Das pädagogische Duett

Markus und Timo

Resilienz: Wie Kinder aus schwierigen Verhältnissen zu starken Erwachsenen werden

03.12.2023 36 min

Zusammenfassung & Show Notes

In diesem Podcast diskutieren die Pädagogen Markus und Timo das Thema Resilienz. Sie beziehen sich auf eine Langzeitstudie auf Hawaii, bei der untersucht wurde, wie Kinder aus schwierigen Verhältnissen sich entwickeln. Dabei zeigte sich, dass 30% der Kinder mit mehreren Risikofaktoren schwere Probleme entwickelten, während weitere 30% trotz Risiken zu leistungsfähigen und glücklichen Erwachsenen wurden. Die beiden Pädagogen diskutieren, ob diese Ergebnisse auf andere Kulturen und soziologische Umfelder übertragbar sind. Sie kommen zu dem Schluss, dass Resilienz für alle Menschen relevant ist, da jeder unterschiedliche Risikofaktoren hat und unterschiedlich damit umgeht. Sie erwähnen auch eine Studie an Marines, die nach einer posttraumatischen Belastungsstörung untersucht wurden. Die Pädagogen diskutieren auch den Zusammenhang zwischen Resilienz und persönlichem Glück. Sie stellen fest, dass Glück subjektiv ist und dass politische Entscheidungen nicht auf dem Glücksindex basieren sollten. Sie erklären auch die beiden Faktoren, die in der Studie zur Resilienz identifiziert wurden: der Kohärenzsinn und die Widerstandsfaktoren. Die Pädagogen erwähnen auch, dass die Genetik eine wichtige Rolle bei der Resilienz spielt, obwohl sie in der untersuchten Studie nicht berücksichtigt wurde. Sie nennen auch einige Merkmale von Kindern mit hoher Resilienz, wie Kommunikations- und Problemlösungskompetenz, Sozial- und Bindungskompetenz, hohe Lernbereitschaft und Selbstvertrauen.

Transkript

SPEAKER 2
00:00:00
Herzlich willkommen, liebe pädagogisch Interessierte zum pädagogischen Duett. Mein Name ist Markus und mit mir hier ist der gehende Timo. Ja, ja, der Timo. Und wir sind zwei Pädagogen aus der Grundschule. Wir arbeiten in der Nachmittagsbetreuung. Ich bin die Leitung, der Timo macht gerade die Ausbildung zur Fachkraft und das ist unsere zweite Aufnahme, weil irgendwie ist uns die erste abgeraucht. So, wir sprechen heute über das Thema Resilienz, aber vorher wäre noch Feedback von der letzten Folge. Die beiden letzten Folgen. Cool, dass du ein
SPEAKER 1
00:00:39
zweites Mal aufnimmst, das hast du gerade eben komplett vergessen. Richtig, es gibt ja zwei
SPEAKER 2
00:00:43
letzte Folgen. Also von meiner Solo-Folge habe ich kein Feedback bekommen. Hast du was zur Folge
SPEAKER 1
00:00:48
über Gewalt bekommen? Ja, du hast zu mir geschickt, dass die Kollegin, die hat gesagt, dass sie es gut
SPEAKER 2
00:00:54
fand. Ah ja, stimmt. Und ansonsten grüßen wir dieses Mal, weil die Spotify-Raps sind ja raus. Das heißt, für 48 Leute sind wir der Nummer 1-Podcast auf Spotify und zwei haben mir persönlich Bescheid gesagt, haben es mir geschickt, eine bei Instagram, die andere über ihren Vater. Von daher grüße ich die beiden persönlich. Ihr wisst schon, wer gemeint ist. Und dann würde ich sagen, wir
SPEAKER 1
00:01:21
starten ins Thema ein. Ich habe auch noch ein paar Hörer akquiriert, zum persönlichen Gespräch. Ja, vielleicht schaffen wir bis Ende des
SPEAKER 2
00:01:26
Jahres noch die 400 Follower bei Spotify. So, jetzt können wir noch ein bisschen strukturierter vorgehen. Die Grundlagen heute sind einmal dein Sheet aus der Schule, dein Script. Und für mich ist es eine, ich sage mal, es ist eine Metastudie von Rafael Kalisch, der Resiliente Mensch, wie wir Krisen erleben und bewältigen. Neueste Erkenntnisse aus Hirnforschung und Psychologie ist erschienen, ich sage es euch gleich, 22 oder 23, in Pipa Verlag 20. Wird das Wort außerhalb von
SPEAKER 1
00:02:03
Pädagogenkreisen überhaupt, ich kenne echt viele Wörter, aber ich kannte das Wort davon nicht. Also Resilienz ist ja ein psychologischer Fachbegriff. Aber es wird nur so im Fachbereich, wenn man sich mit Menschen beschäftigt, so in der normalen Welt, sage ich jetzt mal, in der harten Außenwelt, wird Resilienz eher nicht so
SPEAKER 2
00:02:18
untersucht. Und bei der Resilienz geht es ja darum, wie wir mit schwierigen Situationen und mit Schicksalsschlägen umgehen, wie gut wir das verarbeiten. Und da gab es Grundlagenforschung, also die ersten beiden, oder die ersten Teams, die das benannt haben, die hast du jetzt bitte
SPEAKER 1
00:02:35
einmal auf deinem Tablet drin. Also das Resilienzkonzept wurde durch den israelisch-amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonowski in der Zeit von 23 bis 24, er hat gelebt wahrscheinlich, und er hat das Modell der Salutogenese entwickelt und mit Emmy Werner noch zusammengearbeitet. Die ist 1929 geboren. Die hat auch diese Studie gemacht mit diesen Kindern auf der Insel Hawaii, müsste ich es mir ausfüllen, wenn ich es so halb erzähle. Ja, du kannst es besser vorlesen als ich.
