKER 2
00:05:11
Ja, also das ist ein Konflikt, den wir ganz oft haben. Das Gute ist jetzt, bei uns im Team, dann wird da auch drüber gesprochen. So wie ich das mitbekomme.
SPEAKER 1
00:05:19
Ich habe auch das Gefühl, und das ist auch in unserem Job, glaube ich, ganz normal, weil man halt so mit Kindern arbeitet. Man hat ja jetzt die letzten Tage gesehen, dass es eine große Range an Verhalten gibt, wie Erwachsene glauben, dass man mit Kindern umgehen muss. Also da gibt es Sachen, auch am Beruf, die man selber vielleicht gar nicht für möglich gehalten hat, dass man so mit Kindern umgehen kann, wenn man sich den Beruf ausgesucht hat. Manchmal ist es aber auch so, dass man es nicht für möglich gehalten hat und dann hinterher merkt, ach, ein paar Sachen sind vielleicht gar nicht so schlecht davon. Vielleicht ist es auch gar nicht so gut, was ich so immer mache.
SPEAKER 2
00:05:50
Vielleicht sollte ich mir beim anderen mal was abschauen. Aber dafür gehört auch dazu, dass man viel miteinander spricht. Das kommt dann ja zur Konfliktbearbeitung, kommt ja später. Das ist Punkt vier heute.
SPEAKER 1
00:06:00
Aber es geht halt auch um Kinder. Also ich mache es so, man erinnert sich an seine eigene Kindheit immer wieder.
SPEAKER 2
00:06:06
Genau, was man nicht möchte. Und manchmal sieht man dann den Verhalten, dass man als Kind selber scheiße fand von einem Erwachsenen. Das passiert mir ganz oft.
SPEAKER 1
00:06:13
Aber tatsächlich, hier ist es dann oft das Verhalten, das eigentlich ganz gut ist. Dass ich vielleicht jetzt gar nicht an den Tag liege, aber das Kollege an den Tag liegt, den ich jetzt dann für streng erachte oder für, jetzt nicht herzlos, aber ein bisschen schon Art ist er, aber am Ende haben die vielleicht auch gar nicht so Unrecht.
SPEAKER 2
00:06:28
Ja und dann kann man ja hingehen und zum Glück fragen, also wir können das in unserem Team, können fragen, ey, warum hast du nur so und so gehandelt? Ja. Kannst du mir das mal bitte erklären? Also ich gehe davon aus, dass man das hier machen kann. Ich habe das auch schon gemacht.
SPEAKER 1
00:06:41
Ich habe es auch schon gemacht und ich habe auch noch nie ...
SPEAKER 2
00:06:43
Es wurde mir noch nie übel genommen.
SPEAKER 1
00:06:45
Nee, ich weiß auch, dass dann Gespräche mit dir entstanden sind, auch aus Fragen von mir und so.
SPEAKER 2
00:06:49
Ja, das ist ein ganzer Podcast draus entstanden. Mir wurde auch noch nie übel genommen.
SPEAKER 1
00:06:53
Ja. Glaube ich. Also man weiß es natürlich nicht.
SPEAKER 2
00:06:58
Ja und dann gibt es, wollte ich noch drauf eingehen, den Beziehungskonflikt.
SPEAKER 1
00:07:02
In der Arbeit bei einem Sohn.
SPEAKER 2
00:07:03
Den gibt es ja immer. Also es gibt ja Konflikte, die entstehen auf der Beziehungsebene. Ich weiß nicht, was ist denn da so ganz typisch? Da müsste man glaube ich ins Eheleben gehen. Dieses, dass eine Erwartungshaltung nicht erfüllt wurde. Oder dass man jetzt erwartet hat, weil man so eine gute Beziehung hat, dass das einfach läuft. Und weißt du, was ich meine?
SPEAKER 1
00:07:21
Ich überlege gerade, aber ich glaube, unsere Beziehung ist immer natürlich noch nicht das Koschigste.
SPEAKER 2
00:07:28
Doch, wir zwei hatten schon mal einen Konflikt auf der Beziehungsebene in der Arbeit.
SPEAKER 1
00:07:32
Wir hatten mal einen bei dir im Keller. Echt? In der Arbeit?
SPEAKER 2
00:07:36
In der Arbeit, wo ich dich vorher angeschrien habe.
SPEAKER 1
00:07:38
Da kann ich auch nach Hause gehen. Ja, dann gehe ich halt jetzt nach Hause.
SPEAKER 2
00:07:42
Das war auf dem Pausenhof. Und das war nicht Sachebene oder professionell. Da waren wir einfach voll in dem Beziehungsthema drin und waren das auch voll am Anmotzen.
SPEAKER 1
00:07:50
Stimmt. Das war einmal passiert. Ja. Total unberühmt ist es eigentlich.
SPEAKER 2
00:07:58
Ja, da war auch ich tatsächlich. Da hatte ich wieder zu wenig gegessen. Beim Unterzucker war ich voll im Stress.
SPEAKER 1
00:08:04
Dieser Statusunterschied zwischen uns. Aber genau so ist es in einer Beziehung. Genau. Da muss man das halt auch durchstehen. Aber stimmt, den gab es einmal. Aber dafür, dass wir ...
SPEAKER 2
00:08:16
Haben wir drüber gesprochen. Und aus der Welt geschafft. War auch gut so.
SPEAKER 1
00:08:20
Ja, ist ja auch nicht schlimm. Ich finde, da habe ich ... Oder kommen Sie später noch dran, dass diese Streitkultur heutzutage ... Da wollten wir, glaube ich, sogar eine eigene Folge zu machen.
SPEAKER 2
00:08:28
Ich finde das so ...
SPEAKER 1
00:08:30
Ich denke da gerade auch immer wieder drüber nach, weil ich konfliktschuldig bin. Ich hatte jetzt ein paar Momente, wo ich mit Freunden unterwegs war. Meine Frau war noch auf Festivals. Und dann gab es ein paar ... Hitzige Diskussionen, würde ich es mal nennen. Und abends so, diese Schweine ... Ich bin halt so emotional. Dann sagt meine Frau, warum? Das war ein ganz normales Gespräch. Man muss auch mal dieses Konflikt und Reibereien ... Also ich für mich aus dieser Schmuddel-Ecke ziehen, sodass das immer was Schlechtes ist. Und dass das immer eine Wertung hat. Ich finde, so Konflikte und Reibereien ... Da passiert erst was. Da wächst erst was.
SPEAKER 2
00:09:07
Ja, was, glaube ich, da oft vergessen wird, ist, dass es auch Konsens sein kann, dass man sich nicht einig wird, aber dem anderen seine Meinung lässt.
SPEAKER 1
00:09:15
Und auch mal was rauszieht. Genau, das ist mir ... Von mir bin ich dann so ein bisschen auf mein Umfeld geschossen. Mir ist aufgefallen, dass wirklich so Konflikte voll oft so total was Wertendes haben und immer negativ sind. Und Konflikte heißt immer so ... Dass heutzutage immer alles super sein muss. Immer alles so ... Immer gute Laune. Das ist ja so ein Staat, das heutzutage ist.
SPEAKER 2
00:09:40
Wenn man wirklich so eine gute Laune hat ... Da gibt es ja auch Glücksforschung und sowas zu. Da hat ja der Eckart von Hirschhausen was viel zu auch gesagt.
SPEAKER 1
00:09:48
Genau, und das muss ich jetzt mal wieder lernen. Dass Konflikte eigentlich nichts Schlimmes sind und dass die einfach dann auftragen werden müssen. Und was ich halt gelernt habe,
SPEAKER 2
00:09:56
ist, dass wenn man durch so einen Konflikt durch ist, dass das Belohnungssystem vom Gehirn danach schon krass anspringt. Also wenn ein Konflikt mit deinem Gegenüber, wenn es in einem guten Gespräch geendet hat, da wird danach schon ordentlich Dopamin ausgeschüttet und Serotonin. Das ist schon ganz nah dran an Sex.
SPEAKER 1
00:10:14
Das festigt auch Beziehungen für dich. Ich habe ja eine Kollegin, mit der ich lange Konflikte hatte und wir haben jetzt keine mehr. Aktuell, ja. Ich hoffe, dass das unsere Beziehungen einfach verändern. Würde ich jetzt mal behaupten.
