Das pädagogische Duett

Katja, Selina, Leoni und MArkus

Stress im Job: Wege zur Bewältigung

Gossip, Reflexion und Niederschreiben

22.12.2024 42 min Katja, Leoni und Markus

Zusammenfassung & Show Notes

Oh, hallo! Hier im Podcast geht es darum, wie wir mit dem ganzen Stress im Berufsleben umgehen können. Katja, unsere systemische Therapeutin, betont die Wichtigkeit von professioneller Unterstützung und vor allem von Gesprächen mit Kollegen. Wir reden über den Umgang mit Stress, Klatsch und Tratsch und warum es so wichtig ist, sich auf positive Ziele zu fokussieren. Außerdem geht es darum, wie wichtig es ist, die Kommunikation über Hilfebedürfnisse zu verbessern und seine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben. Wir werfen auch einen Blick auf verschiedene Arbeitszeitmodelle und wie sie sich auf unser Wohlbefinden auswirken können. Es wird unterstrichen, dass Langeweile genauso schädlich sein kann wie Überforderung und dass es wichtig ist, zu erkennen, wann es Zeit für eine Veränderung ist. Wir diskutieren verschiedene Methoden, um mit Stress umzugehen, wie das Ausdrücken von Emotionen, kreative Ablenkungen und das Erinnern an positive Momente, um gestärkt zurückzukommen. Also, hör rein und lass uns gemeinsam Wege finden, um besser mit dem Stress umzugehen!

Transkript

SPEAKER_00
00:00:00
Herzlich willkommen, liebe pädagogisch Interessierte, zum pädagogischen Duett. Dieses Mal als pädagogisches Trio. Ich bin der Markus, mitten hier ist die Katja und die Leonie. Entschuldigung, Leonie, du darfst deinen Namen selber sagen. Jetzt auch nochmal.
SPEAKER_02
00:00:14
Leonie, Leonie, Leonie. Das ist unsere Weihnachtsfolge.
SPEAKER_00
00:00:17
Genau, das ist unsere Weihnachtsfolge. Wir haben uns auch ganz besinnlich mal wieder an einem anderen Setup getroffen. Der Podcast hat neue Funkmikrofone gesponsert. Ich hoffe, die Qualität ist gut. Ich habe sie selber noch nicht gehört. Wir schicken Grüße vorneweg. Also wir grüßen erst unseren neuesten Stammhörer. Der Olli ist da. Er hat heute ganz viel im Zug nach Köln gehört und geschrieben, wie er den Podcast mag. Deswegen Grüße gehen von da aus hin, von hier aus da hin. Dann grüßen wir natürlich unsere kranke Kollegin Diselina.
SPEAKER_02
00:00:59
Liebe Grüße, gute Besserung. Aber jetzt, wenn sie es hört, ist es wahrscheinlich schon vorbei. Genau.
SPEAKER_00
00:01:05
Und der Timo, der sich entschieden hat, anderweitig tätig zu werden und anderen Freunden zu helfen, die es auch nötig haben. Und deswegen haben wir uns heute zusammengefunden zu unserer Podcast-Folge zum Thema Bewältigungsstrategien. Genau, was wir nicht heute besprechen, ist, wie bewältige ich ein Trauma, wie bewältige ich Depressionen, wie gehe ich mit harten Schicksalsschlägen um. Dafür braucht ihr bitte da draußen, die uns hört, professionelle Hilfe. Und neun Monate Wartezeit, habe ich mir sagen lassen. Oder einen Coach. Da könnte Katja eine Inhalt schreiben. Ich leite das gerne an die Katja weiter, die kann das nämlich. Die hat das gelernt, wie man Menschen in ihrem Leben ein Stück weit begleitet, denen es nicht so gut geht. Deswegen jetzt auch Werbung. Werbung an der Stelle nochmal für dich gemacht. Ganz schön. Vielleicht macht sie auch Telecoaching, das weiß ich nicht. Das müsst ihr dann mit ihr verhandeln.
SPEAKER_02
00:02:05
Ja, nicht. Ich bin ja systemische Therapeutin.
SPEAKER_00
00:02:07
Ja, stimmt. Und deswegen haben wir gesagt, wir sprechen, oder ich habe gesagt, wir sprechen heute, wie schaffe ich es als jemand, der in einem belastenden Berufsalltag unterwegs ist, vollkommen unerheblich davon, ob er jetzt pädagogisch ist oder Buchhalter, was für Strategien gibt es da, um damit umzugehen? Ich habe mir hier so ein schönes Schaubild gemacht. Die Leute, die uns auf Instagram folgen, konnten das auch schon sehen. Sieht aus wie eine magische Formel, aber ich fürchte, das ist es nicht. Ja, und jetzt so kurz vor Weihnachten dachte ich, das wäre ein ganz geiles Thema mit, weil es ist gerade stressig. Also es sollte es zwar nicht sein, aber Timo und ich haben da mal eine Folge dazu gemacht, Ja. die heißt Weihnachten, die stade Zeit, mit Fragezeichen, Ausrufe, Zeichen und wir sind dann irgendwann darauf gekommen, sie ist es nicht.
SPEAKER_02
00:02:58
Die Menschen sind durch, die Kinder sind durch, die Leute, die mit Kindern arbeiten, sind durch.
SPEAKER_00
00:03:05
Wir sind alle irgendwie durch, habe ich das Gefühl. So ist es und deswegen habe ich mir jetzt hier ein paar Punkte aufgeschrieben, aber ich würde gerne von euch hören, wie geht ihr denn so mit eurem Stress um?
SPEAKER_01
00:03:18
Wenn ich daran denke, was alles so passiert gerade, auch so im Alltag, so viele stressige Situationen, die halt dann aufeinander folgen, und dann kommt mir immer das von der Ausbildung, und zwar die kollegiale Beratung. Das heißt, man sucht sich jemanden, der gerade Zeit hat und stellt sich hin und nimmt sich einfach mal drei, vier Minuten und zum Beispiel kotzt sich aus, sagt einfach, erzählt einfach die Situation, gibt auch Sachen ab, die man nicht schafft und ich glaube, das ist so das erste Stichwort, was mir dazu einfällt, was einfach... Einfach gesagt, aber ich glaube, das muss man wieder mehr bewusster machen.
SPEAKER_00
00:04:06
Du hast auch meine erste Kategorie getroffen, nämlich das Reden, wobei man sagen muss, kollegiale Beratung ist eine eigene Methode. Also das ist das, was du gerade beschrieben hast, ist jetzt nicht so ganz kollegiale Beratung. Da gibt es ein Buch zu, das heißt kollegiale Beratung, kann ich sehr empfehlen, liegt bei mir auf dem Schreibtisch auch. Da wird das ganz haarklein beschrieben, aber mit jemandem drüber quatschen ist natürlich schon mal sehr gut. Es geht zumindest in die Richtung kollegiale Beratung.