SPEAKER 2
00:03:10
Okay, aber ich lese es gar nicht vor. Also 1989 gab es die Ergebnisse von einer Langzeitstudie, die lief mit 700 Kindern auf Hawaii, von der Geburt bis zum 30. Lebensjahr. Und da wurden Familien oder Kinder untersucht, die aus schwierigen Verhältnissen kommen, fasse ich es mal zusammen, und 30% haben es eben, Moment, waren diese Kinder im Alter von zwei Jahren mehr als drei Risikofaktoren ausgesetzt, entwickelten sich schwere Lern- und Verhaltensstörungen in der Schulzeit, bieten psychische Probleme auf und wurden zum Teil straffällig. Weitere 30% waren erheblichen Risiken ausgesetzt, jedoch entwickelten sie sich zu leistungsfähigen, gesunden, und hier kommt der schwierige Begriff,
SPEAKER 1
00:04:05
glücklichen Erwachsenen. Weißt du, das Erste, was ich mir damals gedacht habe, kann man das wirklich eins zu eins auf Westdeutschland übertragen von so einer hawaiianischen Insel? Ja, weil nur weil es auf Hawaii stattgefunden ist, Hawaii ist ja USA. Ach so, stimmt. Aber kann man das wirklich so von jedem, ich weiß, Marc, das Wort Kultur nicht, aber von jeder Art zu leben? Von jedem soziologischen Umfeld? Ja, kann man. Okay. Doch, würde ich sagen,
SPEAKER 2
00:04:36
weil es gibt ja für alle Menschen verschiedene Risikofaktoren und alle Menschen gehen damit unterschiedlich um. Ich wollte einmal kurz noch sagen, weil da jetzt steht glückliche Menschen, resilient zu sein, bedeutet nicht glücklich zu sein.
SPEAKER 1
00:04:50
Nee, das glaube ich auch nicht. Zumal ja auch Menschen resilient geworden sind, die irgendwie im 2. Weltkrieg groß geworden sind. Da kann nicht so viele glücklich gewesen sein. Genau. Und auch, es gibt eine Studie, die wird hier bei mir,
SPEAKER 2
00:05:02
bei der Resiliente Mensch, wird hier erwähnt, das war eine Studie an Marines, die nach einer posttraumatischen Belastungsstörung untersucht wurden und auch anhand, wie viele davon entwickelt haben, wie sie damit umgegangen sind. Das war die Marine Resilience Study und auch die werden nicht alle glücklich gewesen sein. Und wenn wir gleich auf die Schutzfaktoren kommen, können wir dann nochmal was sagen, weil einer der Schutzfaktoren widerspricht eigentlich dem persönlichen Glück. Ja, wobei. Nach einer Theorie von uns beiden.
SPEAKER 1
00:05:35
Glück ist ja auch total super, also selbst wir sind uns ja sehr ähnlich in vielen Sachen und selbst wir empfinden Glück auf völlig unterschiedliche Art und Weise.
SPEAKER 2
00:05:42
Ja, weil wir zwar schon in ähnlichen Denkmustern unterwegs sind, aber unsere Leben halt komplett unterschiedlich sind.
SPEAKER 1
00:05:47
Und das ist es bei uns zwei so, wir sind uns sehr nahe. Genau. Also deswegen ist es eigentlich Glück, nee.
SPEAKER 2
00:05:53
Genau. Und auch dieses Glück generell als Maßstab zu nehmen, was ja auch gemacht wird für politische Entscheidungen, wird ja der Glücksindex inzwischen rangezogen, ist halt Quatsch, weil auch, genau, weil Glück subjektiv ist.
SPEAKER 1
00:06:07
Ich habe auch schon festgestellt, dass voll viele Leute sich nur eindrehen, dass sie glücklich sind. Und wenn es dann Hard of Hardcore merkt, dass du glücklich warst, ja anscheinend doch nicht.
SPEAKER 2
00:06:13
Gut, das heißt, das Thema Glück haben wir abgearbeitet. Haben wir abgehakt. Sehr gut gemacht. Gut, jetzt gibt es natürlich dann aus dieser Untersuchung verschiedene Sachen, die festgemacht wurden, die die Kinder, die zu leistungsstarken Erwachsenen wurden, weil da ist Resilienz nämlich tatsächlich, kann man messen, also wie gut funktioniere ich in der Gesellschaft, obwohl ich nicht ideale Bedingungen habe. So, was haben die jetzt da in ihrer Studie zwischen 55 und 85?
SPEAKER 1
00:06:46
Also es gibt zwei wesentliche Faktoren. Das erste ist der Kohärenzsinn und das zweite sind die Widerstandsfaktoren, die nochmal aufgeteilt sind. Gut, dann Kohärenzsinn sagt mir Karin nichts. Kohärenzsein meint eine in der Kindheit, Jugend erworbene Lebensorientierung auf den Grundannahmen von Verstehbarkeit. Also die Anforderungen des Lebens sind strukturiert, vorhersagbar und erklärbar. Dann die Handhabbarkeit. Ich besitze die nötigen Ressourcen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Und dann noch die Bedeutsamkeit. Es lohnt sich, die Anforderungen als Herausforderungen anzunehmen und zu bewältigen.
SPEAKER 2
00:07:23
Also je besser ich meinen Alltag verstehe und je bedeutsamer ist, umso resilienter kann ich damit umgehen? Oder was bedeutet das jetzt in diesem Kohärenzsinn?
SPEAKER 1
00:07:33
Genau, wenn mein Leben irgendwie strukturiert ist, ich weiß, wie mein Tag abläuft, ich lebe nicht im absoluten Chaos und keine Ahnung, zu Hause ist immer jemand anders und die Türen sind immer offen und keine Ahnung, dann weiß man ja auch so, gewisse Routinen brauchen Kinder oder Menschen. Also das fördert die Resilienz? Genau. Dann die Handhabbarkeit. Ich komme mit der Welt um mich klar, weil ich die nötigen Ressourcen habe, den nötigen Intellekt zum Beispiel. Ich komme in der Schule mit. Ich kann da auf dem Level mitmachen, wo die anderen mitmachen. Und die Bedeutsamkeit. Das, was ich hier mache, macht auch Sinn. Das ist ja auch logisch.
SPEAKER 2
00:08:14
Und den anderen, was du jetzt erwähnt hattest?
SPEAKER 1
00:08:16
Widerstandsressourcen. Das sind ja dann die Schutzfaktoren und Risikofaktoren.
SPEAKER 2
00:08:23
Genau, und da kann ich jetzt schon vorneweg nehmen, da fehlt mir ja in dem Skript nämlich ganz wichtig die Genetik, weil die konnte in der Studie auch noch nicht untersucht werden, kam aber jetzt bei neueren Studien dazu, vor allem bei der Studie, die ich eben erwähnt habe, dass der genetische Teil relativ wichtig ist, wie wir aus Krisen rauskommen. Aber es gibt natürlich auch andere Schutzfaktoren und Risikofaktoren.