SPEAKER 2
00:10:28
Das hat es auch. Wenn die Beziehungsebene halt gefestigt ist und man auch weiß, was der andere möchte und wie der umgeht und wie der spricht und dass man so den anderen versteht, nicht immer die gleiche Sprache spricht, aber zumindest mal soweit die Sprache des anderen versteht, dann hat man auch diesen Wahrnehmungskonflikt halt vielleicht auch nicht mehr.
SPEAKER 1
00:10:48
Ja gut, da kann man ja eigentlich das übernehmen, was man bei den Kindern eigentlich macht. Sprich, Perspektiven. Das ist halt immer ganz schwer. Man macht das ja den ganzen Tag mit so einem vielen Tee und dann muss man das halt auch mit den Kollegen machen. Das ist halt einfach super anstrengend. Ich glaube, das ist auch so der Grund, warum man...
SPEAKER 2
00:11:06
Das ist der Grund, warum ich ja manchmal abends zwei Stunden aufs Fahrrad steige.
SPEAKER 1
00:11:08
Also ja, eigentlich schon krass auch. Und dann kommst du auch nach Hause und musst eventuell noch daheim noch mit der Beziehung ein bisschen rumlassen.
SPEAKER 2
00:11:14
Das ist natürlich hart, wenn beide solche Jobs machen, wo man viel sprechen muss. Auf einen Konflikt wollte ich schon noch eingehen, auf einen Konflikt, und zwar den Zielkonflikt. Und zwar habe ich dann einen anderen Konflikt mit, weil ich bin ja... Den Zielkonflikt. Ich bin ja schon immer sehr zielorientiert und weiß, wo ich hin möchte. Und vor allem in der Arbeit weiß ich, wo es hingehen soll. Und mein größter Konflikt ist dann oft, wenn Leute keine Ziele haben in der Arbeit. Und wenn die mir nicht sagen können, wo sie hin wollen. Ich komme halt her und roll so meinen Tag runter. Und mein Ziel ist es, dass es für alle ein guter Tag war. Aber ich sage dir nur, was mein Konflikt damit ist. Nicht, dass das schlecht ist, sondern mein Konflikt damit ist eben, dass ich ja immer langgesteckte Ziele habe. Oder mittelfristige. Und dass es für mich ein guter Tag kein Ziel ist. Sondern eine Überlebensstrategie. Ich sage dir, dass ich damit einen Konflikt habe. Bin mir drin.
SPEAKER 1
00:12:08
Ja, aber du kannst es ja so sehen, dass du quasi dann die Fahne hast und die anderen folgen dir halt dann. Tag für Tag. Richtig.
SPEAKER 2
00:12:18
Und das ist nämlich was, was passiert ist. Doch, hatte ich auch schon. Als wir in die Öffnung gegangen sind, war das durchaus ein Zielkonflikt. Also dieses Ziel der offenen pädagogischen Arbeit. Das war so ein großer Konflikt, dass manche Leute eben auch das Team verlassen haben.
SPEAKER 1
00:12:36
Da muss ich gerade dran denken, weil ich ja in dem Haus war,
SPEAKER 2
00:12:40
die das nicht toppiert haben.
SPEAKER 1
00:12:42
Aber in dem Jahr, wo ich da war, war das auch schon spürbar. Dass nicht alle das gleiche Ziel hatten. Also noch nicht. Genau. Da musste ich gerade dran denken, als du das gesagt hast. Und trotzdem hat es ja dann richtig krass geklappt. Ja.
SPEAKER 2
00:12:58
Ich würde sagen, das können wir doch nehmen zum zweiten Punkt. Nämlich wer überhaupt an so einem Konflikt beteiligt sein kann, beziehungsweise wie so ein Konflikt aufgebaut ist.
SPEAKER 1
00:13:04
Ja.
SPEAKER 2
00:13:06
Gut. Weil da habe ich nämlich direkt den ersten Punkt, das ist so der innere Konflikt. Das ist glaube ich der, den man so am häufigsten durchlebt. Gerade in unserem Job. Da muss ich nochmal drüber nachdenken. Also diesen inneren Konflikt, in dem wir eigentlich ständig leben. Ich bin es halt gewohnt.
SPEAKER 1
00:13:22
Ja, ich auch. Mein ganzes Leben. Deswegen ist es in der Arbeit nicht ganz so schlimm, dass es noch dazu kommt. Aber ja, innerer Konflikt ist,
SPEAKER 2
00:13:32
ist das nicht immer die Grundlage für jeden anderen Konflikt?
SPEAKER 1
00:13:34
Das weiß ich.
SPEAKER 2
00:13:36
Müsste ich drüber nachdenken länger. Okay, ja, ja. Aber der innere Konflikt ist glaube ich der, mit dem wir am häufigsten konfrontiert sind. Das ist meine Theorie. Wenn wir so im Stress, das Alltag sind, gar nicht, dass wir oft impulsiv handeln.
SPEAKER 1
00:13:50
Da droppe ich gleich mal das Wort Ambiguitätstoleranz.
SPEAKER 2
00:13:52
Das passt ja. Ja, inwiefern jetzt?
SPEAKER 1
00:13:56
Ja, weil das ja auch ein innerer Konflikt ist, weil du ja immer den Wertekanon hast, was du erreichen willst und das, was du erreichen kannst. Ja, stimmt. Mit den Mitteln, die du gerade hast, und mit der Kraft und mit der Zeit, die du gerade noch reinstecken willst.
SPEAKER 2
00:14:12
Für mich ist dieser ständige innere Konflikt, wie ich als Leitung sein möchte, wie ich eigentlich als Person bin und wie es erwartet wird von mir, dass ich Leitung bin. Mein innerer Konflikt ist eigentlich, wie ich als Person bin und wie ich als Leitung bin. Wobei sich das inzwischen sehr angenähert hat.
SPEAKER 1
00:14:28
Ja, ich finde auch, dass sich das immer mehr angleicht und dass man immer mehr merkt. Weil man denkt ja am Anfang, okay, das bin ich und das ist das, was ich zeigen will. Und das ist auch damit cool. Also ich glaube auch,
SPEAKER 2
00:14:44
je authentischer wir dann wirklich werden, und ich habe jetzt in der Leitung sehr lange gebraucht, um mein authentisches Leitungsbild zu finden, und ich glaube, ich habe es immer noch nicht ganz gefunden,
SPEAKER 1
00:14:54
umso besser
SPEAKER 2
00:14:56
und umso stimmiger nimmt unsere Umwelt uns dann wahr. Und umso weniger Konflikte wird es zumindest mal in den Bereichen geben, wo wir uns selber klar sind über unser Handeln, und über unsere Ausstrahlung. Dann gibt es eine Art, ich weiß gar nicht, ob es wirklich heißt, den asymmetrischen Konflikt. Hast du eine Idee, was ich meine mit dem asymmetrischen Konflikt? Wenn der andere nicht mitmacht? Nee, da meine ich eher so in der Stellung. Also wenn jetzt ich irgendwas sage, und die Mitarbeiter finden es scheiße, dann haben wir einen Konflikt, der ist asymmetrisch, weil am Ende habe ich so viel Macht, dass die anderen nichts dagegen machen können eigentlich, wenn ich eine Entscheidung treffe. Also sie können schon, und es gibt schon Maßnahmen.
SPEAKER 1
00:15:42
Wenn sie alle wüssten, welche Knöpfe sie drücken müssen, könnten das beeinflussen.
SPEAKER 2
00:15:44
Richtig. So bin ich ja zum Glück nicht, aber das meine ich mit einem asymmetrischen Konflikt. Also Teamleitung oder, also das kann ja auch von der anderen Seite ausgehen, dass das Team anfängt, die Leitung zu beurteilen.
SPEAKER 1
00:15:56
Ich glaube, die gibt es in jeder Firma, aber nicht jeder, ich sage jetzt mal Eier, aber ich meine, was anderes dazu hat, sich im Schiff anzulegen, wenn man es dann irgendwann mit dem Buchen macht. Genau. Oder eben auch,
SPEAKER 2
00:16:04
dass man dann so leise versucht, auszuschleichen, einfach zu umgehen, einfach nichts zu machen, hoffen, damit durchzukommen, dass es nicht gesehen wird. Auch das ist so ein asymmetrischer, also ein Verhalten von einem asymmetrischen Konflikt. Und dann gibt es halt noch, und der ist eigentlich kein Konflikt, sondern eine Straftat, nämlich Mobbing, wenn das Team den Konflikt mit einer Einzelperson hat.
