Das pädagogische Duett

Markus und Timo

Selbstbewusst Bedürfnisorientiert

Buchrezenssion für Michèle Liussi und eigen Gedanken zum Theam

29.09.2024 25 min

Zusammenfassung & Show Notes

Der Podcast diskutiert die Bedeutung der bedürfnisorientierten Erziehung und kritisiert, dass pädagogische Angebote oft nicht den Interessen der Kinder entsprechen. Es wird betont, dass Kinder mehr Autonomie, persönliches Wachstum, soziale Interaktion, heterogene Kindergruppen und liebevolle Beziehungen benötigen. Der Personalmangel im Bildungssystem wird als Problem hervorgehoben, da dadurch das Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit der Kinder gefährdet ist. Es wird angeregt, dass Kinder am besten lernen, wenn sie ihre Umgebung selbst entdecken dürfen. Es wird auch diskutiert, dass das Bildungssystem radikale Änderungen benötigt, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden.

Transkript

Herzlich willkommen, liebe pädagogisch Interessierte. Mein Name ist Markus und es ist meine Geburtstagsfolge. Ich bin dieses Mal wieder alleine für euch da. Ab dem nächsten Mal sollten wir wieder mehr Leute sein im Podcast. Also ich hoffe es zumindest. Und heute geht es nicht los direkt mit dem Thema, sondern heute kommt erstmal eine Buchrezension. Und zwar hat mir der Humboldt Verlag ein neues Buch geschickt von der Michelle Liussi. Die war auch schon mal bei uns im Podcast zusammen mit ihrer Kollegin Katharina Sprangler. Ist eine relativ frühe Folge, einstellig. Hört gerne mal rein, es war toll mit den beiden. Und seitdem schickt mir der Humboldt Verlag immer mal wieder Rezensionsexemplare. Und dieses Mal geht es um das Buch. Ganz frisch erschienen am 26.9. selbstbewusst bedürfnisorientiert. Und ist schön, weil sie haben es mir mehr oder weniger als Geburtstagsgeschenk gemacht, ohne es zu wissen. Für alle die die Folge jetzt direkt am Sonntag hören, am 29.9. Morgen ist mein Geburtstag. Nicht heute gratulieren, morgen. Also zum Buch. Wir haben 224 Seiten, kostet 22 Euro und es geht darum, wie man bedürfnisorientiert erzieht. Normalerweise stelle ich ja keine Sachen vor, die eigentlich Elternratgeber sind. Aber in der Pressebeschreibung ist ein fett gedruckter Satz. Uns hat es auch nicht geschadet, ist doch Bullshit. Also so oft wie ich Bullshit sage in der Arbeit, gerade in dem Zusammenhang, muss ich euch dieses Buch einfach empfehlen. Noch vorher ganz kurz zur Autorin. Michelle Liussi ist Psychologin und Familienbegleiterin bei den frühen Hilfen, hat einen Sohn, lebt in Tirol und sie unterstützt Frauen, die als Mutter unter starken psychischen Belastungen leiden. Zusätzlich berät sie Eltern zu konkreten Erziehungsproblemen rund um gute Eltern-Kind-Bindung und sie ist eine der Macherinnen des Podcasts Mamafürsorge. Hier auch noch mal allen Müttern und auch allen anderen Interessierten noch mal sehr ans Herz gelegt. So warum empfehle ich jetzt dieses Buch im Podcast, der sich, größtenteils an Fachpersonal inzwischen richtet. Ich freue mich immer über Feedback, wenn ihr mich korrigieren wollt, weil es trotz allem auch ein Fachbuch ist. Wir haben hier Zitate aus wissenschaftlichen Quellen, wir haben Verweise auf andere Ratgeber-Literatur. Wir haben das zweite Kapitel, da geht es um die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit, um verschiedenste Erziehungsstile und um die Auswirkungen. Dann gibt es hier eben, der Hauptteil des Buches geht darum, diese Sachen, diese Glaubenssätze, die wir so mitnehmen, sowas wie hier und da ein Klaps oder ich mache mich doch nicht zum Affen, die aufzubrechen und darüber zu sprechen. Und das ist in erster Linie, werden das Eltern tun und die Eltern werden auch hoffentlich sich an die Kindertageseinrichtungen wenden und sagen, so möchte ich nicht, dass ihr mit meinem Kind umgeht, ich möchte, dass ihr die Bedürfnisse ernst nehmt. Und das möchte dieses Buch. Sie möchte Eltern und andere Menschen, also nein, das Buch möchte in erster Linie Eltern, aber ich sage euch, alle Menschen, die mit Kindern arbeiten, können hier gestärkt werden, die Kinder ernst zu nehmen. Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen und hierbei unterstützt euch dieses Buch. Es gibt euch gute Argumente an die Hand, es gibt euch Sicherheit und deswegen kann ich es nur empfehlen, die 22 Euro zu investieren. Und es gibt auch ein paar Praxis-Ratschläge im hinteren Teil des Buches und einen, den ich sehr mag, ist wähle deine Kämpfeweise. Und deswegen lest rein, lasst eine gute Rezension auf Amazon da, wenn ihr es gelesen habt und ich wünsche euch ganz viel Spaß mit dem Buch, wenn ihr es euch holt. Und das Buch ist eben auch für mich heute auf Seite 9 ein wenig der Leitfaden für die heutige Folge. Sie wird mal wieder sehr improvisiert sein, wie so oft, denn sie zitiert hier, sie, also Michelle, zitiert hier ganz früh im Buch einen der großen Kinderpsychiater und zwar Alan Greenspan, den man auch ruhig mal reingelesen haben darf und der beschreibt eben sieben Grundbedürfnisse. Das Bedürfnis nach Bindung, nach Sicherheit und Regulation, nach Autonomie, nach Lernen, nach Orientierung, nach Zugehörigkeit und ein Bedürfnis, über das ich mir gerade viele Gedanken gemacht habe und mit dem ich mich am schwersten tue, weil die anderen Bedürfnisse versuchen wir in unserer täglichen Arbeit zu erfüllen. Aber beim letzten wird es halt schwierig und es ist Beachtung kindlicher Bedürfnisse und Rechte durch die Gesellschaft. Ich glaube, ich habe in der letzten Folge, nein, ich weiß, ich habe eine alte Diplomarbeit erwähnt und bin da auch schon mal auf das Thema eingegangen, dass Kinder, also alt von wirklich knapp 100 Jahre alt, dass Kinder in der heutigen Gesellschaft unsichtbar geworden sind, nicht beachtet werden. Also wir sehen das an der Diskussion um das Wahlalter, dass das auf 16 reduziert werden soll und dass da nichts passiert. Wir sehen es, wenn wir raus auf die Straße schauen und keine Kinder mehr sehen, außer morgens auf den Weg zur Schule und nachmittags nach Hause. Ich spreche jetzt immer für den urbanen Raum, wo oft beide Eltern arbeiten gehen und das haben wir im ländlichen Raum auch. Und auch im ländlichen Raum sieht man nicht mehr grundlegend immer Kinder, weil die vielleicht hinter irgendwelchen großen Sichtschutzzäunen in eigenen Gärten versteckt sind. Und auf jeden Fall, das ist, was mich aufregt, dass Kinder so unsichtbar sind. Die sind, ich tue mich immer so schwer mit dem Wort, deswegen umschiffen wir das Wort und sagen, die sind den ganzen Tag in allen Richtungen. Wenn sie nicht in allen Richtungen sind, dann gibt es spezielle Plätze, wo sich Kinder im öffentlichen Raum aufhalten sollen, nämlich auf Spielplätzen oder eben im heimischen Garten. Kindern wird nicht zugestanden, auf der Straße zu spielen. Ich weiß nicht, wie wenig Spielstraßen es gibt, aber es sind auf jeden Fall zu wenige. Und also das macht mich wahnsinnig, dass Kinder und kindliche Bedürfnisse so wenig beachtet werden. Wahrscheinlich wäre auch das Schulsystem grundlegend ein anderes, wenn wir uns Gedanken, also wenn sich die Menschen, die das Schulsystem gestalten dürfen, mehr Gedanken darüber machen, was sind kindliche Grundbedürfnisse. Und nicht versucht werden würde, immer nur Fabrikroboter und Arbeitsroboter großzuziehen, um Menschen, die irgendwie dieses kranke kapitalistische System weiter aufrechterhalten, weil in unseren Grundbedürfnissen ist irgendwie Besitz nicht definiert. Und das ist etwas, wo ich wirklich schwer hadere mit mir auch, dieses Beachtung kindlicher