Das pädagogische Duett

Katja, Selina, Leoni und MArkus

Hausaufgaben und etwas mehr. #94

Bildungsungleichheit durch Hausaufgaben: Ein kritischer Blick

19.10.2025 50 min Katjaund Markus

Zusammenfassung & Show Notes

In dem Podcast wird über Hausaufgaben diskutiert, einschließlich ihres Zwecks, der Grundsätze für Schulen und der Rolle der Eltern bei der Unterstützung. Es werden kulturelle Unterschiede und Schulversuche ohne Hausaufgaben in Deutschland angesprochen. Die Sprecher teilen ihre Erfahrungen und betonen die Bedeutung individueller Betreuung und Unterstützung der Schüler. Es wird über feste Hausaufgabenzeiten, Herausforderungen bei der Umsetzung, unterschiedliche Schülerbedürfnisse und die Rolle von Lehrern und Eltern gesprochen. Die Diskussion umfasst auch Bildungsungleichheit durch Hausaufgaben, alternative Konzepte wie Freiarbeitszeiten und die Notwendigkeit einer umfassenden Unterstützung der Kinder während der Schulzeit. Es wird betont, dass Hausaufgaben Bildungsungleichheiten verdeutlichen und alles, was die Schule verlangt, auch in der Schule erledigt werden sollte, außer dem Lesen, das überall stattfinden sollte. Es werden auch kritische Stimmen zur Abhängigkeit der Eltern vom kapitalistischen System und zur Notwendigkeit einer umfassenden Unterstützung der Kinder während der Schulzeit laut.

Transkript

SPEAKER_01
00:00:05
Herzlich Willkommen zum pädagogischen Duett. Mein Name ist Markus und mit mir hier ist Katja. Hallo. bewegt dich gerade? So viel, dass es nicht in einen kleinen Podcast passt. Halloween bewegt mich. Ich frage mich die ganze Zeit, machen wir dieses Jahr eine Party für die Kinder oder nicht? Meine Kinder rechnen fest damit. Ich habe dieses Jahr nicht so richtig Lust. Ich komme noch nicht so ins Halloween-Fieber. Mal schauen, wie es nächste Woche aussieht. bei dir, lieber Markus?
SPEAKER_00
00:00:47
Was bewegt mich gerade? In erster Linie tatsächlich ganz viel Arbeit und Familie. Es ist gar nicht so viel. Ich komme so ein bisschen zur Ruhe, merke ich. Es wird ein bisschen ruhiger, auch in der Arbeit und alles. Der Podcast bewegt mich, weil wir hatten echt ein paar gute Tage dabei mit ein paar echt guten Zahlen. Und die letzte Folge, die wir gehört haben, hatte einen echt guten Durchhörfaktor. Da habe ich mich richtig drüber gefreut. Also die Hälfte aller Leute, die sie angefangen haben, haben sie auch zu Ende gehört. War das unsere Folge? Ja, die Konfliktfolge.
SPEAKER_01
00:01:17
Ich staune immer wieder, dass uns jemand so lange zuhört.
SPEAKER_00
00:01:20
Ja, genau. Deswegen mache ich, wie man so schön sagt, im Content-Creator-Bereich den Call-to-Action. Dieses Mal direkt am Anfang. Weil da weiß ich, hören alle noch zu. Also bitte gerne auch einen Like auf der Plattform lassen, wo du uns hörst. Oder mal einen Kommentar da lassen. Oder eine Nachricht. Da würde ich mich sehr freuen. Unter pädagogisches-ad.de. Ihr wisst, wo wir uns erreicht. Und jetzt will ich schon auf Stop drücken. Aber wir sollten mit dem Thema einsteigen. Wir haben gesagt...
SPEAKER_01
00:01:47
Du hast quasi jetzt gerade deine Hausaufgaben gemacht. In dem...
SPEAKER_00
00:01:51
Ja.
SPEAKER_01
00:01:52
Was für eine Überleitung.
SPEAKER_00
00:01:54
Was für eine Überleitung. Nämlich kannst du einfach mich ablösen.
SPEAKER_01
00:01:54
Ich werde immer besser.
SPEAKER_00
00:01:58
Genau. Wir sprechen heute über Hausaufgaben. Hausaufgaben. Und ich habe dir gerade 30 Sekunden lang das Konzept der Folge kurz hingepitcht. Und du sagst, das ist okay. Also wir machen Hausaufgaben. Warum machen wir Hausaufgaben? Ich erkläre euch jetzt kurz die Gesetzeslage dazu in Bayern. Dann kurz die Studienlage. Und dann sprechen wir zwei darüber, wie wir das tatsächlich in der Praxis umsetzen. Also der Paragraf 28 der Bayerischen Schulordnung ist zum Thema Hausaufgaben. Der hat zwei Absätze. Absatz 1, um den Lehrstoff einzuüben. Und die Schülerinnen und Schüler zu eigener Tätigkeit anzuregen, werden Hausaufgaben gestellt, die bei durchschnittlichem Leistungsvermögen in angemessener Zeit unter Berücksichtigung der Anforderungen des Nachmittagsunterrichts sowie der Inanspruchnahme durch die praktische Ausbildung an beruflichen Schulen bearbeiten werden können. Die Lehrerkonferenz legt vor Unterrichtsbeginn des Schuljahres die Grundsätze für die Hausaufgaben fest. Sonntage, Feiertage und Ferien sind von den Hausaufgaben freizuhalten. Absatz 1 und beim Absatz 2 an Grundschulen und Grundschulen der Förderschulen gilt eine Zeit von bis zu einer Stunde als angemessen. An Förderschulen ist auch die individuelle Leistungsfähigkeit der einzelnen Schülerin oder des einzelnen Schülers zu berücksichtigen. An Tagen mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht werden an Grundschulen und Förderschulen keine schriftlichen Hausaufgaben für den nächsten Tag gestellt. Hiervon kann im Einvernehmen mit dem Elternbeirat, Abgewichen werden. Die Verpflichtung nach und der von Schulen gestellten Anforderungen durch die Schülerinnen und Schüler zu achten und die Erziehungsarbeit der Schule zu unterstützen. Die Erziehungsberechtigten müssen insbesondere dafür sorgen, dass minderjährige Schulpflichtige am Unterricht teilnehmen.
SPEAKER_01
00:04:14
Ich glaube, jetzt sind ganz viele ausgestiegen. Du solltest es schneller laufen lassen.
SPEAKER_00
00:04:19
Also es gibt hier auf jeden Fall zwei Gesetzestexte, die für uns relevant sind. Dazu gibt es noch ganz viele verschiedene Standards, die sich verschiedene Formen. Wir haben hier noch ein paar, die wir gegeben haben. Katja, weißt du, was die Studienlage zum Thema Hausaufgaben sagt?
SPEAKER_01
00:04:33
Die Studienlage? Ja. Nein, aber ich vermute mal, es sieht nicht so gut aus.
SPEAKER_00
00:04:39
Für die Hausaufgaben sieht es nicht so gut aus, nein. Also ich habe jetzt auf dem Lehrerportal tatsächlich, oder heißt es Schulportal, Unterrichtsportal, ich habe das vorhin in der U-Bahn gemacht nach einer harten Woche. Aber es ist von einem offiziellen Kanal und es ist eine Studie von der Uni Tübingen besagt, dass Hausaufgaben eigentlich nichts bringen. Also wir werden jetzt nicht in die Tiefe über Hausaufgabentypen, über Lerntypen sprechen und ob Hausaufgaben gut sind oder nicht. Hm. Aber es gibt auch so eine Metastudie, die hat irgendwie 5.000 Studien dazu ausgewertet. Also es wurde wirklich viel geforscht und die Wirkung von Hausaufgaben ist mindestens umstritten.
SPEAKER_01
00:05:17
Aha, ich hätte jetzt eigentlich gedacht, es kommt auf das Ziel an. Also ist das Ziel, den Stoff wirklich zu vertiefen? Dann könnte ich mir vorstellen, dass es vielleicht manchmal nicht eintrifft. Aber sich daran zu gewöhnen, sich mal hinzusetzen und an etwas zu arbeiten, dass das eigentlich ja schon etwas wichtiges ist, was die Kinder lernen sollten.
SPEAKER_00
00:05:43
Ist das für uns jetzt in unserer täglichen praktischen Arbeit aktuell wichtig?
SPEAKER_01
00:05:47
Ja, für mich ist es, also ich merke, dass es wichtig ist, dass die Kinder eine Struktur bekommen, gerade in der ersten Klasse damit.
SPEAKER_00
00:05:54
Nein, ich meine das Ziel der Hausaufgaben. Welches Ziel?
SPEAKER_01
00:05:58
Für unsere Arbeit ist es nicht wichtig.