SPEAKER 1
00:16:30
Also das ist
SPEAKER 2
00:16:32
halt erst Mobbing, wenn es dann so verdeckte Strukturen annimmt und anfängt, unfair zu werden. Aber auch das haben wir halt immer wieder, dass man merkt, okay, wir haben jemanden im Team, der aufgrund von seiner Weltanschauung, von den Werten, die er vertritt, von seinen Zielen, also all diese Konfliktarten, die wir eben durchgekaut haben, in eine andere Richtung arbeiten möchte eigentlich, als das Team arbeitet. Oder in eine andere Richtung funktionieren möchte, als das Team funktioniert. Und es gibt dann auch einen Konflikt.
SPEAKER 1
00:17:06
Ja, klar.
SPEAKER 2
00:17:08
Und den erlebt man schon immer wieder. Und dann gibt es eben symmetrische Konflikte, das ist dann, wenn man auf Augenhöhe ist.
SPEAKER 1
00:17:16
Also
SPEAKER 2
00:17:18
wenn wir zwei uns jetzt streiten würden über die Podcast- Ausrichtung, dann hätten wir einen symmetrischen Konflikt.
SPEAKER 1
00:17:24
Ja.
SPEAKER 2
00:17:26
Das war vielleicht der, den wir vorhin hatten auf Beziehungsebene. Ich glaube, das war am ehesten symmetrisch, weil ich da ja aus der Rolle gefallen bin und dir meine Rolle in dem Moment auch egal war.
SPEAKER 1
00:17:36
Bei mir ist das halt schon immer so gewesen. Also wir sind jetzt auch noch Freunde, aber wenn ich sauer bin, ist mir das egal.
SPEAKER 2
00:17:42
Wobei sich das auch geändert hat mit der Zeit. Also du bist auch ein bisschen mehr, hast so eine mehr so eine Firmenidentität bekommen. Du nimmst die Hierarchie inzwischen schon auch wahr.
SPEAKER 1
00:17:52
Nee, ich mache das mit Absicht, weil ich sie nicht kaputt machen will.
SPEAKER 2
00:17:56
Dann hast du halt eine Entscheidung getroffen.
SPEAKER 1
00:17:58
Ja, weil wir halt hier einen Job sind. Genau. Und du scheißt halt nicht drauf.
SPEAKER 2
00:18:04
Also ich meine jetzt nicht nur mich, sondern die Hierarchie hat ja ein bisschen aufgebaut. Also die ist ja größer geworden. Also intim bist du einer von der Personen, die die am problemlosesten akzeptiert hat, diese Änderung, dass ich nicht mehr dein Direktor vorgesetzt habe.
SPEAKER 1
00:18:18
Ja. Richtig.
SPEAKER 2
00:18:22
Du kannst mit solchen Veränderungen umgehen.
SPEAKER 1
00:18:24
Ja.
SPEAKER 2
00:18:26
Also was würde uns jetzt passieren? Okay, wir sind jetzt in so einem Konflikt. Ich bin irgendwie von einer Stunde ausgegangen, aber wir machen ja immer eine halbe Stunde Folgen. Wir schauen mal. Vielleicht werden wir neu starten. Wie würden wir jetzt so einen Konflikt
SPEAKER 1
00:18:36
bearbeiten?
SPEAKER 2
00:18:38
Ich habe hier noch stehen, Konflikt entstehen. Aber ich habe keinen Unterpunkt gemacht. Wie entsteht so ein Konflikt? Ich glaube, das haben wir schon besprochen, oder?
SPEAKER 1
00:18:44
Ja, indem man da Sachen zum Beispiel nicht anspricht. Ja, genau. Oder,
SPEAKER 2
00:18:48
dass man eben eine andere Wahrnehmung hat, ein anderes Ziel hat.
SPEAKER 1
00:18:52
Die eigentliche Grundlage ist oft ein Kommunikationsfehler. Sehr oft, oder? Ja, ganz oft. Also da gibt es ja auch diese, ja genau, eben diese, dass man Sachen nicht anspricht, dass man sich Sachen im Kopf, eben mit der Geschichte mit dem Hammer, von, wie heißt der nochmal, der Typ, wo er sich einen Hammer auslösen will, wenn man rübergeht, ne, und dann sich denkt, ah, der gibt mir den Hammer eh nicht, der Penner. Ah, ja, ja, ja. Und dann geht er irgendwann rüber und sagt, den scheiß Hammer kannst du behalten, ich brauche ihn nicht. Ja, richtig. Und so entstehen eigentlich Konflikte. Ja. Das ist ganz gut erklärt, dass man sich, also dieses, entweder dieses Gedankenkarussell, oder halt, dass man einfach Sachen nicht anspricht, ja. Eigentlich voll dumm, weil ich mache das ja auch oft, weil ich halt eigentlich denke, ich verletze halt die anderen, aber eigentlich entsteht so ein Konflikt, wo man selber verletzt ist und die anderen verletzt sind. Ja. Und dass man halt auch nicht einfach mal
SPEAKER 2
00:19:30
nachfragt, wie hast du das jetzt gemeint? Also das war jetzt so, das war jetzt irgendwie nicht so cool für mich. Ja. Können wir da bitte mal drüber reden? Ja. Und ich weiß, also gerade jetzt die Kollegen, die mit jüngeren Kindern arbeiten und das hören, die haben da oft nicht die Zeit für. Da kommt so ein Mikro-Ding und dann wird das abgespeichert, da war so, ach, das hat mich genervt, und dann muss man aber direkt wieder weiter und dann kommt das nächste Ding und das nächste Ding und da hat man irgendeinen Konflikt, wo man gar nicht mehr weiß, wie der eigentlich entstanden ist. Das ist dann mehr so ein diffuses Gefühl und dann findet man den Kollegen halt scheiße, oder die Kollegin, und je mehr dann oben draufkommt, umso schlimmer wird's.
SPEAKER 1
00:20:06
Den hatte ein Kind mit mir jetzt zwei Jahre lang oder drei Jahre lang. Echt? Ja.
SPEAKER 2
00:20:10
Willst du das erzählen? Ja, die hat,
SPEAKER 1
00:20:12
weißt du doch, das Mädel, der ist immer und sagt, hey, hey, kein Bock auf den. Ja. Der hat einen Konflikt mit der Mensa, ich weiß gar nicht mehr, warum, ich hab irgendwas zu ihr gesagt, jetzt vor drei Tagen hat sie gesagt, das passt jetzt wieder, weil wir auch im nächsten Haus sitzen, nächstes Jahr. Ah, okay, ihr habt das ausgesprochen. Genau. Ihr habt das ausgesprochen, okay. Ja, ja, sie hat dann irgendwie, ich hab dann immer gesagt so, hey, wir müssen das jetzt immer mal klären, wir sind nächstes Jahr in einem Haus und so, und ich wusste auch schon gar nicht mehr, was ich zu ihr gesagt hab. Ich glaub, das war so ein Spielchen aus von ihr am Ende, aber jetzt hat sie mir gesagt, dass es jetzt okay ist. Okay, ihr habt gut gemacht.
SPEAKER 2
00:20:40
Sie hat das drei Jahre durchgezogen. Ach, in der ersten war das schon?
SPEAKER 1
00:20:44
Ja, ich weiß nicht mehr. Aber sie wusste es wahrscheinlich auch nicht mehr, aber es war so ein diffuse Spring. Genau, das hat sich so aufgebaut. Jetzt waren wir irgendwie am Spielplatz oder unterwegs und, ja, sie kam dann immer wieder zu mir und hat sich dann auch so ein bisschen mich reingewanzt, sag ich jetzt mal. Und, ähm, dann hat sie irgendwann gemeint, okay, dann passt das jetzt wieder. Ja. Okay, es wäre für sie okay und wir können wieder zusammenarbeiten. Schön. Das hat mich gefreut. Ja. Weil es war schon, ist schon nervig, wenn du so ein Kind hast, weil du weißt, ich hätte keinen Bock auf mich.
SPEAKER 2
00:21:10
Ja, das ist super. Man hat das ja auch immer als Außenstehender gespürt. Ja, genau. Das da auf jeden Fall irgendwie
SPEAKER 1
00:21:16
Ich wüsste nicht mehr mehr, warum. Ja.
SPEAKER 2
00:21:20
Da sind wir nämlich schon bei den ähm, bei den, bei der Bearbeitung von einem Konflikt. Das ist erstens das persönliche Gespräch, was man so tun kann. Es ist so, okay, mich hat ein Verhalten gestört, ich habe da irgendwas wahrgenommen, irgendwie verstehe ich die Person nicht, ich muss mal mit der reden. Das ist aber eine Riesenhürde.