Bedürfnisse und Rechte durch die Gesellschaft, dass das so wenig stattfindet. Wir haben Kinderrechte, wir haben im wirklichen Gesetzbuch ist ganz klar definiert, dass es keine Gewalt gegen Kinder geben darf und trotzdem gibt es Gewalt gegen Kinder, gibt es sexuelle Gewalt gegen Kinder und so weiter. Ein großer Teil der Tötungsdelikte sind Kinder, die von ihren Eltern getötet werden. Und das wäre vielleicht alles etwas besser, wenn man als Gesellschaft, und die Gesellschaft wird nochmal geordnet durch die Politik und nicht durch die Demokratie, wenn man da mehr Rücksicht nehmen würde auf kindliche Bedürfnisse, dann würde es vielleicht auch mehr Geburten geben als Neuzulassungen von Fahrzeugen. Also ihr merkt schon, das ist ein Thema, was mich schon in einen rechten Rent reinbringen könnte oder auch bringt. Und ich habe hier auch leider keine Lösung gefunden. Also ich weiß nicht, außer vielleicht selber in die Politik zu gehen, aber nein, wie diese Beachtung nach kindlichen Bedürfnissen mehr rauskommen könnte, mehr zum Tragen kommen könnte, mehr eingefordert werden könnte. Junge Erwachsene, Jugendliche sind jahrelang für Fridays for Future auf die Straße gegangen und haben ihre Schulbildung riskiert und auch das wurde nicht ernst genommen. Junge Erwachsene haben sich auf Straßen geklebt und wurden dafür in Beugerhaft genommen, auch wenn es so nicht genannt wurde. Und auch da hat sich nichts bewegt. Also die jungen Menschen in unserem Land kämpfen um ihre Zukunft, kämpfen um ihr Bedürfnis nach Autonomie und nach Zugehörigkeit, aber es wird ignoriert, weil sie keinerlei kapitalistischen Wert haben für die Gesellschaft, außer vielleicht für die Werbung, weil Eltern Geld für ihre Kinder ausgeben. Ansonsten ist es halt echt eine perverse Nummer, dass dadurch, dass Kinder eben nicht direkt zum kapitalistischen Wachstums eines Systems beitragen, sie auch keine Rolle in diesem System spielen. So, dann würde ich sagen, es reicht an Rant, weil ich weiß nämlich auch gerade gar nicht, wo ich damit hin will und dann kommen wir doch noch ein bisschen zur Praxisarbeit. Ich mache auch nicht so lange meine Geburtstagsfolgen und wir sprechen noch mal über das Grundbedürfnis nach Lernen. Also ich pick so ein bisschen einfach raus und ich bleibe auch in der Stimmung. Also keine Sorge, wenn ihr heute mehr so friedlich drauf seid und mich jetzt nicht die ganze Zeit mit diesem scharfen Ton hören wollt, dann macht mich aus und hört wann anders. So, das Thema Lernen. Wann lernen Menschen? Wenn sie etwas interessiert. Wann interessiert Menschen etwas? Wenn sie sich ihr Themenfeld, das sie lernen möchten, selber ausgesucht haben. Nicht, weil sich ein Pädagoge oder eine Pädagogin überlegt hat, es wäre voll geil, wenn die Kinder jetzt das lernen würden oder weil es jetzt im Lehrplan steht. Deswegen sind, und ich sage jetzt pädagogische Angebote, Bullshit. Wir brauchen, klar, wir brauchen Know-how, wir müssen Sachen können als ErzieherInnen, KinderpflegerInnen, whatever, LehrerInnen, die damit arbeiten. Wir müssen Dinge können, die wir Kindern beibringen, aber wir müssen nicht planen, was wir wann mit den Kindern machen. Die Kinder können zu uns kommen, wenn sie eine interessante Frage haben. Die Kinder können uns fragen, hey, warum gibt es einen Regenbogen? Und dann können wir, weil wir wissen, wie es geht, mit den Kindern Experimente machen, wenn uns der Personalmangel nicht davon abhält. Und wenn wir den Personalmangel haben, dann können wir dem Kind immer noch aus unserer Materialschublade was rausnehmen und ihm was in die Hand geben und sagen, schau mal, hier hast du ein Prisma, das bricht das Licht. Spiel damit, du wirst was dabei lernen. Wir müssen uns nicht mitten im Personalmangel mit einer Handvoll Kinder hinsetzen