SPEAKER_02
00:04:29
Ja. Ja, was soll ich sagen? Bei mir ist es so, ich habe oft so Stimmen im Ohr. Meine Mama sagt mir zum Beispiel immer, jeder Mensch kriegt das Päckchen, was er tragen kann. Und ich merke natürlich, manche Päckchen sind gegen Ende des Jahres sehr, sehr schwer. Und da bin ich ganz bei dir, Leonie. Wenn wir das selber nicht mehr tragen können, brauchen wir andere Menschen, die uns helfen. Also wir brauchen jemanden, der uns... ... den Lastmal vielleicht für einen Moment lang abnimmt, der uns mal zuhört, ohne gleich den großen Ratschlag zu geben, sondern dass man sich einfach mal auskotzen kann, um dann vielleicht wieder konstruktiv an die Sache ranzugehen, damit man dieses Päckchen tragen kann.
SPEAKER_00
00:05:20
Ich habe das hier zusammengefasst, weil ich sehe das genauso unter Gossip, weil Gossip halt einfach wichtig ist. Also es gibt so ganz zwei neue Studien. Die eine besagt, dass... ... dieses Austauschen von Gerüchten, Halbwahrheiten, whatever, Wahrheiten, also dieses Miteinander ratschen, wichtig ist, weil Frauen sich damit eben auch geschützt haben gegenseitig. Und gesagt haben, ja, mit dem lässt du dich mal lieber nicht ein oder sei vorsichtig, wenn du dahin gehst. Und das haben Männer auch gemacht und es war vollkommen in Ordnung gesellschaftlich und wurde aber dadurch, dass die Frauen dadurch stark und unabhängig wurden, wurden Stück für Stück dämonisiert durch die Kirche, wie so oft. Und deswegen hat es heute einen schlechten Ruf.
SPEAKER_02
00:06:10
Das Auskotzen, oder?
SPEAKER_00
00:06:12
Ja, also das Lästern, ich mache Anführungszeichen. Und das Zweite ist, es gibt nicht nur dieses Kampf- oder Fluchtverhalten, weil die Studie wurde an Männern durchgeführt, sondern es gibt eben auch, nee, das kommt noch dazu, aber auch sich zusammen... ... und darüber zu sprechen, das ist auch eine ganz instinktive Verhaltensweise. Und deswegen ist das auch so wichtig. Und das ist vor allem bei Frauen so. Und ob wir jetzt als Frau oder als Mann agieren, hängt halt viel mit den Hormonen zusammen. Und wenn man, dritte Studie, wenn man als Mann Care-Arbeit betreibt, hat man einen sehr ähnlichen Hormonhaushalt zu Frauen. Also mit dem Östrogen und so, das gleicht sich sehr an. Und deswegen...
SPEAKER_02
00:07:02
Das hat man echt. Das hat die Wissenschaft festgestellt.
SPEAKER_00
00:07:04
Das hat die Wissenschaft festgestellt.
SPEAKER_02
00:07:07
Okay, interessant.
SPEAKER_00
00:07:09
Und deswegen gibt es da auch keinen Unterschied, oder ich habe keinen Unterschied beobachtet, wie männliche oder weibliche PädagogInnen mit Stress umgehen. Die fangen alles Gossipen an.
SPEAKER_01
00:07:23
Oh ja, das kann ich auf jeden Fall, das habe ich schon mitbekommen. Was ja auch ein Stück weit eine Bewertungsstrategie ist und gesund ist, aber man muss halt einfach aufpassen, dass man es nicht zu sehr ins Negative...
SPEAKER_02
00:07:39
Man sollte seine Ziele im Auge behalten, weil wenn man zu sehr sich in die Negativität begießt, dann verliert man den Blick für das, was man eigentlich ja möchte.
SPEAKER_00
00:07:51
Ja, und da hilft halt auch, wenn jemand zu dir kommt, kannst du ihn ja fragen, wenn du dich auskürzen willst, willst du nur, dass ich dir zuhöre oder möchtest du, dass ich dich verstehe?
SPEAKER_02
00:08:03
Ja.
SPEAKER_00
00:08:04
Weil das macht halt einen Unterschied. Gar nicht willst du einen Rat von mir, sondern möchtest du, dass ich dich verstehe, weil da muss ich auch ein bisschen nachfragen und dann kommen wir in die kollegiale Beratung. Oder braucht jemand gerade nur eine Leinwand oder ein Tonbandgerät, Richtig. mit dem er seine Gedanken sortieren kann?
SPEAKER_02
00:08:19
Und das geht ja ganz vielen Menschen so. Also ich kenne das auch vom therapeutischen Kontext, dass die Menschen, die kommen, die müssen erst mal Dinge loswerden und darüber sprechen, bevor man darüber nachdenkt. Und was für eine Lösung gibt es denn aus einem Dilemma oder aus einer Situation, die sie nicht handeln können? Weil wenn du das nicht beachtest, dann übergehst du einen Schritt. Ja. Der Mensch muss sich erst mal irgendwo entklären dürfen, mit seinen Gedanken, so wie sie sind, bevor man daran arbeitet, wie geht es weiter.
SPEAKER_00
00:08:57
Richtig. Weil das sind nämlich noch zwei Sachen, die ich bei Reden aufgeschrieben habe, war die kollegiale Beratung und die Supervision. Genau. Das geht ja alles in die gleiche Richtung. Richtig. Es geht immer darum, dass mir jemand zuhört. Und dann ist eben, der Unterschied ist beim Gossipen, würde ich sagen, da sortiere ich meine eigenen Gedanken mithilfe von jemand anderem, der mir einfach nur zuhört. Wahrscheinlich könnte ich es auch einfach wirklich auf dem Tonband labern. Bei der kollegialen Beratung geht es darum, dass jemand auf Augenhöhe mir vielleicht auch Lösungsansätze vorschlägt oder mir zumindest mal ein Feedback gibt und sagt, wie hat er, ob jemand schon mal in so einer Situation war. Also es ist so ein geordneteres Sortieren von Gedanken.
SPEAKER_01
00:09:41
Und auch von die Situation aus einer dritten Perspektive, sage ich jetzt mal, beleuchten nochmal.
SPEAKER_00
00:09:48
Und Fragen dazu gestellt zu bekommen.
SPEAKER_02
00:09:50
Das ist, glaube ich, der Punkt, nämlich auch, was du sagst, Fragen. Weil letzten Endes, die Antwort müssen wir in Ordnung selber suchen. Ja. Weil jeder gute Ratschlag kann tatsächlich wirklich total richtig sein für Person XY. Ja. Aber nicht für mich.
SPEAKER_00
00:10:06
Ja.