SPEAKER 1
00:21:36
Eine brutale Hürde. Ich meine, da stehen zwei
SPEAKER 2
00:21:38
Wörter, persönliches Gespräch und es hört sich immer so leicht an.
SPEAKER 1
00:21:42
Du bist ja erstmal noch sauer, also ich denke so, ich will dann auch nicht nachgeben, ich will dann auch nicht wieder derjenige, das weißt du, ich meine, das sind die ganzen Sachen, die du überspringen musst, so als Mann vor allen Dingen auch, dieses Gelernte, dieses, also was ich mir so, ich muss das alles überspringen nochmal, dieses, ich gebe jetzt nichts nach, dann haue ich eine rein, wenn es nur mal das musst du jetzt alles überspringen und sagen so, ja, geh jetzt mal hin und frag mal, was überhaupt los ist.
SPEAKER 2
00:22:02
Und halt auch die Agenda, mit der man dann in so ein Gespräch geht, will man da jetzt gewinnen oder bla, man muss...
SPEAKER 1
00:22:08
Bin ich eigentlich schnell?
SPEAKER 2
00:22:10
Ja, und das, da braucht man ein bisschen, da muss man ein bisschen drüber nachdenken, weil am Ende wird ein Konflikt nicht beigelegt, weil jemand gewonnen hat, sondern weil man miteinander gesprochen hat, weil man sich geeinigt hat und weil man miteinander gewachsen ist. Also du hast auch recht
SPEAKER 1
00:22:26
vorhin gegeben mit dem, was so gelöste Konflikte nennen, Auflösen, so ein richtiges Auslösen, so ein richtiges... So eine richtige Euphorie
SPEAKER 2
00:22:32
ist das aus, ja, ich mag das sehr. Ich hatte einen Konflikt wegen einem Satz kurz vor den Sommerserien mit jemandem im Haus, der mich sehr verletzt hat und das hat auch den ganzen Tag in mir gebrodelt und ich musste das noch irgendwie für mich selber, ich hab glaube ich sechs Stunden gebraucht, um das durchzuspielen, aber ich konnte auch nicht nach Hause gehen. Und da habe ich auch dann auf dem Heimweg das Gespräch gesucht, damit das, weil wir uns dann auch länger nicht gesehen haben jetzt, das hätte ich nicht mitnehmen können. Und da bin ich dann auch mit einem guten Gefühl nach Hause gefahren. Das war auch ganz wichtig.
SPEAKER 1
00:23:06
Mann, was sind wir für Schwachmachten, das ist so, wer mitnimmt? Ja, es ist ganz schlimm,
SPEAKER 2
00:23:10
dass wir bei unseren Emotionen sind. Ganz furchtbar, dass wir wissen, was in uns vorgeht. Ja, wenn ich jetzt dieses persönliche Gespräch eben nicht suchen würde und dann bleibt es ja oft nicht bei einer Sache. Dann habe ich diesen einen Konflikt, bin eh schon irgendwie missgestimmt mit der Person und dann kommt die nächste Sache und die nächste Sache.
SPEAKER 1
00:23:28
Weißt du, wie oft ich so Sachen in der letzten Zeit gehört habe von hier aus der Arbeit, von meiner Frau aus der Arbeit, dass die Leute sagen, ich habe gestern Schlafsack gehabt, ich hatte die ganze Nacht Bauchweh gehabt. Also wie krass das eigentlich ist, so kleine Konflikte halt, wo ich einfach voll auf der letzten Zeit gehört habe, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, ich hatte Bauchweh. Wie krass das eigentlich ist, man muss das eigentlich echt immer ansprechen.
SPEAKER 2
00:23:48
Genau, wenn es dann eben nicht mehr geht, dann könnte man sich Moderation
SPEAKER 1
00:23:52
holen.
SPEAKER 2
00:23:54
Dann holt man sich jemanden dazu. Also hier ganz vorne nochmal gesagt, Supervision ist keine Moderation. Also wenn ich mir als pädagogisches Team eine Supervisorin, eine Supervisorin hole, dann hole ich mir die nicht zur Konfliktbearbeitung. Dann brauche ich die eigentlich zur Prozessbegleitung, dann brauche ich die, damit die uns irgendwie einen neuen Weg aufzeigen kann oder weil wir als Team in einem schwierigen Bereich sind. Aber ein funktionierendes Team oder ein Team mit einem großen Konflikt braucht niemanden, der Supervision macht, sondern niemanden, der das moderiert. Und es ist eine eigene Ausbildung sein. Auf jeden Fall brauche ich eine dritte Person, die sich mit den beiden Streithanseln hinsetzt und das mal ausdiskutieren kann. Die dann auch jeden schaut, dass jeder ordentlich zu Wort kommt, dass jeder seine Argumente sagen kann, was ihn verletzt hat, was sie verletzt hat. Die das so ein bisschen einwertet, die nachfragt, hast du zugehört? Hast du das verstanden? Was ist denn bei dir jetzt angekommen? Also diese Sachen, die wir von Rosenberg gelernt haben, wie man denn miteinander
SPEAKER 1
00:24:58
spricht,
SPEAKER 2
00:25:00
die das dann eben in diesem Gespräch auch macht, in diesem Moderationsauftrag, die nochmal zusammenfasst und am Ende auch fragt, ob es jetzt eine Einigung gibt oder wo die hinführen kann. Da ist aber der Konflikt auch schon weiter fortgeschritten. Naja, klar, man muss ja,
SPEAKER 1
00:25:16
da habe ich gerade drüber nachgehört, man muss ja dann auf der Lage sein, da sitzen zu bleiben und nicht den Stuhl durch den Raum zu werfen. Und der nächste
SPEAKER 2
00:25:24
Punkt wäre dann eben eine Schlichtung.
SPEAKER 1
00:25:26
Habt ihr die ganze Zeit noch nie gehabt? Nein. Doch, hatten wir schon,
SPEAKER 2
00:25:32
aber dann, ich bin ja auch, ich versuche ja auch immer schnell dabei zu sein, oder wir als Leitungsteam versuchen ja immer schnell dabei zu sein, dass es gar nicht so weit kommt. Und wir haben zum Glück auch eine Teamkultur gefunden, in der man auch miteinander streiten und diskutieren kann.
SPEAKER 1
00:25:46
Das finde ich echt cool, ja, das ist dann auch wieder, auch wenn man mal irgendwie so ein bisschen aus einem rausbricht, das wird einem das nicht nachgehen. Da wird vielleicht ein Witzchen gemacht am nächsten Tag noch, aber, oder auch in der Woche. Aber das wird dann nicht irgendwie übel genommen und nachgetragen. Also keiner ist so mega empfindlich.
SPEAKER 2
00:26:02
Weil man eben auch, also wir kommen halt immer wieder auf diesen Faktor Zeit zurück, auf diese wichtige Ressource, weil wir die auch haben, diese Zeitressource, dass wir auch dann auch mal sprechen können.
SPEAKER 1
00:26:10
Ach so, das geht dazu und so werden die nicht so viel Zeit haben.
SPEAKER 2
00:26:12
Die in Kindergärten arbeiten, die einfach keine Zeit haben für sowas. Und das ist halt ganz schlimm, dass halt die Zeiten immer mehr zusammengestrichen werden, weil wir arbeiten ja nun mal mit unseren Emotionen, mit unserer Persönlichkeit, wir arbeiten nur mit Menschen, arbeiten ganz viel aus uns, aus unserem Bauch heraus und wenn wir dann eben keine Zeit bekommen, mit dem Menschen, mit dem wir sprechen, mal unser Verhalten zu besprechen, dann kann das nur zu einer weniger guten Arbeit führen, weil sie konfliktbehaftet ist.
SPEAKER 1
00:26:42
Gott, das war jetzt ein langes Satz. Ja, aber das war doch gut.
SPEAKER 2
00:26:46
Nein, nein, das war für mich, ich habe selber schon gemerkt, wie ich die Farben verliere. Ja, dann gibt es eben noch die Schlichtung, da bin ich jetzt aber, da werden halt dann Vorschläge gemacht von der Moderation, okay, was kann man jetzt machen und wenn der Konflikt schon weiter fortgeschritten ist, wenn die erste Moderation nichts gebracht hat, dann muss ich aber sagen, jetzt ist meine Vorbereitung jetzt auch gar nicht gut.
SPEAKER 1
00:27:04
Ja, schlicht und erst so, so weit weg von dem, was ich kenne.