SPEAKER 1
00:08:49
Also Entwicklungsforscher stellten bei Kindern mit hoher Resilienz folgende Merkmale fest. Das sind jetzt wieder die, wo Kommunikations- und Problemlösungskompetenz, Sozial- und Bindungskompetenz, hohe Lernbereitschaft und Selbstvertrauen, also positive Lebenseinstellung, aufgewecktes Temperament, positive Reflexion auf Erzieher und Lehrer und Religionszugehörigkeit.
SPEAKER 2
00:09:13
Gut, über die Religionszugehörigkeit haben wir eben ja schon mal gesagt, jetzt ist das natürlich ganz blöd für euch Zuhörer, dass wir uns immer auf uns selbst beziehen müssen.
SPEAKER 1
00:09:22
Wir sind ja beide nicht religiös. Genau, gehören aber beiden Religionen an und waren auch beide mal religiös aktiv. Ich kann das nachvollziehen, dass dieses Glauben an was Höheres und an so ein Ding im Leben, das macht ja auch einen Sinn im Leben, wenn man an Gott glaubt und das alles erschaffen hat und man stirbt und dann kommt man da irgendwo hin. Also diese Sinnhaftigkeit. Das macht ja Sinnhaftigkeit. Ich glaube, das ist dann einfach eine Sinnhaftigkeit, die die Religion einem gibt.
SPEAKER 2
00:09:45
Gut, aber das kann man vielleicht auch in was anderem finden, aber das macht für mich jetzt, da gibt es auch Sinn, zu sagen, ja Religionszugehörigkeit und ernstgemeinte Religionszugehörigkeit gibt dem eigenen Tun eine Sinnhaftigkeit.
SPEAKER 1
00:09:56
Genau, auch wenn es, selbst wenn es Gott dann nicht geben sollte. Ja. Ich wollte es auch direkt durchstreichen, als ich es gelesen habe, aber wenn man länger darüber nachdenkt und ich kenne auch Leute im Umfeld, die ihre Religion sehr viel gibt. Ja. An Stärke und Kraft. Genau. Dann sind wir jetzt bei den Schutzfaktoren und Risikofaktoren. Also auch Protektive Faktoren, die Schutzfaktoren.
SPEAKER 2
00:10:20
Nochmal, wie bitte?
SPEAKER 1
00:10:21
Protektive Faktoren.
SPEAKER 2
00:10:23
Also Schutzfaktoren, ja.
SPEAKER 1
00:10:24
Genau. Welche die Wirkung eines Risikofaktors bremsen oder mildern und gesunde Entwicklung eines Kindes schützen.
SPEAKER 2
00:10:31
Jetzt haben wir da eben schon mal ganz, da will ich direkt auf, also das ist persönliche Intelligenz. Und Intelligenz ist auf jeden Fall genetisch bedingt.
SPEAKER 1
00:10:41
Die sind nochmal aufgeteilt auf personelle Ressourcen und soziale Ressourcen. Gut. Aber dann schauen wir erstmal die personelle Ressourcen, weil ich will ja unbedingt meinen Satz von eben noch loswerden,
SPEAKER 2
00:10:49
bevor ich ihn vergesse. Ja, Intelligenz halt.
SPEAKER 1
00:10:51
Genau. Und Intelligenz in den Menschen neigen dazu, weniger glücklich zu sein. Ja, weil sie halt mehr checken, was es für Probleme gibt. Also auch da gibt es Studien zu, je klüger du bist, umso unglücklicher wirst du. Ja, also ich kann das auch gut nachvollziehen, dass wenn man sich nicht so viel Sorgen um Sachen macht, die außerhalb seiner Reichweite liegen. Ja. Genau. Aber ansonsten so Intelligenz, aktiv sein, offen sein.
SPEAKER 2
00:11:18
Natürlich auch die Lernbereitschaft und die Möglichkeit haben zu lernen, das sind ja personelle Ressourcen. Und wenn ich bereit bin zu lernen, kann ich ja auch aus einer negativen Erfahrung an der wachsen.
SPEAKER 1
00:11:31
Also mehr wenn du darüber redest, mehr fällt mir irgendwie klar, dass das eigentlich logisch ist. Da muss man eigentlich gar nicht so viel lernen.
SPEAKER 2
00:11:37
Ja, aber es ist nur logisch, weil es halt auch lange erforscht wurde.
SPEAKER 1
00:11:39
Ja, ja. Ich meine, es ist für mich wie die Prüfung. Genau. Es sieht so mega viel aus, aber eigentlich ist es, man muss nur darüber nachdenken.
SPEAKER 2
00:11:46
Aber wie ich ja vorhin schon im Vor-Vor-Gespräch gesagt habe, wenn man über ein Thema diskutiert, hat man da auch einen 80-prozentigen Lernerfolg eventuell von.
SPEAKER 1
00:11:57
Also das waren jetzt die Personalressourcen, eben soziale, emotionale Kompetenzen, Intelligenz, optimistische Lebenseinstellung. Ja. Und dann gibt es auch die sozialen Ressourcen. Das sind dann so sichere Eltern-Kind-Beziehungen. Ja. Die ja für alles die Basis ist eigentlich so. Ja. Also eine Bindung, ohne Bindung geht da irgendwie gar nichts.
SPEAKER 2
00:12:14
Ja, also ich denke, eine gelungene Bildung des Urvertrauens, das wird jetzt da nicht dediziert genannt, ist total wichtig, dass du später sicher durchs Leben gehen kannst. Ja. Und das denke ich nicht nur, das ist ja auch so.
SPEAKER 1
00:12:26
Lernen hängt ja auch damit zusammen und so. Ja. Dann familiäre Stabilität und geregelter Tagesablauf. Mhm. Wertschätzendes, respektvolles, lernförderliches Klima in Betreuungsanrichtungen. Ja. Das ist unser Job. Genau, das ist unsere Aufgabe. Und den machen wir wirklich gut. Also so wie es dasteht, machen wir es echt super. Okay, gut. Finde ich schon. Also wir achten darauf, dass die gut lernen können. Ja. Finde ich schon, dass wir das gut machen. Peergroup, die den Alltag durch Spiel und Austausch bewältigen hilft. Ja. Und das ist bei uns auch gut, ehrlich gesagt. Die Peergroup, dadurch, dass wir jetzt so viele sind.
SPEAKER 2
00:12:59
Ja, und dadurch, dass wir auch sehr regio-mäßig, jetzt habe ich regio, dieses italienische Wort sehr amerikanisch ausgesprochen.
SPEAKER 1
00:13:05
Regio.
