Das pädagogische Duett

Katja, Selina, Leoni und MArkus

Warum Erzieher*in sein glücklich macht.

und Abschweifen

02.03.2025 49 min Katja, Markus

Zusammenfassung & Show Notes

Wir haben uns zusammengestzt und wollten uns datüber austauschen was uns an unserem Beruf glücklich macht. Haben wir auch und dazu noch so viel mehr. 

Viel Spaß mit der Folge 

Transkript

SPEAKER_01
00:00:04
Herzlich Willkommen zum pädagogischen Nerd. Mein Name ist Markus. Mit mir hier ist Katja. Hallo. Wir haben uns heute überlegt, darüber zu sprechen, nachdem wir eigentlich immer miese Petri sind. Nein, nicht immer miese Petri. Aber sehr oft. Aber sehr oft und mit ganz viel Negativität konfrontiert sind. Und weil ja die Menschen auch dazu gemacht sind, das Negative eher wahrzunehmen, haben wir gesagt, wir machen heute mal eine Folge über die schönen Dinge in unserem Beruf. Und ich habe mir gedacht, wir steigen damit ein, uns zu überlegen, warum machen wir das jetzt eigentlich? Warum habe ich mich mit 16 dafür entschieden, heute bin ich 42, also vor 26 Jahren, Erzieher zu werden irgendwann? Aber du darfst anfangen, weil bei dir ist die Erinnerung noch viel frischer. Weil dich habe ich ja vor einem Jahr erst in den Beruf reininfluenzt.
SPEAKER_00
00:00:56
Ja, dazu muss man vielleicht den geschätzten Hörern mal kurz mitteilen. Ich bin jetzt nicht mehr ganz so jung. Ich bin schon knapp über die 27.
SPEAKER_01
00:01:06
Du bist ganz knapp.
SPEAKER_00
00:01:08
Plus. Nochmal. Also ich bin ein Quereinsteiger sozusagen. Habe eine lange Bio hinter mir, verschiedene Leben gelebt und war eigentlich schon immer sehr dem Menschen zugerichtet. Sagt man das so? Zugewandt. Zugewandt. Und der Kreativität. Der Kreativität und dem Machen. Also um es kurz zu sagen, ich war früher Schauspielerin und habe dann sehr viel auch mit Kindern gearbeitet, theaterpädagogisch. Und irgendwann kam der Tag, da wurde ich älter, der Tag kam und die Einsicht, dass man ja auch noch etwas anderes im Leben verfolgen könnte, als die eigenen Interessen und die eigene Familie und dass es doch da auch Kompetenzen gibt, die vielleicht gar nicht so schlecht wären, auch für was Soziales. Und ich habe dann eine Ausbildung gemacht zur Heilpraktikerin für Psychotherapie und habe durch die Corona-Zeit meine Nachbarn kennengelernt. Ein Hoch auf Covid. Ein Hoch auf Covid. Und unter anderem auch dich. Und bin so tatsächlich auch so ein bisschen in die Pädagogik gerutscht. Habe zeitgleich ein Enkelkind bekommen, wo ich nochmal hautnah miterlebt habe. Was es bedeutet, ein Kind in diese Welt zu setzen. Also nicht ich, aber halt meine Tochter. Und letzten Endes kamen so viele Dinge zusammen, dass es bei mir sich richtig zusammenzog und der Gedanke sich mir immer weiter aufdrängte. Also du hast da natürlich einen wesentlichen Teil dazu beigetragen. Und dann habe ich ja Lesepartien erst mal gemacht bei euch in der Einrichtung. Und dann wurde dieser Wunsch immer größer, weil es mir einfach Freude bereitet hat, mit Kindern zusammenzuarbeiten. Auch mit einem Team zusammenzuarbeiten. Und ich gemerkt habe, das ist schön. Es ist ein schöner Job.
SPEAKER_01
00:03:09
Auf die Einzelheiten würde ich sagen, die wir gleich machen. Ja, ich finde, wir brauchen dann schon so ein bisschen Beispiele heute. Weil bei mir war das ja ein bisschen anders. Ich war, also ich komme aus einem sehr schwierigen Elternhaus mit zerbrochener Familie und allem. Und mit Akkuabhängigkeiten von Alkohol bei den Eltern. Also ich habe ja alles durch. Und kam dann. Und dementsprechend gut war auch mein Schulerfolg. Und kam dann auf die damals noch Hauptschule mit angeschlossener Nachmittagsbetreuung in der achten Klasse.
SPEAKER_00
00:03:41
Oh, in der achten Klasse gab es damals noch Anschlussbetreuung.
SPEAKER_01
00:03:44
Die Schule gibt es heute noch. Anschlussbetreuung bis halb fünf. Ist auch one of a kind. Auf jeden Fall, ich mochte die Erzieherin ganz gerne. Die habe ich dann auch Jahre später auf einem Kontakttreffen wieder getroffen. Inzwischen musste die Kollegin in Rente sein. Aber da war sie es noch nicht. Ja, und es gab, wir waren im zweiten Stock in der Schule und die Küche war im Keller, äh, war im Erdgeschoss. Und du musst natürlich irgendwie das Essen hochbringen. Und es gibt in dieser Schule einen Lastenaufzug. Und dafür hatten halt die Erzieher den Schlüssel. Und wahrscheinlich ging es da schon los, dass mir Spaß macht in Systemen zu arbeiten. Und ich mochte die Schule sehr, also genau diese Schule mochte ich sehr. Das war vielleicht die erste Schule, wo ich mich auch richtig wohl gefühlt habe. Und dieser Aufzug und dieser Schlüssel, das war so für mich so, keine Ahnung, ich wollte halt mehr wissen. Ich wollte wissen, wie funktioniert dieses System, was, ähm, ja. Und ich, und der Erzieherberuf war halt positiv für mich besetzt durch die Kollegin. Und deswegen habe ich mich dann entschieden, okay, Markus, du machst jetzt auch Erzieher. Bis ich dann Erzieher wurde, hat es 15 Jahre gedauert. Mit Höhen und Tiefen. Und mir war eben immer wichtig.
SPEAKER_00
00:04:53
Aber das heißt, du musstest ja auch einige Abschlüsse dann nachholen.
SPEAKER_01
00:04:56
Genau, ich habe erst den, ähm, Hauptschulabschluss gemacht. Heute Mittelschulabschluss, den qualifizierten. Habe dann den Kinderpfleger erstmal gelernt. War nicht so gut, wie er hätte sein müssen, sollen für die mittlere Reife. War 0,2 zu schlecht. Deswegen, äh, 0,02 zu schlecht. Deswegen hat es mir die mittlere Reife nicht gereicht. Da war ich erstmal bei Bund vier Jahre. Und dann habe ich lange als Kinderpfleger gearbeitet. Um dann irgendwann zu sagen, okay, Markus, du hast Zeit. Habe dann die mittlere Reife nachgemacht. Und dann habe ich 2011 angefangen, den Erzieher zu machen. auch schon wieder fast 15 Jahre.
SPEAKER_00
00:05:31
Aber wie schön, dass das auch schon damals geklappt hat. Mit diesem, man kann irgendwie im System ja doch irgendwie seinen Weg finden, wenn man möchte.
SPEAKER_01
00:05:39
Teuer war es.
SPEAKER_00
00:05:40
Warum?
SPEAKER_01
00:05:41
Weil Meister BAföG musste ich halt komplett zurückzahlen.
SPEAKER_00
00:05:44
Ah, okay. Das ist heute anders, oder?
SPEAKER_01
00:05:47
Ich habe keine Ahnung. Ich bin bei den BAföG-Richtlinien nicht raus. Habe mich damit nicht mehr auseinandergesetzt. Das dürfen jetzt die Menschen machen, die es brauchen. Mir war das damals schon zu komplex.