SPEAKER 2
00:27:08
Ja, und dann ist eben der letzte Punkt,
SPEAKER 1
00:27:10
wäre die Trennung. Ich glaube, das ist ja bei mir schon vor der Schlichtung, wenn ich irgendwo unzufrieden, also ich arbeite in einem Job, wo ich jetzt nicht lang suchen muss.
SPEAKER 2
00:27:18
Ja, aber das, also jetzt bei uns im Haus, dass man einfach sagt, okay, verschiedene Lernhäuser.
SPEAKER 1
00:27:22
Ja, aber so prinzipiell, wenn ich jetzt nach Hause gehen würde und mich schlecht fühlen würde, das würde im längeren Zeitraum gehen und ich merke, das löst sich jetzt nicht.
SPEAKER 2
00:27:30
Das ist wahrscheinlich auch, was ich hier geschrieben habe, also außer das persönliche Gespräch, was als Anfang schon mal ganz gut wäre, aber das ist auch jetzt mehr so ein Kreislauf oder irgendwas, wo ich hin und her sprechen kann zwischen den Punkten. Ich kann auch sagen, okay, ich merke das komplett, aber nach der Moderation, dann kannst du nach der Moderation entweder das persönliche Gespräch noch geben oder direkt die Trennung. Also, weil wir hier im Haus so groß sind, das ist eine eigene Firmenstruktur, da hast du halt andere Möglichkeiten, auch so einen Konflikt beizulegen. Weil es gibt dann nämlich die Konflikttreppe in der Friedrichsglasl, wo man sagt, okay, wie denn so ein Konflikt ist, wird mir erst eine halbe Stunde, es tut mir leid aber es wird mir gerne geschehen, weil die wird uns, ich weiß, ihr habt sie in der Ausbildung nicht durchgenommen, die Konflikttreppe, aber es ist ...
SPEAKER 1
00:28:20
Also, Konflikte waren ein ganzes Thema.
SPEAKER 2
00:28:22
Genau, aber die Konflikttreppe, da geht es ja um den Teamkonflikt oder um den interpersonellen Konflikt bei Erwachsenen, das war ein Riesenpunkt bei uns in der Leitungsausbildung.
SPEAKER 1
00:28:30
Bei beiden haben wir es doch durchgenommen und ich war nicht da. Konflikte waren schon mehr so Sachen,
SPEAKER 2
00:28:36
die man ausregeln musste. Genau, die hat drei Ebenen, Situation, die Loose-Win und die Loose-Lose. Habt ihr gemacht. Und ich versuche halt immer, dass wir im Team auf der Win-Win-Ebene bleiben können. Und da, die ist halt ...
SPEAKER 1
00:28:50
Aber Win-Lose heißt immer, dass einer verliert, das ist doch kein entscheidender Konflikt.
SPEAKER 2
00:28:54
Nee, da sind wir auch schon bei was anderem, glaube ich. Aber das ist, wie gesagt,
SPEAKER 1
00:28:58
ich habe das Buch dazu nicht gelesen. Wahrscheinlich ist es dann, diese Situation gibt es, aber die Win-Win ist eigentlich das, was man erreicht.
SPEAKER 2
00:29:04
Genau, und deswegen wollte ich jetzt einmal sagen, woran man die erkennt, also dass man in dieser ersten Ebene überhaupt schon drin ist. Und zwar durch die Verhärtung, also erste Spannungen und Meinungsverschiedenheiten treten auf. Also auf der sind wir eigentlich den ganzen Tag. Wir sind eigentlich immer so in Konfliktebene eins. Das ist jetzt nichts, wo wir jemals rauskommen. Weil erste Spannungen haben wir eigentlich ständig und das sind Meinungsverschiedenheiten auch,
SPEAKER 1
00:29:30
weil es ist ein Riesenteam und ... Es geht ja schon los mit, ich mache jetzt das und das,
SPEAKER 2
00:29:34
ich hätte aber keinen Bock, alles zu fragen. Es kann schon sein,
SPEAKER 1
00:29:38
dass man sich nicht
SPEAKER 2
00:29:40
an Absprachen hält oder dass jemand fünf Minuten zu spät zu einer Absprache kommt und sowas. Da haben wir schon die ersten Verhärtungen. So, dann der zweite Schritt wäre dann Debatte und Polemik. Die Parteien versuchen, den anderen durch Argumente zu überzeugen.
SPEAKER 1
00:29:56
Ja.
SPEAKER 2
00:29:58
Es ist ja auch ganz oft, dass man halt dann so hin und her spricht und es ist eigentlich noch ein schöner Teil. Das ist jetzt nichts, was mich irgendwie stören würde. Ich mag das. Ich debattiere gerne über Punkte.
SPEAKER 1
00:30:10
Ich bin natürlich aggressiv.
SPEAKER 2
00:30:12
Ja, aber ich habe da viel Freude dran. Und dann kommen wir nämlich ... Der dritte Schritt wäre dann Taten statt Worte. Handlungen ersetzen die Kommunikation und es kommt zu den ersten Konfrontationen.
SPEAKER 1
00:30:22
Also, dass man einfach
SPEAKER 2
00:30:24
anfängt, irgendwelches Zeug zu machen, was den anderen stört. Also, wenn ich jetzt ... Deine Aufgabe ist es, irgendwelches ... Du hast eine spezielle Aufgabe und ich mag nicht die Art und Weise, wie du sie machst. Und dann mache es ich immer schon für dich,
SPEAKER 1
00:30:40
bevor du es machen kannst. Ich habe ein gutes Beispiel. Wir waren mal im Grabnetz. Im Park, ja. Und ... Dann wollte ich länger bleiben als eine Kollegin. Und dann hat sie gesagt, nee, wir haben das schon ausgemacht. Dann bin ich einfach rumgegangen und habe alle überzeugt.
SPEAKER 2
00:30:56
Ja, und das ist aber noch Ebene 1. Also, da kommt man noch mit einem Win-Win raus.
SPEAKER 1
00:31:00
Aber das ist schon eine
SPEAKER 2
00:31:02
relativ harte Eskalationsstufe. Ja, das war auch ein bisschen gemein.
SPEAKER 1
00:31:06
Aber das war auch noch lange her. Ja, weil dann kommen wir
SPEAKER 2
00:31:10
nicht auf die Ebene 2 und dann sagt halt Glasl, das ist einer verliert, einer gewinnt. Also, da geht es dann darum, um die Sorge um Image und Koalitionen. Parteien suchen und Unterstützung und Bilden von Allianzen. Aber geht das nicht auch so,
SPEAKER 1
00:31:22
zumindest hier in der Arbeit, dass wenn du so konfliktlich gewinnst, was mir schon durchaus passiert, weil ich ein ausgefuchster Hund bin, und einfach bei sowas irgendwie schnell bin, dass es mir dann total leid ist hinterher, wenn ich darüber nachdenke. Auch wenn ich Leute eigentlich nicht von ihrer Art zu arbeiten nicht so mag, dann bin ich doch immer noch so ein Menschenvollen. Ich will eigentlich mit jedem gut auskommen. Und dann tut es mir so leid, wenn der andere den Konflikt verloren hat, und dann versuche ich das irgendwann wieder gut zu machen. Ich merke dann oft, eigentlich hat er es schon verdient.
SPEAKER 2
00:31:52
Aber das ist dann, wenn man rumgeht, und das haben wir auch schon im Team gehabt, dass man versucht, so ein Team um sich zu scharen.
SPEAKER 1
00:32:00
So ein Konflikt-Team, die einen da unterstützt. Aber das ist auch oft, ich mache das ja auch, so für sich auch, glaube ich, dass man das für sich erstmal gibt. Ich mache das oft auch, Feedback holen, ich treibe das dann nicht weiter.
SPEAKER 2
00:32:18
Aber ich finde jetzt Feedback holen ist okay, das mache ich auch.
SPEAKER 1
00:32:22
Wenn ich irgendwie genervt bin oder gestresst bin, und ich die Situation
SPEAKER 2
00:32:26
nicht einschätzen kann, dann muss ich die mit jemandem feedbacken. Aber das heißt jetzt noch nicht, dass ich mir ein Team zusammenstelle oder eine Mannschaft, mit der ich dann in den Konflikt weiterziehen kann.
SPEAKER 1
00:32:38
Ja, aber das kannst du ja auch schon. Und dann sind wir nämlich auch schon
SPEAKER 2
00:32:42
beim Gesichtsverlust, Angriff auf die persönliche Integrität des Gegners.
SPEAKER 1
00:32:48
Da gibt es ja Leute, da frage ich mich manchmal, sag ich das aus.
