Das pädagogische Duett

Katja, Selina, Leoni und MArkus

Struwwelpeter, Max und Moritz und die Gebrüder Grimm: Klassiker der Kinderliteratur:

Heute noch pädagogisch relevant?

27.04.2025 26 min

Zusammenfassung & Show Notes

Liebe Hörerinnen und Hörer,

In der neuesten Podcastfolge taucht Markus tief in die Welt der drei bekanntesten deutschen Kinderbücher ein: Struwwelpeter, Max und Moritz sowie die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Diese Bücher, die während der Romantik veröffentlicht wurden, haben nicht nur in Deutschland, sondern auch international große Bekanntheit erlangt.

Markus wirft einen kritischen Blick auf das Elternverhalten im Struwwelpeter, die satirische Natur von Max und Moritz und die umfangreiche Sammlung der Gebrüder Grimm. Er betont die Notwendigkeit, diese Werke im pädagogischen Kontext zu betrachten und kritisch zu hinterfragen, insbesondere vor dem Hintergrund von Veränderungen in Sprache und Gesellschaft.

Besonders hebt Markus die Bedeutung der Gebrüder Grimm für die deutsche Rechtschreibung und Sprachbildung hervor. Er ermutigt dazu, alte Klassiker wieder zu entdecken und mit Kindern kritisch zu analysieren, wobei er die positive Botschaft von Märchen betont, dass am Ende immer ein Happy End steht.

Zudem spricht Markus über die Bedeutung von Märchen in der Ausbildung und empfiehlt, sich mit der Europäischen Märchengesellschaft und der Kett-Methode zu beschäftigen, um das Märchenerzählen lebendig zu halten.

Also, schnappt euch eure Lieblingskinderbücher, taucht ein in die Welt der Märchen und lasst euch von Markus' Insights inspirieren. Denn Märchen sind zeitlos und haben auch heute noch viel zu lehren.

Bis zur nächsten Folge!