SPEAKER_00
00:05:56
Aber ich zum Beispiel profitiere sehr davon, dass der Staat jetzt Fachkräftemangel hat und natürlich so Menschen wie mich unterstützt, die ihr Leben gelebt haben. Also ein Teil davon. Und gewisse Kompetenzen natürlich auch schon mitbringt. Um da jetzt nochmal das Fachliche dazuzugeben, ist es eigentlich toll, dass es so etwas gibt. So für Menschen wie mich.
SPEAKER_01
00:06:19
Also ich finde es sehr gut, weil es gibt ja, du machst ja die Fachkräfteausbildung. Da gibt es zwei Stück in Bayern. Die Fachkraft für Grundschulkindbetreuung und die Fachkraft für Kindergartenpädagogik oder so. Du darfst auch nur entweder von unter sechs oder über sechs arbeiten. Genau.
SPEAKER_00
00:06:39
Ich darf quasi nur mit Grundschulkindern arbeiten.
SPEAKER_01
00:06:42
Das ist auch eine verkürzte Ausbildung. Und ich mag diese Ausbildungssysteme sehr, weil wir dadurch Menschen in den Beruf kommen, die einfach etwas anderes kennen. Die eine offene, hohe Querschnittsbildung haben. Und das ist, das ist etwas, was den Kindern zugutekommt, was den Kollegen zugutekommt was uns im Beruf halt einfach auch krass fehlt. und auch etwas, Weil wenn du mit 16 anfängst oder mit 18 die Ausbildung zur Erzieherin zu machen und dein Leben lang in diesem System bist, dann bist du nicht zwingend auf Querschnittsbildung angewiesen.
SPEAKER_00
00:07:16
Und letzten Endes, ich bin nicht jetzt jemand, der sagt, ich bin jetzt durch, weil 40 Jahre in dem Beruf, ich kann nicht mehr. Sondern ich fange ja im hohen Alter, sage ich mal, erst damit an und habe vielleicht dadurch auch nochmal eine andere Energie und andere, ja, ich kann andere Impulse vielleicht noch mit reinbringen durch mein vorheriges Leben. Ja, schön.
SPEAKER_01
00:07:39
Der erste Teil, nochmal kurz zusammenfassen. Also ich bin in den Beruf gegangen, weil ich einen sicheren Ort für Kinder haben wollte, was ich nämlich nicht erzählt habe. Ich wurde auch in der Schule relativ lange, ob ich gemobbt wurde, ich weiß nicht, aber ich war immer ein Außenseiter. Also als Kind hätte ich gesagt, ich werde gemobbt. Und heute würde ich sagen, oh Markus, da müssen wir mal genauer hinschauen. Aber ich war auf jeden Fall nicht immer Teil der Klassengemeinschaft. Das kann man so unterschreiben. Und ich wollte eben, dass es einen sicheren Ort schaffen für Kinder. Deswegen bin ich in den Beruf gegangen. Okay.
SPEAKER_00
00:08:14
Ja.
SPEAKER_01
00:08:15
Gut. So, was sind denn so diese schönen Momente? Was sind die schönen Momente? Wo du sagst, deswegen bin ich heute hier. Jetzt bräuchten wir eigentlich wieder Grüße an Timo. Der kann das immer sehr gut zusammenfassen für sich.
SPEAKER_00
00:08:29
Ja, da frage ich mich, ob ich das auch kann. Also wenn ich Kinder so betrachte, dann, ich meine, diese kleinen Menschen sind auf dem Weg und sind frei. Und ich genieße es, mit solchen Menschen, kleinen Menschen zusammen zu sein. Also jetzt erst mal nur für mich. Also es tut mir gut. Sie halten mich jung. Sie fordern mich heraus. Sie lassen mich auch reflektieren. Ich denke sehr oft darüber nach, was hätte ich mir gewünscht an dieser Stelle. Und es ist immer der erwachsene Mensch, der mich ernst nimmt. Und das versuche ich. Und das macht Spaß. Ja, das macht Spaß. Ja. Also mit einer Haltung, mit Kindern zu arbeiten, wo ich nicht die Dominante bin, wo ich nicht diejenige bin, die immer sagt, was zu tun ist. Das hat man sich ja früher so vorgestellt. Und das war ja auch zu meiner Zeit so, dass Erwachsene so waren, so sind.
SPEAKER_01
00:09:42
Also deswegen ganz viele Kolleginnen im Beruf schon immer noch. Ja. Und das System, gerade wenn du bei uns sehr im Schulkontext bist, das System fordert das auch ein. Ja.
SPEAKER_00
00:09:52
Und ich habe halt auch, in der Zeit, in der ich meine Praxis hatte, festgestellt, die Kinder sind manchmal sehr, ja, man kreidet ihnen ihr Verhalten an. Sie kommen mit dem System nicht klar. Dann kommen sie in die Therapie. Und sehr oft fehlt es tatsächlich an Verständnis, dass diese Kinder in einem System unterwegs sind und ihre Symptome, sage ich mal, sehr oft einfach daran liegt, dass sie mit diesem System nicht klarkommen. Mit den Erwartungen, die Erwachsene an sie stellen. Und ich merke, wenn ich mit Kindern zusammen bin, ich möchte so nicht sein. Und sie helfen mir dabei, auch nicht so sein zu müssen. Also die schenken mir was. Verständlich? Ja, ich denke schon.
SPEAKER_01
00:10:40
Das kriege ich ja ganz oft zurückspiegelt. Also auch aus Team ist gleich so, dass man so viel auch zurückbekommt. Oder wie der Mittermeier so schön sagt, wenn sie dich einmal anlächeln. Ja. Und das würde ich sagen, also was ich sehr mag, ist, warum ich gerne mit Kindern zusammen arbeite. Was ich gerade wieder viel mehr tue, als noch vor einiger Zeit. Wenn ich die zwei Tage bei den Hausaufgaben Ich habe jetzt dieses große Büro bei mir sitzen habe. mit dem großen Besprechungstisch drin und ich sitze da oft alleine in meinem Büro. Eigentlich die meiste Zeit. Und ich mag das nicht. So und jetzt lade ich halt dann die Gruppen ein und schicke mir Kinder zu den Hausaufgaben hoch. Und dann schicken die mir gerne jemanden. Das ist auch schwierig. Schwierig. Und dann setze ich mich hin, bespreche mit den Kindern was auf. So sind die Regeln bei mir. Ihr arbeitet hier in Ruhe. Ihr sitzt am PC. Ich mache meinen Papierkram noch ein bisschen fertig. Wenn ihr eine Frage habt, steht leise auf, kommt zu mir. Ich beantworte euch eure Frage. Und das klappt. Also das mag ich, wenn man diesen Kindern einfach die Selbstwirksamkeit zuspricht, ihnen vertraut und sagt, so machen wir das. Und ich weiß, ihr könnt es. Ihr macht nicht gerne Hausaufgaben. Ich beaufsichtige nicht gerne Hausaufgaben. Wenn wir fertig sind, was wir machen können. dann schauen wir mal, Und es war so nett. Und dann hatte ich es die letzte Woche da sitzen. Und am Flüster habe ich gesagt, warum flüstern wir denn so? Ihr seid doch alle fertig. Ihr habt euch doch alle bei mir was zu malen geholt. Ja, wir wollen dich nicht stören. Oh, wie süß. Ja, Leute, mich stört ihr nicht. Unterhaltet euch bitte ganz normal. Wo ich mir denke, ich arbeite in einem Gebäude, was für Kinder ist. Und das macht mich dann wieder traurig. Und dann, also da sind eigentlich Kinder, sollen da leben und lernen und Spaß haben. Und dann nehmen die Rücksicht auf den Erwachsenen.