SPEAKER 2
00:32:54
Ne, das lassen wir mal lieber raus. Aber das wäre jetzt, wenn ich jetzt anfangen würde, zu sagen, der macht seine Arbeit nicht gut, aber schau mal, wie er mit den Kindern ist. Also wenn dieses wirklich hinterm Rücken kratzen und losgeht. Also dieses wirklich fies zu jemandem sein und versuchen, ihn auf Atominem anzugreifen.
SPEAKER 1
00:33:10
Aber da ist auch jeder anders. Manchmal sagt man zu Leuten Sachen, wo ich mir einbruche.
SPEAKER 2
00:33:18
Die Person ist gar nicht verletzt. Wieder auf der Win-Win-Seite.
SPEAKER 1
00:33:22
Jeder hat ein anderes Ding, was einen eigentlich so die Ding nimmt. Das habe ich festgestellt. Es gibt Sachen, die ich schon gesagt habe und noch gehört habe, wo ich bedenke, ich würde danach nicht mehr in die Arbeit gehen, wenn das jemand zu mir sagen würde. Jeder Mensch ist irgendwie anders.
SPEAKER 2
00:33:38
Und dann ist eben hier, das Glasgow beschreibt Drohstrategien. Dann fängt man an, es werden Drohungen ausgesprochen, um den Gegner zu kontrollieren. Das ist der Punkt, wo es wirklich ...
SPEAKER 1
00:33:50
Da sind wir auch echt schon ganz tief drin.
SPEAKER 2
00:33:54
Wobei, was ist denn schon eine Drohung? Deswegen sage ich es, weil es ist halt wieder von Person zu Person unterschiedlich, was man als Drohung aufnimmt. Wenn ich drohe, ist es ganz klar, dienstrechtliche Konsequenzen, Leute müssen gehen. Da sind wir schon bei mir. Also lose win. Ich bin ja öfter in dieser Situation, wo ich tatsächlich möchte, dass Teile des Teams oder das ganze Team eine Haltung, einen Standpunkt aufgibt und etwas verliert.
SPEAKER 1
00:34:28
Ja, aber es ist ja dein Job.
SPEAKER 2
00:34:30
Genau, aber mein Job ist es halt dann ... Und dann arbeite ich auch manchmal mit Drohungen. Habe ich auch schon gemacht. Es zieht auch manchmal auf, wenn ich anfange, schriftliche Dienstanweisungen zu machen. Also wenn ich wieder so einen totalen Flipper habe, dann ist klar, okay, das ist jetzt kein Spaß mehr, jetzt droh da rum.
SPEAKER 1
00:34:48
Jetzt droh da rum, das passt.
SPEAKER 2
00:34:50
Jetzt machen wir vielleicht mal doch lieber, was er sagt. Zumindest mal für die nächsten sechs Monate,
SPEAKER 1
00:34:54
dann hat er sich wieder beruhigt. Jetzt hast du sehr gut geschaut. Ja, ich war sehr viel länger
SPEAKER 2
00:35:00
auf eurer Ecke hinten vom Team, als ich auf der Leitungsebene bin. Ich weiß ja, wie das ist. Und dann gibt es eben noch die Ebene drei, lose, lose. Und das habe ich bis heute selber nicht verstanden, weil das so weit weg ist von mir als Person. Beziehungen? Ne, also begrenzte Vernichtungsschläge. Ziel ist es, dem Gegner ernsthaften Schaden zuzufügen.
SPEAKER 1
00:35:20
Ja, aber das ist doch auch so ein Beziehungsstreit. Wenn du deine Freude verlierst, weißt du,
SPEAKER 2
00:35:24
du hattest recht. Also immer, wenn ich das lese, komme ich auf ein Kramer gegen Kramer. Oder der Rosenkrieg. Erinnerst du dich an die beiden Filme? Sie sind jetzt uralt, aber wenn ihr wissen wollt, was die Losebene ist, dann schaut euch den Rosenkrieg an. Die versuchen ja wirklich, sich gegenseitig umzubringen. Genau, Zersplitterung, Zerstörung des Gegners wird angestrebt, auch wenn dies eigene Verluste bedeutet. Ich finde, er hat Glasel auch...
SPEAKER 1
00:35:48
Aber ich finde, da hat Glasel auch so eine
SPEAKER 2
00:35:50
militaristische Sprache für gefunden. Das hört sich schon sehr drastisch an. Aber das ist ja ja generell... Ich weiß es nicht. Vielleicht musste ich das Buch mal dazu lesen. Das habe ich nicht geschafft. Und gemeinsam in den Abgrund. Beide Parteien akzeptieren die totale Konfrontation, die zur gegenseitigen Vernichtung führt.
SPEAKER 1
00:36:06
Ich finde aber lose, lose schon, wenn man sich abends mit so einer Kleinigkeit daheim streitet und das dann nicht noch klärt und dann beide mit einem Streit ins Bett gehen. Das ist für mich schon lose, lose. Weil ich mich schlecht fühle, weil ich unsinnig war und ich nicht über meinen Schatten springen konnte. Okay, sorry, das war mir jetzt ein bisschen überrät.
SPEAKER 2
00:36:22
Das ist für mich schon lose, lose. Aber ich denke schon, diese Ebene 3, da reden wir über sehr massive Konflikte in tiefgehenden Beziehungen oder vielleicht sogar zwischen Ländern, weil das ist jetzt kein...
SPEAKER 1
00:36:34
Gut, lose, lose, da haben wir alle verloren.
SPEAKER 2
00:36:36
Genau, deswegen ist die Sprache auch gar nicht so falsch gewählt, weil dieses lose, lose Ding, das erinnert mich schon an Krieg.
SPEAKER 1
00:36:44
Das sieht man ja am Ukraine-Krieg, da haben nicht nur die Russen die Ukrainer verloren, sondern die ganze Welt eigentlich, weil die da irgendwie unterleitet sind. Also die natürlich ein bisschen, ja.
SPEAKER 2
00:36:52
Und deswegen glaube ich nicht, dass Glasel das halt jetzt speziell für Beziehungsdinger geschrieben hat oder für Arbeitssachen. Wie gesagt, ich werde dieses Buch irgendwann lesen und dann auch wissen, auf was er sich bezieht
SPEAKER 1
00:37:02
in dieser lose, lose Ebene. Machen wir noch eine Folge.
SPEAKER 2
00:37:06
So, jetzt haben wir 37 Minuten. Wollen wir noch über den gesamtgesellschaftlichen Konflikt sprechen, der uns ja hier auch immer betrifft in der Arbeit, weil ich finde, das ist ein Spannungsfeld, das wir ruhig noch mit reinnehmen können.
SPEAKER 1
00:37:16
Aber das ist ja doch ein mildes Thema.
SPEAKER 2
00:37:18
Ja, aber ich finde, dann machen wir zum Auftakt eine längere Folge.
SPEAKER 1
00:37:20
Ich mache sowas immer gerne. Ein bisschen über die Gesellschaft ansofieren.
SPEAKER 2
00:37:24
Weil wir merken ja schon, und das merken wir auch an der Arbeit, dass wir in einem gesellschaftlichen Konflikt sind, was man schön festmachen kann, an dem Begriff Vogue.
SPEAKER 1
00:37:34
Jetzt hast du aber herausgehauen. Ja, aber du, ich werte das ja ganz anders ein,
SPEAKER 2
00:37:40
weil für mich der Begriff ja schon, habe ich das Gefühl, länger existiert als für andere unserer Kolleginnen.
SPEAKER 1
00:37:48
Ja, es gab ja nicht keinen Begriff.
SPEAKER 2
00:37:50
Man hat sich halt weiterentwickelt. Also Vogue gab es ja schon. Also Vogue kommt aus der ersten Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen aus den Zwanzigern und bedeutet achtsam sein, erweckt sein, dass man Opfern gegenüberachtet, dass man weiß, dass man versucht, diesen Perspektivwechsel zu machen. So war Vogue gemeint. Und dann haben die Republikaner das angefangen, so wie an Covid, als Kampfbegriff aufzubauen.
SPEAKER 1
00:38:12
Wie vorher, hier hat Gutmensch auch einen Kampfbegriff.
SPEAKER 2
00:38:14
Genau, also das ist eigentlich das Gleiche.
SPEAKER 1
00:38:16
Für mich war das jetzt keine Beschimpfung, als Gutmensch betitelt zu werden.
