Das pädagogische Duett

Markus und Timo

Pädagogische Reflexion: Von der Ausbildung zur Praxis

Wie die Ausbildung Timo verändert hat

10.03.2024 34 min

Zusammenfassung & Show Notes

In der 55. Folge des Podcasts "Pädagogisches Duett" reflektieren Markus und Timo über pädagogische Ansätze und Methoden, die Timo während ihrer Ausbildung kennengelernt haben. Timo betont die Verwendung des Situationsansatzes und die Bedeutung der Bedürfnisse der Kinder. Timo spricht über Herausforderungen während seiner Praxisphase, reflektiert über seine persönliche und berufliche Weiterentwicklung als Erzieher und teilt seine Ziele für die Zukunft, darunter die Durchführung eines Musikprojekts mit den Kindern und das Planen und Umsetzen von pädagogischen Projekten. Sie diskutieren auch andere pädagogische Ansätze wie Banduras Lernmodell und die Bedeutung von Modellen für Kinder. Timo hebt die Wichtigkeit der Vorbereitung, des Eingehens auf die Bedürfnisse der Kinder und der bewussten Wahrnehmung der eigenen Vorbildfunktion hervor. Die beiden planen auch eine Folge über Gender und reflektieren über die Hyperdiversität ihrer Klientel.

Disclaimer: Beim Situationsansatz hat MArkus Quatsch erzählt. Der situative Ansatz ist eine Wirtschafts- und Organistationstheorie. 
er meint auch den Situationsansatz aus den Schownotes. 

- https://de.wikipedia.org/wiki/Situationsansatz
- https://de.wikipedia.org/wiki/Situativer_Ansatz
- https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Bandura

Transkript

SPEAKER 1
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Herzlich willkommen zum Pädagogischen Wett. Mein Name ist Markus und mit mir hier ist der Timo hier. Hallo. Hallo. Wir sind euer pädagogischer Aus- und Weiterbildungspodcast und heute nehmen wir das Ganze sogar mal richtig ernst, weil, Timo, ich habe nachgeschaut, das ist unsere 55. Folge. Das heißt, wir machen das Format jetzt schon über zwei Jahre. Krass, wie schnell die Zeit vergeht. Ja, und ich glaube, wir haben auch außer in unseren Pausen tatsächlich keine Folge ausgelassen. Ich habe ein paar ausgelassen. Genau, aber das Format an sich lief immer weiter. Hier und da mal als pädagogisches Solo, aber es lief immer weiter. Und das war jetzt nur die Überleitung dazu, dass du jetzt mit deinem theoretischen Ausbildungsteil fast fertig bist oder fertig bist. Ich weiß gar nicht, hast du noch Schule? Also, da wir uns ja am Fach PML
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entlang gehangelt haben, eigentlich immer bin ich da fertig mit dem Stoff tatsächlich. Ich
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lasse es jetzt nur noch so. Ich glaube, einmal haben wir was über Recht gemacht. Ja, da könnten
SPEAKER 2
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wir jetzt mal gucken, dann in Zukunft vielleicht so ein bisschen PPHP. Mal schauen, was halt jetzt nicht so fachbezogen ist, wo man gleich irgendwie einen Doktor in der Fachrichtung braucht. Oder wir
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machen unsere ZuhörerInnen einfach glücklich und labern einfach wieder drauf los. Das ist genau
SPEAKER 2
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einer, der das bis jetzt zu mir gesagt hat. Aber ich glaube, wir haben da so ein gespaltenes Lager.
SPEAKER 1
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Glaube ich auch. In unserer HörerInnen, in unserer Hörerschaft. HörerInnenschaft? Ach, egal. Auf jeden Fall, heute haben wir gesagt, machen wir eine Folge, in der es um dich geht. Ja, das ist super. Tatsächlich, ich rede gerne über mich. Genau, und ich habe jetzt hier von JetGPT tatsächlich dieses Mal, also vom Co-Pilot von Bing, also schon von JetGPT, fünf Reflexionsfragen vorbereitet. Echt jetzt von JetGPT? Dann lasse ich die überhaupt beantworten. Sollen wir noch so eine Voice AI drüberlegen lassen und dann treffen wir uns einfach nicht mehr. Dann lassen wir alles die AI machen, den ganzen Podcast. Vollautomatisch. Und dann machen wir acht Podcasts simultan. Sehr gut, sehr gut. Sollen wir einfach loslegen? Gerne. Ich bin ja jetzt quasi vor den Prüfungen. Genau, ich wollte hier nochmal allen, die jetzt kurz vor ihren Prüfungen sind oder in der Prüfungsphase noch viel Erfolg wünschen. Ich glaube auch, ehrlich
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gesagt, so schwer, wie man denkt, ist das gar nicht. Jetzt, wo ich so ein bisschen das gecheckt habe, was es geht. Es hört sich immer viel schwerer an, als es ist, weil es halt so viel ist.
SPEAKER 1
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Immerhin, du bist jetzt schon den härtesten Weg gegangen, den es gibt. Ich meine, du machst jetzt dann 14 schriftliche Prüfungen. Ich meine, das ist ja schon tough in deiner Ausbildung. Ich habe auch so,
SPEAKER 2
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immer wenn ich mich so auf den Prüfungsstoff konzentriere, was da alles zu tun ist, dann kriege ich richtig Angst. Aber wenn ich dann begreife, um was es eigentlich geht und was die eigentlich von nachher haben wollen, dann möchte ich, dass ich halt sehe, dass du den Job checkst einfach und dass man auch viel aus
SPEAKER 1
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dem Alltag irgendwie ziehen kann. Aber ich glaube, so insgesamt wirst du jetzt dann im nächsten Monat so knapp 30 Stunden Prüfung schreiben. Genau. Und jetzt haben wir uns überlegt, wir machen jetzt erst noch einmal eine Reflektion und ich würde jetzt auch, nein, ich steige jetzt direkt mit der ersten Frage ein, weil der Konjunktiv ist tot. Ich lege es mal weg, ich mache einfach Freestyle. Also die erste Frage, die uns der Co-Pilot geschickt hat, war, welche pädagogischen Ansätze und Methoden hast du während deiner Ausbildung kennengelernt? Reflektiere darüber, wie du diese Ansätze in der Praxis angewendet hast und welche Erfahrungen du dabei gemacht hast. Allein das wäre ja schon eine
SPEAKER 2
00:03:18
eigene Folge. Eben. Ich kann jetzt eine Sache sagen, ich habe gelernt, dass ich schon immer mit dem Situationsansatz eigentlich arbeite, dass das so meine Art einfach ist. Könnte auf mein ADHS auch geschuldet sein, weil so lang geplante Sachen sind für mich schwierig, aber so die aktuelle Stimmung von den Kindern aufzunehmen und diesen Bedarf von den Kindern aufzunehmen und damit weiterzuarbeiten, das fällt mir sehr leicht irgendwie. Ja, da haben wir auch schon, also das ist ja der
SPEAKER 1
00:03:42
Situationsansatz. Ja. Es gibt ja noch einen anderen, der fast genauso heißt. Situativ. Genau, der situative Ansatz, das ist ja der, in dem ich, wenn ich mich richtig an unsere eigene Folge erinnere, an das, was ich gelesen habe, in dem wir bewusst Situationen erzeugen. Du weißt jetzt,
SPEAKER 2
00:03:59
welcher welcher ist? Ja. Okay. Ich meine den, wo man an der Situation andockt quasi und da an den, an den, was die Kinder halt gerade benötigen, andockt und da mit denen dann weiterarbeitet.