Euer Podcast-Team


Transkript

Herzlich Willkommen zum Pädagogischen Duett. Mein Name ist Markus und heute ist es kein Duett, sondern ein Solo. Ich hatte eingangs ein ganz wunderbares Gespräch mit einem netten Instagramer namens Schöte Show. Vielleicht kennt ihn der ein oder andere seines Zeichen Sozialpädagoge aus Berlin und historisch wahnsinnig gebildet und gut aufgestellt und kennt sich total gut in diesem ganzen Sagengebiet aus und wir haben eine Folge aufgenommen. Nur leider hat die Technik nicht mitgespielt. Warum auch immer, ich habe es nicht hinbekommen. Markus Doom, ich weiß es nicht oder mein PC spinnt rum. Er ist inzwischen auch zehn Jahre alt. Egal. Wir haben eine Folge aufgenommen zum Thema Struwelpeter, Max und Moritz und Kinder und Hausmärchen. So, jetzt versuche ich so gut wie es geht. Diese Folge solo-mäßig nochmal runterzubringen. Warum mache ich das? Ich habe in Literatur, Medienpädagogik wahnsinnig wenig über diese Themen gesprochen. Also Märchen war zwar immer angedacht, aber meines, soweit ich mich erinnere, haben wir da gar nicht so viel zu gemacht. Und auch die anderen Sachen, da hätte man schon noch irgendwie auch ein bisschen mehr zu machen können. Auf jeden Fall, deswegen spreche ich heute drüber. Über diese drei Bücher. So, was haben die jetzt gemeinsam? Ja, es sind die drei am meistverkauften Kinderbücher, in Anführungszeichen, aus Deutschland. Sie stammen, sie sind alle drei in der Romantik erschienen und sie sind einfach unglaublich bekannt und in wahnsinnig viele Sprachen übersetzt worden. Und ich muss natürlich nicht erzählen, wie oft Disney irgendwie... Wie oft von den Gebrüdern Grimm weiterverwertet hat. So, long story short. So, wann sind die drei erschienen? Der Struwelpeter ist 1844 erschienen, wurde geschrieben von Heinrich Hoffmann. Hoffmann komme ich gleich drüber zu. Wilhelm Busch 1865, Max von Moritz, erzähle ich auch gleich mehr zu. Und Grimms Kinder- und Hausmärchen zwischen 1812 und 1885 erschienen. Wird wahrscheinlich das letzte Thema sein. Fangen wir mit dem an. Was wahrscheinlich am meisten geächtet ist bei uns im Bereich mit dem Struwelpeter von Heinrich Hoffmann. So, jetzt habe ich eben in dem wunderbaren Gespräch mit Matthias, so heißt der Kollege richtig, einen Aspekt aufgezeigt bekommen, über den ich noch nie nachgedacht habe. Nämlich, meiner Meinung nach war der Struwelpeter immer so, ja, das warnt vor Gefahren und das sind irgendwie die Ängste, die Erwachsene haben auf Kinder. Kinder gemünzt, aber nee, wenn wir es irgendwie anschauen, wie ein Heinrich Hoffmann da kritisiert, dann sind es die, das Verhalten der Eltern, weil die Eltern sind einfach abwesend oder verhalten sich den Kindern nicht entsprechend gegenüber, wie wir es heute im Podcast ganz oft propagieren, was vielleicht besser wäre, die Kinder einfach mal in Ruhe zu lassen und ihr Ding machen zu lassen. Einmal einen Schritt zurück, also das Buch ist erschienen, ich muss nochmal in mein schlaues Buch schauen, 1844. So, wie ist das Buch entstanden? Heinrich Hoffmann war nicht zufrieden mit den Kinderbüchern, die auf dem Markt waren und hat für seinen Sohn selber eins gezeichnet und gedichtet. Und es war unglaublich erfolgreich, also es kam bei seinem Sohn direkt gut an, es wurde dann auch verlegt und wahnsinnig oft in wahnsinnig vielen Sprachen übersetzt und adaptiert. Da gibt es einen eigenen Begriff zu, ich habe ihn vergessen, Struwelpeterianer oder sowas. Ihr könnt euch raussuchen, ich habe auch nur das Wissen aus Wikipedia und eben über dieses wunderbare Gespräch, was ich eben geführt habe. Ja, und ich möchte hier mal bei aller Kritik sagen, bei Kindern kommt das an, was bei Kindern ankommen soll. Also, wenn ihr euch jetzt