SPEAKER 2
00:38:20
Also Vogue und Gutmensch ist eigentlich deckungsgleich. So vom Verhalten her.
SPEAKER 1
00:38:24
Aber wie böse muss man sein, sowas als was Negatives zu sehen?
SPEAKER 2
00:38:28
Genau das ist es ja. Wie böse muss man sein? Das ist das, was unsere Arbeit reinträgt.
SPEAKER 1
00:38:34
Weil wir haben ja,
SPEAKER 2
00:38:36
also wir versuchen ja, junge Menschen nach unserem Wertebild zu erziehen. Nach deinem und nach meinem. Das Problem ist, nicht das Problem ist, sondern unser Wertebild ist ja so weit links, das ist ja im ständigen Spannungsfeld.
SPEAKER 1
00:38:52
Ja, aber eigentlich ist es nicht links, eigentlich ist es doch normal.
SPEAKER 2
00:38:56
Also unser Beides ist schon sehr links. Dass wir nicht einmal am Tag das kommunistische Manifest verziehen, ist alles.
SPEAKER 1
00:39:02
Aber das hat auch damit zu tun, dass die Gesellschaft sich so nach rechts entwickelt hat, dass wir jetzt links sind mit dem normalen Denken.
SPEAKER 2
00:39:08
Das Schlimme ist ja, die Gesellschaft hat sich ja meiner Meinung nach nicht nach rechts entwickelt, sondern wurde über ein paar Laute, die Klicks generiert haben im Internet, dann haben die Boulevardpress gemerkt, oh da geht sich was, wir können diese Punkte übernehmen, weil das Aufreger sind, die sorgen für Klicks. Auf den Weg ging das eher. Also ich habe nicht das Gefühl, dass wir da wirklich einen gesellschaftlichen Konflikt geschürt haben, oder sich entwickelt hat, sondern dass da einer konstruiert wurde.
SPEAKER 1
00:39:42
Ich verstehe nicht, wie man da ging. Ich meine, wir sitzen hier bei 40 Grad, alle rechts und alle rechts. Das sind doch ganz normale Sachen, dass alle sich hier zu Hause fühlen. Ich war gestern beim Ausflug, da war nicht ein deutsches Kind dabei.
SPEAKER 2
00:39:56
Aber das kommt ja auch so durch dieses False Balance Ding. Und dass sich dann wieder jemand in eine Talkshow setzen darf, irgendeine gequälte Scheiße spricht und Lügen erzählt. Irgendwas, was einfach null stimmt und das aber nicht eingewertet wird. Ich hatte zuletzt einen Ausschnitt gesehen, ich weiß gar nicht, ob es beim Lanz war oder bei der Inna, also scheißegal, aber ich schaue sie alle nicht. Und da war eine sehr kluge Frau gesessen, die dann erklärt hat, in der Show, was False Balance ist. Und die dann gesagt hat, wir sitzen jetzt hier mit vier Leuten und wir haben hier jemanden, der sehr gute, wissenschaftlich fundierte Argumente bringt und sie sitzen da und erzählen die Unwahrheit und es wird null eingewertet. Und der Zuschauer zu Hause ist jetzt der Meinung, dass hier auf einem gleichberechtigten Level diskutiert wurde über Fakten. Ja, weil die Talkshows halt so gemacht sind,
SPEAKER 1
00:40:50
dass sie immer einen AfDler einladen weil es halt Klicks bringt.
SPEAKER 2
00:40:54
Ja, genau das ist, was ich meine. Und auch auf Social Media.
SPEAKER 1
00:40:58
Ja, sachliche Diskussion interessiert keinen mehr, das ist ja viel zu schnell.
SPEAKER 2
00:41:02
Genau, das ist eben so ein Social Media Ding auch, das das befeuert hat. Und wenn du dann als Privatperson mit einer kontroversen Meinung oder mit kontroversen Aussagen einen solchen Impact bekommst, eine solche Reichweite bekommst, dass du gesellschaftliche Relevanz
SPEAKER 1
00:41:18
erreichst, ist es meiner Meinung nach falsch. Weil ich finde,
SPEAKER 2
00:41:24
keine Einzelperson sollte so einen Diskurs bestimmen können, wie ich auch sage, dass niemand so reich sein sollte, dass er die politische Richtung eines Landes bestimmen kann.
SPEAKER 1
00:41:34
Ja, das ist aber, eigentlich kann man dabei hier auch viel machen, zum Beispiel. Aber hier kommen halt auch noch viele andere Sachen zusammen, weil halt hier einfach, ja, oder generell bei Schulen, weil halt einfach Kinder aus allen möglichen Schichten, aus allen möglichen Ländern, mit allen möglichen
SPEAKER 2
00:41:50
Fragen. Danke, jetzt hast du uns mal zurückgebracht, weil da wollte ich ja drauf hinaus, ja?
SPEAKER 1
00:41:54
Eigentlich, dass man, und da kann man schon, wir haben zum Beispiel gestern über Hausfarben geredet, weil halt, weißt du, da waren wir, also in jedem Chattierungen haben wir darüber geredet, dass und das ist halt, ja, da habe ich halt gemerkt, das sind so Themen, die werden mit denen gar nicht besprochen irgendwie, das ist denen irgendwie, das muss aber auch heutzutage besprochen werden, dass es wichtig ist,
SPEAKER 2
00:42:16
dass man dafür ja will und so.
SPEAKER 1
00:42:18
Und ich höre ja auch oft schwulenfeindliche Sprüche von Zweitklässlern und Drittklässlern.
SPEAKER 2
00:42:22
Und auch, dass den unseren kaukasischen Kindern klar ist, dass sie privilegiert sind.
SPEAKER 1
00:42:30
Was sind kaukasische Kinder? Weiße Kinder.
SPEAKER 2
00:42:32
Also, dass den weißen, mitteleuropäischen Kindern klar ist, dass sie privilegiert sind. Ich fand es irgendwie früher
SPEAKER 1
00:42:38
mal schade, wenn man denen sagen muss, dass es einen Unterschied gibt, aber jetzt muss man denen irgendwie sagen, weil sonst die privilegierten Kinder, also, meine Frau, kommt ja auch, der hat es erst ganz spät gemerkt, dass sie gar nicht so ausschaut wie die anderen. Aber ich bin fürchtebar, man muss es ihnen sagen, sonst ist es irgendwann zu spät und dann sagen sie, warum?
SPEAKER 2
00:42:56
Es gibt doch keinen russischen Spruch hier. Ich finde, du kannst halt niemanden, du kannst kein Unterstützer sein, kein Ally, wie es im Netz so schön heißt, wenn du nicht weißt, dass du privilegierter bist. Deswegen muss man leider
SPEAKER 1
00:43:08
mittlerweile so Erwachsenenprobleme auch in die Kinderwelt rein, damit die sich nicht auseinandersetzen.
SPEAKER 2
00:43:12
Sie kommen ja, und das ist der Kreis, den ich machen wollte, sie kommen ja automatisch in die Kinder, weil wir Erwachsenen, wir sehen das, wir kriegen das mit, wir lesen die Zeitung, wir kriegen das in den Talkshows mit und das setzt ja auch fast in unserem Kopf fest. Also, gerade wenn ich jetzt nicht mich auf sechs verschiedenen Quellen bediene und noch Literatur hinterher lese und mir irgendwelche Daten zu irgendwelchen Aussagen anschaue und alles selber fact-checke und auf den Wahrheitsgehalt überprüfe,
SPEAKER 1
00:43:44
habe ich die Aussage aus dieser Talkshow.
SPEAKER 2
00:43:46
Und die haben ja Einschaltquoten.
SPEAKER 1
00:43:48
Und das ist jetzt bei den Kindern eben genauso, das ist wie mit dem Gender, mit dem rot-rosa-blau, dass man sagt, ja, wenn man nichts macht, dann kriegen die es ja trotzdem. Gesprächsfetzen im Fernsehen, irgendwo ein dummer Spruch in der U-Bahn, die kriegen das ja alles, die sind ja nicht doof.
SPEAKER 2
00:44:02
Und das geht uns Erwachsenen ja auch so. Wir kriegen das ja auch mit und das löst etwas aus und wir tragen das in die Arbeit und wir bringen das mit in unsere Erziehungsarbeit rein.
