Das pädagogische Duett

Markus und Timo

Fachkraft für Grundschulkindpädagogik "Buchempfehlungen" Gast: Katja

Die Ausbildung, Buchempfehlungen und Abschweifen

15.09.2024 58 min

Zusammenfassung & Show Notes

Der Podcast diskutiert verschiedene Themen im Bereich der pädagogischen Arbeit, darunter verkürzte Ausbildungen, Gewaltfreie Kommunikation, Partizipation, Bücher für die pädagogische Arbeit, gesetzliche Grundlagen, Supervision, Teamarbeit, Qualitätsarbeit, pädagogische Ansätze, antiautoritäre Erziehung, Resilienz und Veränderungen in der Kindheit. Es wird die Bedeutung des Verständnisses des Bildungssystems, der Praxiserfahrung und der Bewältigung von Herausforderungen betont. Auch Geschlechterungleichheiten im pädagogischen Bereich, insbesondere für männliche Pädagogen, werden angesprochen. Die Diskussion umfasst auch die Übernahme von Leitungsaufgaben durch Fachkräfte, die Bedeutung klarer Ziele in der pädagogischen Arbeit und empfohlene Verlage für pädagogische Bücher wie Herder. Es wird auch auf wichtige Werke zur Kommunikation wie "Miteinander reden" von Friedemann-Schulz von Thun und die Bedeutung konstruktiver Elterngespräche mit systemischem Ansatz hingewiesen. Es wird betont, wie wichtig es ist, Theorie und Praxis in der pädagogischen Arbeit zu verbinden und sich auf Gespräche mit Eltern vorzubereiten.

Erwähnungen:
Dr. Efthenakis, 
Ebert Stahl, 
Marshall Rosenberg, 
Pierre Bourdieu, 
Ruth Kohn,  
A.S. Neil, 
Raphael Kalisch, 
El Malfalani, 
Taylor Swift, 
Jochen Klein, 
Detlef Trebert, 
Friedemann-Schulz von Thun, 
Watzlawick, 
Viktor Frankel

pädagogisches-duett.de

Transkript

Herzlich Willkommen, liebe pädagogisch Interessierte. Ich bin wie immer der Markus und mit mir hier ist heute...
SPEAKER 2
00:00:06
Katja.
SPEAKER 1
00:00:07
Die Katja, weil der Timo keine Zeit hat. Timo ist familiär eingebunden, genau.
SPEAKER 2
00:00:13
Ja, vielen Dank, Timo.
SPEAKER 1
00:00:15
Und wir warten eigentlich schon ewig, weil die Katja ist nicht nur Podcast-Gast. Wir wohnen in der gleichen Straße und die Katja hat Hausaufgabenbetreuung bei uns gemacht und damit aufgehört, weil... Katja, was machst du jetzt?
SPEAKER 2
00:00:29
Ich bin jetzt in der Ausbildung zur Fachkraft, zur pädagogischen Fachkraft für Grundschulkinder.
SPEAKER 1
00:00:36
Genau. Magst du ganz kurz erklären, warum wir jetzt nicht sagen, dass du Erzieherin wirst, sondern Fachkraft für Grundschulkindbetreuung?
SPEAKER 2
00:00:45
Ja, also es ist so, dass der Erzieherberuf natürlich sehr viel größer aufgestellt ist und fast die Ausbildung, die Arbeit mit Kleinkindern, aber auch mit Jugendlichen und mein Bereich ist tatsächlich die Grundschulbetreuung, die Grundschulkinder. Und diese Ausbildung, die dauert zwei Jahre und die darf ich jetzt machen, weil ich mich dazu entschlossen habe.
SPEAKER 1
00:01:10
Und das Ganze ist ein Theoriejahr und dann direkt das Anerkennungsjahr. Also es ist eine super verkürzte Variante und wird das jetzt, so am Rande, wird auch voll vom Arbeitsamt mit übernommen. Das heißt nicht mehr Arbeitsamt, sondern seit 20 Jahren vom Jobcenter.
SPEAKER 2
00:01:27
Jobcenter oder Agentur für Arbeit, also das sind die zwei Varianten, aber es gibt auch Selbstzahler.
SPEAKER 1
00:01:32
Genau, aber das ist, glaube ich, momentan der schnellste Weg zu einer Fachkraftstelle.
SPEAKER 2
00:01:37
Tatsächlich, ja.
SPEAKER 1
00:01:39
Und das gibt es nicht nur für Grundschulkindbetreuung, sondern eben auch für die Kleinen.
SPEAKER 2
00:01:43
Ja, also man kann auch den Erzieherberuf, aber vier Jahre war mir dann in meinem hohen Alter dann doch zu viel. Also ich bin jetzt nicht mehr 28, obwohl ich gefühlt das schon noch bin.
SPEAKER 1
00:01:54
Ja, das ist also der Weg für QuereinsteigerInnen. Genau. Und jetzt kam es auf mich zu, weil du hast deine erste Schulwoche hinter dir. Ja.
SPEAKER 2
00:02:02
Wie war es? Ja, aufregend, weil tatsächlich sich wieder in die Schülerposition zu begeben, ist herausfordernd erstmal ein bisschen, finde ich. Also sich daran zu gewöhnen, da sitzt man dann und da und da vorne steht jemand. Aber die Lehrer haben das sehr gut gemacht und haben jedem Teilnehmer in dieser Ausbildung Ängste und Sorgen genommen. Es sind ja tatsächlich Quereinsteiger, die schon jahrelang nicht mehr in der Schule waren und natürlich ein bisschen Schiss haben. Schaffen wir das, diesen Stoff in einem Jahr? Ist das nicht alles ein bisschen viel? Und ach, ich habe doch auch noch Kinder zu Hause. Also es ist nicht der normale Schulbetrieb, wenn du jetzt so 18, 19, 20-Jährige hast. Das ist ein bisschen anders und das ist schön.
SPEAKER 1
00:02:48
Das denke ich mir, dass das schön ist. Das war ja so mein großes Manko, als ich in der Ausbildung war. Ich war ja der zweitälteste. Und ich habe mich mit 30 schon schwer getan, da mit 19, 20-Jährigen zu sitzen und so ganz andere Themen zu haben und auch schon jahrelang gearbeitet zu haben. Und genau, ihr müsst halt jetzt diese komprimierte Form der Ausbildung und Lebenserfahrung dann füllen. Ja.
SPEAKER 2
00:03:10
Und auch das ist wieder herausfordernd, weil natürlich wir viel mehr zu erzählen haben. Das heißt, bestimmte Ausführungen können dann auch mal länger dauern.
SPEAKER 1
00:03:18
Ja.
SPEAKER 2
00:03:20
Also wenn man uns fragt, wie war denn deine Grundschulzeit, da wird dann schon mal ein bisschen ausgeholt.
SPEAKER 1
00:03:25
Ja, und vor allem erst mal länger überlegt. Okay. Ich merke bei mir, wie lange ich überlegen muss, wenn mich jemand fragt, wie war deine Grundschulzeit. Da sind ja auch noch ein paar Schulen dazwischen und ein paar Ausbildungen dazwischen.
SPEAKER 2
00:03:37
Ein paar Jahre.
SPEAKER 1
00:03:38
Und da liegt inzwischen ein halbes Leben zwischen mir und meiner Grundschulzeit.
SPEAKER 2
00:03:42
Ja, und vor allen Dingen auch eine komplett andere Zeit, wo Pädagogik ganz anders stattgefunden hat.
SPEAKER 1
00:03:47
Eben.
SPEAKER 2
00:03:48
Aber auch das ist eine tolle Chance oder auch eine Möglichkeit, sich zu reflektieren, weil ich finde, die Reflektion gehört extrem zu unserem Beruf dazu, weil wir natürlich viel von unseren eigenen Erfahrungen ausgehen. Und wenn ich mir aber klar darüber bin, was für ein Schüler war ich oder was für Lernen und Schulerfahrungen habe ich gemacht, dann kann das natürlich hilfreich sein für die Zukunft.
SPEAKER 1
00:04:13
Das ist richtig. Also deswegen fangen wir alle immer mit Bildungsbiografie an. Ich glaube, zur Biografie habe ich auch schon mal eine Folge gemacht. Das war eine Solo-Folge, wo ich darauf eingehe, wie wichtig das ist. Und habe ich die mit dem Timo gemacht? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall haben wir da schon mal drüber gesprochen, dass das eben der Anfang von allem ist und dass man erst mal, wenn man sich auch als Team neu kennenlernt, ich glaube, in dem Rahmen war das, erst mal darüber sprechen muss, wo komme ich eigentlich her und warum verhalte ich mich, wie ich mich verhalte. Und dafür müsste es mir vielleicht erst mal selber klar sein.