SPEAKER 1
00:04:09
Natürlich trotzdem immer zielgerichtet und so. Und welche Erfahrungen hast du dann dabei gemacht? Also wenn du sagst jetzt, du benutzt den anderen. Ich habe meine eigene Arbeit besser verstanden, also ich kann das jetzt so für mich
SPEAKER 2
00:04:19
fachmännischer darlegen. Ich, an der Arbeit für mich hat sich eigentlich eher das geändert, dass ich mehr check, wie Kinder eigentlich funktionieren, warum sie, es lernt man in der Kinderpflegeausbildung nicht so tief greifen, warum Kinder so sind, wie sie sind oder Menschen generell und diese ganzen Entwicklungsstufen und auch Sprach, es kann einem ja auch Kinder mit Sprachfehler sein. Das war früher, also nach der Kinderpflegeausbildung, hatte ich da überhaupt keine Ahnung davon, von dem ganzen Zeug eigentlich. Also, wie Sprachdings entsteht, was da alles mit rein spielt und das waren, das waren dann für mich so Sachen, die auf mich eingepasst sind, wo ich gedacht habe, okay, keine Ahnung. Wird schon irgendwer wissen, ich nicht. Und jetzt weiß ich sehr viel mehr, wie ich das einzuordnen habe, wie die Wege sind und ich würde mich sicherer fühlen, wenn ich jetzt wieder eine neue Gruppe habe und solche, wo sowas beobachtet, zum Beispiel, wie mit dem Kind, wo ich jetzt bei uns hatte, immer wieder mal einfach komplett überfordert, weil keine Ahnung, was mache ich da, was weiß ich, muss mir irgendjemand
SPEAKER 1
00:05:13
holen, aber keine Ahnung, wen und wo. Das wusste ich alles nicht. Gut, jetzt abseits von der großen Methode des Situationsansatzes, der ja am Ende sagt, du reagierst auf das, was im Tag passiert, ist ja auch irgendwie das, was unser Haus fordert am ehesten. Jetzt nicht nur, aber ich will jetzt auch ganz klein reden, was für andere Ansätze, Theorien, sonst noch irgendwas, was hängen geblieben ist?
SPEAKER 2
00:05:36
Ja, natürlich auch so bildungstechnische Sachen, die man halt nochmal so selber für sich verankern muss, zum Beispiel dieses Bandura, dass ich auch mal gucken muss, wie ich mich den ganzen Tag verhalte und so. Und auch diese Wichtigkeit, die ich eigentlich habe, so als Role Model und so viele.
SPEAKER 1
00:05:56
Finde ich schön, dass du jetzt anfängst mit Fachleuten, die große Theorien geschrieben haben,
SPEAKER 2
00:06:02
um dich zu werfen. Ich kann, ja, weil mir schon öfters vorgeworfen wird, ich rede halt wie, als wenn ich gerade von der Straße kommen will, oft in auch so Prüfungssituationen, also so, wir üben das ab und zu. Also nochmal. Ich muss mir das angewöhnen, fachlich zu reden.
SPEAKER 1
00:06:13
Ganz kurz zur Einordnung, da willst du es du machen, da du es eingebaut hast, was hat Bandura, also für was ist der bekannt bei uns in der Ausbildung? Für, mir ist es nicht eingefallen,
SPEAKER 2
00:06:22
irgendwann habe ich seinen Namen gesagt. Lernamodell. Lernamodell, genau. Was die Kinder sich aus Modellen raussuchen, aus dem, was sie halt umgibt. Ja. Also jetzt in unserem Fall. Und ich weiß jetzt rückblickend, dass ich für viele Modelle bin oder für einige war. Also wenn die halt irgendwann mal anfangen Käppi zu tragen und so und mich zu imitieren. Ja. Bei uns in der Gruppe so vermehrt eine Zeit lang. Und ja, keine Ahnung, es gibt ja auch tiefgreifende Beispiele. Aber das
SPEAKER 1
00:06:51
sind schon die beiden wichtigsten Sachen, wo ich auch sagen würde, über das sollte man sich bewusst sein. Also wie man arbeitet, also arbeite ich eben viel vorbereitet, baue ich viele Situationen schon mal im Vorhinein, lasse dann die Kinder sozusagen diese Situation laufen und schaue, dass ich da meinen Effekt habe. Oder wirklich auf das, was von den Kindern kommt, ein. Also es ist ja immer so ein Geben und Nehmen und ein Kreislauf und wie krass unsere Vorbildfunktion
SPEAKER 2
00:07:21
ist. Ja, da geht es ja darum zu checken, was kann ich? Ja. Ich kann Sachen nicht wirklich, ich kann Sachen planen, aber ich verhuddle mich dann irgendwann. Ja. Aber ich kann sehr, sehr gut mich auf neue Situationen plötzlich einstellen, von einer Sekunde auf die andere. Das kann ich sehr, sehr gut und so Sachen beobachten und das dann direkt verarbeiten. Deswegen ist das für mich halt naheliegender. Gut. Genau. Aber es ist gut, das mal einzuordnen, weil vorher dachte ich mal so, ja, ich bin jetzt halt da und bin froh, dass das irgendwie die Leute anerkennen. Jetzt weiß ich, okay, das gibt auch einen Namen für das, was ich mache.
SPEAKER 1
00:07:48
Das ist doch schön. Das ist wie eine Diagnose zu kriegen. Der andere Chef, unsere Hauptleitung,
SPEAKER 2
00:07:55
hat doch auch immer gesagt, es geht auch viel darum bei der Ausbildung und das haben auch Lehrer schon gesagt, das zu benennen, was man eh schon macht. Ja. Und zu verstehen und im besten Fall auch dann mal an die Eltern weiterzugeben oder wem das auch immer zu erklären hat. Genau.