SPEAKER_02
00:10:06
Richtig.
SPEAKER_00
00:10:07
Und das Dritte wäre halt dann Supervision. Dann haben wir jemanden, der das professionell macht. Und der kann mir auch tatsächlich dann, also ich würde sagen, Supervisor, das steckt ja schon in der Berufsbezeichnung, ist der Einzige, der mir einen Ratschlag geben darf oder kann. Oder mir auch.
SPEAKER_02
00:10:22
Auf der Meta-Ebene auf jeden Fall. Vor allen Dingen, er sollte nicht im System drin sein. Genau.
SPEAKER_00
00:10:26
Also das ist bei der kollegialen Beratung schon so.
SPEAKER_02
00:10:28
Soweit er im System drin ist, wird es auch für ihn, also für jede Person schwierig.
SPEAKER_00
00:10:33
Ja.
SPEAKER_02
00:10:33
Ja.
SPEAKER_00
00:10:34
Aber wenn ich eben einen Supervisor in eine Situation beschreibe, dann stellt er mir meistens ein paar Fragen, die mir helfen sollen, dass ich selber meinen Weg finde. Und manchmal gibt es aber dann auch Leute, die sagen, haben Sie schon mal darüber nachgedacht, nicht vielleicht doch die Stelle zu wechseln?
SPEAKER_02
00:10:50
Ja.
SPEAKER_00
00:10:51
Das gibt es halt dann auch.
SPEAKER_02
00:10:52
Da ist ganz schön die Stellvertreterfunktion in dem Moment anzuwenden, nämlich aus einem Beispiel zu erzählen, wie das jemand anders gelingt. Wie das jemand anders gelöst hat. Und dann ist es nämlich kein direkter Ratschipp. Ja. Das ist ein guter Tipp. Das ist ein sehr guter Tipp. Ich kenne eine Kollegin, die hat das so und so gemacht. Oder eine Klientin, die hat das so und so ausprobiert. Könnte sein, dass das für sie was wäre. Und dann kannst du dich eher auf diesen Gedanken eintasten, als wenn ich direkt sage, machen Sie es doch so und so.
SPEAKER_00
00:11:26
Aber das kann ich auch als Kollege auch machen. Also halt über jemand anderen sprechen, um so meine Botschaft zu vermitteln. Ja. Genau.
SPEAKER_02
00:11:34
Weil tatsächlich, der Mensch geht manchmal auf Widerstand, auch gerade, wenn er keine Kraft mehr hat. Also wenn man natürlich sagt, man braucht Gehör. Und wenn dann jemand gleich mit einem Rahnschlag kommt, dann kann der Rollladen runtergehen. Ja.
SPEAKER_00
00:11:53
Was ich auf jeden Fall auch noch damit einmelde, es ist okay zu lästern, zu gossippen, mit jemandem drüber zu sprechen. Man muss nicht alles mit sich selber ausmachen. Das geht auch gar nicht. Das macht einen kaputt.
SPEAKER_02
00:12:04
Aber? Ja. In deinem beruflichen Kontext muss dir immer klar sein, das ist gesagt. Ja.
SPEAKER_00
00:12:10
Ja, gesagt ist gesagt.
SPEAKER_02
00:12:11
Und das kann wiederum im Nachhinein auch auf irgendeine Art und Weise zurückkommen und dich stressen oder, ja, also du musst überlegen, mit wem redest du?
SPEAKER_00
00:12:22
Und wie redest du? Also da kommen wir wieder zur achtsamen Sprache, zur gewaltfreien Kommunikation. Da sind wir wieder am Anfang. Weil ich habe hier so einen Pfeil, wenn es für euch okay ist, würde ich nämlich einfach zur nächsten Kategorie übergehen. Oder wollt ihr noch was zum Thema Reden sagen? Nee. Weil da gehört halt auch das Denken dazu. Also ich habe hier so einen Kreis und ein Kreuz und ihr seht das auf Insta. Auf jeden Fall, es gibt so einen Doppelpfeil zwischen Reden und Denken. Und jetzt ist es natürlich so, das Reden beeinflusst das Denken und das Denken beeinflusst gleichzeitig das Reden. Und eine Bewältigungsstrategie, die man eben meiner Meinung nach ganz gut machen kann, die wir auch alle lernen, zumindest als ErzieherInnen, ist Reflektieren. Also wirklich aktiv für sich selber reflektieren. Wie ging es mir in der Situation? Was hat es in mir ausgelöst? Wie bin ich damit umgegangen? Wie war meine Rolle? Wir haben eine eigene Folge über das Reflektieren gemacht, mit Sicherheit. Ich gehe davon aus. Aber das kann es nicht oft genug sein, glaube ich.
SPEAKER_01
00:13:26
Ja. Ja. Ich glaube, Reflektieren ist eh so ein Vorbereiten auf Situationen und Nachbereiten auf Situationen. Und dann nochmal, nochmal einfach in sich gehen, sich die Zeit nehmen. Und das hat ja auch ganz viel mit Bewältigung zu tun, dass man reflektiert und dass man schaut, okay, was kann ich besser machen oder was kann ich das nächste Mal anders machen, dass es so und so läuft, anstatt dass wir uns anschreien.
SPEAKER_00
00:13:55
Und ich will dich eigentlich nicht zerbrechen, was ich trotzdem tue. Es müssen nicht nur negative Sachen bewältigt werden, sondern auch positive. Ja. Also wenn ein Erlebnis schön war und wir, wir glücklich aus einer Situation rausgehen, sollte man sich trotzdem angewöhnen. Ich rede im Konjunktiv, ich mache das normalerweise nicht. Es ist trotzdem eine gute Strategie, zu reflektieren. Was hat mich denn an der Situation glücklich gemacht? Wie bin ich denn da rein und raus gegangen? Weil daraus zieht man halt auch Kraft für, für Sachen, für eine harte Stunde.
SPEAKER_02
00:14:30
Was habe ich damals gemacht? Und ich kann mich daran erinnern. Ich habe es notiert, ich habe mich reflektiert, ich habe es vielleicht irgendwo aufgehört. Ich habe es mir aufgeschrieben.
SPEAKER_00
00:14:38
Wenigstens habe ich Ruri gespoilert.
SPEAKER_02
00:14:43
Ja, aber das stimmt, ja.
SPEAKER_00
00:14:45
Und so hart, wie es immer auch ist in unserem Job, aber oft ist es halt nur eine schwere Stunde. Und eigentlich wäre der ganze Tag okay gewesen. Aber es gibt halt hier eine harte Stunde oder da mal einen harten Übergang.
SPEAKER_01
00:15:00
Oder Momente.
SPEAKER_00
00:15:02
Oder echt harte Momente. Und das will ich überhaupt nicht kleinreden. Aber wenn wir immer nur, nur die reflektieren, bleiben uns auch nur die im Gedächtnis.