SPEAKER 2
00:04:44
Genau. Und dadurch kann ich natürlich auch etwas entwickeln, dass ich weiß, auch meine Eltern, auf die man trifft, haben ihre eigene Biografie und ihre eigene Wahrnehmung und Erlebniswelt, wie Schule ist, und meine Kollegen und natürlich auch die Kinder.
SPEAKER 1
00:05:03
Genau. Und das ist halt so ein Riesenpunkt in der Ausbildung, also in jeder Ausbildung, dass man erst mal schaut, okay, von welchem Punkt komme ich, wo will ich hin und was kann mir dabei helfen, meine Arbeit gut zu machen. Ja. Ihr seid, glaube ich, auch ein relativ kleiner Kurs, hast du erzählt. Ja. Leider. Einstellig. Ja, leider, weil ich brauche natürlich, also nicht ich, aber das System braucht halt ganz dringend neue Fachkräfte und neue Ergänzungskräfte. Deswegen bin ich ganz froh, dass du es machst und hoffe auch einfach, dass es noch mehr Leute werden, die sich dafür entscheiden, die Ausbildung zu machen, aber auf dem Weg, weil ich merke schon, ich profitiere von jungen Menschen genauso wie von erfahrenen Kolleginnen. Ja. Und man muss auch einfach überlegen, wir arbeiten alle bis 67, also mit 40, 45, 50 ist es halt immer noch nicht zu spät, nochmal irgendwie sich da auf den Weg zu machen und was Neues zu lernen.
SPEAKER 2
00:05:56
Ja, also wir haben uns auch gefragt, warum wir so wenige sind und es kam der Verdacht auf, es wird zu wenig beworben.
SPEAKER 1
00:06:03
Wahrscheinlich.
SPEAKER 2
00:06:05
Ja, also die Leute wissen nicht, dass es eine solche Ausbildung gibt. Ja. Vielleicht können wir ja damit ein bisschen aufräumen.
SPEAKER 1
00:06:12
Vielleicht.
SPEAKER 2
00:06:13
Vielleicht gehen wir viral.
SPEAKER 1
00:06:15
Das glaube ich nicht, wobei ich muss sagen, wir sind inzwischen bei 519 FollowerInnen, aber ich glaube, der Großteil ist aus dem Berufsumfeld. Aber auch die könnten ja nochmal, haben es jetzt gehört, und können dann nochmal Werbung dafür machen und es weitergeben und dann wird das so eine Graswurzelbewegung und es dreht sich so weiter, dass es den Ausbildungsgang auch gibt, weil wenn der nämlich nicht wahrgenommen wird, gibt es ihn halt irgendwann nicht mehr.
SPEAKER 2
00:06:43
Das ist wohl so wahr.
SPEAKER 1
00:06:45
Ja.
SPEAKER 2
00:06:46
Aber wir wissen ja auch nicht, wem das wirklich handhaben möchte, also ob das weiterhin gefördert werden soll.
SPEAKER 1
00:06:54
Richtig.
SPEAKER 2
00:06:55
Man weiß es nicht.
SPEAKER 1
00:06:57
So eine große Frage. So, jetzt kamst du auf mich zu und meintest, Markus, ich kriege gar keine Bücher. Mhm. So, dann habe ich gesprochen und jetzt kann ich sagen, okay, du kriegst ganz viele Auszüge aus Büchern, die relevant sind, weil die Erzieherausbildung, die Gegliederte sich halt immer auf dieses Alter von 0 bis 27 bezieht, aber seinen absoluten Schwerpunkt hat in dem Alter von 0 bis 6. Und das ist ja auch so mein Problem. Ich bin jahrelang schon auf der Suche, auch nach Büchern für meine Einrichtung. Was kann ich da reinstellen für die Leute, um Wissen zu vertiefen? Und es ist gar nicht so einfach, weil es zu unserem Grundschulbereich vor allem ganz viel gibt für Lehrer. Ja, stimmt.
SPEAKER 2
00:07:37
Habe ich auch festgestellt.
SPEAKER 1
00:07:38
Also, wenn man anfängt zu suchen, man kommt eigentlich größtenteils auf Didaktik und Methodik von Lehrern und ganz wenig so Freizeitpädagogisches Zeug. Aber ich wäre nicht, wenn ich nicht nach 10 Jahren Suche ein bisschen was zusammengetragen hätte.
SPEAKER 2
00:07:54
Ja, da bin ich gespannt.
SPEAKER 1
00:07:56
Ich glaube, ein paar Bücher habe ich auch schon mal vorgestellt. Ich muss hier mal kurz runtergreifen. Aber kurze Frage.
SPEAKER 2
00:08:01
Es gibt ja diesen Bepp.
SPEAKER 1
00:08:03
Den Bildungsüberziehungs...
SPEAKER 2
00:08:05
Hast du den gelesen mit 500 Seiten?
SPEAKER 1
00:08:07
Ich habe daran mitgeschrieben.
SPEAKER 2
00:08:08
Du hast sogar... Oh.
SPEAKER 1
00:08:10
Da sind ganze zwei Sätze oder vielleicht ein Halbsatz von mir drin. Ich war in meinem... Also, mitgeschrieben ist total übertrieben. Der ist ja geschrieben worden vom Deutschen Jugendinstitut vom Herrn Dr. griechischer Name Efthenakis. Und in München erarbeitet. Und ich war in einer Einrichtung, die hatte den vor Herausgabe zur Erprobung und zum Schauen, da war der noch ganz, ganz dünn. Und ich war noch ganz, ganz jung mit 22, 23 und durfte dann auch meinen Senf mal dazugeben.
SPEAKER 2
00:08:43
Aha, okay. Weil... Natürlich habe ich mir den mal angeguckt. Bin erschlagen worden von so viel, was da drin steht. Und habe mich gefragt, muss ich den kaufen? Muss ich den lesen? Ich habe ihn Gott sei Dank als PDF gefunden im Internet. Also, ich muss ihn nicht kaufen Ich muss ihn trotzdem lesen oder in Auszügen.
SPEAKER 1
00:09:07
Ja, also, das ist immer ein Ding in Auszügen. Vor allem, er ist ja für den Bereich von 0 bis 6. Es gibt kein solches Werk für die Grundschulpädagogik. Aber er ist halt trotzdem... Er funktioniert gut. Also, die Werte, die da drin beschrieben werden, sind die gleichen. Und gerade der Bereich der Übergänge ist wichtig für uns in der Grundschulpädagogik, weil wir dann eben wissen, worauf bereiten denn die Kitas, Kindergärten, Häuser für Kinder eigentlich die Kinder vor? Also, was erwartet uns? Und ich habe den ganz viel genommen und ich gebe den auch immer meinen Studierenden in die Hand und sage, hier, wenn du deine Berichte schreibst, deine Ausarbeitung, das ist immer das Erste, womit du dich beschäftigen musst. Weil wenn du sagst, du willst Ziele formulieren, ist das eine großartige Hilfe. Also, du kommst in Bayern am Bett nicht vorbei und weil dir auch so diese ganze Grundlage für das pädagogische System zumindest mal in München, darüber hinaus kann ich gar nichts sagen, bildet nämlich dieses ressourcenorientierte und dass wir nach Bildungsbereichen arbeiten, weil das machen andere Länder auch anders. Also sehr viel Theorie
SPEAKER 2
00:10:13
und Grundlagenbildung.
SPEAKER 1
00:10:15
Es ist auch wahnsinnig viel Praxis drin, ganz viele Praxisbeispiele sind da drin, aber wenn du den verinnerlicht hast oder zumindest mal verstanden hast, was dieses Buch will, dann weißt du auch, wie das Betreuungssystem die pädagogische Grundlage dafür ist, warum wir arbeiten, wie wir arbeiten.
SPEAKER 2
00:10:33
Anschlussfähig zu sein und zu wissen, auf was für Kinder kommen, was wurde gemacht und auch die Kommunikation wahrscheinlich
SPEAKER 1
00:10:41
untereinander. Genau, und es sind so ein bisschen wie diese Metastudie, also man nimmt aus ganz vielen Bereichen was mit rein und das Bildungsbereich wird halt immer unterkommen. Und da ist halt zu den 13 Bildungsbereichen von mathematisch, naturwissenschaftlich bis religiös und Werteorientierung ist immer was drin, immer mit einem Beispielprojekt und mit Erfahrungsberichten und mit dem kann man gut arbeiten. Okay. Ja, also der steht auch auf meiner Liste.
SPEAKER 2
00:11:11
Ja, dann haben wir den ja schon mal abgehandelt. Und wir finden ihn als PDF im Internet, wenn wir suchen. Wir müssen ihn
SPEAKER 1
00:11:17
nicht kaufen. Der ist auch tatsächlich bei den markierten Büchern. Und er sollte eigentlich auch in jeder Einrichtung liegen. Bei uns liegt er sechsmal, in jedem leeren Haus einmal.