SPEAKER_00
00:12:26
Weil sie so gelernt haben. Natürlich, logischerweise. Sie müssen ja ständig Rücksicht nehmen.
SPEAKER_01
00:12:30
Weil der sitzt da jetzt am PC und das ist wichtiger als ich.
SPEAKER_00
00:12:34
Ja, ja.
SPEAKER_01
00:12:36
Und das sind die Momente, also es war ein totales Aha-Erlebnis, als mir das klar wurde. Und eben auch diese Momente, wo ich merke, die Werte, die mir wichtig sind, die kommen bei den Kindern an. Also dieses, ich vertraue dir und ich respektiere dich. Und ich weiß, dass du selber ein Interesse daran hast, dass du das ordentlich machen wirst. dein Zeug zu schaffen, Das klappt nicht immer. Und das ist natürlich auch die mega Wunschvorstellung. Ich arbeite gerade mit einem sehr, sehr einfachen Klientel zusammen, die auch alle Grundvoraussetzungen und Fertigkeiten mitbringen, die sie brauchen, um ihre Hausaufgaben alleine machen zu können. Aber es ist schön und es gibt es auch in anderen Situationen. Ja. Also immer dieses, wenn ich merke, okay, ich habe mit den Kindern was besprochen. kann mich zurückziehen und die Kinder haben durch eine Absprache, die wir gemeinsam getroffen haben, den Freiraum gelangt, den sie ansonsten nicht hätten. Das ist ja, ich meine, ich beschleide, glaube ich, bald drei Jahre den Schulkontext. Und damit bin ich nicht alleine. Das ist halt oft das Problem. Nicht die Menschen, die in diesem Kontext arbeiten, aber das System. andere hätten gesagt, Markus, dann geh halt in den Hort. Dann geh doch bitte raus aus der Einrichtungsart, in der du bist. Wo ich sage, nee, weil mir ist es wichtig, einen Gegenpol zur Schule zu bilden. Also deswegen bin ich auch irgendwann Leitung geworden. Weil ich wollte das, okay, ich möchte, dass wir nicht alles machen über die Schule und dass die Kinder sind zum Teil neun Stunden in diesem Gebäude. Dass die auch irgendwo mal für sich sein können.
SPEAKER_00
00:14:11
Ja.
SPEAKER_01
00:14:12
Was eh super schwer ist in dem Kontext Schule.
SPEAKER_00
00:14:15
Jetzt ist aber die Entwicklung natürlich so, dass es, also hier in München zum Beispiel, Schule und Koga, also Koga zum Beispiel, dass diese Zusammenarbeit immer enger wird und dennoch funktioniert Zusammenarbeit ja nur, wenn beide gleichberechtigt sind. Und das ist halt leider nicht so. Aber da reden wir nicht heute drüber. Nee, wir reden über das Schöne.
SPEAKER_01
00:14:38
Wir reden über schöne Erlebnisse. Ja.
SPEAKER_00
00:14:41
Was habe ich denn Schönes noch alles erlebt?
SPEAKER_01
00:14:43
Du hast gerade die letzte Woche Abschied gefeiert, wollte ich sagen.
SPEAKER_00
00:14:47
Ja. Und ich habe davor noch so eine, weil ich habe ja gestartet als Lesepatin und ich habe meine letzten Stunden damit verbracht, es damit auch wieder zu beenden.
SPEAKER_01
00:14:58
Mal ganz kurz zum Einordnen. Du hast jetzt die Einrichtung in deine Ausbildung gewechselt, weil du gemerkt hast, da ist gerade so viel im Umbruch und da passiert so viel, dass das nicht der Ort ist, an dem du deine Ausbildung so machen kannst, wie du es möchtest. Genau. Habe ich das richtig zusammengefasst? Ja.
SPEAKER_00
00:15:13
Also es ist so, dass ich wollte noch mal was anderes kennenlernen und habe dann die Einrichtung gewechselt und bin zu einem klassischen Hort jetzt gewechselt. Und genau. Aber das ist auch nicht unser Thema. Nein, das war jetzt die Abschiedsphase. Diese Abschiedsphase war wunderschön, weil ich habe sie so enden lassen, wie sie begonnen hat. Nämlich mit, ich lese euch was vor. Hat natürlich null vorbereitet. Und habe dann ganz spontan mehrere Bücher und alle Kinder, die sich gemeldet hatten, das war sehr lustig, weil es waren wirklich die Haudegen dabei, die normalerweise nie dabei sind, aber alle wussten, das ist meine letzte Aktion. Und die konnten sich alle nicht einigen, was für ein Buch ich vorlesen soll. Und ich hatte ihnen ja die Wahl gelassen. Ja, das, was wir immer so tun. Aber das war ganz witzig. Ich habe gesagt, wenn wir uns nicht einigen können auf eine Geschichte, die ich vorlesen soll, dann erfinden wir unsere Geschichte selbst. Habt ihr Lust? Ja. Dann haben wir den Kreis gemacht und alle Kinder. Und ich habe den Anfang gemacht, habe so ein bisschen Rüst vorgegeben und reihum, wurde dann quasi eine Geschichte erfunden. Das endete natürlich im totalen Chaos und kreativen Auswürfen. Plötzlich wurden Kinder gefressen und dann kamen wieder die Mädchen, die sagten, ja, aber dann haben sie sich wieder vertragen. Und es kamen so ganz klassische, schöne, wilde Momente einfach mit diesen Kindern.
SPEAKER_01
00:16:43
Muss ich dir mal hier großes Lob, das ist ja schon die Königsklasse des pädagogischen Angebotes, eine Geschichte zu entwickeln aus dem Nichts heraus mit den Kindern.
SPEAKER_00
00:16:52
Ja, und ich habe dann dabei auch festgestellt, was geht denn jetzt in diesem Kind vor, dass es so eine Wendung da reinbringt, dass die Drachen plötzlich böse werden und alle auffressen. Und dachte, ja, spannend. Das muss man eigentlich viel öfter machen. Und das hatte einen riesen Spaß gemacht. Und die Kinder waren natürlich, natürlich gab es immer welche, die aufgestanden sind und sich zwischendurch wieder in irgendeinem Lümmelsack mit jemand anderem irgendwie gekappelt haben. Da habe ich gedacht, so what? Sollen sie es machen? Ja. Sollen sie es machen? Ich muss es aushalten, dass es hier ein Störgeräusch in der Ecke gibt. Aber die Kinder, die jetzt hier sitzen und alle und plötzlich kommen die ja auch wieder dazu und plötzlich haben sie wieder einen Einfall. Und es war wunderschön. Da habe ich dann auch wieder gemerkt, wie toll sind Kinder eigentlich. Also. Ja. Ja, wie toll ist das? Und es hat Spaß gemacht. Und wo hat man denn die Möglichkeit, mit mehreren Kindern einfach mal so zusammenzusitzen und sie zu erfahren? Man hat es ja immer mit den eigenen Kindern letzten Endes zu tun, vielleicht noch mit ein paar Nachbarkindern. Aber diesen Moment, dass alle Kinder zusammen sind aus den unterschiedlichsten Familien und sich gemeinsam was aussehen, war toll. Und als ich dann gegangen bin, musste ich natürlich ein bisschen weinen. Ja.
SPEAKER_01
00:18:13
Ich meine, dann ist ja natürlich, du hast es ja mir schon erzählt, ich benutze das jetzt einfach, dein erstes Bezugskind hat sich dann auch irgendwann umrissen, dass du gießt. Oh Gott. Oh ja, mein Bezugskind. Oh. Du hattest ja einen sehr schwierigen jungen Mann da, oder einen sehr schwierigen Jungen, der mir sehr ins Herz gewachsen ist.