SPEAKER 1
00:08:10
Dann würde ich übergehen zur nächsten Frage. Welche Herausforderungen hast du während der Praxisphase jetzt, weil dein Praktikum und deine Arbeit waren ja mehr oder weniger das Gleiche oder im Unterricht erlebt? Denk über schwierige Situationen nach und wie du damit umgegangen bist. Welche Strategien haben dich als hilfreich erwiesen? Ich meine, das ist jetzt natürlich so ein Punkt, über den wir schon ganz oft in der Arbeit gesprochen haben, wo du an deine Grenzen gestoßen bist. Ich habe eine daran, die ich gerade krass an meine Grenzen stoße und ich habe auch
SPEAKER 2
00:08:42
noch keine Strategie und das wird mir bald zum Verhängnis werden. Ich kann mich nicht verstellen. Ich bin immer so, wie ich bin. Ich kann es einfach nicht. Und in der Schule werden gerade ziemlich oft Rollenspiele verlangt. Also das sind halt nicht mal richtige Rollenspiele. Eigentlich sind dann bei den Prüfungen, werde ich halt ein Erzieher spielen und die Kollegen ein
SPEAKER 1
00:09:02
Kind oder halt die Kinder. Ja, ich weiß genau, welche Situation du meinst. Und das ist keine
SPEAKER 2
00:09:06
echte Situation. Das ist eine gestellte Situation. Ich komme mir da so vor wie so ein Clown auf einer Bühne und ich kann das nicht abstellen. Das ist so unglaublich schwer für mich, auch wenn wir diese Übungen machen und dann irgendwas nachmachen, was die Kinder da machen. Ich weiß nicht warum, aber ich tue mir das so schwer. Das ist für mich, ich habe es den Lehrern jetzt auch schon gesagt, dass das wird mir mindestens eine Note kosten. Aber ich habe es jetzt versucht des Öfteren. Ich werde es noch mehr versuchen, aber da muss ich noch dran arbeiten. Das fällt mir so schwer. Also in der Arbeit befreue ich mich ja. Da denke ich gar nicht drüber nach. Ja, aber da sind es ja auch
SPEAKER 1
00:09:36
dann wirklich die Kinder. Genau und das ist aber dann, das war aber früher im Verkauf schon und so.
SPEAKER 2
00:09:41
Da war ich in den Verkaufsschulungen, war ich mega schlecht, aber am Tisch habe ich dann super performt und das ist halt, da muss ich mir noch was überlegen. Also das heißt, wenn die Situation
SPEAKER 1
00:09:52
nicht scharf ist, dann performst du nicht. Ich komme mir da blöd vor tatsächlich. Das ist richtig
SPEAKER 2
00:09:57
blöd. Das heißt, wenn mich jemand beobachten würde und ich, das ist voll lächerlich. Also
SPEAKER 1
00:10:00
ich kann es gar nicht beschreiben. Ich weiß ganz genau. Doch, du hast es ja gut beschrieben und ich kann es auch gut nachvollziehen. Bei mir ging das ähnlich, nur ich hatte jetzt den Vorteil, ich habe ja die gegliederte Ausbildung gemacht und dann machst du das öfter. Du kommst dir immer noch blöd vor, aber es nimmt mit der Zeit ab. Mir wäre es lieber, wenn die in die Arbeit kommen
SPEAKER 2
00:10:16
würden und das einfach dort beobachten würden, aber es ist jetzt so, wie es ist. Also eine beobachtete, echte Situation macht mir nichts aus. Also wenn ich in echt bin und dann sind da zehn Leute und schauen zu, das merke ich gar nicht, weil ich da mit den Kindern bin. Aber egal, da muss ich halt jetzt durch und generell sind mir die Noten auch ehrlich gesagt total egal, weil die für mich keine Relevanz haben und für die Kinder nicht und für dich ja auch nicht. Nö, ich nehme dich so oder so
SPEAKER 1
00:10:37
als Berufspraktikanten. Also ich muss es halt schaffen, aber das macht meine Arbeit nicht besser.
SPEAKER 2
00:10:42
Das macht meine Arbeit nicht besser. Ja, das ist auch für mich. Also das wäre krass. Und das macht meine Arbeit nicht besser,
SPEAKER 1
00:10:48
wenn ich bessere Noten habe. Ja. Hattest du jetzt noch irgendwelche, das habe ich jetzt voll abgeschnitten mit so einem Ja. Das war voll unhöflich. Nee, was soll ich jetzt da dazu sagen? Also jetzt haben wir so eine Herausforderung, die dich jetzt gerade im Unterricht verfolgt. Gibt es irgendwas, wo du in der Praxisphase gemerkt hast, also während du gearbeitet hast, was dich durch den neuen Input von der Herausforderung
SPEAKER 2
00:11:12
gestellt hat? Ich habe halt zum einen gemerkt, dass... Ich weiß gar nicht, wie ich das ausdrücken soll. Also erstens habe ich gerade eine krasse Veränderung gemerkt vom Kinderpfleger zum Erzieher. Ich habe eigentlich nichts gewusst, also wenig, wirklich wenig. Und ich bin erstaunt, dass Kinderpfleger jetzt Verantwortung tragen können, dürfen, ehrlich gesagt. Also man kriegt ja so ein Job hin. Aber vielleicht habe ich auch nicht gut genug aufgepasst. Ich habe nicht gewusst, was außen rum ist, warum das so ist und die ganzen Zusammenhänge. Ich habe das einfach alles nicht gewusst. Ich habe gewusst, okay, man sollte Kinder irgendwie ein bisschen beobachten, wenn sie irgendwie draußen sind, dass da nichts passiert. Aufpassen heut. Ich konnte irgendwelche Angebote machen, wenn ich Bock drauf gehabt hätte, aber das war so kompliziert aufgebaut, dass ich da gar keinen Bock drauf hatte. Und ansonsten, den Rest habe ich eigentlich so aus der Intuition gemacht.
SPEAKER 1
00:12:03
Okay. Und mit einer herausfordernden Situation... Ja, aber das, was du gerade beschrieben hast, ist ja schon herausfordernd. Also sozusagen deine Arbeit vom Bauch in den Kopf zu verlagern, ist ja schon eine durchgehende Herausforderung.
SPEAKER 2
00:12:17
Ich habe immer gedacht, hey, was soll dieses Rumgeeier mit Erzieher? Wir machen alle das Gleiche. Was labert ihr rum hier angeblich? Darüber habe ich mir echt oft gedacht, weil das auch immer schon noch ab und zu mal bei uns angesprochen wird. Sehr wenig und es wird auch kein Drangding gemacht. Wirklich wenig. Also dafür, dass ich mich so aufgeführt habe die ganze Zeit schon, als wenn ich schon alles wüsste. Ich habe nichts gewusst. Das habe ich jetzt echt festgestellt, dass ich wenig gewusst habe.
SPEAKER 1
00:12:42
Jetzt sind wir eh schon genau in der nächsten Frage. Und jetzt weiß ich, dass es noch sehr viel zu lernen gibt. Ja, weil die nächste Frage wäre nämlich, wie habe ich mich persönlich und beruflich weiterentwickelt? Also, wie hast du dich beruflich und persönlich weiterentwickelt? Betrachte deine Kompetenzen, Fähigkeiten und dein Selbstverständnis als Erzieher. Welche Fortschritte hast du gemacht? Das ist natürlich die ganz große Frage, wie du dich persönlich und beruflich weiterentwickelt hast.