SPEAKER_02
00:15:10
Ja, richtig.
SPEAKER_00
00:15:11
Und dann haben wir so einen Pile of Dirk.
SPEAKER_02
00:15:12
Und das Negative bleibt an, ja, eh mehr Kapten oft.
SPEAKER_01
00:15:15
Und das ist ja auch das, was unsere Aufgabe ist im Alltag, viel zu beobachten. Und dann aber auch, Sachen uns zu dokumentieren. Und da habe ich letztens, ich glaube zu dir, Katja, da habe ich gesagt, ja, auch schöne Sachen können wir beobachten. Weil wir haben ein Buch in unserem Lernhaus. Und ich habe gesagt, ja, da können wir alles reinschreiben, wenn uns Sachen auffallen, Situationen auffallen, wenn wir einfach was notieren müssen, damit wir das nächstes Mal in die Sitzung mitnehmen. Und das sind meistens Bücher, da stehen meistens drin XY hat den und den mit der Faust ins Gesicht geschlagen oder so.
SPEAKER_00
00:15:56
Aber da steht halt selbst drin, der hat dem beim Schuhezubinden geholfen. Das gibt nämlich dann nicht drin. Richtig. Weil wir super defizitär rangehen.
SPEAKER_02
00:16:04
Ja, richtig.
SPEAKER_00
00:16:05
Ich habe das jetzt versucht, in meiner neuen Stelle aufzubrechen und habe eine Methode kennengelernt. Es kommt aus diesem New Work Bereich, dass du immer so eine Sitzung mit dem Check-in anfängst und mit dem Check-out aufhörst. Und heute habe ich, nicht heute, diese Woche habe ich angefangen mit einem Check-in, dass jeder, der möchte, ein positives Erlebnis aus der Woche bisher erzählen durfte. Und da kamen auch zwei, drei Sachen zusammen und alle waren danach auch besserer Stimmung für die Sitzung. Weil, sind wir mal ehrlich, so eine Teamsitzung, ja, es gibt eine gewisse Notwendigkeit, aber so die höchste Motivation dafür haben wir jetzt nicht immer.
SPEAKER_02
00:16:46
Ja, und man muss ja auch sagen, wenn positive Erlebnisse geteilt werden, kann ja auch mein Gegenüber daraus etwas schöpfen.
SPEAKER_00
00:16:54
Richtig.
SPEAKER_02
00:16:55
Und so sind wir alle irgendwie wieder auf eine positivere Art verbunden und haben wieder etwas bewältigt.
SPEAKER_00
00:17:01
Richtig. Und haben wieder unseren Dopaminspeicher gefüllt. Ja.
SPEAKER_02
00:17:05
Richtig.
SPEAKER_00
00:17:06
Weil beim Denken gibt es nämlich auch noch zwei Sachen, die ich mir aufgeschrieben habe, die jetzt vielleicht nicht so richtig gut zum Bewältigen beitragen. Das ist einmal das Grübeln. Also ewig lang über so eine Situation rotieren und durchdenken und durchdenken und durchdenken und sich selber damit wahnsinnig machen und überwältigt sein. Manchmal ist man halt einfach überwältigt. Und jetzt, wie komme ich dann aus diesem Teufelskreis des Grübelns raus? Ich kann entweder mit jemandem reden oder in die andere Richtung. Du hast es eben schon gespoilert. Ich kann es aufschreiben.
SPEAKER_02
00:17:43
Das berühmte Stoppsignal aufzusagen. Hör auf jetzt zu denken. Geh in die Reflexion. Oder geh in den Wald joggen. Also letzten Endes, man muss sich selber vielleicht auch manchmal Stopps sagen. Ja.
SPEAKER_01
00:17:57
Ganz bewusst vor allem. Weil manchmal schweift man so extrem ab, dass man gar nicht mehr rauskommt. Auch aus der Emotion oder aus der Situation, dass man da gar nicht mehr rauskommt.
SPEAKER_02
00:18:10
Und es entwickelt sich ja dann auch, wenn dann zum Beispiel bestimmte Menschen zusammenkommen mit ähnlichem Alltag, dass sich das dann wie so ein Wirbel entwickelt. Und es entsteht eine Problemtrance, sagt man in der Systemik, wo es nur noch ums Problem geht und viele Dinge, die eigentlich schon ganz gut funktionieren, gar nicht mehr im Blickpunkt sind. Ja.
SPEAKER_00
00:18:29
Also das hat man auch in so Teamsitzungen öfter mal, dass dann wirklich nur noch Negativroulette gespielt wird. Und wer hat das Krassere zu erzählen? Und man toppt sich da immer nach oben. Und wenn dann niemand kommt und dann mal den Cut reinhaut und sagt, hey Leute, wir bewegen uns gerade in einer solchen Negativspirale. Damit kommen wir nirgendwo hin. Und mit Negativität kommst du halt einfach nirgendwo hin. Ja. Dann bleibt es halt so. Und für mich ist es eben die letzte Zeit ganz gut gewesen. Ich bin ja gerade an meiner neuen Dienststelle und versuche ein paar neue Gewohnheiten für mich selber anzulegen. Und habe eben angefangen, jeden Tag eine halbe Stunde vor Feierabend eine schriftliche Reflexion zu machen. Weil ich habe keine Stellvertretung. Ich kann mit niemandem drüber sprechen, was mich so bewegt am Tag. Und deswegen schleppe ich jetzt immer ein Notizbuch mit mir rum. Und da steht halt dann jetzt drin, frei beschrieben, wie mein Tag war, was ich gemacht habe. Also ich schreibe auch gerade in einem anderen Notizbuch, ich habe gerade sehr viele davon, jede einzelne Tätigkeit auf, die ich am Tag gemacht habe. Weil ich mich sonst einfach so verlieren würde in dem, was ich gemacht habe. Oder auch nicht gemacht habe. Und ich glaube, da bin ich nicht der Einzige. Und diese halbe Stunde vor Feierabend, manchmal auch nach Feierabend, die hilft mir auch einfach, mit dem Tag abzuschließen. Dann ist es vorbei. Dann muss ich da keine Gehirnkapazität mehr so opfern. Und dann ist es nämlich auch vollkommen egal, wie ich schreibe. Weil da gibt es ja verschiedene Methoden. Ich kann ja entweder einfach frei runterschreiben oder ich kann so eine Reflexion runterschreiben, wie wir das mal in der Ausbildung gelernt haben. Oder so ein Bullet Journal-Form-Dings zu machen. Es gibt alles Mögliche.
SPEAKER_02
00:20:08
Manchmal hilft auch einfach nur das Erkenntnis des Tages.
SPEAKER_00
00:20:12
Oder Ziel für morgen.