SPEAKER 1
00:44:10
Deswegen ist das wichtig, dass wir das immer wieder hier auch ... ich habe gestern auch mal darüber Gedanken gemacht tatsächlich, dass es jetzt gut wäre, mit den Kindern wieder über sowas zu reden, aber ja, muss man, weil die kriegen das überall mit, diese mediale Ausdenken von den AfD-Leuten und so. Aber da kriegst du aber auch
SPEAKER 2
00:44:24
hier in der Arbeit einen Konflikt, weil es hier auch KollegInnen gibt, die dir sagen, das müssen die Kinder gar nicht wissen, lass das mal von den Kindern weg, lass sie doch mal Kind sein.
SPEAKER 1
00:44:32
Genau, da habe ich gerade dran gedacht, aber trotzdem kriegen es die Kinder, das geht mit dem auch ja, weil die kriegen das so oder so mit. Wenn du immer schwarze Sachen siehst, werden die Mädchen trotzdem mit. Ja, da habe ich den besten Beispiel
SPEAKER 2
00:44:42
im Freundeskreis. Ja, genau, uns wurden gerade wild Zeichen gegeben.
SPEAKER 1
00:44:54
Aber genau, das ist eigentlich so der Grund, warum man das schon immer wieder mal ansprechen kann und auch ansprechen sollte und ich habe dann auch noch weiter gedacht, was ist, wenn morgen jetzt Eltern kommen und sagen, ich habe meine Kinder nicht mehr, schmarrn rein, dann kann ich das immer noch mal damit, ich meine, wir leben in einer Zeit, in der einfach alles gesagt werden kann und auch alles gesagt wird und wir jetzt entscheiden, wie es in 20, 30 Jahren hier aussieht. Richtig. Da würde ich stehen, ich würde sagen, Gott sei Dank habe ich einen Chefstil, der es genauso sieht, da würde ich sogar bis zur Kündigung gehen. Es muss auch mal seine Werte irgendwo vertreten, auch im Alltag und auch gerade jetzt in dieser Zeit.
SPEAKER 2
00:45:32
Und die Werte, die wir jetzt hier gerade angesprochen haben, also dieses Offene und dass alle willkommen sind, das sieht ja 70 Prozent der Bevölkerung so. Also ja klar, wir haben 30 Prozent, die auf einer radikalen rechten Meinung leben.
SPEAKER 1
00:45:52
Ich hoffe, da hat keiner den Podcast davon.
SPEAKER 2
00:45:54
Selbst wenn, dann hör ihn gerne und hör zu und vielleicht gibt es eine Denkanregung. Aber die 30 Prozent hast du halt immer. Nur dass aktuell eben da ein Sammelbecken entstanden ist von Leuten, die verschiedene extreme Meinungen haben. Also Menschen, die gegen Migration sind, Menschen, die gegen Klimawandel sind, Menschen, die sagen, es gibt keinen Klimawandel, kein Menschengemachten und so weiter und die finden sich jetzt halt alle in einem Sammelbecken, weil es eine Partei gibt, die sagt, die genau diese Standpunkte, diese extremen Standpunkte, diese Wahrheitsleugnung nenne ich sie mal, alles vereint. Und dadurch gibt es halt ein Becken, wo alle hinkönnen.
SPEAKER 1
00:46:36
Ja, aber die 30 Prozent können gleich mal noch einen anderen mitziehen mit so einem Möchtegern-Argument und so. Ja, aber so kamen ja
SPEAKER 2
00:46:42
diese 30 Prozent zustande.
SPEAKER 1
00:46:44
Vielleicht werden es dann sogar mehr. Hoffentlich nicht. Aber du musst halt aufpassen. Wenn man das nicht macht, dann wird das so ausgetreten irgendwann. Ich meine, jetzt werden Sachen gesagt, die waren vor 10 Jahren undenkbar, da wirst du durchs Dorf geprügelt worden. Und jetzt werden sie gesagt und jetzt ist das normal und jetzt, früher waren es vielleicht 20 Prozent, jetzt sagen ein Prozent vielleicht, ja stimmt, ich hab eigentlich auch keinen Job, mir geht's eigentlich auch nicht so gut, vor allem haben die gar nichts vor. Oh, jetzt sind ja so viele, die das sagen. Dann soll ich das doch einfach auch oder will die auch mal. Das kann halt ganz schnell passieren. Dadurch, dass das so normal wird, dass das einfach überall gesagt werden kann.
SPEAKER 2
00:47:14
Und das ist dann vielleicht unsere Aufgabe, auch hier im Job zu sagen, ey, das kannst du so nicht sagen, das ist voll nicht in Ordnung. Und dass wir auch
SPEAKER 1
00:47:20
jede Sache, jede Kleinigkeit, diese Richtung Rassismus sofort... Und wir haben alle
SPEAKER 2
00:47:24
einen Riesenrucksack mit Vorurteilen dabei.
SPEAKER 1
00:47:26
Ja, ich bin, also ich merke das immer wieder, was ich für sexistische und rassistische Denken, also im Kopf hab, so Rassistische wieder, ich würd's niemals sagen, aber ich denk mir das voll oft. Ich kann nichts dafür, ich kann das auch nicht abschalten.
SPEAKER 2
00:47:38
Ja, und dann raritiert man das für sich, dann passt das, aber wenn jemand sowas sagt, dass man das auch nicht einfach stehen lässt. Man sagt, ey, das war jetzt gerade ganz schön sexistisch, rassistisch, ableistisch
SPEAKER 1
00:47:46
oder was auch immer. Achso, jetzt hat jemand das früher einfach gesagt. Oder altruistisch, ja. Ich bin kein Rassist. Mir ist das egal, wie jemand aussieht. Und trotzdem hab ich mir ständig solche Witze gemacht früher, weil ich gar nicht drüber nachgedacht hab.
SPEAKER 2
00:47:58
Also du bist kein Rassist, weil du niemanden für seine Herkunft oder seine Hautfarbe oder seine religiöse Ansicht oder was auch immer ähm
SPEAKER 1
00:48:06
niedermachst. Und trotzdem hab ich mir schon Witze darüber gemacht und eigentlich fäng ich's da schon an. Ironisch meint, auch wenn ich das immer sage, Meta-Ebene. Ja. Das ist eigentlich, muss man sich echt abgewöhnen, aber ich bin ja dabei. Ja.
SPEAKER 2
00:48:16
Und es ist auch ein lebenslanger Prozess, wenn man nicht rauskommt. Und es ist eben ein Konflikt, den ich schon immer wieder auch in der Arbeit merke,
SPEAKER 1
00:48:24
dass eben ganz
SPEAKER 2
00:48:26
verschiedene Denkweisen zusammenkommen und dass hier drin aber tatsächlich nur zählen darf, was der Arbeitgeber möchte.
SPEAKER 1
00:48:34
Und Ich find's sehr gut, dass die Stadt München eigentlich da so bunt ist und
SPEAKER 2
00:48:40
ich mein, sei ... Aber ist auch propagiert und wirklich
SPEAKER 1
00:48:42
die Fahne, also die Eltern, die Fahne grad. Genau. Sind grad natürlich auch Rude, aber trotzdem macht die Stadt München da schon ... Schon sehr, sehr lange. Sehr gut. Also man sieht es echt, also ziemlich offene Stadt. Ja. Oder zumindest von der Stadt, von der Verwaltung aus. Dann würde ich sagen,
SPEAKER 2
00:48:58
nehmen wir das als Schlusswort. Ja. Arbeitgeberin gelobt. Reicht ja auch wieder für den Rest
SPEAKER 1
00:49:02
des Jahres. Dann,
SPEAKER 2
00:49:04
ihr wisst, wo ihr uns erreichen könnt. Wir hören uns ganz bald wieder. Schön, dass ihr wieder da seid. Wir sind bei über 500 AbonnentInnen
SPEAKER 1
00:49:10
jetzt. Hab ich gesagt, wie der Spielplatz hier heißt und die Stadt. Ja. Jetzt kann man uns ...
SPEAKER 2
00:49:14
Ist ja nicht so, als hätten wir nicht auch schon die Straße gesagt, in der wir arbeiten. Also ihr wisst, wo ihr uns finden könnt. Nicht der hit.com. Nein, falsch. Oh mein Gott, ich war beim alten Podcast. PeterGuggeschissen-thead.de Wie immer ungeschnitten, live on tape. Viel Spaß. Schön, dass ihr uns hört. Wenn ihr die alten Folgen nicht gehört habt, hört rein. Schreibt uns Feedback.
SPEAKER 1
00:49:34
Gebt auf
SPEAKER 2
00:49:36
Instagram. Ich freue mich, wenn ich euch lese. Bis dahin. Servus, baba.
SPEAKER 1
00:49:40
Ciao, ciao.