SPEAKER_00
00:06:01
Nein, weil wir müssen sie so oder so machen und wir müssen sie in unseren Einrichtungen machen, weil wir einen Vertrag mit den Eltern geschlossen haben, dass wir die Eltern bei der Erziehungsarbeit unterstützen. Und deswegen müssen wir auch Hausaufgaben machen, weil das halt auch Aufgabe der Erziehungsberechtigten ist. Was die Eltern jetzt nicht davon entbindet, abends auch nochmal bitte in die Schultasche zu schauen, damit die wissen, wo die am Stoff dran sind.
SPEAKER_01
00:06:24
Wenn wir die Nachnamen unserer Kinder angucken, ist es auch gut, dass wir das machen. Ja.
SPEAKER_00
00:06:29
Das war jetzt so latent rassistisch. Nein. Also wenn du in den Anmeldebogen schaust und dir die Muttersprachen der Eltern anschaust und der Kinder, dann fällt dir auf, dass viele sehr gefordert sind im System. Ja. Um das vielleicht einmal ausführlich zu sagen.
SPEAKER_01
00:06:45
War das jetzt echt rassistisch? Ja, ein bisschen schon. Ach scheiße, es tut mir leid, das wollte ich nicht. Ich wollte eigentlich nur damit sagen, dass ich das Gefühl habe, es ist gut, dass wir das machen. Ja. Weil viele Eltern keine Deutschsprachler sind.
SPEAKER_00
00:06:58
Genau, und keine nicht hier im System aufgewachsen sind.
SPEAKER_01
00:07:01
Wir wissen, deutsche Sprache ist schwer, Grammatik ist schwer und dann ist es ganz gut, wenn wir dann nochmal dazwischen geschaltet sind. Also das ist so mein Eindruck.
SPEAKER_00
00:07:10
Und jetzt kommt natürlich dazu, dass du jetzt im Brennpunkt arbeitest. Ich früher im Brennpunkt gearbeitet habe und die Sprache da gar nicht das Problem ist, sondern dass die Eltern selber schon nur eine kurze Schulbildung zum Teil hatten.
SPEAKER_01
00:07:22
Auch, ja.
SPEAKER_00
00:07:23
Oder der Schule ablehnend gegenüberstanden und wenn wir dann unterstützend da mit dabei sind, hilft das allen.
SPEAKER_01
00:07:30
Und es gibt halt auch einen kulturellen Unterschied. Es gibt Kulturen, wo in Einrichtungen, also ich glaube in der Türkei ist das doch so, ne? Das weiß ich nicht. Wo die Kinder abgegeben werden und dann ist das nicht mehr die Sache der Eltern. Dann ist es die Sache der Schule.
SPEAKER_00
00:07:47
Da kann ich nichts zu sagen, weil habe ich...
SPEAKER_01
00:07:49
In der Türkei, so mein einer Nachbar hat mir das so erzählt. Okay.
SPEAKER_00
00:07:52
Aber es gibt natürlich auch andere Staaten, wo es keine Hausaufgaben mehr gibt. Es gibt auch in Deutschland schon die ersten Schulversuche ohne Hausaufgaben. Also das gibt es, haben wir schon auch. Und da werden die Noten nicht schlechter. Aber darüber wollte ich ja gar nicht mit dir sprechen. Wir müssen das halt machen. Sondern? Also wir kommen da nicht drum rum. Und jetzt ist halt die Frage, wir machen eine Praxisfolge. Wie machen wir das denn jetzt eigentlich mit diesen Hausaufgaben? Und es gibt halt so unendlich viele Ansätze. Und die meisten Erzieher, die ich kenne, mögen keine Hausaufgaben. Die mögen ganz gerne die Hausaufgabenzeit, weil es eine Stunde Ruhe ist im Tag.
SPEAKER_01
00:08:28
Das stimmt allerdings.
SPEAKER_00
00:08:29
Aber so die Hausaufgabenzeit an sich mögen sie jetzt nicht. Und das ist auch ein Riesenthema bei den Eltern und bei den Familien. Ich habe es gestern wieder auf dem Elternabend besprochen. Weil wenn du die Hausaufgaben halt dann um 18 Uhr noch zu Hause machen musst, ist das halt der Riesenabfuck. Ja. Du willst, dass die...
SPEAKER_01
00:08:46
Familiendynamisch ganz schlecht.
SPEAKER_00
00:08:48
Wir alle Familien wissen es jeden Samstag oder Sonntag, wenn wir die Kinder zu den Hausaufgaben motivieren müssen. Spaß ist anders. Und deswegen wollen wir natürlich schon, dass die Kinder mit Montag bis Donnerstag mit fertigen Hausaufgaben gehen. Da haben wir uns in den Einrichtungen zu verpflichtet. Da machen wir das.
SPEAKER_01
00:09:07
Und ich mache das eigentlich auch ganz gerne,
SPEAKER_00
00:09:07
Genau.
SPEAKER_01
00:09:09
weil ich dann auch mitbekomme, wie das Kind vorankommt und wo seine Probleme liegen. Ich kriege ganz viel mit, ist es entweder der rechte Teil, also der mathematische Teil, oder das Deutsch. Und meistens ist es Deutsch und Schreiben und Lesen. Und ich finde es schon wichtig, das mitzubekommen. Weil ich möchte schon gerne Kinder unterstützen. Und dann ist es gut. Also ich mache es gerne tatsächlich. Ich glaube, ich bin auch ganz gut im Erklären.
SPEAKER_00
00:09:41
Ich meine, das Spaßige ist ja, ich habe dich ja in den Beruf reingebracht, über den Köder der Hausaufgabenhilfe, weil du einen Nebenjob gebraucht hast und ich irgendwie gerade was vermitteln konnte. Stimmt. Und dann saßt du bei mir und bist über die Hausaufgabenhilfe jetzt in die Fachkraft gerutscht, in die Fachkraftausbildung.
SPEAKER_01
00:09:58
Genau, so war es.
SPEAKER_00
00:09:59
Das ist ja dein biografischer kurzer Weg in der Erzieherwelt.
SPEAKER_01
00:10:03
Ja, obwohl ich ja noch gar nicht mal so unbedingt, also ich war nie eine gute Schülerin. Ich war immer so, geht so. Ja? Ja. Und dass ich jetzt in meinen späten Jahren das mache, finde ich schon auch erstaunlich.
SPEAKER_00
00:10:20
Ich finde es super.
SPEAKER_01
00:10:21
Ich finde es auch gut, weil ich habe so eine großmütterliche Sanftheit beim Hausaufgabenmachen, die die Kinder, glaube ich, sehr gerne haben.
SPEAKER_00
00:10:28
Unendliche Geduld. Und jetzt hast du gesagt, bei dir haben die Kinder tatsächlich Schwierigkeiten mit den Inhalten, was ja dann eigentlich wieder ein Schulproblem ist.
SPEAKER_01
00:10:37
Ja, immer.
SPEAKER_00
00:10:38
Und bei mir haben die Kinder eher ein Problem, ein Konzentrationsproblem. Also bei mir haben die wenigsten wirklich Probleme mit den Inhalten. Bei mir ist es dann eher dieses, dass die nicht still sitzen wollen, dass die nicht still sitzen können, dass die das halt nervt, dass die da an diesem Tisch schon wieder sitzen müssen.
SPEAKER_01
00:10:59
Habt ihr denn feste Hausaufgabenzeiten?
SPEAKER_00
00:11:01
Wir haben feste Hausaufgabenzeiten.
SPEAKER_01
00:11:02
Also das heißt, die kommen dann um zwei, ist jetzt aber hier …
SPEAKER_00
00:11:04
Ne, von drei bis vier macht das ganze Haus Hausaufgaben.
SPEAKER_01
00:11:08
Das ist bei uns ein bisschen anders. Wir haben einen größeren Rahmen. Wir müssen aber die Kinder auch durch die Räume durchlotsen ein bisschen, weil wir halt beengte Verhältnisse haben und so und so viele Plätze. Das heißt, die Erstklässler sind die Ersten. Also wir müssen da schon ein bisschen gucken. Wir haben im Prinzip drei Stunden Hausaufgabenzeit. Und Kinder können auch ein bisschen später kommen. Aber wir müssen schon gucken, dass wir sie durchkriegen.
SPEAKER_00
00:11:36
Ich habe auch schon gearbeitet mit verschiedenen Schichten, wo sich die Kinder frei einteilen durften. Ich habe es auch schon ganz offen gemacht. Es musste halt nur dafür gesorgt werden, dass jeder Hausaufgaben macht. Wann war wurscht. Das haben die rein nach ihrem Bedürfnis eingeteilt. Da hatten wir halt einfach den ganzen Nachmittag den Hausaufgabenort. Was eigentlich am schönsten ist für die größeren Kinder. Da war der Raum offen. Nein, das fanden die Kinder blöd. Nein, die Großen fanden das blöd, weil die auch am längsten sitzen müssen. Und wenn dann ständig jemand rein und raus kam, fanden die das voll blöd. Und die haben das System gekippt und haben wieder feste Hausaufgabenschichten eingefordert, wo niemand reinkommen darf dazu während der Zeit.