SPEAKER 2
00:13:09
Also erstens, ich finde, dass der Erzieher, wenn man es so verinnerlicht, einen erstens zu einem besseren Menschen macht. Das hört sich jetzt bescheuert an, aber ich benehme mich höflicher und netter. Ich rede mit Menschen, ich achte mehr darauf, wie ich Botschaften transportiere. Auch im privaten Kreis. Und keine Ahnung, aus Kleinigkeiten. Ich gehe nicht mehr bei Rot über die Ampel. Das mache ich einfach nicht mehr, weil ich Angst habe, dass Kinder irgendwo zuschauen.
SPEAKER 1
00:13:40
Nicht besserer Mensch, also bewusster.
SPEAKER 2
00:13:44
Bewusster, sagen wir es so. Aber ich fühle mich besser damit, weil ich weniger Sachen mache, wo ich mir denke, warum machst du das eigentlich? Es geht nur um mich, es geht ja nicht um andere. Und genau, das war der erste Teil von der Frage. Und der zweite war?
SPEAKER 1
00:13:59
Wie du dich beruflich weiterentwickelt hast, ich meine, du hast es eben schon ganz viel erklärt und erzählt, dass dir klar geworden ist, wie wenig du wusstest.
SPEAKER 2
00:14:09
Ja, ich finde, der Erzieherjob ist auch immer so ein Wellenbad, weil du gibst dann wieder Energie und Gas, Gas, Gas und irgendwann kannst du halt nicht mehr und dann machst du wieder so einen kleinen Break. Und dann kommt wieder so eine Phase, wo du halt wenig reist einfach. Das ist halt in dem Job so. Und dann brauchst du auch wieder irgendeine Idee, was du machst. Es ist nicht immer so, dass es so ein Wellending ist, aber ich habe mich auf jeden Fall weiterentwickelt, weil ich einfach mehr darauf achte. Und ich halt auch viel mehr weiß, warum Kinder so sind, wie sie sind und auch mit Eltern zusammenarbeite. Früher waren die für mich einfach nur lästig, weil ich halt, also das hört sich jetzt total bescheuert an, aber die haben einfach nur Arbeit gemacht, haben immer rumgestresst.
SPEAKER 1
00:14:47
Wollten immer irgendwas.
SPEAKER 2
00:14:48
Genau. Und jetzt habe ich die andere Seite, denn ich bin ja kein Eltern. Und dann kann ich das nicht nachvollziehen. Ich denke mir immer nur, die geben dann ihre Kinder ab, die sie nicht schlecht erzogen haben und dann stressen sie noch die ganze Zeit. Das ist so mein Denken tatsächlich. Jetzt habe ich jetzt erst reflektiert, dass die halt auch ihre Ängste, Sorgen und Nöte haben und auch nur das Beste, das Gleiche wie ich halt oder noch mehr natürlich, weil es die Eltern sind, das Beste für das Kind wollen. Und das habe ich tatsächlich erst durch den Unterricht gelernt.
SPEAKER 1
00:15:17
Aber das ist ja eine schöne Erkenntnis, also wenn du sagst, dass das so eine Rollenerweiterung für dich auch ist. Und es ist ja auch eine neue Kompetenz, also sich so in dieses Gegenüber hineinversetzen zu können, auch wenn man andere diese Erfahrungen nicht gemacht hat.
SPEAKER 2
00:15:31
Wobei ich ja auch mit Eltern gut ausgekommen bin.
SPEAKER 1
00:15:32
Ja, natürlich bist du mit Eltern voll gut ausgekommen, aber nichtsdestotrotz hast du sie nicht verstanden.
SPEAKER 2
00:15:37
Ich habe sie nicht verstanden, genau.
SPEAKER 1
00:15:39
Und das finde ich ist schon eine sehr große neue Kompetenz. Würdest du jetzt auch irgendwas, über Selbstverständnis hast du schon gesprochen, also meiner Meinung nach, würdest du auch sagen, dass du irgendwelche ganz neuen Fähigkeiten hast, die du jetzt durch dieses Jahr Ausbildung mitgenommen hast? Also wirklich praktisches Tun, wo du sagst, das habe ich vorher nicht gemacht.
SPEAKER 2
00:15:55
Ich konnte es noch nicht anwenden. Ich habe ja vor dieses Sportzeug, da dieses, ich vergesse das Wort immer, Psychoanalyse, psychomotorische, ehrlich gesagt haben wir gerade keinen Raum dafür. Ich finde gerade keinen Raum bei uns in der Arbeit.
SPEAKER 1
00:16:10
Ach so, wir haben ja zum Glück nur eine Dreifachtourenhalle, die frei zu benutzen ist.
SPEAKER 2
00:16:12
Nein, aber ich finde in meinem Arbeitsalltag mit der Schule und so gerade den Raum einfach nicht jetzt noch ein Angebot irgendwie mehr, also jetzt mit Kindern raus, wahrscheinlich würde es gehen, aber ich bin gerade in so einem Arbeitsstrudelalltag drin.
SPEAKER 1
00:16:23
Vielleicht machst du doch erst deine 100 Stunden Prüfung fertig und...
SPEAKER 2
00:16:25
Ich will, ich habe vorher was zu machen und das ist auch glaube ich eine neue Fähigkeit, die ich habe und ein neues Ding, das ich ansetzen will, aber gerade bin ich genauso auch so zerrissen zwischen Schule. Die Arbeit ist gerade eigentlich für mich lästig, ehrlich gesagt eher.
SPEAKER 1
00:16:35
Ja, weil dir natürlich jetzt der Fokus auf Schule liegt.
SPEAKER 2
00:16:38
Ich könnte auch lernen in der Zeit, ja, aber es ist halt so und ich, ne, ich habe halt da meine Routine in der Arbeit, die ziehe ich halt gerade durch.
SPEAKER 1
00:16:46
Wobei du hast eben schon, und ich wollte es nochmal aufgreifen, schon gesagt, dass du eine neue Fähigkeit hast, nämlich kommunikativ hast du ja viel dazu gelernt.
SPEAKER 2
00:16:54
Ja, das stimmt und personalmäßig, also ich komme ja viel besser mit den Kollegen aus, ich war ja schon eher einer, der am Anfang immer rumgebrüllt hat und in den Besprechungen und immer mit dem Kopf durch die Wand. Ohne zu wissen eigentlich warum. Und hinterher habe ich jetzt schon gemerkt, die hatten schon auch echt oft recht und haben mich dann trotzdem gewähren lassen.
SPEAKER 1
00:17:13
Ja, ganz oft hat es einmal, dann soll das halt versuchen und merken, dass es nicht klappt.
SPEAKER 2
00:17:17
Genau, also ich glaube, dass ich, das müssen aber wahrscheinlich andere beurteilen, fairer zu den Kollegen bin. Ich war schon ein bisschen unfair, glaube ich, früher tatsächlich. Das habe ich jetzt gerade erst gecheckt.
SPEAKER 1
00:17:29
Nachdem wir dieses Jahr nicht zusammengearbeitet haben, direkt kann ich das nicht sagen. Ja, man müsste mal, ich könnte mal fragen.