SPEAKER 2
00:11:27
Also kann ich mir den auch ausleihen?
SPEAKER 1
00:11:29
Nein? Ich gehe so wahnsinnig um in Büchern raus, weil es kommt dann doch öfter mal vor, dass ich sie nachbestellen muss. Und der BEP ist nicht ganz günstig.
SPEAKER 2
00:11:39
Nein, ich habe ja die PDF.
SPEAKER 1
00:11:41
Genau. Wenn man sich jetzt wirklich mit seinem Beruf identifiziert und das zum Teil seiner Persönlichkeit macht, hat man die noch irgendwann stehen.
SPEAKER 2
00:11:49
Okay.
SPEAKER 1
00:11:51
Was habe ich noch als Standardwerk in der Einrichtung stehen? Die Liste ist lang.
SPEAKER 2
00:11:59
Bekomme ich die?
SPEAKER 1
00:12:01
Du bekommst die Liste. Aber ich gehe auch nur in Auszügen drauf ein, weil über die Namen in Gruppen habe ich schon ganz oft gesprochen. Das ist geschrieben von Ebert Stahl. Das habe mir mein Chef geschenkt, als ich als Leitung angefangen habe. Ist ein relativ dickes Fachbuch, liest sich gut weg. Und da geht es nur darum, wie funktionieren Gruppen miteinander? Wie ist der Gruppenkreislauf? Welche Rollen gibt es? Wahrscheinlich das aktuellste Werk, wenn es um Gruppenpädagogik geht.
SPEAKER 2
00:12:27
Kannst du noch mal den Namen nennen? Habe ich jetzt nicht gehört.
SPEAKER 1
00:12:29
Dynamik in Gruppen von Ebert Stahl. Okay. Du wirst ganz viele andere kennenlernen, Tausch und Tausch. Und sie fallen mir gerade alle nicht ein. Aber auf jeden Fall das alles zusammengefasst findet man auch in Dynamik in Gruppen. Das habe ich auch tatsächlich, das kannst du dir bei mir ausleihen, sobald ich es wieder gefunden habe.
SPEAKER 2
00:12:49
Und dieses Buch, würde jetzt zu welchem Fach gehören? Also Gruppendynamik, ist es dann?
SPEAKER 1
00:12:57
Das ist ja immer so ein bisschen schwierig bei uns. Wahrscheinlich zu Pädagogik. Ebert Stahl ist, was ist der, Sozialpädagogik?
SPEAKER 2
00:13:07
Psychologie eigentlich ja auch.
SPEAKER 1
00:13:09
Ja, Psychologie, Praxis und Methodenlehre, weil du ja daraus ziehst, wie du, also in dem Buch steht auch ganz klar, welche Rolle die Gruppenleitung in welcher Phase hat.
SPEAKER 2
00:13:19
Ah okay, spannend.
SPEAKER 1
00:13:21
Das ist natürlich wichtig. Ich werde auch heute ganz oft auf alte Folgen verweisen, weil zu Gruppendynamik haben wir auch mal
SPEAKER 2
00:13:27
eine Folge gemacht. Dann kann ich nur hoffen, dass auch in der Schule das auf eine veranschauliche Art und Weise beigebracht wird, weil Gruppendynamik lernst du ja am besten durch die Selbsterfahrung.
SPEAKER 1
00:13:39
Ich kenne jetzt so, ich weiß jetzt euren Lehrplan nicht, aber ich weiß, was seit 100 Jahren unterrichtet wird und da werden halt die plakativen Gruppenrollen unterrichtet und die Vier-Gruppen-Phase. Genau. Mir war das zu überflächlich, es hat einen Grund, warum es da in 400 Seiten ein starkes Buch zu gibt, nur zu diesem Thema. Okay. So, dann Standardwerk, was man auf jeden Fall lesen muss, aber sich nicht daran halten muss, weder an mich liegt, ist Gewaltfreie Kommunikation von Rosenberg, von Marshall Rosenberg. Das ist das Buch mit den Ich-Botschaften. Liegt nicht jedem, sollte man aber trotzdem die Methode kennen, weil sie in manchen Situationen, vor allem in Elterngesprächen, unabdingbar ist.
SPEAKER 2
00:14:19
Ja, absolut. Möglichkeitsraum erweitern für dein Gegenüber.
SPEAKER 1
00:14:27
Wenn wir sagen, ich rede jetzt nicht zu jemandem, der da so ganz fachfremd ist, du hast ja vorher schon mal eine Ausbildung gemacht, wo es darum ging, mit Menschen zu arbeiten, findet sich leider nur gerade nichts drin, deswegen machst du noch eine Ausbildung. Also manche Sachen, nur damit die Zuhörenden es auch wissen, sind die geläufig.
SPEAKER 2
00:14:45
Genau, also mit dem Systemischen und mit Kommunikation kenne ich mich ganz gut aus.
SPEAKER 1
00:14:49
Eben. Dann eins meiner Lieblingsbücher ist Mit Kindern Demokratie leben. Also es wird ja auch immer wieder gefordert, Partizipation und die Kinder mitmachen lassen. Wobei wir da auch sagen müssen, also wenn wir über Partizipation in der Einrichtung reden, müssen wir uns immer klar sein, das ist asymmetrische Partizipation. Also die Kinder haben genau so viel Macht, wie die Erwachsenen zulassen. Und es ist immer klar, wo die eigentliche Macht liegt, das ist den Kindern klar, das ist uns klar. Aber in dem Buch, das ist ein kleines grünes Büchlein, das hat nicht so viele Seiten, sind schöne Praxisbeispiele drin, was man eben umsetzen kann. Okay, sehr gut. Genau, beim BEP haben wir gesprochen. Dann habe ich hier, die 6- bis 12-Jährigen heißt dieses Buch. Genau, die Liste findet ihr natürlich auch unter unserem Link, unserer Landingpage. Aber ich packe es hier vielleicht auch nochmal bei Insta mit rein. Bei der folgenden Werbung. Also die 6- bis 12-Jährigen, da geht es eben um diese verschiedenen Kindheitsthemen, die man in dem Alter hat. Und es ist eines der ganz wenigen Bücher, die sich abseits von Schule damit beschäftigen. Kann ich auch sehr empfehlen, weil es eben das Kind in seinen verschiedenen Lebenswelten beleuchtet. Also das Kind und die Medien, das Kind in der Familie, das Kind und Freundschaft.
SPEAKER 2
00:16:07
Gutes Buch. Okay, super.
SPEAKER 1
00:16:09
Dann kommt jetzt was für dich. Systemische Pädagogik. Es gibt ein Buch, ein Standardwerk. Es heißt eben einfach nur Systemische Pädagogik. Und es hangelt sich auch an so einem Fallbeispiel entlang und macht es wunderschön auf. Da geht es um einen Schüler, der in der 9. oder 8. Klasse in der Schule nicht mitkommt. Dann wird Stück für Stück dieses System aufgemacht hinter dem Kind, warum es dem in der Schule so schwer fällt. Weil er zu Hause so viele Aufgaben hat, weil es so laut zu Hause ist und so weiter.
SPEAKER 2
00:16:43
Also es schult den systemischen Blick, was sehr wichtig ist, wenn wir ganz heidlich, sage ich mal,
SPEAKER 1
00:16:49
arbeiten mit den Kindern. Weil wenn wir uns die Systemtheorie als Systemtheorie blank anschauen, dann ist das ein Konzept, was halt eigentlich zu groß ist, um da jetzt kurz drüber zu reden.
SPEAKER 2
00:17:01
Ja, das stimmt allerdings. Aber man kann es auch ein bisschen vereinfachen, indem man einfach das Ganze, das große Ganze in das Blickfeld rückt.
SPEAKER 1
00:17:11
Und da ist eben systemische Pädagogik ganz gut. Absolut. Ja, dann eins, wo man mal reinschauen könnte, ist das Bayerische Kinderbetreuungs- und Bildungsgesetz, das BayKiBiG. Weil da steht drin, was wir eigentlich zu tun haben. Nämlich zu erziehen, zu bilden und zu betreuen.