und denen jetzt etwas beibringen, denn die Kinder werden durch die soziale Interaktion mit anderen Kindern etwas lernen. Unsere Aufgabe ist es, einen Tag zu planen, eine Situation zu planen, Begegnungen der Kinder so zu gestalten mit ihrer Umwelt, mit anderen Kindern, dass sie da mit persönlichem Wachstum hervorgehen können, dass sie erleben, was Autonomie ist, dass sie selber Entscheidungen treffen können, weil Autonomie auch eins der sieben Grundbedürfnisse ist. Sie müssen Sachen selber machen dürfen, sie müssen selber Fehler machen dürfen. Wir können die Kinder nicht vor jedem Fehler beschützen und wir dürfen es auch nicht. Denn ansonsten lernen die Kinder nichts aus Fehlern, weil man lernt nichts aus Erfahrungen von anderen, sondern nur aus der eigenen Erfahrung. Und deswegen, selbst wenn genug Personal da ist, und ich habe das schon mal gesagt, in den zehn Thesen unserer Arbeit müssen sich ErzieherInnen, PädagogInnen, Schalzhoffswörting müssen sich, soweit wie es irgendwie geht, überflüssig machen. Die Kinder brauchen einander, die lernen am besten von anderen Kindern und lernen da auch am besten, wo sie autonom sind. Die lernen da sogar am besten, wo ihre Grenzen sind und wie die Strukturen funktionieren. Also dieses ganze Systemische, was wir da aufgebaut haben, dieses ganze Schulsystem mit seinen krassen Strukturen und Grenzen für Kinder ist nicht förderlich. Also das ist inzwischen auch ganz klar bewiesen, dass es Kindern nicht hilft, weil auch die echte Gesellschaft danach nicht mehr so funktioniert. Und deswegen ist so eine Kindergruppe, die in sich heterogen ist im Alter und im Geschlecht, oft ein sehr viel besserer Wegweiser, was Grenzen und Strukturen angeht, gerade im sozialen Miteinander, weil die sagen sich schon, wenn da eine Grenze überschritten wurde und es nicht okay war. Also darauf hoffe ich jetzt einfach mal, dass es auf die eine oder andere Art und Weise passieren wird. Vor allem je jünger die Kinder sind, umso besser funktioniert das auch. Und hier muss man eben dann als Pädagogin moderierend eingreifen, wenn es nicht mehr funktioniert. Und auch dann werden sich die Kinder Hilfe holen, wenn wir es geschafft haben, ein anderes Bedürfnis zu erfüllen, nämlich das Bedürfnis nach beständigen, liebevollen Beziehungen. Also wenn wir da waren für die Kinder, wenn wir sichtbar waren für die Kinder, präsent waren, wenn wir mit ihnen gesprochen haben, wenn wir ihnen geholfen haben, wenn wir sie wahrgenommen haben aktiv. So entstehen Beziehungen. Beziehungen entstehen durch einen gemeinsamen Alltag und nicht dadurch, dass ich mit Kindern ein besonders schönes Kunstwerk gebastelt habe. Da entsteht ein gemeinsames Erfolgserlebnis und ich vertiefe die Beziehung, am besten wenn die Idee vom Kind kam. Aber Beziehung besteht durch einen gemeinsamen Alltag, dass wir gemeinsam miteinander Zeit verbringen, dass wir miteinander sprechen, dass wir uns an Dinge erinnern. Und Beziehungsgestaltung ist super schwierig, wenn eben zu wenig Zeit und zu wenig Personal zur Verfügung ist, was gerade unser großes Problem im Bildungssystem ist, dass wir weder Zeit noch Personal haben. Zeit fehlt uns aufgrund von Lehr- und Bildungsplänen, die uns sagen, wie wir die Zeit der Kinder zu gestalten haben und damit unsere eigene. Und Personal fehlt uns aus mannigfaltigen Gründen. Dafür reicht, glaube ich, eine Podcast-Folge nicht aus. Deswegen gibt es auch schon, ich glaube, 68 oder 69 andere Folgen, wo ich mich mit Timo ellenlang über das Thema ausgelassen habe. Da ich schon über Personalmangel gesprochen habe, ein Bedürfnis, und das tut richtig weh, das zu sagen, ist das Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit. Und das können wir nicht mehr zu 100 Prozent gewährleisten, wenn wir