SPEAKER_00
00:18:37
Na ja, also schwierig. Ich glaube, das meinst du nicht so.
SPEAKER_01
00:18:40
Ja, dann sag bitte, wie ich es meine.
SPEAKER_00
00:18:41
Ich glaube, dass ein Kind, dass es nicht einfach hatte.
SPEAKER_01
00:18:46
Was ich sagen wollte, es war schwierig, zu ihm eine Beziehung aufzubauen. Ja. Das meine ich. Also er hat sich lange verweigert und dich auch nicht ganz an sich herangelassen. Das meinte ich mit schwierig. Ja, genau. Nicht, dass er schwierig ist, sondern, dass er eigentlich nicht wollte.
SPEAKER_00
00:19:00
Ja. Also es ist eigentlich Wahnsinn, dass ein Kind in der ersten Klasse schon anfängt mit Schulverweigerung. Ja. Aber es ist ja leider Gottes sehr oft so. Und ich war dann langsam, lange Zeit dafür abgestimmt, mit ihm alleine Hausaufgaben zu machen. Und es hat sich aber dennoch eine Beziehung entwickelt, weil ich oft die Hausaufgaben einfach nicht mit ihm gemacht habe, sondern mit ihm gespielt habe. Was ja auch mein Job ist, finde ich. Ja. Weil ich habe ja gemerkt, dass es bestimmte Sachen gehen mit ihm einfach nicht. Und so ist die Beziehung gewachsen. Und darf ich es erzählen? Wir haben uns am Schluss umarmt.
SPEAKER_01
00:19:34
Natürlich darfst du es erzählen.
SPEAKER_00
00:19:36
Ich habe zu ihm gesagt, Name? Name? Das ist heute mein letzter Tag. Und ich werde dich vielleicht nicht mehr wiedersehen. Vielleicht aber doch. Wir wissen es nicht. Aber ich möchte dir auf jeden Fall was mit auf den Weg geben. Und habe zu ihm gesagt, da gibt es diesen Film von Will Smith, wo er zu seinem Sohn sagt, lass dir von niemandem einreden dein ganzes Leben lang, dass du nichts wert bist. Du bist was wert. Du bist stark. Du bist toll. Und ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg. Und bin gegangen. Und dann lief er mir hinterher. Und hat sich wirklich in meine Augen... Ja, und dann hat er sich in meine Arme gewogen. Er hat gar nichts gesagt. Er hat mich nur ganz, ganz doll fest in den Arm genommen. Und dann habe ich gedacht, vielleicht hat es einen Unterschied gemacht, dass ich da war. Und dieses Gefühl, das ist großartig. Dass du weißt, es hat einen Unterschied gemacht. Es ist zwar mein Bedürfnis, aber ich darf das ja auch haben.
SPEAKER_01
00:20:35
Also, zwei Sachen. Erstmal, ich glaube, da hast du die Quintessenz. Ich glaube, da hast du die Quintessenz herausgearbeitet, warum wir diesen Beruf machen. Weil manchmal machen wir einen Unterschied. Und es wäre ja verlogen zu sagen, wir arbeiten nicht aus einem Bedürfnis der Anerkennung und Zufriedenheit heraus. Natürlich arbeiten... Also, zumindest wir Erzieher arbeiten dafür, weil unser Job ist sauhart. Wir sind viel krank im Beruf. Wir sind oft unterbesetzt. Dem System sind wir egal. Mit allem, was dranhängt. Und dann können wir eigentlich nur für Wertschätzung arbeiten. Und da sind die Kinder halt die einfachste Quelle. Weil Wertschätzung von der Leitung zu bekommen, ist schon oft hart.
SPEAKER_00
00:21:17
Wobei, das gab es schon auch.
SPEAKER_01
00:21:19
Das gab es schon auch. Aber je nach Leitung fehlt Wertschätzung manchmal einfach. Und wenn wir uns die Ebenen drüber anschauen, es wird nicht mehr.
SPEAKER_00
00:21:27
Ich muss aber auch sagen, selbst wenn ich eine Wertschätzung von oben bekomme, ist es nie so viel wert, wie der Augenblick mit einem Kind.
SPEAKER_01
00:21:34
Also, ich muss auch sagen, ich mag das von den Kindern schon auch, aber meine Hauptzielgruppe sind ja die Kolleginnen. Und wenn ich von da Wertschätzung erfahre, so, Markus, du hast ein gutes Team, oder ey, das hat mir voll weise geholfen, oder danke, dass du mich auf die Fortbildung geschickt hast. Wenn ich merke, dass ich da einen Unterschied gemacht habe, weil das ja jetzt meine Hauptaufgabe ist, das gibt mir ähnlich viel. Also, diese Wertschätzung von meiner Kundschaft. Klar, ich werde auch gerne von oben gelobt, aber ich weiß, wenn ist das von den Leuten, für die ich arbeite, schon schöner.
SPEAKER_00
00:22:09
Naja, in solchen Momenten merke ich dann, das ist der Grund eigentlich, warum ich es mache. Natürlich möchte ich auch Geld verdienen und ich möchte das und ich möchte jenes und ich möchte einfach auch eine gute Struktur für mein Leben haben, aber das ist wirklich der Moment, wo ich sage, ja.
SPEAKER_01
00:22:30
Jetzt machen wir mal zu, das Geld ist ja ein durchlaufender Posten. Ja, gerade Leute, die nicht so durchlaufen.
SPEAKER_00
00:22:39
Mit einem Loch drin durchlaufen.
SPEAKER_01
00:22:42
Und es ist schön, wenn man sich um Geld keinen Gedanken machen muss. Und wenn man jetzt als Erzieherin in München arbeitet, dann funktioniert das auch im Großen und Ganzen. Wenn man in einer Partnerschaft ist, noch mehr, aber generell, wir werden nicht mehr so schlecht bezahlt, wie wir es mal wurden.
SPEAKER_00
00:22:58
Wie das Gerücht auch umgeht.
SPEAKER_01
00:23:00
Ja, also das Gehalt ist inzwischen, wenn man lange genug dabei ist, schon echt okay. Und die Münchner Mietpreise, lass uns nicht drüber reden. Aber das mit dem Geld, das nimmt ja auch in unserer Wahrnehmung ab. Ich habe auch immer gedacht, boah krass, ich verdiene voll viel Kohle und inzwischen ist das halt normal. Aber die Wertschätzung der Kinder und der Kollegen, das nimmt nicht ab. Stimmt. Davon werde ich nicht satt. Ich kann mir hundert Mal am Tag anhören, wie zufrieden sie mit mir als Leitung sind. Oder wenn vor mir einer von den Erstklässlern steht, du bist der beste Erzieher und fragt warum und dann kommt irgendwie ein hanebüchener Grund, keine Ahnung, weil es Pizza gab und ich mir denke, ich habe mit der Pizza nichts zu tun und muss auch sagen, es ist trotzdem schön zu hören, dass man geschätzt wird. Ja, Wertschätzung. Darauf geht es ja immer wieder zurück. Also wenn wir unseren Job gut machen und zwar nicht gut aus Buchsicht, sondern aus Kindersicht, dann werden wir ja sehr gewertschätzt.
SPEAKER_00
00:24:07
Ja, ich habe zum Beispiel, weil ich war ja vorher hospitieren in anderen Einrichtungen, als ich dann nach knapp drei Wochen wiederkam, wo man dann immer so denkt, ja, ja, die Kinder werden einem, das ist ja gar nicht groß aufgefallen, aber wie viele Kinder ankamen und vor allem Kinder, wo ich nicht gedacht habe, dass genau die einen vermisst haben. Das ist unglaublich. Und was ich auch noch schön fand und vielleicht liegt das aber auch ein bisschen an meiner Geschichte, es gibt natürlich Kinder, da habe ich mich nochmal besonders bemühen müssen, weil die herausfordernd
SPEAKER_01
00:24:48
sind, ihr Verhalten
SPEAKER_00
00:24:51
und genau die kamen. Das fand ich so krass.