SPEAKER 2
00:17:31
Was auch immer das
SPEAKER 1
00:17:33
heißt. Genau, und das ist so die Grundlage, von der alles ausgeht in Bayern, ist halt das BayKiBiG. Und das zweite Gesetz, das haue ich gleich mit rein, ist das SGB VIII, das Sozialgesetzbuch VIII für die Kinder- und Jugendhilfe. Das sind so die beiden gesetzlichen Grundlagen, die wir haben. Und die sollte man auch zumindest mal in der Hand gehabt haben und so grob mal reingeschaut haben. Weil da steht auch drin, dass wir einen Elternbeirat bilden müssen und solche Sachen, wie die Finanzierung funktioniert. Und ich bin schon der Meinung, je mehr man über seinen Beruf weiß und das Berufsfeld, in dem man arbeitet und das System versteht, umso besser ist man auch in seiner
SPEAKER 2
00:18:07
Arbeit. Absolut, es eröffnet eine Perspektive, die ich natürlich aufgrund meines Lebenslaufs nicht habe. Richtig. Ich habe immer nur den Blick letzten Endes, als Kind habe ich den Blick der Schülerin gehabt, als Mutter habe ich den Blick des Elternteils gehabt. Der Blick der Kundschaft. Jetzt als Oma ist auch nochmal ein anderer Blick, aber jetzt selbst im System zu arbeiten, macht Sinn, das System dann auch zu kennen. Und die Grundlagen und die Strukturen.
SPEAKER 1
00:18:39
Und für mich ist es immer ganz herausfordernd, wenn Menschen in dem System arbeiten, seit vielen, vielen Jahren, aber das System nicht verstanden haben. Sondern immer noch so ich will jetzt gar nicht negativ werden, aber es gehört schon dazu, als Fachkraft und als Ergänzungskraft, wenn man mit jungen Menschen arbeitet, einfach seinen Horizont zu erweitern und dieses System, in dem man arbeitet, das Bildungssystem zumindest in Ansätzen zu verstehen, weil, wenn wir ganz fies sind, müssen wir auch sagen, dass wir hier einfach Leichenschändung betreiben, seit langer, langer Zeit mit dem Bildungssystem und dass es halt auch gerade nicht besser wird.
SPEAKER 2
00:19:17
Okay, dazu kann ich jetzt noch nicht so viel sagen. Natürlich war ich auch in einer Einrichtung, konnte bestimmte Dinge beobachten, habe mir meine Gedanken gemacht, aber das Große und Ganze noch zu überblicken, glaube ich, da fehlt mir noch vielleicht das eine oder andere Buch, das ich mir nach dieser Session kaufen werde.
SPEAKER 1
00:19:37
Ich weiß es nicht. Und die Praxiserfahrung. Genau, und vor allem die Praxiserfahrung, die bringt es halt dann mit sich. Und wenn man dann beim größten öffentlichen Träger der Welt, zumindest mal Europas, arbeitet, dann weiß man auch, was so dieses System bedeutet, wie langsam sich das verändert und da ist Systemik dann schon ganz gut, mal einen Blick drauf zu werfen, um zu verstehen. Und das hilft auch, nicht frustriert zu werden. Warum sich manche Sachen nicht verändern oder nur sehr langsam verändern, wenn man einfach weiß, wie viele Räder sich bewegen müssen, bis irgendwann beim Kind eine Veränderung ankommt. Umso wichtiger, dass
SPEAKER 2
00:20:11
wir aber wissen, dass der Einzelne letzten Endes in der Situation natürlich schon sehr viel machen kann. Was dann auch wiederum eine Erleichterung ist. Für mich ist es eine Erleichterung. Ich weiß, dass ich das System nicht von außen als Einzelperson sowieso nicht verändern kann, sondern es sind meine Persönlichkeit, meine Intuition, mein, wie ich halt bin, kann ich auf die Situation einwirken und vielleicht auch bestimmte Dinge anregen. Richtig. Das hilft mir natürlich,
SPEAKER 1
00:20:47
nicht frustriert
SPEAKER 2
00:20:49
zu werden, hoffe ich zumindest.
SPEAKER 1
00:20:51
Mal schauen. Jeder ist irgendwann frustriert. Einmal im Jahr haben wir alle eine Phase, wo wir ein bisschen mehr auf LinkedIn sind als sonst. Okay, verstehe.
SPEAKER 2
00:21:01
Aber es gibt doch auch sicherlich Unterstützung für Pädagogen oder für Menschen, die mit Kindern in dem System arbeiten. Okay, du guckst mich jetzt schon so an.
SPEAKER 1
00:21:11
Also rein theoretisch...
SPEAKER 2
00:21:13
Ich als Therapeutin müsste ja letzten Endes immer wieder in die Supervision gehen und so weiter.
SPEAKER 1
00:21:19
Das wäre schon so eine längere Folge. Supervision bedeutet ja erstmal, ich bekomme Unterstützung und jemand zeigt mir eine andere Perspektive auf die Herausforderung, in der ich gerade stecke. Und die Herausforderung in unserem System ist, dass Supervision ganz oft damit verbunden wird, die holt man erst, wenn es nicht mehr weiter geht. Und nicht, dass es ein Standard ist. Es ist jetzt nicht so, dass wir jetzt durchgehend einmal im Monat, einmal im Quartal eine Supervisionseinheit hätten für die Leute, sondern die müssen wir anfordern, die müssen wir begründen. Da muss entweder ein neuer Prozess für da sein oder es gibt tatsächlich schwerwiegende Konflikte in der Einrichtung. Dann bekommst du eine Supervision.
SPEAKER 2
00:22:03
Schade eigentlich, weil letzten Endes haben wir ja immer mit irgendwas zu tun und bräuchten vielleicht noch eine neue Perspektive oder einen neuen Lösungsansatz und den kannst du in der Regel nicht entwickeln, wenn du in den Spiegel guckst, sondern du brauchst ein Gegenüber dafür.
SPEAKER 1
00:22:19
Das war übrigens auch mal der Plan von dem Podcast ganz am Anfang, dass es in so eine Richtung geht, aber da die ZuhörerInnenbeteiligung etwas gegen Null tendiert, setzen wir uns alle zwei Wochen hin, ziehen uns irgendein Thema aus den Fingern und sprechen da drüber. Also eigentlich war es mal der Fall, dass die Idee, dass wir Gesprächungen machen, das können wir aber nicht mit Fällen aus der Einrichtung machen, weil dazu werden wir zu viel gehört, auch im engen Freundeskreis, im engen Freundeskreis, aber es kamen auch so keine Fälle oder Themenvorschläge und deswegen sitzen wir jetzt so immer wieder da und überlegen uns selber was. Ich weiß nicht, ob wir demnächst irgendwann in die Wiederholung kommen, aber davon lebt ja der Beruf auch, von der Wiederholung. Jetzt kommen wir zu einem meiner absoluten Lieblingsautoren, nämlich Pierre Bourdieu, das Buch heißt auch nur Pierre Bourdieu, da wird einfach sein Gesamtwerk einmal zusammengefasst und da beziehe ich mich ja ganz viel drauf in meine Erziehungsziele. Also bei Pierre Bourdieu, der hat so diese vier Kapitela, Kapitale definiert, das soziale Kapital, das finanzielle Kapital, das Bildungskapital und darum geht es mir gerade, weil wir im Brennpunkt arbeiten, zu sagen, es ist trotzdem wichtig, dass die Kinder auch klassische Bildungsinhalte mitbekommen, dass sie Tischmanieren vermittelt bekommen, damit denen nicht die Tür direkt beim ersten Eindruck verschlossen wird. Dass die so ein bisschen klassische Musik mitbekommen, hier und da was. Also auch Chancen,
SPEAKER 2
00:23:55
Vergleichheit oder Bildungsgerechtigkeit, wie man das so schön sagt.
SPEAKER 1
00:23:59
Da kommen wir dann gleich im dritten Teil dazu, nämlich Bücher, die nicht auf der Liste sind, die ich privat auch tatsächlich gelesen habe. Dann gibt es ein schönes Buch, Philosophie mit Kindern. Da ist auch völlig wurscht, was man nimmt. Ich habe da eins, was ich in die Einrichtung gestellt habe. Da geht es eben darum, wie komme ich mit Kindern ins Gespräch, wie behandle ich schwere Themen. Das ist eine eigene pädagogische Methode. Ich mag das sehr. Wir haben eine Kollegin, die macht das ganz toll. Ich glaube, das würde dir schon auch liegen. Also Philosophie mit Kindern ist wirklich eine schöne Methode. Und das Buch dazu zu nehmen, wo ich auch die SBN da habe, ist nicht verkehrt. Das ist ein Methodenbuch. Und das Letzte ist, was du ganz oft hören wirst, je nachdem mit welchen SozialpädagogInnen du in Kontakt kommst, ist Störungen haben Vorrang. Das ist so ein Leitsatz aus der themenzentrierten Interaktion. Die themenzentrierte Interaktion ist verwandt mit der Systemtheorie. Da geht es eben darum, wann verhandle ich welches Thema. Das hat die Ruth Kohn geschrieben. Das habe ich jetzt hier dabei. Ich habe es auf jeden Fall, aber ich habe es jetzt nicht mit runtergenommen.