SPEAKER 2
00:17:36
Ja, das könntest du tun, das stimmt.
SPEAKER 1
00:17:38
Ja, aber das sind ja wirklich schöne neue Sachen, die da jetzt rausgekommen sind und Erzieher sein hört ja nicht auf bei den Kindern. Nee, nee, auf keinen Fall, das macht man ja überall weiter. Ja, weil da kommen wir nämlich jetzt zur nächsten... Aber ekelhaft wird es halt, wenn du dann irgendwie mit einer Gruppe der Leuten unterwegs bist, Freunden, und sagst, hey, da ist Rotz, stehen bleiben.
SPEAKER 2
00:17:57
Ja, oder... War auch schon oft passiert.
SPEAKER 1
00:18:02
Wir zwei waren ja gestern zusammen unterwegs. Vorgestern? Vorgestern, nee, stimmt, wir haben schon wieder Sonntag. Oh man, morgen geht es wieder los. Da saßen ja auch zwei Kolleginnen am Tisch. Übrigens ganz liebe Grüße an die beiden, ihr wisst es. Aber dann ist die Rolle, die wir haben, also unsere berufliche Rolle ist schon so interessant, das wird auch abgefragt. Also ich weiß nicht, wann ich mich das letzte Mal so ganz aus meiner Rolle als Erzieher und bei mir noch obendrauf als Leitung komplett rausbewegt habe in einem privaten Gespräch. Weil sobald die Leute das wissen...
SPEAKER 2
00:18:36
Also du meinst jetzt, wo wir abends unterwegs waren?
SPEAKER 1
00:18:38
Genau.
SPEAKER 2
00:18:39
Ja, aber das ist trotzdem nochmal was anderes.
SPEAKER 1
00:18:41
Aber zum Beispiel mit deiner Frau, die hat erst geschimpft, weil ich über die Arbeit gesprochen habe, und am Ende haben wir gemeinsam über die Arbeit gesprochen, aber halt aus dem Chefaspekt raus.
SPEAKER 2
00:18:49
Ja, sie arbeitet ja auch gern. Genau, sie ist ja auch Chefin. Also wenn du einen Job machst, den du gerne machst... Früher habe ich es gehasst, über die Arbeit zu reden, auch in meinem Laden und so. Wenn du einen Job gerne machst... Ich habe ja mit dir drüber geredet, dass ich so einen Teil aus meinem Selbstbewusstsein mittlerweile aus dem Job hole.
SPEAKER 1
00:19:08
Ja, da haben wir drüber gesprochen.
SPEAKER 2
00:19:09
Und auch meine Identität war ja früher eher so auf die Freizeit geschoben. Und jetzt ist auch ein großer Teil Job davon. Und ich glaube, dann redet man da auch gern drüber in der Freizeit. Früher dachte ich immer, nur Leute, die ihre Arbeit hassen, reden über ihre Arbeit. Weil sie halt nicht loslassen können.
SPEAKER 1
00:19:26
Aber es ist auch die Leute, die es halt einfach sehr mögen. Genau. So, jetzt habe ich hier... Sind wir jetzt irgendwie abgekommen? Nein, gar nicht, wir sind so ein bisschen...
SPEAKER 2
00:19:35
Ich bin mal gespannt, wie interessante Leute den Podcast finden, wo es um mich geht einfach nur.
SPEAKER 1
00:19:39
Ja, wäre schön, wenn es da wie immer Rückmeldung geben würde, weil du bist ja nicht der Einzige, der jetzt diese Reise gemacht hat. Und ich denke schon, dass sich da viele wiederfinden. Und ich glaube nicht, dass man immer nur meinen super Scheiß Glaber hören will. Ich glaube schon.
SPEAKER 2
00:19:52
Das ist übrigens auch eine Aufgabe von dem Erzieher. Deswegen habe ich gedacht, ich mache es jetzt. Das war dem wichtig zu... Aber ich glaube, das muss man auch in eine Abschlussprüfung... Genau, das bringt eine Abschlussprüfung. Sollte man das vielleicht auch noch irgendwie rein...
SPEAKER 1
00:20:04
Ja, also diese Bildungsbiografie damit... Ich weiß nicht. Ich bin damals in meiner Ausbildung 1. Stunde SPP, Sozialpädagogische Praxis oder was? PML? Weiß ich nicht mehr. Das ist auf jeden Fall die Bildungsbiografie.
SPEAKER 2
00:20:15
Ist das nicht das gleiche Fach?
SPEAKER 1
00:20:16
Ich glaube inzwischen ist es das gleiche Fach. Aber es war die gleiche Lehrerin und die Inhalte waren ähnlich. Auf jeden Fall, worauf ich hinaus wollte, da haben wir auch unsere Bildungsbiografie bis zu dem Punkt gemacht.
SPEAKER 2
00:20:27
Haben wir sicher auch gemacht. Habe ich schon vergessen bestimmt.
SPEAKER 1
00:20:29
Oder auch, welche Lehrer du hattest und wie sie dich beeinflusst haben. Ah ja, klar haben wir das gemacht.
SPEAKER 2
00:20:35
Genau. Und da ist mir aufgefallen, ich weiß nicht mehr so viel. Das war schrecklich.
SPEAKER 1
00:20:39
Ja, du bist ja auch keine 25 mehr. Und wenn man jetzt eben dann nochmal reflektiert, was sich da nochmal verändert hat, weil das ist schon krass viel, was da einem, gerade an Beschäftigung mit sich selbst, was einem da in dieser ErzieherInnen-Ausbildung abverlangt wird.
SPEAKER 2
00:20:58
Das ist ein Teil von mir, der sich tatsächlich total verändert hat, ja.
SPEAKER 1
00:21:01
Deswegen, nächste Frage. Welche Rolle spiele ich als Vorbild für die Kinder? Reflektiere über deine Haltung, Werte und Verhaltensweisen. Wie beeinflusst dein Verhalten die Kinder in deiner Obhut? Das wollte ich nochmal ganz schnell sagen, für die, die es hören, das ist übrigens Teil der praktischen Abschlussprüfung. Auf die Situation, die du dann machen wirst, bezogen, wie hat dein Verhalten die Kinder in der Situation beeinflusst?
SPEAKER 2
00:21:26
Das ist ja auch bei uns die C-Frage. Also es gibt ja PML-mündliche Prüfung, das ist ja ABC-Frage. Ja. Wir haben ja nur eine mündliche Prüfung.
SPEAKER 1
00:21:33
Ja.
SPEAKER 2
00:21:34
Aber die C-Frage ist eigentlich fast immer, wie du die Situation verändern konntest in der Arbeit zu einem bestimmten Thema. Gut.
SPEAKER 1
00:21:41
Also du hast vorhin schon über Bandura gesprochen und darüber, welche Rolle spielst du als Vorbild für die Kinder.