SPEAKER_01
00:12:11
Das heißt, die Kinder brauchen eigentlich eine ziemlich klare Struktur.
SPEAKER_00
00:12:17
Ja gut, was brauchen Kinder für Hausaufgaben? Also bei uns in den Basisstandards steht, wir sorgen für den ruhigen Raum, für eine ruhige Lernatmosphäre, dass jedes Kind einen Platz hat, das gelüftet ist. Also wirklich so Basics.
SPEAKER_01
00:12:29
Also trinken. Ja. Ja.
SPEAKER_00
00:12:32
Und das sind so die, also allein schon diesen ruhigen Raum herzustellen, ist ja schon relativ komplex. Also wenn wir jetzt einfach mal überlegen, wir haben ein Zimmer mit einer Zahl X. Bei mir wären es bis zu 25 Plätze. Ich weiß nicht, wie das bei dir ist.
SPEAKER_01
00:12:45
Also wir haben eine ziemliche Rechenaufgabe dieses Jahr gehabt mit dem Raum. Und wir haben auch 25 Plätze. Ja. Geschafft. Aber es ist wirklich kurz vor knapp.
SPEAKER_00
00:12:57
Und 25 kleine Individuen dazu zu bringen, so lange still zu sein, bis auch der letzte fertig ist, ist unmöglich.
SPEAKER_01
00:13:06
Das Schöne ist ja eigentlich, die Erstklässler, wenn man mit denen jetzt quasi das System beginnt, die haben ja eigentlich auch noch Bock. Die meisten.
SPEAKER_00
00:13:14
Ja.
SPEAKER_01
00:13:16
Und die machen es gerne und die haben auch nicht so viel. Und die sind eigentlich, bis auf wenige Ausnahmen, alle ziemlich entspannt und machen das ganz gerne. Du merkst aber schon nach ein paar Wochen, finde ich, die Kinder, die tatsächlich irgendwie vielleicht im Kindergarten nicht so eine Förderung hatten, vielleicht noch gar nicht im Kindergarten waren oder die einfach mit anderen Voraussetzungen an die Schule kommen, bei denen fängt das relativ schnell an, keinen Spaß mehr zu machen.
SPEAKER_00
00:13:50
Ja, weil die halt auch schnell an ihre Grenzen kommen.
SPEAKER_01
00:13:52
Frustriert sind. Sie merken, sie brauchen zu lange. Sie sind nicht so selbstständig wie die anderen Kinder. Kinder werden vielleicht nicht fertig. Das ist so ein bisschen auffällig. Ja. Und die müssen wir halt irgendwie im Blick behalten.
SPEAKER_00
00:14:10
Und die bräuchten halt oft einen anderen Rahmen. Ja. Also ich konnte denen bieten, als du bei mir in unserer alten Einrichtung die Hausaufgaben gemacht hast, da konnte ich das bieten, weil du da warst. Und mit ganz, ganz wenig Kindern Hausaufgaben gemacht hast.
SPEAKER_01
00:14:25
Und ich hatte ja eine Eins-zu-eins-Betreuung einmal. Ja. Und da fand ich wiederum das Tolle an der Koga, dass die Lehrerin vor Ort ist und ich selbst als Aushilfskraft dann mit ihr gesprochen habe und über das Kind und auch, wie können wir dem Kind noch ein bisschen mehr helfen und so. Ja. Das war eigentlich ganz schön.
SPEAKER_00
00:14:45
Das ist natürlich was, das haben die Eltern gar nicht zur Verfügung. Das hast du jetzt im Hort auch nicht immer zur Verfügung. Es hängt halt immer von der Lage ab.
SPEAKER_01
00:14:52
Und da muss ich aber dazu sagen, wenn ich kurz unterbrechen darf, finde ich diese, also wir müssen ja, haben ja einen Schulweg, wir holen die Erstklässler ab, das finde ich eine spannende und tolle Zeit, weil das auch die Zeit ist, nicht nur wo ich die Kinder kennenlerne, sondern wo ich auch die Lehrerin kennenlerne. Ja. Und das im Fall von der Klasse, die ich immer abhole, finde ich total toll, weil wir halt schon jetzt wahnsinnig viel über die Kinder sprechen bei der Übergabe.
SPEAKER_00
00:15:20
Grüße gehen raus an alle Angestellten. Und an die engagierten LehrerInnen.
SPEAKER_01
00:15:22
Nein, wirklich. Eine ganz tolle Lehrerin.
SPEAKER_00
00:15:24
Und davon gibt es ganz viele, die sich da wirklich Gedanken machen. So, aber jetzt zurück in die Hausaufgabensituation. Wir wollen ja unseren HörerInnen heute mal ein bisschen was Praktisches an die Hand geben, was wir so machen und mal nicht nur rumschwadronieren war so mein Plan.
SPEAKER_01
00:15:38
Was wir konkret und praxistechnisch machen.
SPEAKER_00
00:15:41
Also was wir schon festgestellt haben, es hilft auf jeden Fall, wenn man es irgendwie schafft, die Kinder, die eine besonders intensive Förderung brauchen, wenn man das schafft, denen die irgendwie zur Verfügung zu stellen. Wenn man die jetzt vielleicht nicht zwingt, noch mit in diesem Raum zu sitzen, mit den 25, sondern die vielleicht sich einzeln holen kann.
SPEAKER_01
00:16:05
Das ist halt bei uns tatsächlich ein Raumproblem. Aber ja, das wäre...
SPEAKER_00
00:16:10
Das wäre doch super.
SPEAKER_01
00:16:12
Wenn wir uns unseren Traumhort und unsere Traumräumlichkeiten, dann würde ich tatsächlich sagen, ja, bin ich dafür.
SPEAKER_00
00:16:19
Ich glaube schon, dass mit genug Einsatz... Einsatz und Kreativität da schon noch ein bisschen was möglich ist hier und da vor Ort.
SPEAKER_01
00:16:27
Wenn das Team d'accord ist. Richtig.
SPEAKER_00
00:16:31
Gut, das sind natürlich jetzt nicht... Das ist die andere Nummer. Genau, das sind jetzt aber auch gar nicht so viele, die so dieses 1 zu 1 Ding brauchen würden oder 1 zu 3 oder so.
SPEAKER_01
00:16:42
Ja, also es gibt...
SPEAKER_00
00:16:44
Weil wir haben ja auch ganz viele, die setzen sich einfach hin und machen ihren Kram. Genau.
SPEAKER_01
00:16:47
Die brauchen vielleicht manchmal noch so ein kleines, ich verstehe das jetzt nicht. Ja, guck dir das doch mal hier an und so und... Ja.
SPEAKER_00
00:16:55
Und erklär mir mal, wie es dir die Lehrerin erklärt hat zum Beispiel.
SPEAKER_01
00:16:59
Oder, dass die Kinder sich das gegenseitig auch mal erklären können. Solche Sachen. Auch immer sehr hilfreich. Aber das ist natürlich auch ein bisschen manchmal schwierig, weil es dann wieder ein bisschen Unruhe gibt und lauter wird. Ja, das sind so die Sachen.
SPEAKER_00
00:17:14
Ja.
SPEAKER_01
00:17:16
Und...
SPEAKER_00
00:17:17
Bei euch müssen die alle am Tisch sitzen?
SPEAKER_01
00:17:21
Leider ja. Ja, also das ist etwas, wo ich da auch manchmal denke, hm, weiß nicht, ob ich das so gut finde, weil wir wissen ja, dass manche Kinder tatsächlich anders lernen.
SPEAKER_00
00:17:35
Ja, und das Sitzen halt auch voll die ätzende Körperhaltung ist.
SPEAKER_01
00:17:37
Und ja, also wo ich... Es gibt ja halt Kinder, die sind ja ständig irgendwie in Bewegung. Und da denke ich dann schon, manchmal wäre was anderes besser. Stehen zum Beispiel.
SPEAKER_00
00:17:51
Weil ich habe ja die schöne Situation, dass ich ja mein Büro habe, das recht groß ist und ich habe auch immer wieder Kinder für die Hausaufgaben da. Und dann sitzen die das erste Mal und dann merke ich so, die rutschen so beim Schulrennen. Dann frage ich dann auch irgendwann, warum sitzt du eigentlich? Dann gucken sie mich ganz rasant und dann lege ich mich halt hin. Da ist der Teppich, nehme dir eine Decke, willst lieber am Stehen arbeiten. Und dann sind sie schon mal erst verwirrt und dann merkt man schon, ah, okay, das bringt schon was. Also allein, wenn ich die frei entscheiden lasse, in welcher Körperhaltung die jetzt ihre Hausaufgaben machen, das hilft schon. Ja.