SPEAKER 2
00:25:11
Die Ruth schreibt ja generell
SPEAKER 1
00:25:13
gute Bücher. Genau, und die themenzentrierte Interaktion ist halt ihr Standardwerk. Und wenn man sich da mal durchliest und so ein bisschen langhangelt, dann hat man da einen guten Leitfaden, wie man sich selber gut durch den Tag bringt.
SPEAKER 2
00:25:29
Und mit Störungen, was ist damit gemeint? Alles ist eine Störung.
SPEAKER 1
00:25:33
Wenn wir jetzt gerade in einer Teamsitzung sind und der Hausmeister kommt, dann hat der Hausmeister Vorrang. Weil die komplette Aufmerksamkeit ist ja weg von dem eigentlichen Thema, weil gerade eine Störung geschehen ist und die Aufmerksamkeit immer zur Störung wandert. Und deswegen muss die zuerst verhandelt werden.
SPEAKER 2
00:25:53
Dann kann man ja nur hoffen, dass der Unterricht oder der pädagogische Alltag, in dem wir uns befinden, nicht aus 80 Prozent Störung besteht.
SPEAKER 1
00:26:03
Also auch uns schon. Also ein Tag ohne Störung ist ja bei uns im Haus zum Ganzen die Ruth anstrengend.
SPEAKER 2
00:26:11
Ja. Die Frage ist, was ist, wenn es zu viel Störung ist?
SPEAKER 1
00:26:15
Und die Normalität? Dann ist die Störung aber immer die Normalität. Dann weißt du, mein Alltag besteht daran, dass ich mich von Konflikt zu Konflikt durcharbeite, von Vorfall zu Vorfall und dass ich irgendwo im Tag ein, zwei Stunden Ruhe habe.
SPEAKER 2
00:26:31
Aha, okay, verstehe.
SPEAKER 1
00:26:33
Wie die Hausaufgabenzeit, in der dann gearbeitet wird. So, die Liste ist noch viel länger. Hier, bitte schön.
SPEAKER 2
00:26:39
Also das ist die offizielle Liste, wo man gucken kann.
SPEAKER 1
00:26:43
Das ist so das, was ich für das Haus, in dem ich arbeite, zusammengestellt habe an Standardwerk, was in jedem Teamzimmer steht, wo die Leute, wo ich finde, dass es eine gute Sammlung ist, wenn man so ein bisschen was thematisch hat. Unten stehen noch ein paar Bilderbücher drauf, mit denen man gut arbeiten kann.
SPEAKER 2
00:27:01
Dankeschön. Bitte schön. Darf ich das an meine Mitschülerinnen weiterleiten? Natürlich. Bitte zusammen mit dem Podcast.
SPEAKER 1
00:27:07
Das ist sehr nett. So, dann kommen wir jetzt nämlich zum nächsten Teil, zu Büchern, die ich selber benutze, also was Arbeitsbücher für mich sind, die aber nicht mehr in der Einrichtung stehen. Das ist einmal das kleine Handbuch zum Situationsansatz. Darf ich das? Von dem wirst du ganz viel hören. Den hat auch das DJI entwickelt. Das ist auch nur noch antiquarisch
SPEAKER 2
00:27:35
zu bekommen. Also bei Ebay?
SPEAKER 1
00:27:37
Nee, ich habe es bei Amazon antiquarisch gekauft, glaube ich. Und da geht es eben, also vom Situationsansatz wirst du wahnsinnig viel hören. Und das ist nicht, wir gehen mit einer Situation um, in die wir jetzt reinfallen, sondern wie bauen wir im Tag Situationen, aus denen Kinder was lernen können? Also wie bauen wir eine Essenssituation auf zum Beispiel? Wie bauen wir die Hausaufgabensituation auf? Wie ist das Ankommen gestaltet? Warum gestalten wir das so, damit wir nicht, also das ist weg von diesem Angebot. Also wir machen keine Angebote mit den Kindern, machen wir schon auch, aber wir bauen pädagogische Situationen, in denen die Kinder was lernen. Und das ist inzwischen auch schon so Standard, dass du das Buch halt nicht mehr aufgelegt bekommst. Und diese
SPEAKER 2
00:28:21
Möglichkeit hat dann auch so jemand wie ich? Also die dann, oder ist das eher etwas, was vorgegeben wird von der Leitung, oder ist
SPEAKER 1
00:28:31
das da? Nee, es funktioniert ja eigentlich so pädagogische Arbeit, dass du in deinem Team miteinander besprichst, wie möchtest du, die sind alle ausgelegt, wie möchtest du den Alltag bei dir im Haus gestalten? Und dann gehst du eigentlich in den Aushandlungsprozess, in der Qualitätsarbeit und sagst, okay, wie wollen wir die Ankommenssituation gestalten und warum? Und jetzt haben wir aber auch bei uns im Beruf natürlich verschiedene Menschen mit verschiedenen Ambitionen, verschiedenen Wissensständen, verschiedenen Ausbildungsständen, die in Sachen unterschiedlich wichtig sind. Und nicht jeder ist da wie ich, der sich über jede einzelne Sekunde im Tag die pädagogisch analysieren will. Für manche ist es okay, wenn die Kinder einfach gut durch den Tag kommen, eine gute Zeit haben und am Ende fröhlich aus dem Haus gehen. Und das ist auch ein Ansatz. Meiner ist halt ein bisschen anders. Und deswegen hat man dann schon manchmal mehr Gewicht. Aber das hatte ich schon bevor ich Leitung wurde. Da ich gesagt habe, also wenn wir jetzt sagen, die Kinder kommen an, warum machen wir Sachen wie? Das ist pädagogische Arbeit.
SPEAKER 2
00:29:43
Das habe ich auch schon festgestellt. Es muss begründbar sein. Es muss schlüssig sein. Ja, verstehe.
SPEAKER 1
00:29:53
Und es muss aber auch von allen Beteiligten akzeptiert sein. Es gibt da so eine Smart-Formel, nennt sich das, wie man Ziele aufbaut. Ich kriege die nie zusammen. Aber da ist eben auch spezifisch, es muss ganz klar sein. Es muss von allen akzeptiert sein. Es muss terminiert sein.
SPEAKER 2
00:30:13
Nicht kontrollierbar, sondern letzten Endes überprüfbar im Sinne von, habe ich mein Ziel erreicht?
SPEAKER 1
00:30:21
Es muss evaluierbar sein, messbar.
SPEAKER 2
00:30:23
Messbar, genau.
SPEAKER 1
00:30:25
Und das R steht auch noch für irgendwas. Für? Reflektierbar, keine Ahnung. Kann man nachschauen, kommt eigentlich auch nicht aus der Pädagogik, sondern wie immer aus BWL.
SPEAKER 2
00:30:37
Ich kenne das Smart-Modell, aber wie gesagt, vergessen. Ich weiß, dass es das gibt und wie wichtig es ist, sich Ziele zu setzen und wie man sie sich setzen kann.
SPEAKER 1
00:30:47
Ja. Das ist manchmal ganz erschreckend, wie viel wir uns dann eigentlich, also wie sich Qualitätsmanagement in allen Bereichen gleicht. Ist jetzt vollkommen egal, ob du in irgendeiner großen produzierenden Firma arbeitest oder in der Pädagogik. Am Ende ist Qualität immer
SPEAKER 2
00:31:07
verifizierbar. Ja, auch in der Therapie ist
SPEAKER 1
00:31:09
das so.
SPEAKER 2
00:31:11
Wenn du ins Blaue hinein therapierst, macht das oft wenig Sinn. Es muss irgendwo auch eine Zielsetzung geben, die es zu vereinbaren gilt. Eben.
SPEAKER 1
00:31:21
So, apropos Zielsetzung, dann kommen wir zu einem meiner absoluten Lieblingsbücher, das ich auch ständig und immer wieder erwähne, was auch nicht mehr aufgelegt wird. Daniel, Theorie und Praxis der Antiautoritären Erziehung. Das Beispiel Summerhill. Da geht es eben darum, wie Kinder selbst verwaltet sind. Auf dem basieren dann auch Kinderläden und die ganze verschriebene antiautoritäre Erziehung. Wenn man sich das aber mal wirklich durchliest und die Idee verinnerlicht, dann merkt man, dass wir da eigentlich auch hinwollen. Nur, dass wir es halt inzwischen Partizipation nennen und Kinder beteiligen und
SPEAKER 2
00:32:01
Also wir formulieren es nur mit einer
SPEAKER 1
00:32:05
anderen Sprache heutzutage. Wir machen auch ein bisschen andere Sachen. Wir lassen die Kinder nicht ganz so selbstverwaltet sein wie in Summerhill. Und wenn jetzt was kaputt gemacht wird, dann sprechen wir darüber und dann werden wir aber auch für Ersatz sorgen. Also es ist vollkommen klar, dass die Erwachsenen eine verantwortungsvolle Rolle haben in unserem Konstrukt und eine mächtige Rolle haben, dass wir die auch nicht abgeben können. Was da sehr spannend ist, dass Summerhill eben ohne AS Neil nicht mehr funktioniert hat.