SPEAKER_01
00:24:59
Wenn wir unseren Kindern bemühen, dann entsteht dadurch ja automatisch Beziehung. Und es bleibt bei denen hängen. Ich habe einen Jungen bei mir in der Einrichtung, der macht wirklich Mist. Das ist kurz davor, dass ich wohl den Ausschluss nachdenken muss. Das ist wirklich auch gefährlich für andere Kinder. Und trotzdem kommt er. Und trotzdem rede ich mit ihm. Ich perfektiere jede einzelne Situation mit ihm. Und ich habe schon, er hat eine wirklich schwierige Biografie hinter sich. Also ganz ungut. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass schon ab und zu was ankommt. Und er es versucht. Aber ich meine, von fünf Mal mit Markus reden, davon ist halt kein komplettes Leben geheilt. Das ist mir schon bewusst.
SPEAKER_00
00:25:42
Aber dass er trotzdem kommt
SPEAKER_01
00:25:44
und ich merke, okay, wenn ich ihm jetzt ins Gewissen rede, auf die Art und Weise, wie ich es mache, weil ich schreie Kinder ja nicht an, sondern ich setze mich dann hin und er ist alt genug und versuche ihm sein Handeln darzulegen und was das für Auswirkungen hat, ich merke dann schon eine Betroffenheit. Und es muss, also es muss ja nicht immer ein ich hab dich so lieb sein, was eine Arbeitszufriedenheit bei mir auslöst. Manchmal ist es auch, ey, du bist voll scheiße.
SPEAKER_00
00:26:11
Ich frage mich halt, kann man diese Kinder wirklich nur durch Gespräche erreichen?
SPEAKER_01
00:26:15
Ne, ich habe doch keine andere Möglichkeit. wir haben doch nur Kommunikation als Mittel.
SPEAKER_00
00:26:24
Manchmal denke ich, es gibt ja wahnsinnig tolle Möglichkeiten, Sachen zu veranschaulichen. Zum Beispiel, man nimmt also haptische Dinge mit rein oder so.
SPEAKER_01
00:26:39
Das sehe ich dann eher in einem Therapie-Setting oder einem 1-zu-1-Setting. Die Zeit habe ich nicht dafür. Und dann merke ich, okay, da kennst du halt nochmal ganz andere Methoden als ich und ich gebe dir recht, ja. Und der Junge braucht auch eigentlich einen Therapieplatz. Aber nicht. Ne, die Familie hat sich gerade auf den Weg gemacht dafür. Gott sei Dank. Und auch da merke ich dann, okay, dass wir existieren, macht einen Unterschied. Weil wenn wir der Familie nicht gesagt hätten, also in dem Fall meine Kollegen gesagt hätten, passen Sie auf, Sie müssen mit ihm zum Kinderarzt gehen, weil es gibt Probleme und die Eltern dann sagen, okay, vielen Dank, ich mache mich auf den Weg. Also auch da machen wir halt einfach einen Unterschied.
SPEAKER_00
00:27:16
Ja, das stimmt. Okay, warum wählt man diesen Beruf? Könnte man denn jetzt jungen Menschen etwas mitgeben, dass sich vielleicht doch mehr Menschen um diesen Beruf bemühen? Schwierig, ne? Weil letzten Endes haben ja die eine andere Kindheit als du jetzt oder als ich jetzt. Du hattest das Glück, dass du ein paar oder wohl zwei, drei Vorbilder hattest da in dieser Dings. Ich hatte sowieso eine glückliche Kindheit auf dem Land und im Wald.
SPEAKER_01
00:27:54
Ich finde es auch so, weil es mir mal angeschaut hat, wie man das machen sollte. Also nur weil man ein guter Babysitter ist und weil einem die Familie sagt, du kommst so gut mit deinen Cousins und Cousinen aus, mach dich jetzt nicht zu einer guten Erzieherin oder zu einem guten Erzieher. Wenn du belastbar bist, kommunikativ bist, wenn du, keine Ahnung, Klassen- und Schulsprecher warst und es ernst genommen hast, das schon eher.
SPEAKER_00
00:28:17
Und du musst ja auch eine Entwicklung, also die Entwicklung findet ja während der Ausbildung statt, weil man hat ja so ein Bild von Erziehung und plötzlich lernst du in der Schule und in der Einrichtung ganz andere Dinge kennen. Nämlich, dass es darunter ja Menschenbilder und Strukturen gibt, die komplett anders sind als das, was man vielleicht bisher kennengelernt hat.
SPEAKER_01
00:28:44
Und auch wenn man sagt, ich mach das für die Anerkennung, dann kannst du das auch nicht machen eigentlich den Job.
SPEAKER_00
00:28:50
Nee, kann man auch nicht machen.
SPEAKER_01
00:28:51
Weil der beste Erzieher und die beste Erzieherin ist die, die nicht gebraucht wird in der Gruppe. Sondern wo es halt einfach läuft aufgrund deiner Existenz. Ich meine, das ist jetzt nicht so was, was man im ersten Jahr nach der Ausbildung
SPEAKER_00
00:29:04
Also ich sage mal, zumindest ist das in unserem Bereich, wo wir jetzt derzeit arbeiten, ich glaube, in dem Bereich der Kleinkinder ist das vielleicht auch nochmal ein bisschen anders.
SPEAKER_01
00:29:14
Also jetzt in der selbstgestalteten Bildungszeit oder Freispielzeit, nennst wie du willst, ähm, wenn du dich da hinsetzen kannst und Zeit hast zu beobachten, dann ist es auch gut, weil da hast du mit der Gruppe gut gearbeitet, die wissen, wie es funktioniert als Gruppe und du hast natürlich genug, da tut sich jemand weh und da fällt jemand aufs Knie und da gibt es eine Schreiterei, die dich braucht, aber du musst nicht ständig hinterher sein und sagen, mach das nicht, mach das nicht, mach das nicht, mach das nicht, du kannst nicht sagen, brauchst du meine Hilfe.
SPEAKER_00
00:29:47
Mhm, genau. Ja.
SPEAKER_01
00:29:50
Oder die Kinder kommen zu dir und sagen, hm, wir haben da die Idee, können wir das machen? Mhm. Dann weißt du, okay, du hast eine vertrauensvolle Basis, du hast gute Beziehungsarbeit gemacht. Also es ist ganz schwierig zu sagen, wer denn den Job ergreifen sollte, weil wir auch so divers sind, also in unserer, in unserem Beruf, da laufen so viele unterschiedliche Menschen rum, mit so vielen unterschiedlichen Interessen, also die Hobbys und das, was die Leute in ihrer Freizeit machen, ist so unterschiedlich. Wir haben Leute, die verbringen den kompletten Nachmittag im Fitnessstudio, haben in ihrem Leben zwei Bücher angeschaut, wir haben Menschen, die am Tag 200 Seiten weglesen, ich, das ist so verschieden. Mhm. Ich will jetzt übrigens nicht sagen, Fitnessstudio bedeutet, dass man nicht liest, man kann
SPEAKER_00
00:30:44
Fitnessstudio lesen, das ist mir bewusst. Ich versuche das mal so ein bisschen, die Ausbildung als Schauspieler, da denkst du ja auch, naja, man geht da hin, und dann kriegst du ja auch irgendwie so ein Handwerk an die Backe, wo du auch erstmal gucken musst, wie komme ich da zurecht, und letzten Endes ist immer eine Beschäftigung mit sich selbst, ob du als Erzieher eine Ausbildung machst oder als Schauspieler, es ist immer, du musst dich mit dir selbst auseinandersetzen, mit deiner Biografie, mit deinem Gewordensein, mit deinen Wünschen, mit deinen Kompetenzen, mit deinen kreativen Möglichkeiten, und das finde ich so toll an diesem Beruf, dass du dich mit dir auseinandersetzt, mit deiner Identität in einem Maße, wo du zum ersten Mal ein Bewusstsein auch darüber entwickelst, wer bin ich, wie funktioniere ich, und das finde ich so toll an diesem Beruf, weil ich hab ja auch gedacht, ich bin ja ein fertiger Mensch, aber Identität, hört ja nicht, oder Identitätsbildung hört ja nicht einfach auf, sondern die geht ja immer weiter. Wir sind ja nie fertig. Wir haben Phasen, wo es ein bisschen ruhiger zugeht, und dann gibt es wieder Phasen, wo wir uns neu erfinden müssen, und jetzt habe ich einen Faden verloren, aber ich glaube,
SPEAKER_01
00:32:07
das ist so der Punkt. Aber ich habe dafür eine Antwort auf deine Frage gefunden. Ich glaube, was uns alle eint in dem Beruf, die ihn gerne machen und gerne in die Arbeit gehen, wir sind alle bereit, die Bedürfnisse anderer Menschen über unsere eigenen zu stellen.