SPEAKER_01
00:18:23
denke, dass das auch mit Sicherheit gut wäre. Es ist halt bei uns leider Gottes nicht so. Ich würde es gerne mal ausprobieren. Vielleicht kommen wir ja irgendwann mal dazu. Genau. Finde ich gut. Ja. Was gibt es noch? Hausaufgaben?
SPEAKER_00
00:18:43
Hier ist halt so die Frage. Warum wir eine feste Hausaufgabenzeit haben, ist klar, dass es ganz klar ritualisiert ist. Und dass klar ist, jetzt sind die Hausaufgaben. Jetzt geht der Hausaufgaben-Knopf im Kopf an. Jetzt ist klar, jetzt wird nicht mehr gespielt. Jetzt ist ein anderer Abschnitt am Tag. Jetzt spielt auch niemand mehr im ganzen Haus, sondern das ganze Haus macht jetzt Hausaufgaben. Alle 200 Kinder machen jetzt einmal am Tag das Gleiche, nämlich Hausaufgaben. Und dann ist nämlich auch dieses, was ich ja aus dem Hort schon kenne, dieses Rumgehen, wenn man will, schnell wieder ans Lego, weil nämlich der Lego-Konkurrent schon wieder da ist und einem sonst die Teile klaut, die man eben erst…
SPEAKER_01
00:19:21
eine gute Motivation eigentlich ist. Wir haben auch so ein paar Spezialisten, die wollen sofort Fußball spielen gehen und zack sind die Hausaufgaben gemacht.
SPEAKER_00
00:19:29
Ja, aber sind sie okay gemacht?
SPEAKER_01
00:19:31
Das, ja, doch. Also, ja.
SPEAKER_00
00:19:37
Aber wir haben halt auch Kinder, die vergessen dann auf einmal Hausaufgaben in der Schule. Ja, das gibt es ganz oft. Vergessen. Verstecken Hausaufgaben. Ja. Führen ihr Hausaufgabenheft nicht mehr. Richtig. Deswegen bin ich ein großer Fan von einer festen Hausaufgabenzeit für alle. Weil dann klar ist, okay, das ist einfach ein tägliches Ritual. Ja. Ja. Was für alle gleich ist.
SPEAKER_01
00:19:59
Ich bin auch ein Fan von bewegten, kurzen Interventionen, wenn man wirklich merkt, geht gar nicht mehr. Und vor kurzem habe ich dann zu einem Jungen gesagt, weißt du was, steh doch jetzt einfach mal auf, renn runter, einmal raus, einmal wieder zurück und komm wieder her und mach weiter. Der guckte mich wie, der guckte mich an und sagte, was, darf ich das echt? Ja. Und ich sage, ja, ich habe es dir jetzt gerade erlaubt. Das war sehr, sehr gewagt, weil das eigentlich bei uns nicht so ganz üblich ist, aber ich habe es einfach gemacht, weil ich wusste, der kann gerade nicht.
SPEAKER_00
00:20:35
Ich hatte am Mittwoch das letzte Mal Hausaufgabenbegleitung und es war sehr, sehr schönes Wetter am Mittwoch, es war auch warm. Und dann fragen mich die Kinder, ja, darf ich da sitzen, darf ich da sitzen? Da habe ich gesagt, du, das ist mir vollkommen egal, von mir aus gehst du auf den Hof raus, Hausaufgaben machen. Da haben sie auch ganz groß geguckt. Es ist halt niemand rausgegangen, weil halt es schon gereicht hat, dass man halt mal woanders sitzen darf. Oder auf dem Boden liegen darf. Wir haben ein Kind, das sitzt bei den Hausaufgaben auf der Couch und hört nebenbei Hörspiele und macht die Hausaufgaben auf so einem Klemmbrett.
SPEAKER_01
00:21:05
Das ist sehr spannend.
SPEAKER_00
00:21:06
Weil sie sich dann einfach besser konzentrieren kann. Okay.
SPEAKER_01
00:21:09
Aber auch dann schon ein älteres Kind, was schon zwei, drei Jahre Hausaufgaben hinter sich hat. Weil bei den Kleinen, kann man nicht sagen, bei den Erstis, ist es ja oft noch so, dass die ja selber noch gar nicht genau wissen, was ist denn eigentlich, wie geht das eigentlich? Ja. Ja. Und die halten sich halt an das, was sie jetzt gerade so in der Schule auch lernen. Wir müssen das hier so und so machen und konzentriert.
SPEAKER_00
00:21:34
Und das ist ja auch wichtig, dass wir den Erstklasskindern so Werkzeug an die Hand geben, Handwerkszeug. Wie richte ich meinen Arbeitsplatz her? Wie komme ich in die richtige Stimmung? Das ist sehr wichtig. Deswegen habe ich auch in der ersten Klasse, da hast du ja in meiner Art der Einrichtung im Tagesheim, hast du ja da auch eine Stunde eingeplant. Und am Anfang willst du zwar nur eine halbe Stunde füllen. Aber du kommst irgendwann zu der Stunde hin. Ich habe immer vorgelesen am Anfang. Und habe dann, habe die so eingestimmt.
SPEAKER_01
00:22:04
Aber das würde ja bedeuten, dass alle Kinder gleichzeitig, Entschuldigung. Das würde ja bedeuten, dass alle Kinder gleichzeitig auch wirklich da sind. Ja. Das ist bei uns tatsächlich noch ein Problem. Ja.
SPEAKER_00
00:22:14
Ich meine, das ist natürlich so ein Thema, wo lege ich jetzt meinen Schwerpunkt drauf? Und bei uns ist halt Schwerpunkt Hausaufgaben, weil wir so schulnah sind. Und da war auch klar, dass nach dem, wenn du mit dem fertig haust, dann kannst du auch noch was machen. Wenn du mit dem Hausaufgaben fertig bist, dann schau dir bitte nochmal dein Federmäppchen an. Schau, ob alles drin ist. Schau, ob deine Stifte für morgen vorbereitet sind. Lass uns nochmal in deinen Schulranzen schauen zusammen. Ist alles ordentlich in der Mappe drin? Also, dass du diese Abläufe halt auch alle nochmal trainierst. Genau.
SPEAKER_01
00:22:42
Das ist ein spannender Punkt. Das ist tatsächlich etwas, was wir machen könnten noch.
SPEAKER_00
00:22:48
Deswegen heißt es ja auch bei uns Lern- und Übungszeit und nicht Hausaufgabenzeit. Weil da ja viel mehr dazu gehört.
SPEAKER_01
00:22:52
Oh, schön. Lern- und Übungszeit.
SPEAKER_00
00:22:55
Zu diesem ganzen Punkt des Lernen-Lernens. Die Struktur.
SPEAKER_01
00:23:00
Das sich selbst organisieren, was ja eigentlich das A und O ist. Wenn du, egal was du machst, du musst dich erstmal irgendwie organisieren.
SPEAKER_00
00:23:09
Und da gehört dann auch irgendwann dazu zu merken, durch Beobachtung, weil das ist ja so ein Handwerkszeug für Erzieher. Es gibt eine Folge dazu. Und Erzieherinnen. Und sie sagen ja, ich merke mit dem Sitzen, das fällt dir ganz schön schwer. Willst du dich vielleicht mal hinlegen?
SPEAKER_01
00:23:25
Okay. Ja. Also es funktioniert bei uns tatsächlich nicht. Aber was ich wirklich, glaube ich, stattdessen tatsächlich mal ausprobieren werde, ist ein gesammelter Schrei und ein wir tanzen einfach einmal drum rum. Meine Kollegin, die sehr erfahren ist, sagt dann aber, Katja, wenn du das machst, dann kriegst du dich nicht mehr eingefangen.
SPEAKER_00
00:23:48
Das kann dir halt ganz schnell passieren, ja.
SPEAKER_01
00:23:51
Hm. Aber dann muss ich es probieren. Fehlerkultur darf ich. Ja. Ich bin … Ich darf das. In der Ausbildung. So sieht es aus.
SPEAKER_00
00:23:59
Also wo ich schon auch drauf bestehe, ist, dass die, bevor die in die Hausaufgabe gehen, dass die sich mal bewegt haben. Also ich habe, weil jetzt in der vierten Klasse, mit denen muss man es aushandeln. Und da musst du Kompromisse eingehen, weil die wollten lieber drin spielen. Ich habe gesagt, pass auf Leute, mir ist es wichtig, dass ihr euch von den Hausaufgaben bewegt, dass ihr nochmal ein bisschen Sauerstoff ins Gehirn bekommt, dass ihr nochmal ein bisschen …
SPEAKER_01
00:24:18
Da haben wir natürlich ganz gut der Schulweg. Der Schulweg, der macht natürlich schon einiges, was ganz gut ist.