SPEAKER 2
00:32:33
Ja, das ist ja sowieso sehr spannend. Letzten Endes kommt es ja immer auf die Person selber drauf an. Also unsere eigene Persönlichkeit ist der größte Wirkfaktor in der Arbeit mit Kindern. Sehe ich auch so.
SPEAKER 1
00:32:49
So.
SPEAKER 2
00:32:51
Also ist es wissenschaftlich nicht möglich, dieses Konzept durchzuziehen. Also nicht auf die Art und Weise,
SPEAKER 1
00:32:57
was auf eine Person ausgerichtet war. Aber man kann, ich finde, Ideen mitnehmen und es ist ein sehr wertschätzender pädagogischer Ansatz Kindern gegenüber.
SPEAKER 2
00:33:07
Generell ist es ja ganz wichtig, auch solche Bücher zu lesen, weil es gibt plötzlich Aha-Momente in jedem Buch. Und dann hat es sich schon gelohnt, auch wenn du dich durch 20, 30, 40 Seiten quälen musst, wo du denkst, warum lese ich dieses Buch? Aber es kommt der Punkt,
SPEAKER 1
00:33:23
wo man weiß. Also bei dem muss ich mich nie quälen. Ah, okay. Bei dem muss ich mich nie quälen, weil es Nils sehr angenehm
SPEAKER 2
00:33:29
schreibt. Und weil es ein Erfahrungsbericht ist, letzten Endes. Ja. Okay.
SPEAKER 1
00:33:33
So, dann habe ich ein relativ neues Buch jetzt mal von Raphael Kalisch, Der resiliente Mensch. Das ist eine Metastudie, wo es darum geht, wie entsteht Resilienz, wo entsteht die, woran kann man die erkennen, kann man die fördern. Also es ist so mit das Erste, was darauf eingeht, dass es auch genetische Faktoren gibt, weil das letzte Mal, wir haben über Resilienz auch schon mal im Podcast gesprochen, da bin ich sehr über die Unterrichtsunterlagen aufgeregt, weil da die genetische Komponente gar keine Rolle spielt. Und daran kann man auch sehen, dass unsere, die Einmerker kannst du übrigens alle raus machen, dass wir immer aus drei Säulen geformt sind, nämlich immer aus Veranlagung, also Genetik, Beziehung und Umwelt. Und das zeigt das Buch hier ganz gut und eben auch, warum wir resilient sind oder nicht resilient sind und wo das liegt.
SPEAKER 2
00:34:29
Spannend, vor allen Dingen, wie kann ich Resilienz als Pädagoge herstellen? Kann ich das? Gar nicht. Das ist eben genau die Frage. Da bin ich dann auch immer wieder bei der Beziehung. Ich kann eigentlich immer über die Beziehung natürlich vieles, also zu einem einzelnen Kind zum Beispiel an Resilienz eventuell erzeugen, aber sicher ist das auch nicht.
SPEAKER 1
00:34:53
Richtig und wenn man überlegt, dass wir eh schon nur Teil der Erziehung sind und das nur ein Drittel ausmacht und wie viel Zeit wir da mit den Kindern verbringen und dass wir keine Bindung haben, sondern nur eine Beziehung, dann wird relativ klar und das nimmt ganz viel Druck von einem, dass unser Einfluss gar nicht so riesengroß ist. Und dann kann man auch ein bisschen distanzierter an die ganze Sache rangehen und kann sagen, okay, ich habe hier einen Auftrag und ich habe hier ein Ziel und mein Ziel ist es, dass das Kind mit Messer und Gabel ist und das kann ich erreichen. Aber ich kann nicht erreichen, diesen Menschen zu einem glücklichen Menschen zu machen. Also wenn ich mit dem Anspruch rangehe, dann kann ich nur frustriert aus meinem Tag rausgehen. Ja. Und ich finde, also der Resiliente Mensch ist tatsächlich ein relativ komplexes Fachbuch. Da musste ich auch mehrmals drüber lesen, weil das halt einfach eine zusammengefasste Studie ist. Auch wieder mit vielen Beispielen. Also es liest sich dann schon ganz gut, aber es sind auch viele Fachbegriffe drin. Also ich musste schon ab und zu mal Google für Begriffserklärungen zur Hilfe rufen.
SPEAKER 2
00:35:57
Aber das Gute ist, wenn wir das einmal gemacht haben, es erweitert uns ja. Wir wissen ja, wenn wir es einmal gegoogelt haben, bleibt es für immer. Achten. Genau. Hoffentlich.
SPEAKER 1
00:36:09
So, dann habe ich noch eins dabei. Das ist eine relativ alte eine relativ alte Abschlussarbeit. Und zwar ist der Lebensraum des Großstadtkindes, der wurde geschrieben 1935.
SPEAKER 2
00:36:29
Ach, da haben wir uns glaube ich schon mal drüber unterhalten.
SPEAKER 1
00:36:31
Genau. Also es geht über mehrere Stationen, aber es beginnt eben 1935. Und es ist ganz spannend, weil da kommt, wenn man das so mit heute vergleicht, merkt man, dass das Kind keine gesellschaftliche Relevanz mehr hat. Weil Kinder nicht beim öffentlichen Raum stattfinden. Kinder sind in Institutionen. Ja. Gerade in der Großstadt sehr oft und sehr lange. Oder, wenn sie das nicht sind, auf Spielplätzen. Also so die Situation, die wir jetzt hier bei uns in der engeren Nachbarschaft haben, dass die Kinder hier überall auf der Straße spielen und einen großen Raum einnehmen und den kompletten Giebig belagern und einfach im öffentlichen Raum stattfinden, hat man nicht mehr.
SPEAKER 2
00:37:17
Ja. Also in der Großstadt auf jeden Fall. Also kann ich so unterschreiben. Die Räume sind kleiner geworden für die Kinder. Sie sind regulierter geworden.
SPEAKER 1
00:37:27
Und auch im ländlichen Raum gibt es aber tatsächlich ist das mehr jetzt anekdotische Evidenz. Da haben die Leute halt ihre riesigen Zäune um ihre Grundstücke. Da steht ein Trampolin drum. Da besuchen sich die Kinder gegenseitig, aber die Spielplätze sind leer. Also da ist es sogar noch eingeschränkter.
SPEAKER 2
00:37:47
Ab einem gewissen Alter mit Sicherheit.
SPEAKER 1
00:37:49
Ja. Und es ist halt ein Problem, dass daran erkennt man eben, dass die Kinder keine Relevanz mehr haben. Ich meine, wir haben mehr Auto-Neuzulassungen, als wir haben in einem Jahr. Okay. Und das habe ich, da kam ich eben drauf mit dem Buch.
SPEAKER 2
00:38:09
Ja, das ist sehr spannend. Weil es erklärt natürlich auch diese veränderte Kindheit. Und die ist natürlich auch wichtig,
SPEAKER 1
00:38:17
das zu realisieren.
SPEAKER 2
00:38:19
Wie ist denn die Kindheit heutzutage? Wie ist die Lebensrealität der
SPEAKER 1
00:38:23
Kinder? Und da geht es wieder drum, bei dem anderen Buch, was ich vorgestellt habe, die 6- bis 12-Jährigen. Da geht es darum, wie funktioniert Kindheit heute? Ja. Genau, dann kommen wir zum allerletzten Buch. Da schlage ich jetzt den Haken wieder zurück zur Leichenschändung. Das ist von
SPEAKER 2
00:38:39
Alazin. Das hört sich so brutal an.