SPEAKER 2
00:13:06
Also dadurch, dass wir dafür sorgen, dass die Kind-zu-Kind-Interaktion auch den obersten Stellenwert hat im täglichen Miteinander und dafür sorgen, dass die Kinder sich als erstes selbst erziehen und wir erst dann kommen zu moderieren, lassen wir natürlich auch ganz viel Selbstwirksamkeit zu.
SPEAKER 1
00:13:21
Also aus der Warte betrachtet machen wir eigentlich einen super Job gerade.
SPEAKER 2
00:13:25
Ja, du bist trotzdem nicht zufrieden.
SPEAKER 1
00:13:28
Ja, weil ich halt so Einzeldinger sehe, die halt so durchrutschen durch das Riesensieb. Ja. Einzelkinder.
SPEAKER 2
00:13:34
Und da ist dann nämlich die Resilienzförderung wieder wichtig, dass wir sehen, bei diesen einzelnen Kindern ein Schwierigfeld, wo vielleicht manche von den wichtigen Schutzfaktoren oder förderlichen Faktoren nicht gegeben sind und damit zum Risikofaktor werden, dass wir bei diesen einzelnen Kindern ansetzen und schauen, wie können wir das auffangen. Also mit besonders viel Beziehungsarbeit. Also Kinder, die schwierig in die Gruppe kommen, dass wir das eben stärkt moderieren oder...
SPEAKER 1
00:14:03
Aber führt eine Beziehungsarbeit nicht dazu, dass er ständig bei mir hängt einfach nur die ganze Zeit, weil das ist nämlich die Gefahr, die ich sehe. Ich habe nämlich gerade einen Kopf, bei dem ich eigentlich mehr machen müsste, aber ich nicht weiß, was ich machen soll, weil wenn ich jetzt mit dem viel Kontakt aufnehme, hängt er einfach die ganze Zeit bei mir. Ja, das muss man dann immer beim Kind schauen, was jetzt gut hilft,
SPEAKER 2
00:14:20
weil an und für sich die meisten Kinder sind lieber mit Kindern zusammen als mit Erwachsenen.
SPEAKER 1
00:14:24
Ja, aber wenn die halt merken, dass die anderen dann irgendwie, die überholen ständig und...
SPEAKER 2
00:14:30
Dann ist vielleicht einfach eine stabile Bezugsperson im Erwachsenenbereich wichtiger als die Peergroup. Okay. Das müsste man sich halt wirklich jeden Fall anschauen und dann beobachten und von außen beobachten. Dafür fehlt uns ja die Zeit und das ist auch nicht unser Setting. Aber wir Erwachsenen haben gerade bei Kindern, die einen Haufen Risikofaktoren haben und wenig Schutzfaktoren dazu, eben die Aufgabe, die paar Schutzfaktoren, die es gibt, besonders zu bearbeiten. Also dann auch positives Verhalten besonders zu würdigen, besonders herauszustellen. Vielleicht auch zu sagen, wenn irgendwas Standard ist und ein Kind mit einem hohen Maß an Risikofaktoren macht eigentlich irgendwas Standardmäßiges, wovon wir ausgehen, wie aufräumen, dass wir das eben vielleicht besonders hervorheben. Jetzt nicht so übertrieben, dass es unauthentisch wird, aber zumindest mal ein bisschen herauszuheben, zu loben. Ich hatte zuletzt ein Kind da, der ist besonderen Risikofaktoren in der Schule ausgesetzt und der hat mir dann selbstständig geholfen beim Stühle hochstellen. Natürlich bedanke ich mich und stelle das heraus und sage ihm, dass das für mich wichtig war und dass mich das sehr freut und hoffe, dass eben dadurch ein positives Erlebnis viele andere negative Erlebnisse aufwiegt.
SPEAKER 1
00:15:55
Ja. Ja, genau so.
SPEAKER 2
00:15:59
Und auch ganz viel, was wir eben machen, was jetzt Partizipation angeht und Demokratiebildung, ist ja auch ganz viel Resilienzarbeit. Also wenn wir sagen, wir schauen, dass die Kinder selbst entscheiden dürfen, dass sie erleben, was ihre Entscheidungen auch bedeuten, dass wir sie, da haben wir ganz früh mal drüber gesprochen in einer ganz frühen Folge über Freiheit und Konsequenzen. Und das ist Resilienzförderung.
SPEAKER 1
00:16:23
Auch, dass sie sich so sicher fühlen können bei uns. Oder auch, dass sie, egal wenn es mal irgendwie Ärger gibt, dass sie dann sofort wieder merken, okay, das war jetzt eine Sache, aber danach bin ich hier wieder willkommen und gut aufgehoben.
SPEAKER 2
00:16:33
Ja. Und auch, dass wir niemanden bestrafen, sondern wir führen den Kindern die Konsequenz ihres Handelns vor Augen und dadurch können sie eben die Erfahrung machen, okay, ich habe mich jetzt im System auf jeden Fall nicht richtig verhalten und dadurch ist etwas geschehen. Also dadurch ist etwas kaputt gegangen, dadurch wurde jemand verletzt, dadurch wurde jemand emotional belastet. Aber das wird dann mit den Kindern besprochen, wird aufgearbeitet, sie können was daraus lernen, wenn eine Lernbereitschaft da ist, aber wir bestrafen jetzt niemanden.
SPEAKER 1
00:17:04
Ne.
SPEAKER 2
00:17:05
Weil die Strafe führt nur zur Anpassung und wenn ich Menschen immer zwinge, sich nur anzupassen, ist das glaube ich nicht resilienzförderlich, weil das ja gegen die Selbstwirksamkeit geht. Ja. Genau. So, das hattest du jetzt da. Wo sind wir jetzt in deinem Skript?
SPEAKER 1
00:17:22
Bei Schutzfaktoren. Ja, was hast du denn für Schutzfaktoren? Haben wir schon personelle Ressourcen und soziale Ressourcen, die haben wir jetzt schon durch. Jetzt kommen die Risikofaktoren.
SPEAKER 2
00:17:31
Ja. Dann sag doch mal, was ist in deinem Skript?
SPEAKER 1
00:17:34
Das sind biologische und physiologische Merkmale, wie zum Beispiel chronische Erkrankungen, geringe Intelligenz hatten wir auch schon, psychosoziale Merkmale wie zum Beispiel Armut, Drogenkonsum, Gewalt, traumatische Erlebnisse. Also Drogenkonsum haben wir wahrscheinlich bei den Eltern eher.