entscheidet, irgendwie den Struwelpeter in der Arbeit mit den Kindern, dann euch anzuschauen, die tragen da keinen Schaden davon. Also, das ist meine Meinung nach, aber es sollte schon irgendwie eingeordnet sein. Es ist sprachlich auf jeden Fall ganz cool, es funktioniert auch ohne Sprache, nur die Bilder. Es ist das allererste erzählende Bilderbuch, das darf man hier bitte nicht vergessen. Also, Heinrich Hoffmann, der hat ja nicht nur das allererste Bilderbuch geschrieben, nein, der hat auch im Alleingang die Kinder- und Jugendsichertrie weltweit begründet. Jetzt wird dem Buch auch öfter mal nachgesagt, dass da schon ganz früh irgendwelche Störungen, mit denen wir uns heute auch noch rumschlagen dürfen, besprochen wurden, sowas wie ADHS mit dem Zappel-Philip-Syndrom und mit Hans-Guck-in-die-Luft-ADS und Pyromanie und solche Sachen. Kann man da reininterpretieren, wenn man will, da will ich jetzt auch gar nicht tiefer drauf eingehen, aber ich habe den Faden verloren, wo ich eigentlich drauf eingehen wollte. Ja, genau, ADHS. Also, man könnte schon drauf kommen, dass er das beobachtet hat, weil, was ich vorhin gelernt habe, der Leibarzt von Katharina der Großen, die war ja die gute Frau, ich versuche es irgendwie zusammen zu kriegen, es tut mir total leid, es ist spät, aber ich will euch eine Folge liefern. Auf jeden Fall war der Bayer und hat dieses Symptom 1744 das erste Mal beschrieben, dass es da wohl Menschen gibt, die eine Aufmerksamkeitsstörung haben. So, und natürlich, der hat das geschrieben, Heinrich Huffmann war auch auf diesem Gebiet tätig, also es kann gut sein, dass der das 100 Jahre später gelesen hat oder 50 Jahre später wahrscheinlich. Also es war auch da schon in der Welt, dass es da Menschen gibt, die anders auf Reize reagieren als viele, viele andere. Und auch dieses... Und gerade beim Suppenkasper, ist ja wieder mein Lieblingsthema Essen, keine Podcast-Folge ohne Essen, es schmeckt ihm halt nicht, was da auf dem Tisch steht. So, und dann kommt vielleicht ADHS dazu oder auch nicht und dann kippelt er da am Tisch rum und reißt alles runter. Vielleicht verträgt er es auch nicht, vielleicht spürt er auch, dass er eine Intoleranz hat gegen das Essen, was da steht und eine Allergie. Aber den gutbürgerlichen Eltern ist es... Wurscht, und der soll gefälligst essen, was auf den Tisch kommt, egal ob er es mag oder nicht. Und hier kann man schon ansetzen mit den Kindern und sagen, wie fühlt der sich denn und ging es euch vielleicht auch schon mal so. Also das sind schon Sachen, die man auch heute noch pädagogisch aufgreifen kann, alleine weil es so dramatisch dargestellt ist und so krass überspitzt ist, ist es sehr, sehr anschaulich. Und auch ohne Text funktionieren halt alleine schon die Bilder ziemlich gut. Und es lädt auch dazu ein, die Erwachsenen, die entweder gar nicht da sind, könnte man ausdrücken, ob es die Kinder merken, oder die da sind, zu kritisieren. Und ich finde, das habe ich auch oft genug schon gesagt, es ist wichtig, dass Kinder lernen, sich auch mit dem Verhalten von Erwachsenen kritisch auseinanderzusetzen und die Erwachsenen nicht als unfehlbar anzusehen. So, ich glaube, das ist so zum Struwelpeter. Also der Wikipedia-Artikel ist unglaublich lang. Und man kann auch sagen... Man könnte da jetzt auch ewig zu, zu reden. Aber ich glaube, ich habe meine wichtigsten Punkte, habe ich dazu gesagt. Also ihr könnt den immer noch, wenn ihr wollt und das gut begründen könnt, auch in eurer praktischen Arbeit einsetzen. Müsst ihr euch vielleicht ein bisschen mit den Kollegen auseinandersetzen und ein bisschen rumstreiten. Aber wenn ihr sagt, das ist eine klassische Vorlage und ihr wollt was mit klassischer Kinderliteratur machen und vielleicht