SPEAKER_00
00:32:25
Das macht der Schauspieler nicht. Aber ja, das ist beim Erzieher so.
SPEAKER_01
00:32:30
Wenn man bereit ist, das zu machen, dann ist man, glaube ich, in unserem Beruf schon mal ganz gut angekommen. Weil das ist es halt einfach ganz oft. Wie oft bist du auf dem Weg zur Toilette, schließt aber vorher noch einen Streit, bindest nochmal schnell Schuhe, putzt eine Nase, führst noch ein Elterngespräch, oh, vor einer Stunde wolltest du aufs Klo gehen. Das passiert allen von uns zwischendrin mal.
SPEAKER_00
00:32:55
Ja. Also mir geht es meistens mit dem Essen so. Eigentlich wollte ich doch was essen. Ja.
SPEAKER_01
00:33:04
Die Bedürfnisse. Zum Glück ist ja noch Gummisäckel von der letzten Geburtstagsfeier übrig. Gummisäckel reingeschoben und weiter funktioniert. Ist nicht gesund. Ist eine toxische Beziehung mit sich selbst, wenn man es zu lange und immer macht. Aber generell, darum geht es halt in unserem Beruf. Also sich Gedanken zu machen, was brauchen andere Menschen und wie kann ich eine Umgebung schaffen, in der alle zufrieden wird und nicht nur ich.
SPEAKER_00
00:33:29
Ja.
SPEAKER_01
00:33:33
Und wenn man das gerne macht, dann ist man, dann zieht man auch ganz viel Befriedung raus, wenn einfach nur der, das Möbellayout, die Raumgestaltung, die man sich überlegt hat, dass die jetzt gut funktioniert und von den Kindern gut angenommen wird, dann kann man, zieht man da schon genug Befriedigung raus.
SPEAKER_00
00:33:56
Und dennoch habe ich die Einrichtung gewechselt.
SPEAKER_01
00:34:01
Ja.
SPEAKER_00
00:34:04
Obwohl ich an einem Punkt natürlich auch sehr eng mit Kindern war und auch im Team angekommen bin, weil ich gemerkt habe, ich muss nochmal was anderes kennenlernen. Das wollte, ist mir wichtig, dass ich das nochmal betone, dass man während einer Ausbildung, diese Möglichkeiten nutzen sollte, unterschiedliche Settings, sage ich mal, zu erleben. Ja, ist jetzt eigentlich nicht vorgesehen. Ja, aber die Einrichtung, also klar, wenn du die vierjährige Ausbildung als Erzieher machst, dann hast du natürlich sowieso einen Wechsel. Bei mir ist es so, im ersten Jahr ist das schon durchaus möglich, weil es ist ja erst das Tagespraktikum. Und ich bin, ich zähle gar nicht. Nein. Ich bin einfach nur da. Ich zähle nicht als Ergänzungskraft. Ich bin keine Zwischendurchkraft
SPEAKER_01
00:34:58
oder irgendwie. Du wirfst da einmal die Woche rein
SPEAKER_00
00:35:00
für vier Stunden. Und darf schnuppern und darf mich ausprobieren. Genau. Ich darf Verantwortung für gewisse Bereiche auch übernehmen, aber ich bin keine gezählte Kraft. Das ist also im zweiten Jahr. Weil das natürlich an der alten
SPEAKER_01
00:35:11
Ausbildungsstelle schon sehr besonders ist, wie viel Verantwortung Auszubildende da übernehmen dürfen und müssen
SPEAKER_00
00:35:18
zum Teil. Weil es einfach auch nicht anders
SPEAKER_01
00:35:22
geht. Weil das System auch ja. Das verleitet lang nach jemandem, der einfach Verantwortung übernimmt. Und es ist vollkommen egal, wer. Und dann gibt es aber andere Einrichtungen, da wird man als Auszubildender dann langsamer reingeschubst in die Verantwortung. Oder manchmal
SPEAKER_00
00:35:37
auch gar nicht. Hättest du noch einen Tipp für jemanden, weil man sucht sich ja eigentlich sein Praktikum selbst. Ist ja unterschiedlich. Oder man guckt ja mal so ein bisschen. Hast du einen Tipp für jetzt so junge Menschen? Also ich meine, bei mir ist es so, ich gucke mir das an, ich bin relativ gesichert in meinem Denken. Aber so für junge Menschen, die vielleicht noch gar nicht so viel Erfahrung haben, wie findet man denn richtig die Einrichtung, wo man sagt, da würde ich gerne jetzt sein?
SPEAKER_01
00:36:07
Ich habe das glaube ich auch schon in einem anderen Podcast gesagt. Es gibt da bestimmt ganz viele Ausbildungen von mir. Erstens immer das Essen anschauen. Was? Essen? Das Essen. Das Essen ist das Allerwichtigste, die Essenssituation. Weil wie da mit den Kindern umgegangen wird, da sieht man nämlich das Herz der Einrichtung. Und wenn die alle gemeinsam anfangen müssen und es keinen Platz für Individualität und eigene Bedürfnisse beim Essen gibt, würde ich da nicht hingehen. Also auch wenn die Kinder sitzen bleiben müssen, bis sie fertig sind und solche
SPEAKER_00
00:36:38
Geschichten. Gibt es sowas noch?
SPEAKER_01
00:36:40
Natürlich. Okay. Da wäre ich raus. Also es ist nicht überall wie da, wo du jetzt gerade weg bist. Und wenn man halt in unserem Bereich ist, die Hausaufgaben. Also wie wird bei den Hausaufgaben mit den Kindern gesprochen? Und dann immer darauf achten, arbeiten die Leute eigentlich wirklich für die Kinder? Sind die für die Kinder da? Oder auch bei der Gartenaufsicht gerne, wenn da irgendwie so zwei, drei Erzieher zusammenstehen und sich unterhalten. Nichts dagegen, dass sich die KollegInnen unterhalten. Aber wenn dann ein Kind dazu kommt, ist das Kind sofort Prio 1 oder wird das Kind mehr wie ein Störfaktor behandelt? Das sind so die Punkte. Und dann halt rein spüren, wie geht das Personal miteinander um? Also wirklich mit ganz offenen Ohren, ganz offenen Augen hingehen. Und wenn man merkt, okay, da stört mich was oder das war komisch. Und Fragen stellen. Also wirklich direkt von Anfang an Fragen stellen. Und wenn die Fragen nicht gut beantwortet werden, dann geht man da nicht hin. Weil das Schöne ist, die Auszubildenden können sich ihre Stellen gerade aussuchen. Also es gibt genug davon.