SPEAKER 2
00:17:49
Kann gut sein. Also ja, das sind eben genau diese Risikofaktoren, die in der Hawaii-Studie nenne ich sie mal.
SPEAKER 1
00:17:55
Ich glaube eher, dass es umgekehrt ist, dass es eine niedrige Resilienz zu Drogenkonsum führt.
SPEAKER 2
00:17:59
Ja, das wäre jetzt das Suchtdreieck, wo ja nichts ohneinander auskommt. Da können wir auch mal über Sucht sprechen. Aber genau nach diesen Risikofaktoren wurde ja auch die Kinder für die Hawaii-Studie ausgewählt. Das sind einfach schwierigere Startvoraussetzungen. Und ich denke, gerade das Thema geringe Intelligenz ist, also wenn du unterdurchschnittlich intelligent bist, wirklich messbar. Ich meine IQ, jetzt mal dahingestellt, wie sinnhaft der ist.
SPEAKER 1
00:18:30
Naja, er ist eigentlich dann schon sinnhaft, wenn du ein Kind hast, bei dem du es dir denkst, die Eltern es nicht wirklich wahrhaben wollen oder die Eltern dann nicht mitarbeiten und dann einfach sagst, hier steht es aber einfach schwarz auf weiß. Weil das ja schon eine Wucht ist, wenn man sagt, eigentlich bist du nicht richtig auf der Schule, weil das ist ja erstmal so, okay, jetzt ist mein Leben erstmal...
SPEAKER 2
00:18:49
Genau, und dann gerade bei jüngeren Kindern funktioniert die IQ-Messung ja ganz gut. Vor allem unvorbereitet, aber das ist wieder ein anderes Thema. Und manchmal ist eben auch das System, in dem Kinder sich befinden, aufgrund einer chronischen Krankung oder einer Intelligenzminderung, ist das System selbst der Risikofaktor.
SPEAKER 1
00:19:10
Ja.
SPEAKER 2
00:19:11
Also wenn das Kind nur lernt, dass in dem Umfeld, in dem es sich bewegt, nicht ausreicht, nicht genügt, immer überfordert ist, mit niemandem hat zum Spielen, dass die Erwachsenen auch nicht die Zeit haben, die sie eigentlich bräuchten für so ein Kind.
SPEAKER 1
00:19:32
Ja, schwierig. Ja, tatsächlich gerade bei uns.
SPEAKER 2
00:19:35
Ja, bräuchte es halt einen Systemwechsel.
SPEAKER 1
00:19:37
Der hat gerade öfters Bauchweh und so.
SPEAKER 2
00:19:39
Ja, und wird oft abgeholt. Ja, bräuchte es einen Systemwechsel.
SPEAKER 1
00:19:42
Ja, also bräuchten wir mindestens noch drei Leute nur für ihn, damit einer mit ihm den ganzen Unterricht aufholt.
SPEAKER 2
00:19:46
Oder wir bräuchten eben wirklich eine inklusive Grundschule, in der wir kleine Klassen haben, in der die kleinen Klassen noch doppelt besetzt sind, in dem wir Menschen hätten, die Heilpädagogik sind oder Sozialpädagoginnen sind, die dann nur Zeit für ein Kind haben, vielleicht auch mit weniger Leistungsdruck, aber so ist unser System nicht.
SPEAKER 1
00:20:11
Also das ist jetzt bei 101, aber trotzdem, das ist schon Krasses zu sehen, und man kann wenig machen, außer ab und zu mal für ihn da sein.
SPEAKER 2
00:20:17
In einem Abendleben sagen, hey, ich weiß, es ist hart für dich, und es wird immer hart für dich bleiben.
SPEAKER 1
00:20:22
Ja.
SPEAKER 2
00:20:23
Und da ist es auch schwierig, dann was Positives in dem Negativen zu sehen. Das ist ja auch so eine Fähigkeit, die einem Resilienz mitbringt, dass ich selbst in einem negativen Erleben, wenn ich da durch bin, noch was Positives für mich rausziehen kann.
SPEAKER 1
00:20:40
Na ja, wenn ich in 20 Jahren treffe und er dann sagt, ich habe da meine Traufrau kennengelernt.
SPEAKER 2
00:20:44
Ja, vielleicht, wenn es bis dahin soweit ist.
SPEAKER 1
00:20:47
Das haben wir ja verschadet, das muss man ja nochmal erwähnen, dass ich ja finde, dass das oft ins Toxische gleitet, überall das Positive zu sehen. Vom einen Extrem ins andere. Das ist mir aber damals schon aufgefallen bei dir, als ich das Wort Resilienz zum ersten Mal gehört habe, ich finde es super, dass es das gibt und die Forschung, dass man das rausfindet. Ja. Aber ich sehe auch immer so eine Gefahr, dass es dann in so ein Ding geht, die müssen noch stärker werden, noch mehr aushalten.
SPEAKER 2
00:21:10
Ja, also das sind ja vielleicht ...
SPEAKER 1
00:21:12
Man darf auch mal weinen, man darf auch mal schlecht drauf sein. Ich habe Kinder, die sich das, das muss ich kurz erzählen, da war ich mit einem Jungen geredet, weil seine Eltern gemeint haben, er soll jetzt immer zurückschlagen, jetzt quatschen wir mal kurz, wie er auf den Schmarrn kommt. Und dann hat er ... Ich so, er weint verdrückt die ganze Zeit. Ich so, was ist mit dir? Er sagte, ja. Ich so, weinst du gleich? Er so, ja. Ich versuch's zu verdrücken. Ich so, nee, okay, wein doch einfach, dann lass es raus. Ja. Und dann hat er halt geweint, dann haben wir noch ein bisschen geredet. Das war dem richtig unangenehm zu weinen. Ich meine, das ist ein kleines Kind. Das wird kleinen Kindern schon irgendwie ausgetrieben.
SPEAKER 2
00:21:49
Die Emotionen.
SPEAKER 1
00:21:50
Die Emotionen, das ist ein emotionsgeladenes Kind, der hat dann viele Emotionen in sich, viel Fantasie. Und erst dann, als ich ihm die Erlaubnis gegeben habe, hat er dann gemeint. Ja, und das ist ...
SPEAKER 2
00:22:02
Also, wenn ich mich so von meinen eigenen Emotionen abspalte, kann ich mir nicht vorstellen, dass das förderlich ist für, wie ich mit negativen Sachen umgehe.