auch ein historisches Projekt machen, und mit den Kindern auch darüber sprechen, wie Kindheit früher war und es als Einstiegsmaterial nehmt, spricht jetzt für mich nichts dagegen. Also ich würde es auf jeden Fall erlauben. Ich würde die Geschichte mit den Mooren noch mal kritisch besprochen haben wollen. Und ob man die dann machen muss oder nicht, muss jeder für sich selber entscheiden. Aber auf jeden Fall muss es immer kritisch eingeordnet werden. Und Sprache verändert sich und die hat sich halt auch in den letzten 150 Jahren verändert. Ja, tatsächlich sogar noch mehr, 175 Jahre fast. Und wird sich auch weiter verändern. Da kann man auch mit den Kindern drüber sprechen. Und ihr werdet das Buch wahrscheinlich auch nur mit Kindern durchnehmen, die da auch Interesse daran haben. Sonst kommen sie gar nicht, also die Sprache, Interesse an Sprache haben und Interesse an historischem Zusammenhängen. So, kommen wir zum nächsten Buch. Wilhelmsbusch Max und Moritz. Oder die gesammelten Werke, die viele von uns kennen, in grün oder orange. So als ich zumindest zu Hause stehen. Ich mochte Max und Moritz sehr als Kind. Ich fand Max und Moritz super. Ich habe vorhin gelernt, dass man da eventuell, dass ich durch Wilhelmsbuschs Geschichten als wiederholendes Motiv immer wieder Alkoholismus durch, zieht, dass man da auch das vitale Alkoholismus-Syndrom reininterpretieren kann. Das ist zumindest mal die Meinung von Matthias. Und ich finde es schon auch sehr plausibel, dass das auch erklären würde, warum diese Jungs so viel Mist bauen. Was man hier aber auch sagen muss, das ist Satire. Und Wilhelm Busch wollte der Gesellschaft da den Spiegel vorhalten. Und auch Wilhelm Busch soll angeblich mal gesagt haben, das ist kein Kinderbuch. Und ganz viel versteht man als Kind auch nicht in diesem Buch. Ja, es ist schon witzig, stellenweise. Und auch was für ein Quatsch die machen und wie die mit dem Lehrer umgehen. Und ich kann mich erinnern, ich hatte das sogar als Aufsatzlektüre, nein nicht als Aufsatzlektüre, sondern als Bildergeschichten vorgetragen. Als Vorlage, um den Aufsatz zu schreiben, hatte ich das irgendwann mal in der Schule. Ich weiß nicht, ob ich es heute noch benutzen würde. Also ich bin mir da wirklich nicht sicher. Wo ich mir sicher bin, dass ich sehr, sehr schnell spreche dieses Mal. Sprachlich interessant und die Reime sind auch ein Teil Kulturgeschichte und es gehört dazu. Und man kann mal schauen, wie viele Redewendungen man findet, wenn man Max und Moritz durchgeht. Ja, ob das jetzt generell wichtig ist, mit den Kindern nochmal durchzugehen, weiß ich nicht. Auch hier würde ich eher in den Projektrahmen darüber sprechen, als das einfach so mal vorzulesen, uneingeordnet. Das würde ich, glaube ich, schwierig finden. Nein, das finde ich schwierig und da müssten wir uns auch als, wenn ich deine Leitung wäre, mal darüber unterhalten, ob es nicht ein, ein anderes Buch gegeben hätte, mit dem du deine Ziele erreicht hättest. Also ich nehme in dem Fall, ich mag Max und Moritz total gerne und ich bin damit auch aufgewachsen. Aber das als Kindergeschichte einzuordnen, finde ich schwierig, weil dazu steckt auch zu viel drin und da verstecken sich zu viele Sinnbilder drin. Also es gibt auch Personen, die, ähm, diese Lausbubengeschichten als Kritik an der Frankfurter Nationalversammlung sehen, also am Vorparlament. Ich bin nicht tief genug drin, um dazu was zu sagen. Endgültig. Es war auf jeden Fall von Anfang an immer in der Kritik. Es würde die Jugend verderben, also schon 1870 wurde das gesagt, dass es jugendverderbende Schriften sind. Ja, kein Wunder, ist ja auch nicht für die Jugend. Also, das hatten wir schon, also das Thema, das wir heute wieder haben, hatten