SPEAKER_00
00:24:25
Und dann, das ist mir halt wichtig und das haben sie auch verstanden. Ja. Und klar, man muss sich halt entscheiden, in dem Hausaufgabenthema, wenn man eh schon beschränkte Ressourcen hat, entscheide ich mich für ein Zeitproblem oder entscheide ich mich für ein Raumproblem?
SPEAKER_01
00:24:43
Was meinst du jetzt genau damit?
SPEAKER_00
00:24:44
Also ich kann entweder sagen, okay, ich stelle unbegrenzt Zeit zur Verfügung, habe dafür aber weniger Platz, um die Hausaufgaben zu machen, muss an dem Bedürfnis des im Liegen Hausaufgaben machen, was beschneiden. Oder ich sage, es gibt eine Zeit, wo alle Hausaufgaben machen, habe halt dann alle Räume dafür zur Verfügung, aber ich schränke die Kinder halt in ihrer selbstständigen Tagesplanung ein.
SPEAKER_01
00:25:09
Ja, das ist ja das nächste Ding eigentlich. Weil bei uns wird ja immer wieder diese Partizipation groß geschrieben und das ist auch wichtig. Und es gibt aber eben genau in diesem Moment, ja da funktioniert das halt nicht.
SPEAKER_00
00:25:25
Also mir ist es ja auch wichtig, auch bei den Hausaufgaben und wir haben es letztes Jahr ausprobiert. Wir haben es in allen Gruppen ausprobiert, wir haben sie einmal abstimmen lassen am Anfang, was wollt ihr eigentlich, wie wollt ihr eure Hausaufgaben haben? Wollt ihr erst spielen, dann Hausaufgaben machen, erst Hausaufgaben machen, erst spielen und Hausaufgaben oder erst Hausaufgaben und dann spielen? So, dann war die Abstimmung so 50-50 und dann haben wir halt einfach, habe ich in allen Gruppen gesagt, hey, probiert die Zeiten mit den Kindern aus, wie sie Bock haben. Und das haben sie dann auch gemacht. Also da wurden die verschiedensten Modelle ausprobiert und am Ende hat man sich halt dann für was entschieden. In den Gruppen, was am besten funktioniert hat, auch für die Kinder.
SPEAKER_01
00:26:03
Ja.
SPEAKER_00
00:26:04
Und das war sehr, sehr unterschiedlich, also von Klasse zu Klasse. Und dann die einen, die wollten möglichst schnell die Hausaufgaben machen. Das haben die auch als Gruppe so entschieden und haben das durchgezogen. Und die anderen wollten aber erst Zeit zum Spielen haben und dann die Hausaufgaben machen und dann nach Hause gehen. Und das haben die auch als Gruppe so entschieden. Und jetzt kam es.
SPEAKER_01
00:26:24
Also das ist Probengrad, die Zweitklässler gehen noch, aber die Dritt- und Viertklässler in Aufstand, weil natürlich durch die räumliche Besetzung die extrem lange warten müssen. Die haben nicht die Möglichkeit. Da weiß ich auch noch nicht genau, also wir gucken da auch gerade, wie machen wir es jetzt eigentlich in der Zukunft. Wir testen jetzt auch ein bisschen aus und es ist nicht einfach, muss ich sagen. Wir sind ja eigentlich schon so konditioniert, dass sie zügig ihre Hausaufgaben machen wollen, eben damit sie ihr Freispiel danach genießen können. Ja.
SPEAKER_00
00:27:02
Ja. Und wenn du halt sagst, wir machen eine Stunde im Tag, wo wir alle Hausaufgaben machen, dafür haben wir das ganze Haus zur Verfügung. Und wenn die Stunde rum ist, dann können wieder alle zum Spielen gehen und niemand muss mehr Rücksicht nehmen auf irgendwelche Kinder, die vielleicht noch Hausaufgaben machen. Außer die Nachzügler, die gibt es immer. Das muss.
SPEAKER_01
00:27:21
Könntest du dir, Entschuldigung, könntest du dir, Entschuldigung, ich kann dich nicht aussprechen.
SPEAKER_00
00:27:21
Das muss.
SPEAKER_01
00:27:24
Ja, was könnte ich mir vorstellen? Könntest du dir vorstellen, also wir haben ja, also wir sind ja ein zweistöckiges Haus, oben sind die Hausaufgabenräume, also, ja. Ja. Dass man nach dem Mittagessen einfach den Mittagessenraum nochmal schnell zum Hausaufgabenraum umfunktioniert. Du. Für zum Beispiel die Viertklässler, die ja eh meistens erstmal.
SPEAKER_00
00:27:45
Habe ich auch schon gemacht.
SPEAKER_01
00:27:46
Hast du auch schon gemacht?
SPEAKER_00
00:27:47
Also wir haben auch schon Hausaufgaben in Restaurants gemacht. Weil die bieten sich dafür ja super an. Ja. Oder in Mensen, das bietet sich ja voll an, da stehen nur Tische und Stühle drin. Und wenn die ja gemütlich eingerichtet ist, ist ja ein super Raum dafür. Ja.
SPEAKER_01
00:28:01
Wie machst ihr das eigentlich mit Lesehausaufgaben? Eigentlich sollen wir die ja nicht machen, aber bei uns sind das ein paar Kinder, wo irgendwo ein bisschen klar ist, die Schule möchte einen Haken haben, muss abgezeichnet werden, zehn Minuten lesen. Lese passt, klar. Und die kommen dann jetzt. Also ganz oft zu mir und sagen, Katja, kannst du mit mir irgendwie zehn Minuten lesen und kannst du dann abzeichnen. Und wie macht ihr das?
SPEAKER_00
00:28:29
Ich mach das. Wenn die zu mir kommen und sagen, können wir das machen, dann mache ich das auch. Du machst das, ne? Ja. Ja. Ich finde, sowas kann man auch je nach Personallage wunderbar in den normalen Tag mit einbauen. Kann man sagen, hier, dann setzen wir uns halt her und dann liest man halt jetzt mal zehn Minuten vor. Das kannst du auch im Freispiel machen, das muss jetzt nicht zwingend in der Hausaufgabenzeit sein. Mhm. Klar, in der Hausaufgabenzeit bietet es sich an, weil dann sitzt du halt eh da. Mhm. Aber ich habe mich noch nie geweigert, einen Lesepass abzuzeichnen.
SPEAKER_01
00:28:57
Theoretisch müssen wir ja diese Hausaufgaben nicht mit den Kindern machen.
SPEAKER_00
00:29:01
Ja. Theoretisch machen wir auch am Freitag keine Hausaufgaben und heute hatte ich bestimmt über alle Gruppen verteilt 60 Kinder bei den Hausaufgaben sitzen. Ja. Weil sie es wollten.
SPEAKER_01
00:29:10
Das ist spannend, ne? Die wollen das oft machen.
SPEAKER_00
00:29:13
Ja, dann sollen sie doch bitte ihre Hausaufgaben machen. Wir sagen zwar, es gibt keine Hilfe dabei. Aber wenn sich genug Kinder zusammengefunden haben, dann musst du ja eh da gucken gehen.
SPEAKER_01
00:29:21
Also bei uns ist es eher so, wir hatten ja auch Elternabend diese Woche, dass wir das eigentlich nicht wollen. Weil tatsächlich das der einzige Tag ist, wo wir einen Ausflug machen können, wo mal irgendwie wirklich fünfe gerade sein lassen. Eigentlich.
SPEAKER_00
00:29:38
Aber wenn du es nicht geplant hast und du sagst …
SPEAKER_01
00:29:40
Wenn ich jetzt nichts geplant habe, könnte man es machen. Nein, nein.
SPEAKER_00
00:29:43
Also wenn du sagst, du machst halt die Hausaufgaben da eigentlich nicht. Mhm. So, und wir planen da einen Ausflug, dann machen wir den Ausflug. Dann werden halt keine Hausaufgaben gemacht.
SPEAKER_01
00:29:50
Aber der ist ja freiwillig. Also die Kinder kommen … Also wenn du einen Ausflug machst, dann kommen sie ja eh auch meistens mit. Aber wenn jetzt mal kein Ausflug wäre, dann …
SPEAKER_00
00:30:01
Lass die Kinder doch Hausaufgaben machen.
SPEAKER_01
00:30:03
Hm.