SPEAKER 1
00:22:11
Der hat auch eine schlechte Resilienz, ehrlich gesagt. Obwohl er ein mega Intelligent ist und ein cooler Junge, aber der hat keine so eine starke Resilienz, so gefühlt.
SPEAKER 2
00:22:19
Also, er tut sich schwer mit fordernden Situationen. Er kommt auch nicht gut raus. Und wenn es auch jetzt vom Grundcharakter her des Kindes eigentlich der Way to go wäre, das jetzt weinend zu verarbeiten und nicht wegzulachen und man das nicht zulässt, dann sehe ich das schon als Risikofaktor.
SPEAKER 1
00:22:40
Ich finde eh das Weinen bei uns viel zu ... Oh, der weint jetzt. Ich finde das irgendwie ... Es ist doch nicht schlimm. Kinder weinen halt. Ich weine auch immer wieder mal. Also, wenn traurige Filme kommen. Das gefällt mir gerade so oft in unserem Job, dass es so ... Oh, der weint. Nee, wir sind da ja schon auf dem Weg.
SPEAKER 2
00:22:58
Aber das sehe ich eher als gesellschaftlich. Vor allem gerade Jungs und Männern gegenüber, dass wir halt noch ganz viele Vorbehalte haben als Männer gegen unsere eigenen Gefühle. Jetzt gesamte Männerschaft gesehen, jetzt nicht uns als Einzelpersonen, wobei ich mich damit schon auch bei mir selbst schwer tue.
SPEAKER 1
00:23:17
Ja. Aber auch im Job, wenn man mal irgendwas sagt und die Kinder weinen, das darf man eigentlich gar nicht so schlimm sehen, weil die verarbeiten das halt einfach so. Das ist mir gerade nur so gekommen, mir selber auch.
SPEAKER 2
00:23:28
Genau. Also, da stimme ich dir voll zu. Irgendwie musst du es ja verarbeiten. Und man muss auch zulassen können, dass so ein negatives Erlebnis, so ein negatives Prozess muss ja auch durchlebt werden. Also, wir wachsen ja auch an unseren Schicksalsschlägen. Ja. Und wir wachsen daran, dass wir uns mit Personen, die wir jetzt nicht so geil finden, auseinandersetzen. Und wir wachsen daran, dass wir Schwierigkeiten meistern und dass wir Erfahrungen machen. Und Resilienz bedeutet vielleicht am Ende, ganz kurz zusammengefasst, dass man immer einmal öfter aufsteht, als man hingefallen ist.
SPEAKER 1
00:24:04
Das könnte auch ein bisschen Onkelsgespräch sein. Ja. Aber ich weiß, was du meinst.
SPEAKER 2
00:24:09
Aber manchmal ist es halt ganz einfach, zusammengefasst. Und auch dieses alles Negative von sich fernhalten und keine Menschen ins Leben zu lassen, die einem nicht guttun. Ich meine, das macht niemand von uns gerne und niemand von uns freiwillig. Aber manchmal haben wir halt Menschen in unserem Leben, in unserem Arbeitsumfeld oder wo auch immer, die mögen wir nicht. Mit denen kommen wir schlecht zurecht. Aber es kann ja keine Vermeidungsstrategie, kann halt da nicht die Lösung sein.
SPEAKER 1
00:24:36
Ja, bei Kindern, die merken das ja oft tatsächlich, so toxische Sachen gibt es ja bei Kindern häufig. Also, ich weiß nicht, ob es das früher schon gegeben hat, aber ich habe das schon öfter erlebt. So Gruppierungen, die sich gar nicht gut getan haben. Und wo ich dann auch gesagt habe, du rennst die ganze Zeit irgendwelchen Kindern hinterher, die eigentlich nicht gut sind für dich. Du hast noch zehn andere, die Bock haben, mit dir zu spielen. Ja. Die du gar nicht beachtest. Das ist oft so, das ist mir dann selber aufgefallen, dass ich das früher auch gemacht habe. Dass man immer irgendwelchen Idealmenschen hinterherläuft, die einen eigentlich gar nicht wollen, einen nicht guttun. Und die zehn anderen, die eigentlich mit offenen Armen dastehen, die übersieht man dann die ganze Zeit.
SPEAKER 2
00:25:07
Die halt stabile soziale Bindungen oder Beziehungen
SPEAKER 1
00:25:10
anbieten. Aber man hat diesen kaputten Beziehungen hinterher. Das sind alles Kinder. Das ist mir letztens bei einem Mädchen aufgefallen. Dann habe ich das reflektiert, dass ich das eigentlich auch gemacht habe früher.
SPEAKER 2
00:25:21
Ja, aber genau da ist unsere Aufgabe, eben auch den Kindern zu zeigen, jetzt sind wir wieder bei Reggio. Wir moderieren, dass sie die Begegnungen der Kinder,
SPEAKER 1
00:25:30
und manchmal bedeutet das moderieren auch zu sagen,
SPEAKER 2
00:25:32
da ist eine Gruppe, die würde von den Interessen her einfach vielleicht besser zu dir passen. Ja, habe ich gemacht. Und das ist dann Resilienzförderung.
SPEAKER 1
00:25:40
Cool, das habe ich gemacht, ja.
SPEAKER 2
00:25:42
Zu sagen, schau dir die an. Und dann hast du eine gute Peergroup, die auch einfach Sachen auffangen kann. Also Freundschaft ist halt ganz wichtig.
SPEAKER 1
00:25:49
Ich glaube, das wird auch unser Job in diesem Hortensystem jetzt, dass wir da viel moderieren müssen zwischen den einzelnen Gruppen. Das ist ein bisschen wie das Jugendzentrum. Ich mache mir das Jugendzentrum irgendwie vor.
SPEAKER 2
00:26:00
Vielleicht müsste ich mich dann doch bei Reggio noch mal mehr einlesen, alleine, um noch mal zu sagen zu können, wie unsere Arbeit aussieht, da mehr Begriffe für zu haben. Weil das ist schon vorstellbar, dass wir da ganz viele Punkte von haben. Jetzt sind wir schon wieder...
SPEAKER 1
00:26:18
Aber auch getrifftet. Ja, ist aber nicht schlimm,
SPEAKER 2
00:26:20
weil es geht ja immer noch um Resilienz und wie wir das versuchen zu fördern und einzuordnen. Und das ist schwierig, weil Resilienzforschung war vor der Systemik da. Wenn ich es richtig einigermaßen einordne. Oder es kam Zeitgleich. Und die Systemik ist ja das, was bei uns immer zugrunde liegt. Dass wir uns immer das ganze System anschauen. Und deswegen können wir ja schlecht sagen, okay, wir kippen oben die und die Sachen rein und unten kommt ein resilienter Mensch raus.