wir auch schon 1870, dass es Medien und Schriften gibt, die die Jugend verderben würden. Ja. Viel mehr habe ich zu Max und Moritz gar nicht aufgeschrieben. Wehe, wehe, wenn ich an das Ende sehe. Das ist vielleicht auch heute so der Fall, weil wir sind gerade irgendwie 14 Minuten drin und ich weiß gar nicht, wie lange die Folge wird. Vielleicht wird es ausnahmsweise mal eine kurze Folge. Aber ich habe ja noch einen großen Thementeil, die Kinder- und Hausmärchen von den Gebrüdern Grimm. Die sind ja nur ein Teil einer sehr viel größeren Sammlung, da gehören ja noch Sagen dazu, da gehört noch ein mythischer Teil dazu. So, und deswegen, die wurden herausgegeben zwischen 1812 und 1858 in mehreren Auflagen. Am Anfang, haben die Gebrüder Grimm sich auf den Weg gemacht, um diese Geschichten zu sammeln und sich im Rahmen der Germanistik damit auseinanderzusetzen und wollten es auch vertreiben. Es gab einen Anhang mit Einordnungen und mit Analysen. Hat sich nicht so gut verkauft. Und dann wurde eben die Zielgruppe gewechselt, hat mir auch hier der Matthias gesagt, hin zu Kindern und Familien. Und sie wurden dann auch nochmal redaktionell bearbeitet. Also hier muss man auch sagen, die böse Stiefmutter ist ein Motiv, das haben die Gebrüder Grimm da reingedichtet. Also es war vorher die leibliche Mutter, die gemeint zu Hänsel und Gretel war. Aber in der Romantik, als sich dieses Familienbild verfestigt hat, was wir bis heute haben, Vater, Mutter, Kind, war es nicht möglich oder denkbar, dass eine leibliche Mutter ihrem Kind etwas Schlechtes tut. Und deswegen musste da die böse Stiefmutter herhalten. so kam dieses Motiv, was es bis heute gibt, in die Welt. Ja, also diese Märchen sind auch hier wieder eine Information von Matthias über ganz viele verschiedene Zeiten entstanden. Die sind jetzt nicht alle rund um diese Jahre neu gewesen, sondern die kamen zum Teil über Byzanz, Istanbul, Italien, Frankreich, rein nach Hessen. Also dieses Motiv der Gefangenen oder eingesperrten Prinzessin ist ein Motiv aus dem Orient, habe ich erfahren. Weil es total spannend war, habe ich mir nie vorher Gedanken darüber gemacht. Ja, und das ist wohl dann in Hessen. Es gibt wohl fünf Städte in Hessen, die für sich beanspruchen, Schneewittchenstadt zu sein. Und dann gibt es auch eine Dürrenröschenstadt. Und da ist die Hochburg der Krimsprinzessin in Hessen. Fand ich spannend. Und auch was, über was ich nie nachgedacht habe, ist bei diesen Märchen, auch wenn die redaktionell bearbeitet wurden. Ich meine, wir hatten kurz vorher den Dreißigjährigen Krieg. Also in ganz Europa war Krieg und es gab immer noch komplett entvölkerte Landstriche. Und wenn dann da so durch Hungersnot über Hungersnot gesprochen wird oder darüber, dass die durch verwaiste Landstriche wandern und tagelang niemanden treffen, dann war das die Lebensrealität der Menschen. Also so sah das halt damals auch noch aus, in Deutschland zum Teil, dass einfach da entvölkerte Gebiete waren und leere Häuser. So bei dem, wir haben es ja immer wieder, dass die in irgendwelche Gasthäuser kommen, die leer sind, die Bremer Stadtmusikanten zum Beispiel. Nein, die schmeißen die Räuber da raus, aber da muss auch vorher leer gewesen sein. Oder war einem der Ausdruck, um das Fürchten zu lernen. Ja, wir haben Soldaten in den Geschichten. Also auch hier kann man wieder durchaus mal historisch rangehen und mit den Kindern schauen, was passiert denn da in der Geschichte eigentlich. Und da wieder darüber sprechen, wie denn so mit Kindern umgegangen wurde in der Vergangenheit. Und auch sprachlich. Also man darf nicht vergessen, die Arbeit der Gebrüder Grimm hat den Duden hervorgebracht. Also an der deutschen Rechtschreibung wurde ja bis 2016 