SPEAKER_00
00:30:04
Ganz ehrlich, wenn die sich doch freiwillig entscheiden, sich jetzt eine Stunde irgendwo hinzusetzen, niemandem auf den Keks zu gehen und eine Stunde in Ruhe zu arbeiten. Also die machen ja deine Arbeit mit. Mhm. Was ist denn das für eine großartige Leistung, zu sagen, ja, ich mache hier meine Hausaufgaben, weil hier bin ich doch jetzt eh schon und habe ich das ganze Wochenende frei. Hallo, die IG Metall hat ewig dafür gestreikt, dass der Samstag dem Papa gehört. Aber die Kinder müssen Samstags Hausaufgaben machen nach dem Frühstück.
SPEAKER_01
00:30:31
Ja, okay. Spannend.
SPEAKER_00
00:30:35
Also …
SPEAKER_01
00:30:35
Ja, da muss ich auch nochmal drüber nachdenken. Weil bei uns ist es tatsächlich so, wir wollen es wirklich nicht, damit wirklich diese Zeit da ist für Freispielen. Oder für pädagogische Angebote.
SPEAKER_00
00:30:48
Ja, aber wo bleibt dann die Partizipation?
SPEAKER_01
00:30:50
Ja, da hast du genau den Punkt getroffen.
SPEAKER_00
00:30:56
Mama, jetzt fängt sie ja nicht auf.
SPEAKER_01
00:30:57
Nur weil wir denken, dass Hausaufgabenfreizeit cool ist. Ja, da hast du recht. Da hast du komplett recht.
SPEAKER_00
00:31:04
Weil ich meine, ihr nehmt ihnen ja dadurch was von ihrem Wochenende.
SPEAKER_01
00:31:11
Zumal auch manche Eltern das auch gar nicht so gut finden.
SPEAKER_00
00:31:14
Was?
SPEAKER_01
00:31:15
Dass Hausaufgaben nicht gemacht werden.
SPEAKER_00
00:31:19
Und ich weiß jetzt nicht, wie lange das bei dir gedauert hat, bis deine Kinder am Wochenende ihre Hausaufgaben gemacht hatten.
SPEAKER_01
00:31:25
Ich habe es genossen. Aber zu meiner Zeit, als meine Kinder klein waren, da war das mit Hort und hier Dingsbums nicht so gut.
SPEAKER_00
00:31:32
Nein, ich meine jetzt am Wochenende. Weil, also bis wir mal unseren soweit hatten, dass der sich da auch hinsetzt und jetzt einfach mal dann anfängt und konzentriert seine Hausaufgaben macht. Ja, das ist auch schon mal ein ganzer Vormittag vergangen mit … Mit ganz schön viel Zures. Also, bis wir uns da mal geeinigt hatten.
SPEAKER_01
00:31:52
Und trotzdem finde ich es, und das ist jetzt der andere Punkt, wichtig, dass Eltern auch mal mitkriegen, wie Kinder Hausaufgaben machen. Oder? Ja. Findest du es nicht wichtig, mal zu gucken …
SPEAKER_00
00:32:05
Boah, jetzt bist du halt bei meiner Meinung …
SPEAKER_01
00:32:07
Klar, dass sie sich vielleicht nicht gerne hinsetzen und sie machen, aber wie lange sie brauchen und was …
SPEAKER_00
00:32:13
Also, ich finde, Hausaufgaben sind ein Zeichen. Ein Zeichen der Bildungsungerechtigkeit.
SPEAKER_01
00:32:18
Oh, jetzt, jetzt politisch Achtung.
SPEAKER_00
00:32:20
Danke für den Disclaimer. Also, wir erwarten, dass Kinder, egal wie unterschiedlich ihre Familien-Backgrounds sind, Stoff gleich zu Hause vertiefen können. Und nehmen keinerlei Rücksicht darauf, ob das zu Hause machbar ist oder nicht. So, jetzt haben wir, gehen wir auch davon aus, dass da eben Stoff vertieft wird und dass, wenn der auch in der Schule eventuell nur kurz angerissen wurde, dass der Rest dann zu Hause gemacht werden kann mit Unterstützung der Eltern oder des Fortes. So, und wenn du jetzt Familien hast, die keinen Hortplatz haben, Familien hast, die, wie wir vorhin gesagt haben, selber mit diesen Hausaufgaben oder mit der Struktur nicht klarkommen, was auch immer, die psychisch eingeschränkt sind, Depressionen haben, am Wochenende arbeiten müssen, wir fallen bestimmt noch 400 andere Gründe ein …
SPEAKER_01
00:33:12
Wegfahren wollen an Tegernsee, das gibt es nämlich auch.
SPEAKER_00
00:33:16
Ja, gut, aber das ist … Ja, gut, aber das ist … Das ist ein Luxus Problem. Ja, gut, aber das ist …
SPEAKER_01
00:33:19
Aber auch das ist ein Problem.
SPEAKER_00
00:33:20
Ja, aber es ist ein Luxus Problem. So, und, nein, ich will es gar nicht so runtermachen. Die eine schöne Zeit mit ihren Kindern haben möchten, weil es nämlich auch eine wichtige Lernerfahrung ist, wichtiger als Hausaufgaben. So, aber die, die es halt nicht können. Also, wir reden jetzt wirklich über die, die es aus triftigen Gründen einfach nicht leisten können, nicht die, die es nicht leisten wollen. Dann, die verlieren halt einfach gegen die, wo sich die Eltern hinsetzen können, die die Möglichkeit haben, die die Nachhilfe bezahlen können. Und deswegen ist Hausaufgaben halt Bildungsungerechtigkeit. Schule gehört zu 100 Prozent in die Schule und nicht nach Hause. Dass ich mir jeden Tag anschaue, was mein Sohn, nicht jeden Tag, aber sehr, sehr viele Tage, einer von uns beiden schaut immer, was unser Kind in der Schule gemacht hat, dass wir jede Probe nachbesprechen, dass wir die Hausaufgaben nachbesprechen, dass wir diese Inhalte, wenn wir daran denken, es zu Hause auch weitervermitteln. Weil allein schon, dass bei uns die Bude voller Bücher steht und bei uns Lesen dazugehört, allein dadurch geht schon eine Schere auf. Allein dadurch hat unser Sohn schon einen riesen Bildungsvorsprung. Allein dadurch, dass wir die Zeit haben, in diesem System sozialisiert sind und darauf achten und deswegen, über den Schulranzen will ich jetzt nicht sprechen, das machen wir in der Live-Folge.
SPEAKER_01
00:34:44
Da gibt es auch Unterschiede, finde ich, zwischen Männlein und Weiblein, finde ich.
SPEAKER_00
00:34:50
Inwiefern?
SPEAKER_01
00:34:50
Dass Jungs einfach diese Ordnung nicht so hinkriegen.
SPEAKER_00
00:34:56
Mein Sohn ist super ordentlich.
SPEAKER_01
00:34:58
Ja, deiner. Es gibt bestimmt Jungs, aber der Großteil der Jungs, die ich so mitkriege...
SPEAKER_00
00:35:04
Mach das mal so lang wie ich, dann wirst du von einem anderen überzeugt werden. Das ist nämlich tatsächlich, ist das gar nicht so unterschiedlich. Es drückt sich nur anders aus.
SPEAKER_01
00:35:18
Also ich glaube, dass sehr viele Jungs es halt nicht... ...kennen, sich selbst um ihre eigenen Sachen zu kümmern und Mädchen das oft sehr viel früher lernen.
SPEAKER_00
00:35:25
Ich mache mit dir die Gender-Diskussion nicht mehr auf. Wie mache ich mit dir nicht mehr auf? Ich sage ja nicht, dass es dem Kind, dem männlichen Geschlecht oder dem Weiblichen zugedienstet ist, sondern dass es so erzogen wird. Ich werde nicht mehr Wissenschaft gegen Glauben argumentieren, das mache ich nicht. Da sind wir drüber hinaus, Katja.
SPEAKER_01
00:35:47
Ich widerspreche dir ja gar nicht. Doch. Ich denke nur, dass... ...dass sehr viele Eltern ihre Mädchen viel mehr zur Ordnung erziehen, als sie das mit Jungs machen. Und dass auch von dessen schon Jungs das nicht so gut können.
SPEAKER_00
00:36:00
Nein, da hast du tatsächlich recht. Was wir schon sehen ist, dass die Mädchen mit den Anforderungen, die das Schulsystem an Kinder stellt, viel, viel besser klarkommen als Jungs. Die Gründe mögen jetzt sehr unterschiedlich sein und das können wir auch gar nicht in die Tiefe erforschen. Dafür sind wir viel zu wenig in der Wissenschaft. Aber ja, die Mädchen haben da weniger Probleme mit. Mit sich an dieses ganze System anzupassen und auch dem Folge zu leisten, was von ihnen erwartet wird. Warum auch immer das so ist, das ist halt einfach so. Das sagt meine Erfahrung auch. So, und trotzdem, die sitzen halt dann eine Stunde bei den Hausaufgaben da, gucken ihr Blatt an und am Ende haben sie halt nichts geschafft oder nur mit ganz viel Hilfe und packen es ein, weil du auch Mädchen hast, die kognitiv da herausgefordert sind. Aber die stören halt dann nicht, sondern die sitzen halt dann da und es fallen stumm Tränen.