SPEAKER_02
00:20:14
Das Schönste und das Schlimmste vom Tag. Das macht man ja auch mit Kindern oder Familien am Abend. Man sitzt zusammen und jeder gibt sein Schönstes und sein Schlimmstes. Das ist eine super Methode, überhaupt dann auch ins Gespräch zu kommen. Aber für sich persönlich ist es natürlich sehr wichtig, auch das zu registrieren. Was war gut heute an meinem Tag?
SPEAKER_01
00:20:40
Und es ist ein guter Anfang, wenn man damit anfangen möchte, zu reflektieren.
SPEAKER_02
00:20:45
Man muss keine Romane schreiben.
SPEAKER_01
00:20:48
Man kann auch einfach mal mit kleinen Stichpunkten anfangen und sich dann hocharbeiten. Weil ich glaube, sich einfach so hinzusetzen, das ist schon eine Überwindung für viele. Und dann einen Stift in die Hand zu nehmen. Die meisten schreiben gar nicht mehr mit Stift und Papier. Ich glaube, die meisten machen sich Notizen ins Handy. Das ist auch wieder eine Überwindung.
SPEAKER_00
00:21:10
Ich mache gerade meine Mappe auf. Deswegen lacht sie so. Mit meinen fünf Füllern, Kugelschreiber, Löschpapier. Weil ich halt alles mit Füller schreibe.
SPEAKER_01
00:21:18
Wenn man schreibt, geht es mir ins Gehirn. Ja, und das ist halt auch einfach diese...
SPEAKER_00
00:21:22
Beziehungsweise auch andersrum. Wenn man es mit der Hand schreibt, fließt es halt auch aus dem Kopf aufs Papier. Das ist dann erstmal weg.
SPEAKER_01
00:21:30
Ja, das ist schon... Also es macht schon einen Unterschied, statt es ins Handy einzutippen. Das ist schon ein guter Ratschlag.
SPEAKER_00
00:21:38
Also ich habe so eine Methode gesehen, die wäre jetzt mir zu groß angelegt. Aber es gibt so ein Fünf-Jahres-Journal, wo man halt ein Jahreskalendarium hat und für jeden Tag fünf Spalten. Und dann einfach immer nur ganz kurz immer so... Es ist nicht viel Platz. Wenn man reinschreibt, was an dem Tag war, dann kann man da halt hin zurückgehen und ist dann am 31. Januar in dem Jahr war es halt so und heute ist es so. Also wenn man was lang Angelegtes vorhat. Also mir ist es zu viel. Deswegen habe ich mich für eine andere Methode entschieden.
SPEAKER_02
00:22:14
Also wenn man weiß, Zielsetzungsdissensial ist schon krass. Ja. Also meins wäre es nicht, weil ich da zu richtig unterwegs bin. Aber zwei Jahre könnte ich mir vorstellen.
SPEAKER_01
00:22:29
Ja. Ich glaube, die Zeit verfliegt zu schnell. Hätte ich das in der Ausbildung gemacht, die drei Jahre, das wäre voll gewesen.
SPEAKER_02
00:22:38
Und vielleicht setzen wir uns auch wieder unter Druck, wenn wir sagen, wir müssen in einem bestimmten Zeitpunkt ein Ziel erreichen.
SPEAKER_00
00:22:45
Also ganz viele Höhe habe ich jetzt mitbekommen, weil es ist natürlich immer so, du fängst an, sowas irgendwie zu Notizbüchern zu gucken, zu füllern. Also ich kam drauf, weil ich so ein bisschen, wir wissen ja alle, ich habe keine ADHS, aber manchmal falle ich in so ein Rabbit Hole rein und es war halt diesmal das Rabbit Hole Notizbücher und Stifte. So und dann kommst du aber auch über kurz oder lang bei dieser Journaling Community nicht vorbei und ganz viele hören auf, weil sie sich selber damit Druck machen. Ja. So und du musst nicht immer eine ganze Seite schreiben oder sonst irgendwas. Du kannst machen, was auch immer und wenn du halt mal keinen Bock hast, dann schreibst du an einem Tag nichts oder schreibst nur, heute war ein
SPEAKER_02
00:23:27
schöner Tag. Oder ich klebe ein Bild ein oder trage einen Kalenderspruch
SPEAKER_01
00:23:32
ein. Ja. Es ist auch okay, es einfach leer zu lassen. Es ist okay, wenn du eine Woche nichts schreibst, es ist okay, dann schreibst du die eine Woche.
SPEAKER_02
00:23:41
Weil wenn mal nichts gut ist, dann muss man auch nichts
SPEAKER_00
00:23:43
schreiben. Das fällt mir natürlich, mir fällt es wirklich schwerer, auch zu den guten Sachen was zu schreiben. Also ich mache, meine Methode ist, gerade so, ich habe so einen krassen Workflow und ich höre nicht auf zu arbeiten. Ich schließe eine Sache ab, lege die weg, fange die nächste Sache an und das mache ich den ganzen Tag durch, bis der Hahn kräht und ich heimgehe. So und weil ich weiß, dass mir das nicht gut geht, ist es jetzt so, dass ich habe morgens schon eine To-Do-Liste, die ich geschrieben habe, da kommen dann über den Tag Sachen dazu und immer wenn ich eine Sache abgeschlossen ist, dann mache ich einen Haken dahinter und mache mir als Erinnerungsnotiz einen Smile dazu. Wie es mir jetzt ging mit dieser Tätigkeit. Und am Ende des Tages gehe ich dann in mein gutes Notizbuch, in mein japanisches und da schreibe ich dann zu den Sachen, wo mir was im Gedächtnis geblieben ist, kurz auf wie es mir damit ging. Und ich kann mal hier kurz in den heutigen Tag reinschauen. So und da steht in rot drin, was negativ ist, ich habe es leider diese Woche nicht geschafft, wirklich präsent in Gruppen zu sein. Das hatte ich mir vorgenommen, hat nicht geklappt. Aber da steht auch drin, es war generell eine Woche mit sehr viel Dopamin, habe meine Dooms immer geschafft, habe für verschiedene Menschen Dinge bewegt, ich mag das. Ich mag das Gefühl, einen Zweck zu haben und einen Platz, an den ich gehöre und passe. Das ist so mein Abschluss für die Woche. Und es steht da jetzt drin und wenn es mir mal nicht gut geht oder wenn ich das Gefühl habe, ich müsste da mal wieder reinschauen, kann ich da reinschauen und sehe, okay, an dem Tag hattest du so ein Gefühl, dass es in Ordnung war. Und ich weiß, ich werde es wahrscheinlich im Februar brauchen, weil im Februar ist immer meine Zeit des Jahres, wo ich sage, ich höre jetzt auf. Ich suche mir etwas anderes, ich werde Würsteltrat am Hauptbahnhof.