SPEAKER 2
00:21:48
Ich glaube, das ist weniger geworden, seitdem ich in der Schule bin. Aber es gibt so Beispiele, wie wenn ich früher am Sportplatz war, dann hörst du immer die Kinder, ich hab immer gesagt, ihr seid ja nicht auf einer WM. Ihr spielt, um Spaß zu haben. Und wenn ich dann am Sportplatz war, hast du immer gesagt, wir spielen, um Spaß zu haben. Wir müssen nicht gewinnen. Das sind so kleine Sachen, das sind echt so kleine Sachen, die man ab und zu mal beobachtet und merkt, hey, cool, ich glaube, das kommt von mir. Also wir haben ja auch so eine Klasse, die ja auch ein bisschen von mir geprägt ist. Ja, das stimmt. Mit ihrem Freiheits-Hinterfragensdrang. Oder zufälligerweise sind alle Eltern so, aber ich glaube, das müssen eher andere sehen. Muss man das sehen in seinem Job?
SPEAKER 1
00:22:32
Man kann das nie ganz sehen, weil man hat immer einen blinden Fleck auf sich selbst. Also wer das kann und sagt, ich kann mich voll erfassen und voll reflektieren und ich bin immer ganz bewusst in meinen Handlungen, der lügt sich selber an.
SPEAKER 2
00:22:45
Und man ist ja auch nicht mehr allein mit den Kindern. Früher mag das ja so gewesen sein, aber jetzt haben alle irgendwie Einfluss auf die Kinder. Und da gibt es auch diesen Spruch, man braucht ein ganzes afrikanisches Dorf, um ein Kind zu erziehen.
SPEAKER 1
00:22:57
Afrikanisch ist nicht drin, aber es ist ein afrikanisches Sprichwort. Ah, genau. Kurz Glücksscheißer-Modus angemacht. Ja, du hast ja recht.
SPEAKER 2
00:23:08
Deswegen finde ich das irgendwie auch ein bisschen unfair, dann sowas so zu beantworten, weil halt jeder irgendwie seinen Teil dabei trägt. Aber ich achte mehr auf mein Verhalten, wie oft ich mein Handy rausnehme zum Beispiel. Und warum ich es rausnehme und wie oft ich die Kinder in mein Handy... Ich habe früher halt auch viel gemacht, weil ich Angst hatte, dass die Kinder mich sonst nicht mehr mögen.
SPEAKER 1
00:23:29
Und auch welche Musik du laufen lässt.
SPEAKER 2
00:23:31
Da achte ich auch mehr drauf. Früher habe ich viel gemacht, wenn die Kinder mich nur oft genug gefragt haben.
SPEAKER 1
00:23:35
Weil das ist zum Beispiel etwas, das ist dir vielleicht gar nicht so bewusst, aber dass ständig irgendwo Musik im Haus läuft und es für die Kinder so eine Selbstverständlichkeit ist, dass wenn die Musik hören wollen und wenn die Lautmusik hören wollen und wenn die tanzen wollen, dass ständig irgendwelche Kinder irgendwelche Choreos machen. Das ist dein Einfluss. Jetzt nicht dein Vorbild, weil du machst keine Choreos, aber das ist ein Verhalten, das hast du in der Arbeit etabliert. Echt? Cool.
SPEAKER 2
00:24:01
Stimmt, das sagen auch manche Kollegen. Aha, wo der Heil ist, ist Musik.
SPEAKER 1
00:24:05
Genau. Hat sich denn deine Haltung verändert während der Ausbildung? Zu den Kollegen auf jeden Fall. Man hat es eben schon gesagt, du bist geduldiger geworden.
SPEAKER 2
00:24:15
Ja, auch so bewusster.
SPEAKER 1
00:24:17
Ja.
SPEAKER 2
00:24:18
Auch zu den Kindern gegenüber. Ich habe schon immer Empathie, wenn ich Leute direkt vor meiner Nase habe, aber wenn die weiter weg sind, dann verschwindet die Empathie auch schnell. Das ist mittlerweile anders geworden. Ich denke vielmehr darüber nach, was steht da jetzt dahinter, hinter dem aktuellen Verhalten. Ohne da direkt drauf zu...
SPEAKER 1
00:24:39
Okay, also du bist, würde ich sagen, deine Haltung ist interessierter und neugieriger. Verständnisvoller.
SPEAKER 2
00:24:43
Verständnisvoller.
SPEAKER 1
00:24:44
Was mir aufgefallen ist, als wir uns kennengelernt haben, warst du ja auch schon links, also politisch links, halt so ein diffuses Punk-Links. Und ich wüsste schon, dass sich deine Haltung da zu so einem differenzierten, intellektuellen Links bewegt hat.
SPEAKER 2
00:24:59
Ich hätte vor vier Jahren wahrscheinlich noch, wäre ich noch auf eine Klette-Demo gegangen wahrscheinlich sogar.
SPEAKER 1
00:25:03
Auf was für eine Demo?
SPEAKER 2
00:25:04
Von der Klette da. Achso. Ich wäre wahrscheinlich sogar auf eine Demo gegangen sogar. Obwohl ich es damals schon scheiße fand. Aber ja, ich war schon sehr dumm links.
SPEAKER 1
00:25:15
Das würde ich jetzt nicht sagen. Deswegen sage ich indifferent links. Jugendlichen links. Und wenn wir so weitermachen, wirst du irgendwann Adorno zitieren. Oder Marx. Aber...
SPEAKER 2
00:25:24
Ja.
SPEAKER 1
00:25:25
Oder würdest du sagen, das habe ich falsch beobachtet? Nee, das stimmt schon.
SPEAKER 2
00:25:29
Ich bin da ein bisschen erwachsener geworden. Generell sind meine Haltungen.
SPEAKER 1
00:25:33
Was krass ist, wenn mir das jemand sagt mit 40 plus.
SPEAKER 2
00:25:37
Ja, aber ich bin ja fast 50 schon. Ja, aber davor war ich halt selbstständig. Ja. Und mein Markenzeichen war einfach, ein kompletter Freak zu sein. Und die Leute haben es halt abgefeiert. Und berufsjugendlich.
SPEAKER 1
00:25:47
Genau.
SPEAKER 2
00:25:48
Und wenn da so eine Richtung auch noch abgefeiert wird, von den ganzen Leuten, die dir halt auch noch Geld dafür geben. Die kamen halt zum Dönerladen und haben dann auch noch dieses... Man sieht die ganze Zeit Punkmusik oder Hip-Hop. Und die Leute haben das halt getaucht. Die haben da ihre 20 Minuten Pause bei uns gemacht halt. Und haben mich dann auch noch bestärkt in meinem Verhalten.
SPEAKER 1
00:26:06
Würdest du sagen, die Kinder, jetzt in deinem Fall, dieses Berufsjugendliche, das fanden die immer gut? Oder ist das das Verhalten, was sie eigentlich erwarten? Die Kinder? Von einem Erwachsenen in einer Institution?