SPEAKER_00
00:37:43
Na gut, für das Berufspraktikum wird es dann ein bisschen schwieriger, weil...
SPEAKER_01
00:37:47
Auch da gibt es genug Stellen für.
SPEAKER_00
00:37:48
Ja, aber wenn die gut belegt sind, also...
SPEAKER_01
00:37:51
Es ist immer was frei. Also auch da, wir suchen alle Händeringen nach Auszubildenden.
SPEAKER_00
00:37:59
Also mein Wunsch ist es natürlich dann auch, in dem einen Jahr, das ich dann habe, mehr habe ich ja nicht. Das ist ja die verkürzte Ausbildung. Das heißt, ich habe nur ein Jahr. Dann möchte ich gerne in einer Einrichtung sein, wo ich das Gefühl habe, so geht Pädagogik. Oder so funktioniert, sage ich mal. Nicht unbedingt so geht, sondern so funktioniert. Und für mich, und das habe ich festgestellt, ist es extrem wichtig, wie die räumlichen Rahmenbedingungen sind. Ich komme leider Gottes... Das dachte ich wahrscheinlich schon damit. Immer wieder auf diesen Punkt. Der Raum ist der dritte Erzieher. Wer sagte das nochmal? Magaluzzi oder wie hieß er?
SPEAKER_01
00:38:36
Das kommt aus der Regio-Pädagogik. Deswegen hat das niemand direkt gesagt, sondern das kommt halt aus dem Regio-Raum. Also ich würde jetzt einmal das Feld zumachen, warum wir unseren Job gerne machen.
SPEAKER_00
00:38:48
Wir sind jetzt wieder abgedriftet.
SPEAKER_01
00:38:50
Weil wir haben jetzt einfach die nächste Folge aufgemacht.
SPEAKER_00
00:38:52
Ach nee, dann lassen wir es wieder.
SPEAKER_01
00:38:54
Nein, ich will die Frage schon beantworten. Also erstmal gibt es ja nicht die richtige Pädagogik. Sondern es gibt die Pädagogik, in der wir uns wohlfühlen. Und das sollte übrigens auch wichtiger sein als das Team, in dem wir uns wohlfühlen, habe ich festgestellt. Und ja, der Raum ist wichtig. Und wir sehen, dass das Münchner Lernhaus-Konzept wurde aus Schulsicht designt. Die Idee kam vom Staatsschulrat Schweppe. Ich schätze ihn sehr. Und dennoch wurden die Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtungen da jetzt nicht mitgedacht.
SPEAKER_00
00:39:26
Ja, das ist spürbar.
SPEAKER_01
00:39:28
Beziehungsweise schon, aber nicht in der Stärke, in der wir mit dem Personal aufschlagen. Dass wir einfach doppelte bis dreifache an einem Lehrerteam haben. Weil unsere Betreuungsschlüssel halt anders sind. Und dass die Betreuungszeiten auch so hoch sind. Und dieses alle Räume sind für die Kinder da, das ist noch nicht bis zu allen Klassenzimmern durchgedrungen. Ja, wir haben Räume für die Hausaufgaben. Aber wenn da jetzt eine Kollegin, eine Lehrerkollegin oder ein Lehrerkollege sein Klassenzimmer wunderschön gestaltet hat, die Wände vollhängen und es ein Lernort ist, an dem sich Kinder und Lehrer wohl fühlen, dann würde ich da nicht Kinder reinlassen unbeaufsichtigt. Ja, deswegen ist ja auch oft abgeschlossen. Weil das dann ein Raum ist für eine angeleitete Bildungszeit. Und nicht der Brutzeitraum. Oder der Sonstwas-Raum.
SPEAKER_00
00:40:20
Das hat man nicht mitgedacht.
SPEAKER_01
00:40:22
Da wurde die Praxis ein bisschen wenig berücksichtigt. Weil klar, das sind schöne Gedanken, die da drin stecken, aber sie funktionieren halt nicht. Wir sehen es ganz gut an dem Teamzimmer, das ihr bekommen habt. Das ist für acht Leute ausgelegt, aber da arbeiten halt einfach 20 in dem Haus, wenn es voll ist. Mit Lehrern und allem zusammen.
SPEAKER_00
00:40:42
Die Frage ist, kennt man dieses Lernhaus-Konzept? Müsste man das jetzt nochmal kurz thematisieren? Wurde das schon mal thematisiert?
SPEAKER_01
00:40:50
Ja, nachdem es ja das Münchner Lernhaus-Konzept ist und wir nicht nur in München gehört werden, würde ich es ganz kurz machen. Also ein Lernhaus ist ein Raum, ist ein Ort einer Schule. Ist eine kleine Schule in einer großen Schule. So hat es meine alte Schulleitung immer so schön gesagt. Da sind vier Klassenzimmer drin. Es gibt eine große Mitte, zu der alle Klassenzimmer hin ausgerichtet sind. Und zwischen zwei Klassenzimmern ist jeweils ein Betreuungsraum. Dann haben wir so ein Viereck und an der Stirnseite des Vierecks ist der Teamraum. Und bei der modernen Ausrichtung gibt es auch zwei kleine Inklusionsräume von 15 Quadratmeter oder so.
SPEAKER_00
00:41:28
Kleines Klo. Ja, aber es ist gut, dass es sie gibt. Ja, es ist gut, dass es sie gibt, aber letzten Endes fehlt so wenig oder viel zu klein meines Erachtens.
SPEAKER_01
00:41:41
Und dann hängt es ein bisschen vom Architekten ab, wie das umgesetzt wird. In dem, in dem wir jetzt gearbeitet haben, konnte man bei einem von den Betreuungsräumen auch die Wand komplett wegschieben, was wir gemacht haben, weil das so eine Holzwand war, so eine massive und ich fand es nicht schön. Ich hab gesagt, lass uns die aufmachen.
SPEAKER_00
00:41:56
Wahrscheinlich, ne?
SPEAKER_01
00:41:56
Ich hab's nie ausprobiert.
SPEAKER_00
00:41:58
Also was man vielleicht auch so tun sollte ist...
SPEAKER_01
00:42:01
80 bis 100 Kinder, die dir in so einem Konstrukt rumwuseln.
SPEAKER_00
00:42:04
Genau, dass jeder Raum letzten Endes einsichtbar ist. Also entweder durch eine kleine Glasscheibe, die noch irgendwo am Rande der Wand ist oder komplett Glasfront wie beim Teamzimmer.
SPEAKER_01
00:42:15
Und auch beim, ähm, bei der Lounge.
SPEAKER_00
00:42:18
Ja.
SPEAKER_01
00:42:19
Ja, und so sieht halt das Lernhaus aus. Und es gibt wenig Rückzugsmöglichkeiten tatsächlich für die Kinder.
SPEAKER_00
00:42:26
Das ist für mich der Punkt, finde ich. Weil überall in allen Büchern liest man, Kinder müssen sich ihren Raum erschließen und müssen sich ihre Räume ergreifen können. Auch Rückzugsmöglichkeiten, das haben wir, finde ich, kaum.
SPEAKER_01
00:42:39
Dafür haben wir dann die Inklusionsräume genutzt. Das Problem war, die waren zu zurückgezogen. Da hast du halt gar nichts mehr mitbekommen, was die Kinder gemacht haben. Also das hat sich dann ein bisschen schlecht mit Aufsichtspflicht verstanden, zum Teil.
SPEAKER_00
00:42:52
Ja, und die Interessen der Kinder koalieren, äh, äh, nicht koalieren, kollidieren.