SPEAKER_01
00:25:32
Ja, ich glaube, diese Momente haben wir alle irgendwann mal, manchmal über den Tag verteilt, manchmal zu gewissen Jahreszeiten und manchmal in gewissen Lebenssituationen. Und dann überdenkt man alles nochmal, vor allem jetzt ich auch nach der Ausbildung dachte mir auch so, boah, wieso habe ich eigentlich nochmal jetzt genau die Ausbildung gemacht?
SPEAKER_00
00:25:56
Warum habe ich mich denn auch für den vielen Trieb entschieden?
SPEAKER_01
00:26:00
So, wieso mache ich das jetzt nochmal und soll ich nicht nochmal einfach nur studieren und einfach mein Leben schälen? Aber studieren heißt ja nicht nur Leben schälen, aber keine Ahnung, Vollzeit zu arbeiten ist halt auch, keine Ahnung, schwierig manchmal.
SPEAKER_00
00:26:17
Also ich wäre auch echt mit einer 30-Stunden-Woche und vier Tage die Woche echt zufrieden und das aber bei vollem Lohn. Ausgleich. Ich habe heute verschiedene Arbeitszeitmodelle in der Neuen Narrativen gelesen und das wäre schon gibt übrigens 67% der Deutschen ebenso. Und man sagt also tatsächlich, also dieses Arbeitszeitmodell mit vier Tagen die Woche, 30 Stunden wäre auch super gut fürs Klima. Auch wenn wir weniger Geld hätten, würden wir...
SPEAKER_02
00:26:42
Würden die Kinder dann auch so wenig arbeiten? Sondern müssen die weiterhin so viel arbeiten?
SPEAKER_00
00:26:46
Das wäre schon gut, oder?
SPEAKER_02
00:26:47
Weil dann würde ich streiten. Weil wenn wir, wenn die Politik oder wer auch immer das bestimmt, sagt, wir dürfen alle weniger arbeiten, weil es ist besser für euch. Und die Kinder müssen aber trotzdem fünf Tage
SPEAKER_00
00:27:03
in die Schule gehen. Dann strecke ich.
SPEAKER_02
00:27:05
Weil das kann doch nicht sein.
SPEAKER_00
00:27:07
Also ich weiß, also da ich will mich nicht auf die fünf Tage festlegen, aber ich habe mit den Mittelschülern gesprochen und eine Klasse hat dieses Jahr relativ spät Schule an einem Tag. Die kommen erst um elf in die Schule und die lieben das.
SPEAKER_01
00:27:23
Interessant.
SPEAKER_00
00:27:24
Ich denke mir, mir ist das viel zu spät, aber da habe ich nachgedacht, natürlich ist das im neunten Klasse, das passt genau auf den Biorythmus.
SPEAKER_01
00:27:30
Das wäre voll, also wenn ich das gehabt hätte, ich hätte es geliebt. Ich weiß noch, dass wir ein Jahr hatten, wo wir erst um zehn Uhr auch irgendwas, zehn Uhr fünfzehn hatten wir irgendwie, erst Unterricht beginnen. Und es war der beste Tag, weil ich habe mich darauf so gefreut
SPEAKER_00
00:27:44
und die Woche ging so schnell vom Weihnachten los. Die haben an dem Tag auch länger Unterricht, aber das stört die gar nicht.
SPEAKER_02
00:27:52
Weiß ich nicht, das weiß ich leider nicht. Ich glaube, dass wir von außen die Möglichkeit bekommen müssen, dass wir Bewältigungen, jetzt habe ich mich verfratzelt. Ich meine, wir brauchen das außen, damit wir Dinge bewältigen. Wir brauchen ein Zugeständnis, weißt du? Nicht nur, dass wir das irgendwie bewältigen können, sondern wir brauchen Hilfe.
SPEAKER_00
00:28:18
Die Theresa Pücker hat ein Buch geschrieben, Zeit heißt das, oder etwas mit Zeit. Und da geht es genau darum, dass wir zu wenig Zeit haben, dass wir uns um uns selber kümmern, dass wir zu viel hustlen, dass wir deswegen unglücklich sind, dass wir deswegen nicht so produktiv sind. Weil mit vier Tagen, 30 Stunden sind wir produktiver. Also damit schaffen wir auch einfach mehr. Weil jetzt klar in unserem Job nicht, da langweilst du dich nicht. Aber in ganz vielen Corporate Jobs, da langweilst du dich halt auch über zwei, drei Stunden am Tag und hast so ein Bore-out-Erlebnis. So stupide Arbeit machst du. Eine andere Auszubildende von uns, ich hoffe, die Anne hört es noch, liebe Grüße, die hat ja deswegen mal mit ihrem Job aufgehört.
SPEAKER_01
00:29:02
Ja, liebe Grüße an dich, Anne.
SPEAKER_00
00:29:04
Ja, ich denke immer noch oft an sie. Ich hoffe, es geht dir gut. Und deswegen macht die was anderes. Also wenn ich sie damit richtig verstanden habe, das ist auch schon eine Zeit lang her. Weil Langeweile genauso schlimm ist wie Überforderung.
SPEAKER_02
00:29:20
Ja. das ist eine Bewältigungsstrategie, um wieder aufs Thema zu kommen. Irgendwann muss man auch mal vielleicht erkennen, das, was ich versuche zu bewältigen, ist nicht mein Ding. Ich muss vielleicht woanders hin. Weil ich dann glücklicher bin und weil ich mich dann nicht so anstrengen muss, etwas zu bewältigen.
SPEAKER_01
00:29:39
Ja, es ist ja auch oft so, dass man die Rahmenbedingungen nur ein Stück weit, das war auch in der letzten Folge, ein Stück weit kannst du sie vielleicht noch beeinflussen, aber irgendwann ist dann die Grenze erreicht. Ja. Und dann kannst du halt nur noch entweder das verändern und sagen, okay, ich suche mir jetzt einen anderen Rahmen sozusagen und gucke halt, ob ich da besser klarkomme. Das ist ja genauso wie ich bin von der Krippe in den Koga gewechselt. Krippe hatte ich immer nicht länger als, keine Ahnung, 15.30 Uhr war ich meistens weg oder 16 Uhr spätestens. Einmal die Woche spät schieße ich sozusagen bis um fünf. Und ich hatte eine Heimfahrt von einer halben Stunde. Also es war alles total gechillt. Und dann bin ich gewechselt und es war aber immer ein ganz anderer Rahmen. Aber natürlich auch neue Herausforderungen. Also das muss man immer abwägen, genau. Es braucht beides wahrscheinlich. Ja.