SPEAKER 2
00:26:19
Ich weiß es nicht, ob die das so einschätzen können. Ich weiß, dass wenn ich kein Käppi trage, dass die Kinder das total verunsichert. Also richtig krass. Die kommen dann, fassen mich auf den Kopf und sagen, hast du deine Haare geschnitten? Auch Erwachsene machen das. Ein Kind hat letztens gesagt, hallo, falscher Herr Heil. Nein, wie geht es für euch, Herr Heil? Wo ist denn der echte Herr Heil? Das verunsichert die total, wenn ich keine Kopfbelegung trage.
SPEAKER 1
00:26:38
Okay.
SPEAKER 2
00:26:39
Aber ich... Tatsächlich weiß ich nicht. Ich glaube schon, die Kinder sehen glaube ich schon, dass es Kollegen gibt, die ein bisschen erwachsener sind als ich. Und die sind auch immer verwundert. Nicht immer, aber sehr oft. Wenn deren Eltern jünger sind als ich. Also da habe ich schon oft Überraschungen erlebt. Okay. Ich glaube nicht, dass die das erwarten. Nee.
SPEAKER 1
00:26:58
Keine Ahnung.
SPEAKER 2
00:26:59
Könnte ich mal fragen.
SPEAKER 1
00:27:00
Weil ich weiß, sie genießen es ja sehr, dass du gerade, als wir letztes Jahr noch enger zusammengearbeitet haben, dass du so aus dem Rahmen fällst. Das hat dir einen großen Beziehungsbonus bei den Kindern eröffnet.
SPEAKER 2
00:27:10
Das kann sein, dass ich halt eine Lücke schließe, die es vielleicht vorher nicht gab. Ich meine, die Kinder suchen sich ja aus, wo sie her... wozu will ich denn sie gehen. Vielleicht habe ich dann so ein... Da habe ich letztens übrigens nachgedacht, dass ich vielleicht so eine Alternative bin für die Kinder einfach. Zwischen ganz Erwachsenen und noch Kind. Vielleicht ohne, dass sie es merken. Ich finde sie die Alternative zwischen den ganz harten Erwachsenen, die schon so richtig erwachsen sind.
SPEAKER 1
00:27:34
Also mir.
SPEAKER 2
00:27:35
Da bin ich letztens mal so drauf gekommen, dass ich vielleicht so dieses Zwischenstück bin einfach für sie.
SPEAKER 1
00:27:40
Also ich würde sagen, das behalten wir dann einfach mal im Auge fürs Berufspraktikum.
SPEAKER 2
00:27:44
Wobei ich halt auch ein bisschen natürlich noch meinen Reifungsprozess vorantreiben will. Wie bitte?
SPEAKER 1
00:27:50
Deine was willst du vorantreiben?
SPEAKER 2
00:27:51
Meinen eigenen Reifungsprozess.
SPEAKER 1
00:27:52
Ach so, ja.
SPEAKER 2
00:27:55
Schön. Ich möchte mit 50 immer noch so wie so ein 20-Jähriger rüberkommen. Irgendwie bin ich halt so, aber irgendwie...
SPEAKER 1
00:28:02
Na, so ein bisschen. Wir werden es sehen. Wir werden drüber sprechen. Aber ich bin ja eigentlich... Und ihr werdet es hören. So und jetzt haben wir noch einen, weil das hast du jetzt schon angeschnitten. Wie sind deine Ziele für die Zukunft als Erzieher? Denk darüber nach, welche beruflichen Ziele du verfolgst und wie du dich weiterentwickeln möchtest.
SPEAKER 2
00:28:23
Du weißt, dass ich da jede Woche was anderes sage.
SPEAKER 1
00:28:25
Ja, aber die Richtung ist ja immer die gleiche. Ich weiß nicht,
SPEAKER 2
00:28:29
ob ich das 20 Jahre durchhalten werde mit so vielen Kindern.
SPEAKER 1
00:28:31
Du musst gar nicht mehr 20. Doch, du musst jetzt noch ziemlich genau 20 Jahre.
SPEAKER 2
00:28:35
Ich weiß auch nicht, ob ich es noch 10 Jahre durchhalte. Deswegen werde ich... Aber dann sag mir doch,
SPEAKER 1
00:28:38
was sind denn deine Ziele fürs Anerkennungsjahr? Das macht es vielleicht ein bisschen einfacher. Also jetzt so aus allem, was wir jetzt besprochen haben, über Haltung, über Vorbild, über Methoden, über Theorien. Was würdest du gerne... Es kommt ein bisschen darauf an,
SPEAKER 2
00:28:53
ob ich dann eine neue erste Klasse kriege, ob ich mal meine alten weitermache.
SPEAKER 1
00:28:57
Nein, jetzt nicht die Ziele für die Kinder, sondern für dich. Was würdest du gerne... Ich würde gerne,
SPEAKER 2
00:29:02
was wir mit Musik machen auf jeden Fall, ein richtig schönes Angebot. Vielleicht kriegen wir es dieses Jahr noch hin mit einem Kollegen, mit einem Lehrer.
SPEAKER 1
00:29:09
Ich habe richtig Bock,
SPEAKER 2
00:29:10
was Größeres mit Musik aufzuziehen. Also wirklich, dass wir dann am Ende irgendwie einen Auftritt hatten. Das würde ich machen. Den Kindern eine Möglichkeit bieten, vielleicht eine Band zu gründen, was ich ja schon länger vorhabe. Also den Kindern Musik nahe zu bringen und den Chancen zu ermöglichen, die ich auch nicht hatte als Kind.
SPEAKER 1
00:29:29
Aber das würde ja bedeuten, dass dein Ziel auch ist, wenn ich das jetzt auf den Anfang vom Gespräch zurückwerfe, wegzugehen ein bisschen vom Situationsansatz, von der Situationsorientierung. Das ist ja mein Alltag.
SPEAKER 2
00:29:39
Das mache ich ja immer. Aber ich will noch was dazu machen. Ich will nicht nur immer so... Ich muss ja auch was machen. Ich habe dann fünf Tage sonst Routine. Ich muss da irgendwie verschiedene Sachen machen. Also ich mag dieser Situationsansatz. Das ist ja mein Alltag. Das ist von allem der Alltag eigentlich. Weil es halt nicht anders geht dort.
SPEAKER 1
00:29:58
Also du möchtest das schon ausprobieren, dieses Projekt-Ding? Ich würde gerne das,
SPEAKER 2
00:30:02
was der Beruf eigentlich ist, auch mal machen. Das kriege ich mich immer noch nicht hin.
SPEAKER 1
00:30:06
Und ich habe es auch nie gemacht.
SPEAKER 2
00:30:07
Mich hat es auch nie interessiert so wirklich. Ich habe immer alles so on the fly gemacht. Auch meine Musikprojekte. Ich habe ja alles on the fly gemacht.
SPEAKER 1
00:30:13
Aber ich würde gerne mal was planen
SPEAKER 2
00:30:14
und das dann auch so durchziehen. Das wäre mal was Schönes. Ich würde stolz auf mich sein. Das ist doch ein gutes Ziel.