SPEAKER_01
00:42:59
Und ich mag das Lernhaus total gerne. Und ich verstehe die Vision dahinter. Aber es fehlen uns vielleicht noch zehn Jahre an Entwicklung, bis wirklich jeder Raum für die Kinder genutzt wird, den ganzen Tag.
SPEAKER_00
00:43:14
Und was mir noch so aufgefallen ist, sind halt Materialien, wo ich denke, wow. Glas, Beton, ähm, also, ja, wenn du in so einen klassischen Hort gehst, wo mit Holz gearbeitet wird, wo überall
SPEAKER_01
00:43:30
Sachen rumhängen. Das fängt auch an, ich denke da, die an, die an andere Häuser, die sind auch Glas und Beton. Ja, aber Holzstühle
SPEAKER_00
00:43:37
oder einfach irgendwie Sachen, wo man, wo auch eine Gemütlichkeit entsteht, wo eine, äh, weil Möbel sind ja auch, äh, part of the game.
SPEAKER_01
00:43:46
Ja, das sind sie sehr. Wir haben mal eine Raumgestaltungsfolge gemacht, haben wir nicht über Möbel gesprochen, deswegen ist das ein ganz guter Punkt. Ja, ihr merkt schon, wenn die Katja und ich zusammensitzen, wir kommen von Hunderts ins Tausende. Und jetzt, ähm, die Möbel sind halt so, wie sie sind. Und wir haben auch keine große Auswahl und wir haben schon das Maximum rausgeholt, was irgendwie möglich war. Ich durfte ja ganz am Anfang für dieses Haus, über das wir gerade sprechen, die Möbel mitbestellen. Und zum Beispiel, dass es diese Lego-Brückentische gibt. Die sind toll. Das liegt an mir. Weil ich mich für die sehr eingesetzt habe oder weil ich die aufs HP gebracht habe und dann gemeinsam mit der Leitung und der Schulleitung mich dafür eingesetzt habe, dass wir die bekommen. Auch die leeren Kojen. Das war auch sowas, wo ich gesagt habe, die gibt's, wollen wir die haben? Weil ich halt so ein bisschen Slot hatte und mich auch einfach damit auseinandersetzen konnte, was ist eigentlich auf, was gibt's eigentlich? Dann hast du halt diese komischen lichtgrauen Tische drin, die mehr an Büro-Mobiliar erinnern als an alles andere, weil die Holzplatten zu teuer sind. Leute, das ist doch... Und dann hast du schon recht. Du hast diese grauen Betonwände, die ja vollkommen verschwinden irgendwann mit der Zeit. Die nimmst du ja irgendwann nicht mehr wahr, wenn du da jeden Tag drin arbeitest. Wäre halt schön, wenn man auch ein Gegenstück dazu hätte. Deswegen war es zumindest schön, dass wir die bunten Holzstühle hatten.
SPEAKER_00
00:45:12
Und dann gibt's aber halt dann wieder Brandschutz. Man darf keine Plakate aufhängen. Die Kinder selbst gebastelte oder Dekoration oder irgendetwas, was das Ganze nochmal so ein bisschen aufbricht. Ja, und wenn ich mal durchs Schulhaus gehe, diese ganzen Nischen, die da sind, die sind ja auch nicht richtig... Die Kinder haben sich diese Nischen noch gar nicht richtig holen können, habe ich das Gefühl.
SPEAKER_01
00:45:37
Ich würde jetzt trotzdem hier Schluss machen. Okay, ich weiß, ich bin wieder am... Das wird halt die nächste Folge. In der nächsten Folge werden wir halt darüber sprechen, warum Kinder in Deutschland eigentlich keinen Platz haben. Oder woran man das merkt.
SPEAKER_00
00:45:51
Ja, okay. Das müssen wir jetzt so sehr vorgreifen. Warum ist unser Job so toll? Und was hat uns dazu bewogen, diesen Job...
SPEAKER_01
00:46:01
Und das ist jetzt auch als letzter Punkt. Das macht unseren Job auch so toll, weil wir regen uns bei Dingen auf, wo wir sagen, das ist doch für Kinder nicht in Ordnung. Das muss doch für Kinder anders sein. Bei mir stört es nicht, in einem Gebäude aus Glas und Beton zu arbeiten. Ich finde, das ist eine saugeile Ästhetik. Ich mag das. Von mir aus könnte es noch viel brutalistischer sein. Aber wir wissen beide, das ist halt für die Kinder nichts. Die Kinder halten gerne Höhlen und würden gerne was anderes machen. Und das ist auch was Schönes, finde ich, wenn man das schafft. Man hat halt auch einen Grund, eigentlich immer so ein bisschen zu kämpfen und immer so ein bisschen wütend zu sein und immer so ein bisschen dran zu bleiben. Und wird nicht lethargisch dabei. Ja, das stimmt.
SPEAKER_00
00:46:45
Inwieweit kann ich ja doch ein bisschen Einfluss auf dieses System nehmen? Wo kann man es ein bisschen brechen? Und letzten Endes auch, wenn zum Beispiel diese Räumlichkeit nicht so toll ist, ich bin ja auch noch da. Es gibt ja auch noch andere Dinge.
SPEAKER_01
00:47:02
Bei Kindern ist der Raum egal.
SPEAKER_00
00:47:04
Wenn sie keinen anderen kennen, logischerweise.
SPEAKER_01
00:47:06
Auch wenn sie einen anderen kennen, aber was sie davon brauchen, ist genug. Weil wie der Raum gestaltet ist, ist den Kindern gar nicht so wichtig, aber die brauchen genug davon. Und den haben sie Immer und überall. Deswegen ist es auch schön in unserem Job, dass er einfach manchmal emotional ist und Wut hat. Wir haben eine Folge gemacht, die übrigens sehr gut geklickt wurde. Wut ist eine Emotion, die wir auch durchaus mal genießen und in Kraft kanalisieren können.
SPEAKER_00
00:47:32
Als Antreiber für Veränderung.
SPEAKER_01
00:47:34
Ganz genau.
SPEAKER_00
00:47:37
Gut. Ich habe das Gefühl, wir haben über gar nichts geredet. Wir haben mal wieder miteinander geredet.
SPEAKER_01
00:47:47
Ja, aber die Leute hören uns dabei gerne zu.
SPEAKER_00
00:47:49
Das hoffe ich. Eigentlich wollten wir mal eine lustige Folge machen. Aber wir kommen immer wieder an diesen Punkt. Aber ich bin halt nicht lustig. Aber ich? Nein, ich bin vielleicht auch nicht immer lustig. Ich grabe natürlich auch momentan, aufgrund meiner Ausbildung, sich ein Bild über die Dinge zu machen. Das hat immer damit zu tun, dass du auf der einen Seite kritisch wirst und dann auf der anderen Seite auch wütend und dann aber auch mal wieder total beseelt bist und glücklich bist. So ist es. Und eins habe ich noch vergessen und deswegen schönen Gruß an Leonie. Wir haben uns ja auch verabschiedet und das war auch nochmal ein sehr, sehr schöner Moment. Sie hat mir ein Buch geschenkt, was ich übrigens in dieser Lesestunde doch nochmal irgendwo zwischendrin untergebracht habe, wo es um Wörter geht. Dass man Wörter kaufen kann. Und ich kaufe heute auch ein Wort und sage herzlichen Dank für diese Möglichkeit, auch hier mit dir zu sitzen. Herzlichen Dank, Leonie, für deine Unterstützung. Herzlichen Dank an alle Menschen da draußen. Das war jetzt sehr spontan. Genau. Ich weiß nicht, ob das jetzt irgendwie too much war, aber ich habe es gemacht.
SPEAKER_01
00:49:10
Wir hören uns bei der nächsten Folge. Nein, ich wollte es einfach in Schlusswort jetzt stehen lassen.
SPEAKER_00
00:49:15
Okay. Bis dann. Ciao.