SPEAKER 1
00:26:50
Man könnte auch einfach sagen, ganzheitlich. Ja, genau. Ja, Resilienzforschung ist ja eigentlich auch einfach, dieses Umzudrehen, immer etwas Negatives zu sagen, immer etwas Positives zu sagen. Dieses Umfeld. Wir sind die Erwachsenen in dem System. Wir müssen dafür sorgen, dass es ein positives Erlebnis ist. Was du auch immer sagst, dass die Kinder am Tagesende glücklich rausgehen.
SPEAKER 2
00:27:11
Richtig. Und wenn sie schon nicht glücklich rausgehen, dass sie mindestens etwas gelernt haben. Und ich meine jetzt nicht Mathe, Deutsch, sondern irgendwas Zwischenmenschliches, etwas Soziales gelernt haben. Und das ist eine große Aufgabe, zu sagen, ja, klar, war heute nicht so der geile Tag,
SPEAKER 1
00:27:28
aber komm, wir setzen uns hin,
SPEAKER 2
00:27:29
wir reden nochmal drüber, vielleicht am nächsten Tag, vielleicht zwei Tage später. Und schauen, ob es eine Lernerfahrung gab. Reflektieren wir das gemeinsam. Und ich weiß nicht, ob es in deinem Skript vorkommt, aber das ist auch Resilienzförderung, einfach darüber zu sprechen, was hat denn das Erlebte jetzt mit dir gemacht als Kind? Wie geht es dir jetzt? Wie fühlst du dich? Also, wie wir vorhin gesagt haben, die Emotionen auch ausdrücken zu können. Das zu reflektieren, darüber zu sprechen. Also, es steht so eine ganze Litanei,
SPEAKER 1
00:27:58
was man als Erzieher alles machen kann, um Resilienz zu fördern. Viele Sachen machen wir natürlich. Dieses Kinder für Kleinigkeiten loben. Oder diese halt irgendwie, vor allen Dingen Kinder, die irgendwie jetzt nicht so oft gelobt werden. Ja, hier ist es das Kind ermutigen,
SPEAKER 2
00:28:13
seine Gefühle zu benennen und auszudrücken, um die Selbstregulation und Impulskontrolle zu stärken. Und mich würde halt diese, was bei der Studie, weil nachdem nur eine Studie genannt ist für das Skript, ist immer für mich die Frage, was ist das Menschenbild, was sich die Menschen, die diese Studie gemacht haben, vorgestellt haben, worauf es rauslaufen soll. Weil es ist halt jetzt einfach schon eine ganze Zeit her und gehen wir da noch mit? Ist uns produktive Menschen immer noch so wichtig oder versuchen wir Menschen, die flexibel sind und gut durch den Alltag kommen?
SPEAKER 1
00:28:59
Das merke ich mir so oft bei so pädagogischen Ansätzen, wenn die irgendwie aus dem 18. Jahrhundert sind und keine Ahnung woher. Da denke ich mir immer, ja, aber wir sind jetzt irgendwie, da waren zwei Weltkriege dazwischen. Ja, und manchmal lese ich aber philosophische Sachen
SPEAKER 2
00:29:10
von vor 2000 Jahren und die funktionieren immer noch, die haben immer noch ihre Gültigkeit. Also wir verändern als Menschen und unsere Gesellschaftskonstrukte verändern sich und die Anforderungen, die an uns gestellt werden, verändern sich. Und dann ist Resilienz vielleicht auch ein Maßstab, wie wir mit veränderten gesellschaftlichen Strömungen umgehen können.
SPEAKER 1
00:29:32
Also Resilienz ist wahrscheinlich auch heutzutage so wichtig wie noch nie, aber sehr, sehr wichtig, weil die Welt sich halt so krass schnell verändert.
SPEAKER 2
00:29:40
Und weil es eben auch ganz viel aufs Individuum selbst, also es kommt ja ganz viel, kommt ja auf mich alleine an. Also ich habe das Gefühl, wir sind in so einer gesellschaftlichen Strömung, wo es wenig staatliche Lenkung gibt, wenig Eingreifen in unser Leben und wir viel Eigenverantwortung übernehmen müssen. Und das bedeutet dann natürlich, dass ich resilienter durchkommen muss. Also dass ich ein resilienter Mensch sein muss, um durch mein Leben zu kommen. Weil auch ganz viel so soziale Auffangsachen wie Großfamilien und sowas, die interessieren mich mehr.
SPEAKER 1
00:30:13
Das würde ja heißen, Leute mit weniger Resilienz wie in AfD, weil sie einen Führer wollen. Das weiß ich nicht. Aber ja, ich weiß, was du meinst. Tatsächlich geht es ja viel in die liberale Richtung, dass man halt für sich selber verantwortlich ist und man nicht mehr so viel Schutz bekommt.
SPEAKER 2
00:30:28
Und wir mit der Resilienz schauen halt, dass Menschen auch alleine gut zurechtkommen und mit wenig Hilfe gut zurechtkommen oder sich Hilfe suchen können. Also es ist ein total schwieriger Begriff.
SPEAKER 1
00:30:39
Es ist ein sehr schwammiger Begriff, wird mir immer mehr klar, weil am Anfang dachte ich, ich lerne es jetzt einfach auswendig. Aber es ist halt alles könnte. Wie gesagt, wir haben in der Folge, die es nicht gibt, schon darüber geredet, dass ich dann erst mal meinen kompletten Freundeskreis zerlegt habe, so gedanklich. Wer hatte in den Kindern Schwierigkeiten? Wer ist wie rausgekommen? Und da ist mir auch klar geworden, dass das halt bei manchen zu ist, bei manchen auch nicht.
SPEAKER 2
00:31:05
Und wir sehen, also was wir schon sehen können bei uns im Alltag, wie resilient Kinder sind, ist, wie schnell wir das Gefühl haben, dass ein Kind ein Schulkind ist. Also dass es in der Schule angekommen ist. Also wie schnell so eine Transition bewältigt wird, hängt für mich schon sehr mit Resilienz zusammen.
SPEAKER 1
00:31:30
Dann hängt es aber auf jeden Fall mit Intelligenz auch zusammen. Ja.
SPEAKER 2
00:31:34
Man kann es einfach nicht von der Hand weisen. Also Resilienz ist ein wichtiger Faktor.