in einem offenen System arbeiten, wie ich das jetzt bei mir in der Arbeit habe, das architektonisch auch einfach offen sein muss, weil alles andere nicht funktionieren kann und es nur schlimmer macht, ist das Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit. Ich habe es bestimmt gesagt und mir selber nicht zugehört. Ja, genau dieses Bedürfnis zu erfüllen ist mit Personalmangel auch nicht immer möglich. Also es gehen bestimmt mehr Kinder mit Blessuren nach Hause und das ist einfach leider so, wenn zu wenig Personal da ist. Dann fallen die Kinder öfter hin, dann stoßen sie öfter zusammen, dann werden eben die Grenzen und Strukturen werden von aktiveren Kindern einfach weiter nach außen geschoben, die Grenzen von anderen Kindern werden nicht geachtet, weil genau das wäre ja unsere Aufgabe als PädagogInnen, diesen jungen Menschen beizubringen, dass man die Grenzen von seinen Mitmenschen bitte zu achten hat. Und das sind Sachen, die fallen dann aufgrund von Personalmangel leider weg. Und hier gilt es halt auch für mich aktuell zu überlegen, wie kann man das trotzdem irgendwie gewährleisten. Und ich kann euch sagen, ich bin noch auf keine Lösung gekommen. Also falls jemand eine Lösung hat, wie man es schafft, dass Kinder schneller lernen, egal was, dann immer gerne her damit. Aber ich glaube, das wäre dann auch so der Stein der Weisen. Ich glaube, es gibt heute ein bisschen ein abruptes Ende, weil ich weiß auch gar nicht mehr so genau, was ich sagen soll zu dem Thema. Ihr merkt, ich bin so ein bisschen, nee es gibt kein abruptes Ende, ihr merkt, ich bin so ein bisschen, was benutze ich für ein Wort, energielos, motivationslos, was schade ist, weil es ist die dritte Schulwoche gerade durch. Jetzt sind wir in dieser Speerspitze des sich verändernden Systems, der Rechtsanspruch für Grundschulkinder kommt im nächsten Jahr. Und ja, es fühlt sich nicht gut vorbereitet an das System. Also dadurch, dass es mehr Kinder werden und die Häuser größer werden, gerade im Grundschulbereich und dass man das jetzt alles irgendwie abdecken muss. Und dass die Schule da zuständig ist, ja fällt mir ein bisschen schwierig, das so zu diskutieren. Und nicht die Schule, weil da schlechte Menschen arbeiten. Es arbeiten großartige Menschen im Lehrerberuf und im Rektorenberuf. Und den allermeisten ist das, worüber wir jetzt gesprochen haben, genauso bewusst wie mir, weil wir gemeinsam in diesem System arbeiten. Ich habe nur das Gefühl, dass Menschen, die über Schule entscheiden, oft noch weniger Interesse daran haben, die Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen, als es die Menschen, die für Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen zuständig sind, haben. Ich hoffe, der Satz hat Sinn gemacht. Und deswegen bin ich gerade sehr am Hadern auf meinem Beruf. Keine Angst, ich bleibe in dem Job. Ich mag den Job sehr, sehr gerne und bin auf der Suche nach Veränderungen. Aber das System bleibt gleich. Und jetzt spreche ich hier schon, ich glaube, jetzt sind es zwei Jahre. Also es müssen zwei Jahre sein, das ist die zweite Geburtstagsfolge. Und spreche hier über das Bildungssystem, über das Betreuungssystem. Und wir bräuchten radikale, schnelle, großflächige Änderungen, die weit über das rausgehen, was man Reformen nennt und eigentlich eine Revolution sind. Und man müsste ganz viele Sachen einfach abschaffen und ändern. Dieser ganze gigantische Verwaltungswasserkopf müsste weg. Und ich sehe halt, dass das nicht passieren wird. Jetzt habe ich entweder die Wahl zu resignieren und irgendwie in diesem System mitzuschwimmen, die nächsten fast 30 Jahre, die ich noch am Beruf habe. Oder eine Einrichtung irgendwann auch alleine zu leiten und nicht nur als Stellvertretung, in der