SPEAKER 1
00:38:41
El Malfalani, Mythos Bildung. Also El Malfalani ist wahrscheinlich gerade der Rockstar unter den Soziologen in Deutschland. Der hat drei Bücher geschrieben, eben Mythos Bildung, dann das Integrationsparadox und noch ein Buch, da fällt mir gerade der Titel nicht ein, da geht es um Fremdenfeindlichkeit. Und in Mythos Bildung hat er eben geforscht und es gibt nicht so viel Forschung dazu, warum unser Bildungssystem so schlecht ist und wie man es ändern kann. Also um das Buch kommt man eigentlich nicht rum, weil es sehr viele Antworten gibt und ganz viele Vergleiche anstellt. Das habe ich digital ungebunden, weil ich es so gut finde. Und er schreibt super zusammenhängend und dann wird eben auch klar, dass wir in einem System arbeiten, was so verharzt ist, dass sich da nichts mehr drin bewegt. Dass Föderalismus ein Riesenproblem ist, ihn abzuschaffen aber auch ein Riesenproblem ist. Und dass es schwierige Ansatzpunkte machen und er sagt eben auch, dass Ganztag eine Riesenchance ist für die Bildungsgerechtigkeit. Also das, was wir jetzt gerade bei uns in der Einrichtung machen, dass ab 26, dass jedes Kind einen Ganztagesplatz hat, egal wie er gestaltet ist, weil da ist wieder ganz oft so, dass die Leute nur von Schule ausgehen, von der Ganztagsschule. Aber darum geht es ja nicht, es geht ja um Betreuung. Es geht einfach nur darum, dass die Eltern gesichert mehr arbeiten können. Also es ist ein rein kapitalistischer Antrieb, dass wir die Ganztagsbetreuung kriegen und nicht die Ganztagsbildung. Weil sonst wäre das auch anders benannt worden, dann hätten wir einen Bildungsauftrag damit bekommen. Aber wir haben einen Betreuungsauftrag und dementsprechend ist das System auch ausgestattet und aufgebaut.
SPEAKER 2
00:40:41
Also ich kann natürlich als Neuling da noch
SPEAKER 1
00:40:45
nicht überblicken,
SPEAKER 2
00:40:47
inwiefern dieses Programm, dieses Ganztagsbetreuung tatsächlich zur Bildungsgerechtigkeit und zur Chancengleichheit beiträgt. Also ich weiß natürlich, es ist besser, dass ein Kind in einer Einrichtung gut betreut ist, als dass es irgendwie auf der Straße rumrennt, die voller Autos ist oder wie auch immer. Also dass das schon mal ein guter Ansatz ist. Aber wir wissen ja auch, da wo wir ein Problem gelöst haben, tauchen neue Probleme auf und das werde ich mir jetzt mal angucken, mal schauen.
SPEAKER 1
00:41:21
Und Bildung ist halt teuer.
SPEAKER 2
00:41:23
Ich war letztes Jahr, vorletztes Jahr auf der Bildungsdemo in München mit erschreckend wenig Beteiligung der Eltern. Es waren einige Pädagogen, viele Lehrer da, wo gefordert wurde, wieder mehr Geld für die Bildung auszugeben und dass das Kapital letzten Endes irgendwo zurückgehalten wird. Und allen Menschen ist es eigentlich klar, dass es so nicht geht. Aber niemand weiß,
SPEAKER 1
00:41:49
wo man anfangen soll.
SPEAKER 2
00:41:51
Da wäre quasi ein Lösungsmodell.
SPEAKER 1
00:41:53
Nein, das ist kein Lösungsmodell. Aber es ist ja schon mal gut zu wissen, wo die Probleme sind. Und wie es zustande kommt. Da geht es wieder um den systemischen Blick drauf.
SPEAKER 2
00:42:03
Im Prinzip behandeln wir Symptome. Also PISA-Studie wird behandelt. Also wir müssen jetzt hier wieder was tun.
SPEAKER 1
00:42:11
Ja, und dann wird wieder die Stundentafel ein bisschen angepasst.
SPEAKER 2
00:42:15
Ganzheitlich letzten Endes. Systemisch nicht.
SPEAKER 1
00:42:17
Inzwischen ist in PISA ja auch ganz klar drin, also die PISA-Studie umfasst ja viele hundert Seiten und nicht nur diesen Bericht immer. Und da steht auch ganz klar drin, wie wichtig außerschulische Bildungsangebote sind. Wie wichtig die Vorschulbildung ist. Und so weiter. Das ist da alles drin. Bei der Schulvorbereitenden Förderung ist den Leuten auch irgendwann mal aufgefallen. Und da geht auch Geld rein. Jetzt in unseren Ganztagsbereich und was wir so machen. In München wären die Voraussetzungen da. Das Problem ist dann wieder, dass es zu wenig Leute gibt, die im System arbeiten
SPEAKER 2
00:42:51
wollen. Die Rahmenbedingungen. Zu wenig Leute, nicht geeignete Schulhäuser.
SPEAKER 1
00:42:55
Die Ausbildung ist la la. Mal besser, mal schlechter. Je nach Schule. Die Leitungen sind nicht ausreichend geschult. Es gibt zu wenig intensive Weiterbildung für die KollegInnen. Der Anreiz und die Zeit, sich mit Fachliteratur zu beschäftigen, ist zu gering.
SPEAKER 2
00:43:17
Tag hat nur 24 Stunden. Für den Pädagogen, aber auch fürs Kind. Wann soll alles gemacht werden?
SPEAKER 1
00:43:25
Die Arbeit ist halt oft anstrengend, dass man nach Hause kommt und froh ist, wenn man seine Ruhe hat. Und sich dann nicht noch ein Fachbuch schnappt oder zwei Stunden seinen Tag reflektiert. Weil das eigentlich alles Teil der Arbeitszeit sein müsste.
SPEAKER 2
00:43:39
Also der Rahmen.
SPEAKER 1
00:43:41
Der Rahmen, der Rahmen. Das sind alles Bücher, wo es nur um die Rahmenbedingungen geht. Ich halte nichts von diesen ganzen Methodikbüchern und Bastelbüchern. Weil das nicht meine Art zu arbeiten ist.
SPEAKER 2
00:43:57
Das bringt ja auch jeder irgendwo schon ein bisschen mit.
SPEAKER 1
00:43:59
Das kann jeder machen, wie er möchte. Meine Hauptmethode, wenn ich mich mit Kindern beschäftige, ist das Gespräch. Ich rede viel mit Kindern. Manchmal habe ich eben Sachen im privaten Bereich, die mir Spaß machen, die für Kinder auch funktionieren. Dann spiele ich einmal Pokémon oder spiele D&D oder mache mit denen einen Film. Aber ich nehme die Sachen, die ich gerne mache, das mit als Mann ein bisschen im Vorteil. Ich habe übrigens nichts zum Thema Gender drin. Als Mann ein bisschen im Vorteil, weil als Mann bist du dazu erzogen, Hobbys zu haben. Frauen haben einfach nicht einfach, sondern leider nicht dieses Hobbyisten-Ding, wie Männer das haben. Ist das nicht typabhängig? Nein, das ist nicht typabhängig. Ich bin der Meinung, das ist ein Systemding, weil du als Frau dazu oder als Mädchen dazu erzogen wirst, den Haushalt zu machen und dich um die Kinder zu kümmern und da eigentlich kein Platz noch für Hobbys ist. Vielleicht dich ein bisschen künstlerisch auszuleben.
SPEAKER 2
00:44:53
Vielleicht ist es in unserem Fall ein bisschen anders, weil wir sind ja jetzt ein bisschen die ältere Generation, die Babyboomer, die jetzt hier nochmal eine zweite Ausbildung oder dritte oder vierte sogar machen. Und da ist schon festzustellen, dass natürlich aufgrund des Lebenslaufs viele Kompetenzen und Interessengebiete da sind, die wir weitergeben können. Also wir haben eine, die im Tanzbereich viel gemacht hat in ihrem Leben. Dann ist eine, die kann im handwerklichen Bereich sehr viel und hat da auch
SPEAKER 1
00:45:23
das Hobby Häkeln
SPEAKER 2
00:45:25
und solche Sachen. Bei mir ist es Theater.
SPEAKER 1
00:45:27
Jetzt kommst du im Ausbildungsgang mit sehr, sehr langen Biografien, sehr reichhaltigen Biografien gesegnet ist. Aber wenn du dir anschaust, die normale Durchschnitts- erzieherin, also hier auch wirklich weiblich gelesene, flinkter Personen in dem Bereich, die haben oft keine Hobbys. Dann machen die vielleicht mal Ballett oder spielen ein Instrument oder reiten. Aber das ist jetzt, wobei das sind auch Hobbys. Aber es ist halt anders gelagert als bei Männern.
SPEAKER 2
00:45:59
Ich nehme das einfach jetzt mal so an, dass es eine Erfahrungswert ist.
SPEAKER 1
00:46:03
Da gibt es bestimmt auch tolle Studien zu, die das irgendwo, aber da habe ich keine zu gefunden. Das Einzige, was ich da jetzt so ein bisschen ranziehen kann, ist Fantum. Also da gibt es Studien zu. Fantum? Ja, also Fan von etwas zu sein. Also wenn du als Mann Fußball-Fan bist und da hysterisch rumschreist und heulst, weil deine Mannschaft gewonnen oder verloren hat, gesellschaftlich vollkommen akzeptabel. Wenn du aber aufs Taylor Swift- Konzert gehst, komplett in rosa, da rumkreischst, wie eine Irre, den Spaß deines Lebens mit deinen Freundinnen hast, bis zum Ellbogen hoch mit Freundschaftsarmbändchen zugehangen bist, gesellschaftlich nicht akzeptiert.