gearbeitet. Also es ist eine ganz schön lange Zeit, wenn man überlegt, dass das auf die Gebrüder Grimm zurückgeht, wie wir heute sprechen. Die kommen aus dem Raum Hannover, in Hannover waren sie dann irgendwann nicht mehr so gern gesehen und mussten nach Preußen. Aber generell sprechen wir heute alle Hannoveranisches Hochdeutsch, weil die Gebrüder Grimm so geschrieben haben. Und da haben wir schon. Also deswegen kommen wir auch an den Märchen eigentlich nicht vorbei, wenn es um Sprachbildung geht. Also wir brauchen das. Und es stärkt wahnsinnig den Wortschatz. Und auch hier wieder, ich würde Märchen heute nicht mehr einfach so erzählen, wie wir das früher gemacht haben. So als Nettes nebenbei. Vor allem nicht so, wie die Gebrüder Grimm sie aufgeschrieben haben. Also ich würde sie schon so erzählen, wie die wie die Originalgeschichten waren. Aber ich würde es heute wahrscheinlich mit den Kindern nach. Nein, ich würde. Ich werde es heute mit den Kindern nachbesprechen und werde auch mir vorher was überlegen, was ich nachbesprechen will, welche Begriffe ich erkläre, warum das vielleicht so geschrieben wurde und es nicht mehr einfach so für sich stehen lassen. Aber doch hier. Da steht ja auch eine moralische Agenda dahinter. Also die Brüder Grimm haben nicht nur Germanistik betrieben. Nein, da ging es auch um Bildung bei den Märchen. Und es ging um das Transportieren von moralischen Werten und um das Transportieren von Geschlechtsrollen. Und da muss man sich schon überlegen, möchte ich die heute noch so tragen? Oder möchte ich die mit den Kindern kritisch analysieren? Was auf jeden Fall wichtig ist und weshalb man Märchen immer noch, noch gut nutzen kann, ist der Umstand, dass es immer ein Happy End gibt. Also du kannst Kindern, das kommt auch von Matthias, Don Bluff, der Macher von Das Geheimnis von Nimm und nicht Kappa und Kappa, Ein Land vor unserer Zeit und Pfeife der Mauswanderer, die gehen immer gut aus und die sind richtig rupus, also sind richtig harte Geschichten. Da gruselst du dich, da bist du traurig bei, da kommen dir die Tränen, da läuft dir kalt den Rücken runter, du kriegst Gänsehaut. Aber am Ende gibt es immer ein Happy End. Und so ist es bei den Märchen auch. Du kannst schon durch eine harte Zeit gehen, aber am Ende wird es immer gut. Du musst vielleicht was dafür machen, du musst Prüfungen bestehen, aber am Ende wird alles gut. Das ist vielleicht die wichtigste Botschaft, die bei so einem Märchen rauskommt. Und es bleibt nicht in der Schwebe. Es gibt jetzt nicht irgendwie eine Fortsetzung, sondern es ist eine in sich geschlossene Erzählung, bei der am Ende das Böse vernichtet wird. Und über die Motive in den Geschichten, die kann man mit den Kindern schon nochmal gut analysieren. Oder zum Philosophieren lädt das ein. Und da kann man auch nochmal drüber sprechen, wie sie das heute sehen. Also ich finde es nämlich ein bisschen schade, dass Märchen so Stück für Stück aus unserem Leben kommen, aus unserem Alltag verschwunden sind. Also die waren mal sehr, sehr viel präsenter. Ich habe das noch gelernt, auch Märchen zu erzählen, in der Ausbildung, in meiner Kinderpflegeausbildung. Und da hieß es auch noch, also jeder Mensch, der mit Kindern arbeitet, müsse ein Märchenbuch besitzen. Ich hatte auch ganz lange eins. Ich glaube, ich habe das dann meiner Schwester weitergegeben, als die in die Ausbildung gegangen ist. Und habe vor ein paar Jahren meiner Frau eins geschenkt, auf so ganz dünnen Seiten. Das ist ungefähr so Telefonbuchpapier. Die, die sich an Telefonbücher erinnern können. Ja, also es ist schon spannend, sich auch heute noch mit den Kindern zusammen mit Märchen zu beschäftigen. Also was habe ich noch so auf meinem schlauen Zettel