SPEAKER 1
00:30:19
Vor allem das, was du letztens gesagt hast, also dass du stolz auf dich und deine Arbeit sein möchtest, finde ich wirklich ein schönes Ziel. Und ich finde auch, das dürfen wir in unserem Job auch ein bisschen mehr sein, weil dieses ewige Understatement und wenn ich schon höre, ich bin nur Erzieher, wo ich mir denke, nee, das ist mittlerweile der viel beliebteste Beruf.
SPEAKER 2
00:30:36
Da steht zwar Kita dahinter, aber ich glaube, weil die ja nichts anderes kennen. Ja. Und das ist mittlerweile der fünf beliebteste Beruf. Also noch vor Arzt, noch weit vor Anwalt und so. Das ist nicht mehr so. Das ist ein guter Job. Das muss man sich immer wieder vergegenwärtigen. Und man tut auch eigentlich immer 1, 2, 3, 4 bestimmen, was ein Kind richtig gut tut. Ich denke auch.
SPEAKER 1
00:30:58
Und das ist, machen wenige Jobs.
SPEAKER 2
00:31:00
Also man darf das nicht so gestimmt. Das muss man sich mal immer wieder vergegenwärtigen, wie wichtig der Job eigentlich ist. Also kann man sich ruhig
SPEAKER 1
00:31:05
mal gerade machen und sagen, ich mache auch gute Arbeit und dass ich da bin, macht einen Unterschied. Aber ich habe auch noch nie
SPEAKER 2
00:31:11
so gerne erzählt, was ich mache, wenn ich gefragt wurde. Ich habe das schon immer gehasst,
SPEAKER 1
00:31:15
wenn man irgendwo
SPEAKER 2
00:31:16
in der Freizeit nach einem Job gefragt wird. Jetzt mittlerweile erzähle ich es eigentlich ganz gern.
SPEAKER 1
00:31:21
Das finde ich doch gut.
SPEAKER 2
00:31:23
Aber auch, weil ich halt auch ein Mann bin. Das ist noch witziger.
SPEAKER 1
00:31:26
Ja, über Gender machen wir die nächste Folge. Das steht ja schon fest. Da kannst du dann da über deine Einsichten berichten und ich über meine. Jetzt haben wir die Folge über Migration gemacht, über die wir immer ausgelacht werden. Und jetzt machen wir dann die Folge über Feminismus, dann werden wir wieder ausgelacht. Unsere Freunde mit Migration
SPEAKER 2
00:31:42
im Hintergrund lachen sich immer total kaputt darüber, dass zwei alte, weiße Männer.
SPEAKER 1
00:31:47
Und dann müssen wir das erklären und dann habe ich mit unseren migrantischen Freunden
SPEAKER 2
00:31:52
am Ende Diskussionen
SPEAKER 1
00:31:53
über ihren eigenen internalisierten Rassismus. Davon ist nämlich niemand frei. Ja, ja, die sind doch
SPEAKER 2
00:31:57
alle hier geboren. Aber die haben alle halt...
SPEAKER 1
00:31:59
Nö, nicht alle.
SPEAKER 2
00:32:00
Stimmt. Ja, jetzt ist es auch irgendwie nicht wichtig. Also, naja, doch, es ist... Ja, doch, irgendwie schon. Es ist schon interessant halt eigentlich.
SPEAKER 1
00:32:07
Und das ist vielleicht auch die... Ich hoffe, das hast du dieses Jahr auch mitgenommen noch. Das war nämlich, glaube ich, das, was mir dieses Jahr, wenn ich auch kurz was reflektieren darf, am ehesten klar geworden ist, ist die Hyperdiversität unserer Klientel. Also, die sind ja nicht nur divers, die sind ja in ihrer Diversität noch divers. Und ich glaube, das war sowohl bei unseren Kolleginnen als auch bei den Kindern und den Eltern, mit denen wir arbeiten dürfen, war, glaube ich, für mich dieses Jahr meine große Erkenntnis im Podcast. Ja, ich glaube, das ist auch eine sehr interessante Frage. Ja. Ja. Ja.
SPEAKER 2
00:32:41
Vielleicht erkennen wir zwei alte Männer etwas, was junge Leute schon lange erkannt haben. Ja.
SPEAKER 1
00:32:46
Aber vielleicht ist es auch wichtig, dass wir alten Männer darüber reden, damit andere Menschen in unserem Alter sich da auch drüber Gedanken machen. Ist das nicht der Knackpunkt
SPEAKER 2
00:32:54
von allem, was sich alle denken? Die Älteren denken, oh, jetzt reden die die ganze Zeit drüber und produzieren das dadurch. Anstatt, dass die das jetzt einfach schon lange erkannt haben, wir es jetzt ganz spät langsam erkennen. Dass das eigentlich alles schon lange passiert und da ist und vorhanden ist und jeder seinen Platz braucht.
SPEAKER 1
00:33:11
Ich weiß es nicht, aber ich würde es jetzt auch einfach ergebnisoffen
SPEAKER 2
00:33:14
so stehen lassen. Gut, wie lange haben wir denn
SPEAKER 1
00:33:16
überhaupt? Das ist doch, ich würde jetzt einfach
SPEAKER 2
00:33:19
Schluss machen,
SPEAKER 1
00:33:20
weil die Folge fühlt sich gerade sehr rund an. Okay, sehr gut, dann hören wir jetzt auf. Dann, ihr findet uns wie immer unter pedagogisches-duett.de. Da sind alle unsere Links. Ich freue mich über E-Mail, Instagram Nachrichten oder wo ihr sonst
SPEAKER 2
00:33:30
schreiben wollt. Erzähl mal wieder
SPEAKER 1
00:33:32
ein Feedback langsam. Dann hältst du ein Schriftstück. Ja. Und für alle, die das gelesen haben, dass ich darüber nachdenke, vielleicht etwas ganz anderes zu machen. Ich kann eine Warnung geben. Gerade ist es wieder nicht mehr so aktuell.
SPEAKER 2
00:33:44
Mein Schicksal ist an dich geknüpft. Kannst du das bitte vorher mal mit mir besprechen?
SPEAKER 1
00:33:48
Richtig, richtig. Also ich muss jetzt mindestens noch eineinhalb Jahre durchhalten. Aber falls ihr da draußen einen mega geilen Job für mich habt, dann dürft ihr mir auch schreiben. Ich lasse den Timo dann einfach hängen.
SPEAKER 2
00:33:58
Ich komme dann nicht,
SPEAKER 1
00:33:59
ich gehe dann mit. Achso, ich nehme dich dann mit. Gut, das war es für dieses Mal. Dann hören wir uns bald wieder. Bis dahin, euer pädagogisches-duett. Sagst du auch noch was?
SPEAKER 2
00:34:07
Ja, tschüss. Ich warte gerade, bis ich ausmache, damit ich nochmal kurz ...