SPEAKER_00
00:30:39
Ich habe noch eine vierte Kategorie aufgeschrieben, weil ich kann ja nicht so einen Kreis nur mit drei teilen lassen. Ich muss den ja noch vervollständigen. Vielleicht habe ich auch was anderes als nicht ADHS. Vielleicht habe ich auch nicht Autismus. Ich weiß es nicht. Dein Gesundheitskonzept sollten wir mal sehen. Man sagt ja da verschiedenes nach, aber es gibt noch die Kategorie des Ablenkens. Und ich möchte die nicht unter den Tisch fallen lassen, weil ich finde, ein gesunder Eskapismus ist wichtig.
SPEAKER_01
00:31:10
Ja, so ein Zone-Out-Feeling nach der Arbeit braucht man auch. Zum Beispiel.
SPEAKER_00
00:31:17
Oder was ich halt habe aktuell, ich habe ja immer diese 40 Minuten Heimweg jetzt. Für dich sind die scheiße, weil du so oft umsteigen musst. Für mich ist das Hinsetzen und dann wieder aufstehen nach 35 Minuten. Und ich habe halt dann die Zeit zum Lesen. Oder zum Musikhören. Oder du kannst auch auf ein Konzert gehen und in den Moshpit gehen oder was auch immer. Sport machen. Sport machen. Du kannst Gruben nehmen.
SPEAKER_01
00:31:44
Ach. Wer mir niemanden darf.
SPEAKER_00
00:31:50
Genau. Aber es gibt verschiedenste Konzepte, wie man sich von seinem Arbeitsalltag ablenken kann.
SPEAKER_01
00:31:56
Es sind Möglichkeiten.
SPEAKER_00
00:31:58
Genau, aber es ist auf jeden Fall, davon verschwindet ja die Herausforderung nicht. Und die Herausforderung, das hat mir mal ein Vorgesetzter erklärt, die wohnt ja in uns. Und die Herausforderung folgt uns ja immer nach. Weil der Grund, warum uns eine Situation herausfordert, liegt ja nur zum Teil in der Situation, sondern ganz viel auch in uns selbst. So. Das heißt, ich kann mich eine Zeit lang ablenken von der Herausforderung, aber dann komme ich ja wieder dahin. Und dann ist die Herausforderung wieder da und dann bin ich wieder in den anderen drei Teilen, wo ich es irgendwie bewältigen muss.
SPEAKER_02
00:32:31
Aber ich brauche diese Auszeiten vor allem. Genau. Wir wissen nicht, dass in dieser Auszeit alles mit mir was passieren kann. Ja. Zum Beispiel, wenn man mal den Körper ein bisschen aktiviert, neue Hormone durch den Körper strömen und wir irgendwo den Kopf frei blasen und plötzlich wieder kreative Ideen kommen, auch zu Problembewältigung.
SPEAKER_00
00:32:53
Ja, und auch einen mentalen Abstand schaffen. Richtig. Ich bin schon mal, da war ich auf einem Konzert, mit Timo gehe ich ja ganz oft auf Konzerte, ein bisschen Pause. Und wir waren auf einem Konzert ich bin irgendwie fast mitten im Song gegangen, weil ich so eine Epiphanie hatte wegen irgendeinem Songtext. Da habe ich gesagt, Timo, ich muss heim, ich muss nachdenken.
SPEAKER_02
00:33:16
Wieso sollst du jetzt einen Song schreiben, einen Back?
SPEAKER_00
00:33:19
Es ging doch irgendwas um die Arbeit und ich hatte so eine Erkenntnis in einem Song, dass ich das erstmal klar kriegen musste. Also ich habe das Konzert dann doch durchgezogen, weil dafür waren die Karten zu teuer, weil ich dachte, das wird auch passieren. Oder beim Podcast hören oder beim Lesen.
SPEAKER_01
00:33:33
Oder in der Arbeit, wenn du denkst, oh Gott, die ganzen Kinder stürzen gerade aufeinander los und du weißt nicht weiter und du willst unbedingt, dass das jetzt geklärt wird und du gehst zwei Minuten, verlässt zwei Minuten den Raum und nach zwei Minuten ist wieder Friede vor der Ecke, weil sich die Kinder selber geklärt haben. Du bist total überfordert.
SPEAKER_02
00:33:55
Weißt du, was mir da manchmal hilft ab Co-Bewältigung? Einen Song sich vorstellen. Zum Beispiel The Power of Love. Für sich ganz kurz mal eine Minute was zu bewältigen. Und zwar sich ablenken für eine Minute an was Schönes, an etwas, was dir Kraft gibt und dann wieder in die Situation zu gehen.
SPEAKER_00
00:34:16
Also das kann ich ganz explizit sagen. Es gibt so Momente, wenn ich so zum emotionalen Hoch neige und wenn ich total aufgeregt bin, dann läuft tatsächlich auch bei mir im Kopf I'm so excited. Irgendwie zu kanalisieren. I'm so excited. Man denkt sich dann, das hilft schon. Also Musik ist schon ein ganz geiles Prinzip manchmal für so Sachen.
SPEAKER_02
00:34:42
Weil natürlich auch sofort Hormone am Start sind. Logisch.
SPEAKER_00
00:34:48
Hilft, das stimmt. Und ich glaube über die Macht des Schreibens wurden wahrscheinlich Bibliotheken an Meinungen schon verfasst und ich bin nicht der Erste, der darauf kommt und wahrscheinlich haben uns das auch schon verschiedenste Dozenten gesagt,
SPEAKER_02
00:35:01
wir brauchen halt nicht nur kognitive Bewältigung, wir brauchen den Körper, die emotionale Bewältigung und manchmal hilft es auch einfach nach Hause zu gehen, sich an seinen Partner zu kuscheln, wenn man denn einen hat
SPEAKER_01
00:35:14
und er sagt einem oder sein Teddybär
SPEAKER_00
00:35:17
oder an eine Arbeitskollegin, die man sehr mag oder um es mit Fröbel zu sagen, ich glaube es war Fröbel, bitte korrigiert mich, mit Kopf, Herz und Hand. Du brauchst halt schon alles drei, um etwas zu bewältigen.
SPEAKER_02
00:35:32
Ja. Ich glaube tatsächlich, weil der Kopf alleine löst keinen Stress. Nein,
SPEAKER_00
00:35:39
dann kommen wir halt ins Krübeln. Deswegen steht es hier.
SPEAKER_02
00:35:44
Krübeln ist übrigens ein Symptom für Depressionen.
SPEAKER_00
00:35:47
Gut, dass du es gesagt hast. Wer viel zum Krübeln neigt, sollte mal überlegen, wie es ihm sonst geht oder ihr sonst geht und ob man sich dann eventuell mal mit einer Freundin zusammensetzt oder mit einem Freund und mal ein ganz langes Gespräch führt.
SPEAKER_02
00:36:02
Ja, oder in den Wald gehen und schreien.