diese Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Ich habe tatsächlich gerade auch keine Ahnung, wo es hingehen soll und wie es weitergehen soll. Und es tut mir leid, weil ich hoffe, dass ihr eigentlich schon immer was Positives aus dem Podcast seht. Nur dieses Mal fällt es mir schwer, auch weil ich oft sehe, ich habe meinen Sohn im Hintergrund gehört wahrscheinlich, weil es mir auch schwerfällt, mit manchen PädagogInnen umzugehen, die schon sehr, sehr lange im Beruf sind. Und je älter wir werden, umso schwieriger fällt es uns halt auch, uns anzupassen. Und dass es da so wenig Hilfe von außen gibt und man einfach immer, immer weiter macht und nicht beständige Fortbildungen hat, beständig Supervision, das einfach im System vorgegeben ist. Und dass man da auch nicht rauskommt, sondern dass es alles immer eine freiwillige Sache ist oder gar keine Sache ist, je nach Träger. Oder dass es hart zu bekommen ist. Und das in einem Beruf, wo wir eigentlich mit Menschen arbeiten, mit einer sich durchgehend veränderten Welt arbeiten, also dass wir bedürfnisorientiert arbeiten, das ist noch nicht so lange so. Also als ich meine Ausbildung 2000 abgeschlossen habe, da war Bedürfnisorientierung noch nicht ganz so weit. Und als ich fünf Jahre später dann auch im Beruf gelandet bin, da haben wir in Bayern angefangen, über Kompetenzen zu sprechen und Bildungsbereiche und versucht, da was zu machen. Und es war immer noch sehr viel, das Kind muss können, wenn es hier rausgeht, folgende Sachen. Und jetzt fängt es irgendwie langsam an, darum zu gehen, wie fühlt sich der Mensch, wie fühlt sich das Kind bei uns? Geht es ihm gut? Was brauchen die für ihr Wohlbefinden? Also das, was jetzt, wie es sich bei mir in der Praxis anfühlt. Ich rede hier nicht über die Forschung, weil, wie gesagt, ein Greenspan sagt das schon seit 20 Jahren. Also dass es wichtig ist, dass Menschen glücklich sind, damit sie irgendwie funktionieren können in diesem kapitalistischen Scheiß-System. Aber das eben auch flächendeckend zu vermitteln, dass es nicht darum geht, was man am Ende kann, sondern wie man sich am Ende fühlt und dass das miteinander verzahnt ist. Also ihr merkt schon, mir fehlen da auch so ein bisschen die Worte, um das gut zu beschreiben, weil auch ich bräuchte einfach auch durchgehend mehr Supervision, mehr Ausbildung, mehr Fortbildung und zwar in der Arbeitszeit und nicht immer irgendwie, wenn man müde ist, nach Hause kommt, dann hier noch ein bisschen Fachbuch lesen, da nochmal ein Kapitel lesen, was interessiert. Hier nochmal sich schnell einen Artikel reinziehen und dann am nächsten Tag wieder in die Tretmühle und eigentlich auch keine Zeit zum Reflektieren zu haben. Ja, also ihr merkt, es ist September, es geht ein neues Jahr los, es wird viel hinterfragt und ich komme bestimmt auch wieder bald mit besseren Nachrichten um die Ecke. Aber so ist es jetzt erstmal und deswegen, lest das Buch, selbstbewusst, bedürfnisorientiert, Michelle, Lucy, bestimmte Sprechnamen die ganze Zeit falsch aus, Michelle, falls du es hörst, es tut mir total leid. Ja, lest das Buch, gebt es weiter, das ist ein Buch, das kauft man sich, liest es und dann gibt man es weiter und empfiehlt es noch zwei anderen Leuten, die es auch kaufen sollen, auch eine gute Bewertung irgendwo da zu schreiben. Es ist wichtig, dass wir darüber sprechen, welche Bedürfnisse Menschen haben, dass diese Bedürfnisse erfüllt werden müssen, damit wir glückliche und funktionierende Individuen sein können. In diesem Sinne, schreibt mir gerne Feedback, ich freue mich, pädagogisches-diät.de, inzwischen auch auf YouTube, also ihr könnt auch YouTube-Kommentare schreiben und wir hören uns ganz bald wieder. Bis dahin, ciao. Ach ja, und ich freue mich auch über Geburtstagsgrüße, 30.09., bis denne.