SPEAKER_01
00:36:52
Ja, so ist es doch. Ja, so ist es tatsächlich. Ja? Ja? Ja?
SPEAKER_00
00:37:01
Und ein Misserfolg reiht sich an den nächsten. Und deswegen bleibe ich dabei, dass Hausaufgaben Bildungsungerechtigkeiten deutlich machen und deswegen zu 100 Prozent alles, was die Schule möchte, auch in die Schule gehört. Außer lesen. Lesen sollte man immer und überall.
SPEAKER_01
00:37:20
Auf der anderen Seite. Ich möchte mal einen kleinen Punkt bringen. Der vielleicht gar nicht so unwichtig ist. Ist dadurch, dass wir mitbekommen, wie Hausaufgaben gemacht werden, wir einen Berührungspunkt zur Schule haben, über den sich ja auch, also wo wir einen Konsens haben, wo auch darüber gesprochen werden kann, weil klar, das Verhalten des Kindes innerhalb der Klasse ist das Verhalten innerhalb der Klasse. Das Verhalten im Hort ist das Verhalten im Hort. Aber hier. Berühren sich beide Welten, finde ich, extrem und können dadurch auch einen guten Punkt haben, zumindest sie über das Kind nachzudenken.
SPEAKER_00
00:38:05
Aber das kann ich doch auch anders erreichen.
SPEAKER_01
00:38:06
Und wie?
SPEAKER_00
00:38:08
Du machst dein, weiß ich nicht, gehen wir mal vom Wochenplan aus. Die Kinder haben ihren Wochenplan, gehen sie halt in der Freiarbeitszeit, also wenn es eine Freiarbeitszeit, gehen wir davon aus, wir haben flächendeckend Ganztagsschule und statt einer Hausaufgabenzeit zu Hause oder im Hort gibt es eine Freiarbeitszeit. Und da haben die den Wochenplan, gehen die so durcharbeiten. Und am Freitag geht dieser ganze erarbeitete Wochenplan mit nach Hause für die Eltern und muss abgezeichnet werden. So, und schon sehen die Eltern auch, was gemacht wurde und wo ihr Kind steht und was es geleistet hat.
SPEAKER_01
00:38:41
Ja, aber was ich jetzt sagen wollte, ist doch eigentlich, also der Punkt, dass die Pädagogen des Hortes oder Koga oder whatever mit der Schule in Kommunikation kommt, eben weil das der Berührungspunkt ist, da bin ich.
SPEAKER_00
00:38:58
Ach so, da bist du. So weit war ich noch gar nicht. Da haben wir eine Folge zu gemacht.
SPEAKER_01
00:39:00
Echt?
SPEAKER_00
00:39:01
Wir zwei? Ja, es gibt eine. Nein, mit dem Team habe ich eine Folge gemacht, die ist vor einem Jahr rausgekommen, glaube ich. Da geht es genau um das Thema, um Kooperation im Ganztag und ob das die Zukunft der Schule ist, ja.
SPEAKER_01
00:39:12
Ja, und ich merke ja jetzt auch gerade, dass es eigentlich geil ist, weil wir sind diese Woche dann auch zu den Lehrern gegangen und haben gesagt, übrigens, wenn ihr mal einen Ausschlag machen wollt.
SPEAKER_00
00:39:22
Sagt Bescheid.
SPEAKER_01
00:39:24
Wir kommen gerne mit. Aber ja, das ist jetzt ein Angebot von uns, müssten wir eigentlich nicht machen, würden wir aber machen. Also wir sind nicht dazu verpflichtet, glaube ich zumindest, oder sind wir? Nein. Unser Ding. Aber eben, wie gesagt, diese Hausaufgaben ist der Berührungspunkt, wo wir merken, okay, jetzt gehe ich mal zur Lehrerin und frage, wie das Kind in der Schule sich verhält. Und das finde ich. Ja. Das finde ich eigentlich cool.
SPEAKER_00
00:39:55
Das wird ja auch versucht mit diesem Koga-Konzept, das ist halt einfach viel, viel teurer und viel, viel schwieriger umzusetzen, als man sich das gedacht hat auf dem Papier.
SPEAKER_01
00:40:03
Aber es würde die Bildungsungerechtigkeit minimieren. Findest du nicht auch?
SPEAKER_00
00:40:07
Also ja, aber ich zitiere da auch immer wieder die Bücher von Aladin El-Malfalani. Wir wissen, wen ich zitiere. Und genau darum geht es, dass Bildung komplett in der Schule stattfinden muss und zwar aus multiprofessionellen Teams. Lehrer, Erzieher, Sozialarbeiter, Psychologen. Kinderärzte, Zahnärzte. Das muss alles an die Schulen, um Bildungsgerechtigkeit herzustellen.
SPEAKER_01
00:40:32
Okay, wir reden jetzt über Science Fiction.
SPEAKER_00
00:40:34
Wir reden, tatsächlich reden wir auch ein bisschen über die DDR.
SPEAKER_01
00:40:37
Da war das so, ne?
SPEAKER_00
00:40:38
Ja, da war das so. Und auch in anderen Ganztagesystemen ist das so. Also wenn du jetzt sagst, wir nehmen die Kinder von 8 bis 16 Uhr in eine Institution, dann sind wir auch dazu verpflichtet, als Gesellschaft, alles, was die Eltern ansonsten in dieser Zeit leisten würden, den Arztbesuch, den Zahnarztbesuch und so weiter, auch bei uns stattfinden zu lassen.
SPEAKER_01
00:41:06
Aber da machen wir doch die Eltern unmündig.
SPEAKER_00
00:41:09
Aber die Eltern müssen im kapitalistischen System ja hasseln.
SPEAKER_01
00:41:12
Ja, aber dann bedienen wir das System. Nein, finde ich auch nicht gut. Ja. Ja, dann Anarchosyndikalismus, Katja. Wenn ich die Eltern alles abnehme, haben wir ja auch keine Mündigkeit. Also verstehst du? Dann verlassen die sich ja nur noch.
SPEAKER_00
00:41:27
Aber das tun sie doch jetzt auch schon. Das System funktioniert ja nicht. Und sie verlassen sich nicht darauf. Sie haben ja keine Wahl. Also ich meine ganz ehrlich, wie willst du denn Münchner Mieten leisten, wenn nicht beide hasseln gehen? Das ist ja nicht, dass die Eltern das freiwillig machen. Also ich würde sagen...
SPEAKER_01
00:41:45
Ich hatte diese Woche eine Mutter, die mir gesagt hat, wo ich gefragt habe, was macht denn das Kind auch außerhalb des Hortes und an sportlichen Aktivitäten, weil wir alle der Meinung sind, das Kind braucht Sport. Ja. Ja, er hat was gemacht, aber ich habe halt noch zwei kleine Kinder, ich habe kein Auto, ich bin alleinerziehend. Ich schaffe es nicht.
SPEAKER_00
00:42:08
Du, alle Eltern würden sofort eine Viertagewoche nehmen und nur noch sechs Stunden am Tag arbeiten, wenn das irgendwie möglich wäre, weil wir gerne Zeit mit unseren Kindern verbringen.
SPEAKER_01
00:42:16
Also habe ich mich jetzt selber quasi mir selber widersprochen und sage, ja, okay, du hast recht, es ist ungerecht. Wir müssen den Eltern diesen Part abnehmen. Nicht abnehmen, aber... Aber in der Kooperation miteinander...
SPEAKER_00
00:42:31
Genau, wir müssten sie da ergänzen.
SPEAKER_01
00:42:33
... und unsere Unterstützung anbieten. Ja. Okay.
SPEAKER_00
00:42:38
Wir müssten da die Familie nicht nur unterstützen, sondern eben ergänzen.
SPEAKER_01
00:42:44
Da denke ich manchmal, wissen das eigentlich auch alle Erzieher, dass wir das müssen?
SPEAKER_00
00:42:50
Ja, wir müssen die Familien unterstützen, das ist unser Auftrag. Das ist unser Auftrag. Ne, unser Auftrag ist ergänzen. Jetzt ist es spät. Wir sind Familien ergänzend, aber wir müssten hin zum aktiven Familien unterstützen. Ich habe ja eine Folge darüber gemacht, da gibt es ein Video mit der Folge, mit einer Powerpoint. Das ist so ein Video? Ja, das ist eine der wenigen Folgen, wo es ein Video dazu gibt auf YouTube. Es gibt übrigens alle Folgen auf YouTube. Das wäre der einzige Weg, über den wir Geld verdienen könnten. Wurscht. Ja, aber wie gesagt, wenn man lang genug über Hausaufgaben nachdenkt, kommt man dann irgendwann drauf, warum gibt es eigentlich keinen Schulzahnarzt mehr? Warum gibt es denn keine Gesundheitsuntersuchung mehr in der Schule? Weil das gab es zumindest in meiner Kindheit. Noch kann ich mich erinnern.