SPEAKER_00
00:36:05
Ich habe gestern übrigens eine Bewältigungsstrategie kennengelernt, die ich sehr gut fand. Ich war zu Besuch bei uns im Haus. Schaut mal, wie automatisch ich noch bei uns im Haus steige. Bei euch im Haus.
SPEAKER_02
00:36:16
Sind wir so bei dir im Haus? Eigentlich ist er noch bei uns.
SPEAKER_00
00:36:20
Hier ist er an einer Toilette vorbei und hört ein Gebrüll aus dieser Toilette. Er macht das Klo auf. Was ist denn hier los? Da kommt mir ein Kind entgegen. Lange, schwarze Haare. Und ich sage euch, wenn wir fertig sind mit der Aufnahme, wer es war. Ich war so wütend. Ich musste kurz zum Schrei. Ich habe es so gefeiert. Und die kam da raus wie Ruhe selbst. Sie ist zum Spielen gegangen. Sie ist am Timo vorbeigegangen. Das war eine mega Situation.
SPEAKER_01
00:36:55
Ich habe auch zu einem Kind gesagt, wenn du schreien willst, dann schrei jetzt. Und der konnte einfach nicht. Dann hat er so voll die Grimasse. Und dann habe ich ihn gefragt, geht es dir besser? Und er so, ja. Und grinst mich voll an. Es gibt mehrere Methoden. Man muss nicht nur schreien. Man kann auch Grimassen ziehen.
SPEAKER_02
00:37:13
Wir haben ja innere Anspannungen. Entweder geht es in Richtung Wut. Oder man muss etwas sägen. Und das ist so gar nicht meins. Das ist so kleinmotorischer Scheiß.
SPEAKER_00
00:37:29
Scheiß Laubsäge-Arbeit. Gib mir die Stichsäge, bitte.
SPEAKER_02
00:37:33
Und ich merke, wie ich wirklich innerlich fast am Zerbersten bin. Und habe dann plötzlich so einen Hirschruf gemacht. Weil ich musste. Ich musste weg. Und danach lief es mir besser. Und das Lustige war, mein Umfeld hat es natürlich ähnlich gespürt. Und hat das nutzen können, selber die Anspannung. Weil sie konnten lachen.
SPEAKER_00
00:37:58
Also manchmal hilft es mir auch einfach, mir nur vorzustellen, wie ich irgendwas gegen die Wand werfe. Die häufigste Vorstellung, die ich habe, um meine Wut rauszulassen, wie ich einfach irgendwas gegen die Wand schmeiße. Ich war sehr impulsiv, als ich jünger war. Die Menschen, die mich länger kennen, können sich das vorstellen. Und ich habe tatsächlich früher Sachen gegen die Wand geschmissen. Und ich weiß, wie befreiend sich das anfühlt. Und heute hilft mir alleine der Gedanke daran.
SPEAKER_02
00:38:27
Weil das ist ja im Prinzip das Unbewusste. Ist es scheißegal, ob du es tust oder ob du es dir vorstellst. Es ist ja auch das Geheimnis von Hypnose. Dass du letzten Endes dir das in Gedanken tatsächlich kannst du alles ausagieren. Und das hilft dir beim Stress abbauen. Ach heil.
SPEAKER_00
00:38:47
So ein bisschen lebhafte Fantasie, wie man einfach gerade das komplette Kollegium im Mähdrescher dahin metzelt. Ich habe nur aufgehört zu schreien, weil ich meine innere Gewalt für eine Fantasie gefunden habe.
SPEAKER_02
00:39:04
Aber wir kennen das doch alle, wenn wir irgendwie in Gedanken ein Gespräch führen. Zum Beispiel mit Herrn Lindner oder so. Oder keine Ahnung, mit irgendeinem Politiker. Die Meinung sagt oh nicht mein Freund, das und das und das und das. Das hilft. Selbstgespräche statt schriftliche Reflexion. Selbstgespräche.
SPEAKER_00
00:39:27
Ich hatte eben noch einen Gedanken, was krass ist, dass wir und das geht ja bei den Kindern schon los, für so eine körperliche Bewältigung, dass uns das erlaubt werden muss von extern. Also schreien zu dürfen, reinboxen zu dürfen. Also diese Emotionen auszuagieren. Und das, also wenn ich jetzt versuche, mich da zurück zu erinnern, ich glaube die Vorschulkinder fangen an, damit aufzuhören. Ihre Emotionen auszuagieren. Weil das ja auch gesellschaftlich und empathisch irgendwann keinen Platz mehr hat. Aber wie krass das halt auch wirklich ist, wenn man darüber nachdenkt. Das muss einem erst erlaubt werden von einer externen Quelle, dass man das jetzt darf.
SPEAKER_01
00:40:12
Ja. Ja, du hast es schon mal gesagt. Lass jetzt schreien. Schrei jetzt oder lass es sein. Das ist ganz oft so. Also unterdrückte Wut
SPEAKER_02
00:40:22
oder unterdrückte Gefühle. Ja, wir wissen wohin das führt. Auserzählen, oder?
SPEAKER_00
00:40:30
Also ich hätte jetzt hier so einen schönen Schluss gefunden. Wenn es für euch okay ist, würde ich den jetzt anbringen. Also kriegen jetzt alle, die uns zuhören, von mir jetzt die Erlaubnis, ihre unterdrückten Emotionen, all die Liebe, die ihr spürt. Umarmt jemanden, wie Wut ihr habt. Schreit, schlagt unbelebte Objekte. Tut bitte euch und niemand anderem weh. Aber die Emotionen, die ihr spürt, lasst ihr auch raus. Schau, das habe ich glaube ich auch zu mir selber gesagt.
SPEAKER_02
00:40:56
Auch die Liebe an Weihnachten. Und wenn es Essen nicht schmeckt an Weihnachten. Und das Geschenk so doll ist.
SPEAKER_00
00:41:02
Und wenn ihr einen Nazi-Onkel habt, ein freundliches Fick dich, hat noch niemandem geschadet. Nein.
SPEAKER_01
00:41:12
Das stimmt, das würde ich verführen.
SPEAKER_02
00:41:15
Adventabend, Herr Liebkamp.
SPEAKER_00
00:41:17
Fick den Nazi-Onkel. Damit ein frohes Fest. Rutscht gut ins neue Jahr. Wir hören uns.
SPEAKER_01
00:41:29
Und lacht ganz viel.
SPEAKER_00
00:41:31
Nach 2025 wieder. Genau, lacht ganz viel. Schreibt mir auf Instagram, wie eure Feiertage sind. Ob der Onkel leiden musste unter euch. So viel Wester bewältigt habe. Seid mutig, es braucht mutige Menschen. Ihr hört uns ganz bald wieder. Bis dahin, ciao.
SPEAKER_01
00:41:50
Tschüss.