SPEAKER 1
00:31:38
Es gibt ja verschiedene Intelligenzen, aber es hängt auf jeden Fall mit Intelligenz zusammen. Es hängt ja alles zusammen. Aufgeschlossenheit, Kontaktfreundlichkeit, hängt ja auch alles ein bisschen mit Intelligenz zusammen.
SPEAKER 2
00:31:54
Und eben auch ganz viel mit den ersten Lebensjahren.
SPEAKER 1
00:31:58
Die Bindung spielt ja auch wieder eine große Rolle. Da hängt ja alles zusammen.
SPEAKER 2
00:32:02
Und von daher können wir eigentlich sagen, wir können schon nur noch mit dem arbeiten, was uns entgegengeworfen wird und daraus versuchen, das Beste zu machen. Und wir können nicht den Anspruch an uns haben, in der Grundschule jetzt wir zwei, dass wir da jetzt noch mal groß Resilienz formen.
SPEAKER 1
00:32:20
Ich merke halt auch, wenn die Systeme nicht ineinander greifen, dann kannst du auch so viel machen, wie du willst. Weil wenn die anderen Systeme da irgendwie sagen, nee, jetzt machen wir erstmal nichts, dann läufst du da gegen die Wand.
SPEAKER 2
00:32:31
Vielleicht können wir am Ende der Mensch sein, den wir ja bestimmt auch beide in unserem Leben hatten. Ich meine, wir kommen auch aus prekären Verhältnissen und haben Schicksalsschläge durch und harte persönliche Herausforderungen. Aber vielleicht können wir am Ende auch der Mensch für irgendein Kind sein, den wir auch in unserem Leben hatten, der eben diese positive soziale Bezugsperson war.
SPEAKER 1
00:32:51
Ja, es gab sogar tatsächlich einen Haufen in meinem Leben. Ich habe die zwar oft nicht belohnt hinterher. Ja. Aber es gab tatsächlich, es gibt immer so ein, zwei, drei Menschen, die sich dafür irgendwie ein Ding geworfen haben. Richtig, und die gab es bei mir auch.
SPEAKER 2
00:33:05
Und manchmal waren es halt auch einfach nur Menschen, die mich ernst genommen und als Person wertgeschätzt haben. Das reicht oft schon. Gerade für Menschen, die aus einem Umfeld kommen, in dem sie nicht für sich selbst wertgeschätzt werden, sondern vielleicht nur für Leistungen, die sie bilden.
SPEAKER 1
00:33:21
Werden eigentlich viele Leute sozusagen Pädagogen, die irgendwie solche Erfahrungen gemacht haben, weil sie es besser machen wollen?
SPEAKER 2
00:33:26
Da müssten wir jetzt schon auf so ein Langzeitstudio dazugehen.
SPEAKER 1
00:33:28
Das frage ich mich gerade. Wie man auf die Idee kommt, Pädagoge? Keine Ahnung, vielleicht weil man einen Pädagogen
SPEAKER 2
00:33:35
oder eine Pädagogin hatte, die einen irgendwann mal positiv begleitet hat. Damit würde ich sagen, schließen wir zu dem Thema. Also ich empfehle hier auf jeden Fall der Resiliente Mensch. Du wolltest noch einen YouTube-Kanal empfehlen.
SPEAKER 1
00:33:50
Ja, den Erzieherkanal. Ich finde, es gibt einen Kanal auf YouTube, der heißt der Erzieherkanal. Der macht jede Woche zu bestimmten Themen Videos. Man kann sich wirklich die Themen auch rausholen für die Schule. Ich bin ein großer Fan. Also wenn man keinen Bock hat zu lesen und das irgendwie mal nebenbei laufen lassen will, ist der super.
SPEAKER 2
00:34:07
Und wenn man Bock zu lesen hat, von Jörg Maywald, der ja ganz viele Praxisratgeber schreibt für unseren Beruf, also Fachliteratur, ist gerade ein Buch erschienen im Herder Verlag. Das heißt einfach nur Resilienz.
SPEAKER 1
00:34:19
Bestellst du das noch für die Arbeit? Das bestelle ich für die Arbeit.
SPEAKER 2
00:34:21
Das muss man ja auch bestellen. Das liegt auf der Liste, steht auf der Liste, aber die bestelle ich erst im neuen Jahr. Auf jeden Fall, der hat das Buch geschrieben Resilienz und da geht es um das Praxisbuch.
SPEAKER 1
00:34:31
Aber auf neuesten Forschungsergebnisse. Genau, das ist von 22 oder 23.
SPEAKER 2
00:34:36
Also das werde ich mir wahrscheinlich auch privat bestellen und da sollten dann auch so ganz aktuelle Forschungen sich wiederfinden.
SPEAKER 1
00:34:44
Aber Fazit, Resilienz ist ein mega wichtiges Thema eigentlich. Auch wenn es ein bisschen schwammig ist in meinen Augen, weil es halt Menschen sind, aber es ist schon für die Entwicklung und für unseren Job eigentlich schon wichtig, die Resilienzförderung.
SPEAKER 2
00:34:56
Ja, und deswegen wird auch so viel in dem Bereich Resilienz geforscht.
SPEAKER 1
00:35:00
Gut, damit wären wir mit dem Thema
SPEAKER 2
00:35:02
zumindest mal mit den Grundlagen durch. Wenn ihr uns erreichen wollt, dann findet ihr die E-Mail-Adresse in den Shownotes beziehungsweise die Internetadresse. Mir könnt ihr auf Insta schreiben, eine E-Mail schicken. Das sind eigentlich, ansonsten habt ihr mich wahrscheinlich eh schon auf den sozialen Medien. Achso, was ich die ganze Zeit sagen wollte, falls jemand von Twitter auf BlueSky wechseln möchte, ich hätte noch ein paar Keys übrig für BlueSky. Das ist eine ganz exklusive Geschichte. Und damit sind wir für dieses Jahr fast fertig. Eine Folge haben wir noch. Machen wir noch eine Weihnachtsfolge. Wir machen noch eine Weihnachtsfolge.
SPEAKER 1
00:35:37
Oder ein ganzer Plätzchen essen währenddessen.
SPEAKER 2
00:35:39
Genau, dann kann ich reden, muss essen.
SPEAKER 1
00:35:41
Und damit sind wir raus für diese Folge.
SPEAKER 2
00:35:43
Bis dann.
SPEAKER 1
00:35:44
Ciao. Ciao, ciao.