stehen? Ja, ich lese gerade, entschuldige bitte, nur einfach aufzureden. Ne, ich glaube, ich habe alles abgehandelt, was auf meinem Zettel steht. Ich hoffe, ihr seid mit einer 20-Minuten-Folge heute zufrieden. Und ich konnte euch nochmal irgendwie was mitgeben und ein bisschen Mut machen, auch alte Klassiker wieder zu benutzen. Ich habe mich jetzt vor allem auf diese drei großen deutschen Klassiker beschränkt. Das gilt aber auch für andere Bücher. Also das gesamte Werk von Astrid Lindgren, egal in welcher Auflage. Wie ihr es erzählt, müsst immer ihr euch entscheiden. Und was ihr erzählt, ihr müsst euch damit wohlfühlen. Und wenn ihr sagt, ihr fühlt euch mit diesen Geschichten nicht wohl, macht es halt nicht. Dann lasst es sein. Sprachförderung und Wertevermittlung und Geschichtsprojekte, geht auch alles anders. Aber diese drei Sachen, Struwelpeter, Max und Moritz, wobei ich bei Max und Moritz gesagt habe, ich würde es gar nicht mehr machen. Und gerade die Kinder- und Hausmärchen, die sind so präsent. Das ist so ein Stück unserer Kultur. Und ich bin der Meinung, man kann es nicht weg. Man sollte es nicht vergessen. Und man sollte die einfach bewahren und mit den Kindern auch gerne bearbeiten und sich da mal Zeit für nehmen. Und es ist auch einfach schön, Märchen zu erzählen. Also ich verweise hier auch gerne auf die deutsche Märchengesellschaft, die sich da, die europäische Märchengesellschaft, die sich da, wahnsinnig drum kümmern, dass das Märchen am Leben bleibt. Und auch auf den Herrn Kett, der ganz tolle Methoden entwickelt hat, wie man Märchen gestalterisch auf eine sehr minimalistische Art und Weise in einem Projekt darstellen kann. Ja, ich habe heute Morgen sogar eine Prüfung gemacht zum Thema Märchen. Also ein bisschen kenne ich mich da aus. Was mir so einfällt, wenn ich einfach mal so vor mich hin erzähle für euch. Also die Kett-Methode ist super. Ist mit so Tüchern aufstellen. Und ich erinnere mich, wie toll das für die Kinder war, wenn ich ihnen da so grüne Tücher in die Hand gedrückt habe, die ein bisschen gefaltet habe. Und dann durften die die als Bäume aufstellen. Und dann haben wir da so Miniaturfiguren reingesetzt. Den Froschkönig habe ich gemacht. Und dann habe ich einen Brunnen gebastelt und es gab eine goldene Kugel. Ja, ihr seht, als ich das vor 20 Jahren gemacht habe, waren Märchen noch sehr präsent und auch ein fester Teil der Ausbildung. Und ich weiß, dass das inzwischen ein bisschen weniger geworden ist. Aber ich hoffe, wenn es euch interessiert, ihr schaut bei der Europäischen Märchengesellschaft vorbei oder bei Kett. Weil ich finde es schade, wenn es ganz verschwinden würde. Vielleicht sollte ich selber demnächst nochmal ein Märchen erzählen in der Kita. Märchen werden übrigens erzählt und nicht vorgelesen. Das war, glaube ich, eine der ersten Sachen, die ich gelernt habe. Also wenn man ein Märchen erzählen möchte, dann muss man es vorher auch selber zwei-, drei-, viermal gelesen haben. Und es ist dann auch nicht schlimm, wenn man irgendwie einen Teil vergisst oder sowas. Nur was immer wichtig ist, es war einmal und am Ende muss alles gut ausgehen. Und damit beende ich diese Folge für heute. Ihr wisst, wie ihr mich erreichen könnt. pdagogisches-duett.de Schreibt mir gerne. Schreibt mir gerne, wie ihr die Folge fandet. Ich finde es, wie gesagt, wahnsinnig schade, dass ich es heute alleine machen musste. Aber ganz bald sind wir wieder mit mehreren da. Ich habe auch schon die Folgen. Die Folgenthemen stehen fürs komplette Jahr. Die nächsten Folgen, die wir machen werden, sind zum Thema BNE und pädagogische Aktivität. Und die mache ich beide mit der Katja. Also bis dahin. Ich bin raus. Gehabt euch wohl. Danke fürs Zuhören und ciao.