SPEAKER_01
00:43:35
Keine ständige psychologische Begleitung im Hort, das fände ich zum Beispiel extrem wichtig, weil ich es jetzt wieder merke. Aber wir schweifen ab von dem Hausaufgabenthema.
SPEAKER_00
00:43:47
Mit dem Thema sind wir seit einer Viertelstunde durch. Aber du kommst halt drauf, also immer wenn du auf diesen Punkt kommst, wo wir Aufgaben für die Eltern übernehmen, kommst du immer auf diese zwei Fragen. Warum machen das die Eltern nicht selber? Weil du die beantwortet hast, weil sie nicht können. Da kommt als nächstes die Frage, warum erwarten wir dann, dass sie den ganzen anderen Kram noch irgendwie nebenher stemmen? Also entweder ganz oder gar nicht.
SPEAKER_01
00:44:16
Also da sollten wir dann auch mal eine Folge drüber machen, um zurückzukommen auf die Hausaufgaben. Merke ich jetzt gerade, ich denke drüber nach, was bringen wirklich diese Hausaufgaben. Und ich werde mir mal diese Studie angucken. Warum diese Menschen denken, dass es nichts bringt. Und wie auch immer. Es würde mich mal interessieren.
SPEAKER_00
00:44:38
Ich werde die auch verlinken in den Shownotes, was die Uni Tübingen dazu geschrieben hat und was für Hausaufgabentypen es gibt. Es sind fünf verschiedene Hausaufgabentypen.
SPEAKER_01
00:44:47
Vielleicht ist das auch der Punkt. Wäre die Hausaufgabe anders gemacht, zum Beispiel Gruppenarbeit. Also wenn zum Beispiel Lehrerinnen dazu übergehen würden, die wissen, diese Kinder sind im Hort oder die werden danach betreut. Die können auch Gruppenhausaufgaben zusammen machen. Dann hast du Kommunikation. Du hast Kommunikation, du hast Sprache, jemand der stärker ist, kann den Schlecheren unterstützen.
SPEAKER_00
00:45:11
Es gibt tatsächlich ein Hausaufgabenkonzept, hinter dem ich stehe, zumindest mal auf dem Papier, und das ist das Flipped Classroom. In dem ist die Hausaufgabe der Kinder, sich auf den Unterricht der nächsten Stunde vorzubereiten. Da bekommen sie, keine Ahnung, irgendwie einen Lesetext oder ein Video zum angucken, das eben dann schon mal hinführt auf das Thema der nächsten Unterrichtseinheit.
SPEAKER_01
00:45:37
Also im Prinzip anders als jetzt, wo man eigentlich den Stoff nochmal rekapituliert und wiederholt.
SPEAKER_00
00:45:45
Genau, und dabei bereitest du den Stoff für dich selber vor und danach trägst du zusammen, was du gelernt hast.
SPEAKER_01
00:45:54
Das eigentlich ganz gut.
SPEAKER_00
00:45:58
Da bin ich eher dabei.
SPEAKER_01
00:45:59
Aber es ist natürlich erst ab einem gewissen Alter möglich, oder?
SPEAKER_00
00:46:02
Also ich bin gespannt, mein Sohn wird da gerade hingeführt in der dritten Klasse. Ja, das ist die dritte Klasse. Aber wir brauchen ja auch die ersten zwei Jahre. Die ersten zwei Jahre, da geht es ja auch ganz viel darum, wie eigne ich mir Wissen an. Also das hatten wir vor 20 Minuten besprochen ungefähr, übers Lernen lernen. Und dafür brauche ich diese ersten zwei Jahre. Und da ist natürlich, da die Hausaufgaben nicht dazu wichtig, besser in der Schule zu werden, sondern damit ich lerne, okay, wie funktioniert ein Stift richtig? Gut, dann müssten wir... Wie lese ich was?
SPEAKER_01
00:46:30
Ja, okay. Aber dann müssten wir im Hort ganz andere Methoden anwenden. Sind wir dafür ausgebildet, ist dann die nächste Sache.
SPEAKER_00
00:46:37
Für die Hausaufgaben ist keiner von uns ausgebildet.
SPEAKER_01
00:46:38
Ja, das finde ich so krass, ne?
SPEAKER_00
00:46:40
Wir sind ja keine Lehrer. Das ist ja das Witzige, dass wir für Hausaufgaben...
SPEAKER_01
00:46:43
Aber wir müssen es ja leisten.
SPEAKER_00
00:46:44
Für Hausaufgaben sind wir halt nicht ausgebildet, ja.
SPEAKER_01
00:46:46
Das heißt, wenn du eine Affinität dazu hast, fällt es dir leicht, ansonsten machst du es halt irgendwie. Das ist schon irgendwie strange. Weißt du, was wir noch haben?
SPEAKER_00
00:46:57
Ja.
SPEAKER_01
00:46:58
Wir haben noch so vom Learn and Help oder so. Kennst du das? Mhm. Wo so Lehramtsstudenten... Ja. Ja. Grundschule, angehende Grundschullehrer. Ja. Und das finde ich eigentlich ganz toll. Ja. So, wolltest du nur noch mal gesagt haben zum Schluss, weil ich glaube, wir sind jetzt schon lange über der Zeit.
SPEAKER_00
00:47:19
Also, was ich halt toll finde, ist, wenn wir es schaffen, kleinere Gruppen für die Hausaufgaben zu machen. Ja. Den Kindern ermöglichen, das irgendwie so für sich individuell zu gestalten, dass es passt. Mhm. Und dass sie tatsächlich irgendwie für sich einen Gewinn rausziehen. Und wenn es nur ist, dass die Stifte für den nächsten Tag vorbereitet sind. Ja. Und sie ihr Zeug ordentlich zusammen haben. Lernen, lernen können. Das... Und das ist kein Stress. Also, dass sie nicht schon mit Bauchschmerzen in die Schule gehen, weil sie ihre Hausaufgaben nicht haben.
SPEAKER_01
00:47:47
Mhm. So. Und ansonsten setzen wir uns lieber mal am Nachmittag mit denen hin und machen ein Spiel, wo Rechnen spielerisch stattfindet. Ach, du meinst Pokémon? Ja. Nice. Ja. Übrigens, ich habe eine super neue Idee. Ganz am Schluss möchte ich sie kurz vorstellen. Kennt einer von euch, kennst du? Connection? Nein. Das ist eine neue Quizshow, glaube ich, auf ProSieben oder so, wo so Überbegriffe gesucht werden. Und ich wandle das gerade um auf unsere Grundschüler. Okay. Ja. Und das finde ich zum Beispiel auch wichtig, weil das ist wiederum Lernen spielerisch. Und da sind wir wieder am Punkt, das ist eigentlich unser Job.
SPEAKER_00
00:48:37
Und du stellst es vor, hier im Podcast, wenn du es erfolgreich durchgeführt hast.
SPEAKER_01
00:48:41
Nächste Woche probiere ich es auch.
SPEAKER_00
00:48:42
Dann können wir mal eine Methode... Dann können wir mal eine Methode in Folge machen. So eine richtige, wo ich nicht nur über die Systemungerechtigkeit rente. Wobei, ich glaube, inzwischen hören mich die Leute nur noch deswegen, weil sie warten, wann ich den politischen Ausraster kriege in der Folge.
SPEAKER_01
00:48:55
Okay.
SPEAKER_00
00:48:56
Nicht wahr?
SPEAKER_01
00:48:57
Vielleicht muss ich dich ein bisschen provozieren und die Gegenseite einnehmen. Ach, das wäre doch gar nicht mal so schön.
SPEAKER_00
00:49:02
Oh, willst du das wirklich?
SPEAKER_01
00:49:03
Wir bereiten uns vor, du als Systemsprenger quasi und ich als... Nein, genau so ist es richtig.
SPEAKER_00
00:49:09
Das haben wir schon immer so gemacht und uns hat es auch nicht geschadet. Also, liebe Leute, was ihr noch nie so gemacht habt, nein, das stimmt nicht, wir wollen nicht verallgemeinern, was wir uns wünschen, lasst uns einen Kommentar da, schreibt uns eine Nachricht, freue ich mich immer sehr drüber, über ein Like auch und damit sind wir raus für diese Woche. Genau. Bis bald. Happy Halloween. Ciao, ciao.