SPEAKER 2
00:46:41
Ja, dann ist die Frage, brauche ich die Gesellschaft, dass es akzeptiert werden muss?
SPEAKER 1
00:46:45
Ja, natürlich brauche ich die.
SPEAKER 2
00:46:47
Brauche ich die große Gesellschaft oder reicht es mir in meinem Umfeld damit akzeptiert zu sein?
SPEAKER 1
00:46:53
Gesellschaftliche Akzeptanz bringt halt auch Rechte mit sich und eine Selbstverständlichkeit. Was meinst du, warum wir so lange leben?
SPEAKER 2
00:47:03
Ja, aber je mehr ich versuche, dass die Gesellschaft mich anerkennt, umso mehr renne ich doch gegen Wände. Das müsste doch eigentlich jedem klar sein. Ich kann nicht von jedem Menschen oder von einer ganz großen Gesellschaft akzeptiert werden.
SPEAKER 1
00:47:15
Aber als Frau mit meinen Bedürfnissen akzeptiert zu werden, wäre doch mal was Schönes. Als Mann auch. Ja, aber als Mann werde ich das. Ich arbeite ja schon seit vielen Jahren an einem Beruf, der als Frauenberuf bezeichnet wird. Und das hat man ganz lange gemerkt an der Bezahlung, an der gesellschaftlichen Akzeptanz, an den Aufgaben, die wir so hatten, dass das eigentlich nur ein Outsourcen von zu Hause ist. Und gar nicht klar war, warum sollen wir jetzt dafür Geld ausgeben? Du hast lange in dem Bereich gearbeitet, wir müssen jetzt nicht sagen, in welchem der super patriarchal aufgestellt ist. Wo du als Frau immer das schlechtere Gehalt bekommst, immer nur die Nummer 2 bist, selbst wenn du eigentlich topnotch und unverzichtbar bist, wirst du trotzdem schlechter bezahlt als dein männliches Gegenüber. Selbst wenn dein fauler Hund ist.
SPEAKER 2
00:48:09
Ja, das stimme ich dir zu. Absolut. Das ist tatsächlich ein Punkt, da kann man auch kämpfen. Das ist nicht in Ordnung. Bei den Bedürfnissen, also mein Bedürfnis, aber eben im großen Rahmen akzeptiert zu werden und anerkannt zu werden, das habe ich mir abgeschminkt. Für mich persönlich ist es wichtig, in dem Rahmen anerkannt zu werden, der für mich wichtig ist. Diese Nachbarschaft.
SPEAKER 1
00:48:41
Ich soll nicht immer aber sagen, ich soll es durch und ersetzen. Und die Herausforderung ist eben, wenn man sich für diesen Beruf entscheidet, dass einem von vornherein klar sein muss, dass da ein großes Geschlechterdenken mit einhergeht. Und dass man für Sachen länger kämpfen muss und weniger ernst genommen wird, weil man ist ja nur in einem Frauenberuf.
SPEAKER 2
00:49:03
Ach, jetzt habe ich verstanden,
SPEAKER 1
00:49:05
worauf du hinaus willst. Also eine ganz große Klammer muss man da aufmachen.
SPEAKER 2
00:49:13
Spannend wäre es ja mal herauszufinden, wie viele Leitungen gibt es in diesem Bereich, die männlich geführt sind und die weiblich geführt sind?
SPEAKER 1
00:49:19
Das kann ich dir zumindest mal anekdotisch sagen, wir haben fast Parität in dem Bereich. Also es schwankt so ein bisschen, immer mal wieder, aber es sind anhand des Prozentsatzes von Männern, die in dem Beruf arbeiten und wie viele davon Leitung werden, ist schon super krass.
SPEAKER 2
00:49:39
Also das Ungleichgewicht, wenn man die Zahlen gegeneinander aufwiegt,
SPEAKER 1
00:49:43
und deswegen verdienen sich dann auch wieder Männer mehr in dem Beruf, der eigentlich als Frauenberuf bezeichnet wird.
SPEAKER 2
00:49:49
Interessant.
SPEAKER 1
00:49:51
Weil wir kommen schneller in Führungspositionen, wenn wir das wollen. Wir kriegen sie leichter, weil Männern das eher zugestanden wird. Weil Männer sich dafür auch selber eher fähig sehen.
SPEAKER 2
00:50:05
Ja, vielleicht auch, dass die Priorität vieler Frauen doch nicht in der Führungsrolle liegt, sondern eher in der praktischen Arbeit.
SPEAKER 1
00:50:13
Aber das ist dann wieder die Frage, warum? Weil Frauen nämlich nicht zur Führung erzogen werden?
SPEAKER 2
00:50:19
Kann sein, ja. Wobei, ich muss gestehen, als ich in dem Alter war, wenn ich etwas hätte führen müssen, wäre ich hoffnungslos verloren gewesen.
SPEAKER 1
00:50:31
Aber da kommen wir wieder auf die Dreigliedrigkeit, Veranlagung, Erziehung und Gesellschaft. Und selbst wenn du super veranlagt wärst, eine Führungsrolle zu übernehmen, wenn die Gesellschaft sagt, nein, und wenn die Erziehung sagt, nein, dann bist du vielleicht super resilient und machst es trotzdem gegen alle Widerstände oder du wirfst dich in Widerständen.
SPEAKER 2
00:50:57
Dann werde ich mal schauen, auf was ich treffe. Aber kann ich denn überhaupt mit der Ausbildung in eine Führungsposition kommen irgendwann?
SPEAKER 1
00:51:07
Die Regierung von Oberbayern hat ganz frisch die Statuten angepasst. Es war nämlich am Anfang so, dass man als Fachkraft für bla bla bla konnte man keine Leitung übernehmen. Zumindest mal in einer Einrichtung, die von der Regierung von Oberbayern refinanziert wird. Wir sehen, das System ist gigantisch.
SPEAKER 2
00:51:25
Ja, das ist gigantisch. Die Praxis wird es zeigen.
SPEAKER 1
00:51:29
Aber sie haben es letztes Jahr geändert. Jetzt kann alles, was Fachkraft im Titel trägt, Leitung werden. Ich habe damit auch, je nach Größe, gar kein Problem. Der pädagogische Teil ist relativ überschaubar, was Leitung angeht. Es ist ganz viel Verwaltung und ganz viel Personalführung. Da wirst du als Pädagogin eh schlecht ausgebildet.
SPEAKER 2
00:51:51
Ja. Ich glaube, dafür bin ich auch nicht angetreten, Dinge zu verwalten. Da bin ich wieder bei dem Ding, was möchte ich eigentlich? Was ist mein Ziel mit dieser Ausbildung? Will ich eine gute Position und verwalten? Oder will ich eine spannende, kreative Arbeit mit Kollegen und Kindern haben?
SPEAKER 1
00:52:11
Ich glaube, das ist eher mein Ziel. Mein Ziel war es immer, einen sicheren Ort für Kinder zu schaffen. Einen guten Rahmen zu haben. Inzwischen hat sich das erweitert auch auf die Mitarbeitenden. Deswegen bin ich an der Stelle, wo ich bin,
SPEAKER 2
00:52:25
schon ganz zufrieden. Es darf sich ja auch immer weiter verändern. Wer weiß, was ich in drei Jahren sage, wenn ich die Ausbildung hinter mir habe und vielleicht ein Jahr gearbeite. Ich muss jetzt mein eigenes Ding machen. Das kann passieren.
SPEAKER 1
00:52:39
Auch du kannst dich ja auch weiterhin verändern. Ich habe ja noch ein paar Jahre vor mir zu arbeiten. So 26.
SPEAKER 2
00:52:45
Wir sind es nicht mehr so viele. Mein Ziel ist es tatsächlich, bis 70, 75 zu arbeiten. Vielleicht nicht in dem Beruf, aber beraterisch, wer weiß.
SPEAKER 1
00:52:55
Wer weiß. Das ist doch ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für deinen Besuch.
SPEAKER 2
00:53:01
Ich hätte eigentlich auch noch gerne ein Buch vorgestellt.
SPEAKER 1
00:53:03
Dann stell du auch noch ein Buch vor. Dann machen wir die Stunde einfach voll. Okay.
SPEAKER 2
00:53:09
Ich habe es aber noch nicht gelesen.
SPEAKER 1
00:53:11
Oh, oh.
SPEAKER 2
00:53:13
Nein, es ist ein Buch, das mir aufgefallen ist, wenn es mit dem Lernen mal nicht klappt. Von Jochen Klein und Detlef Trebert von Belz Verlag. Belz Verlag macht generell ganz gute Bücher.
SPEAKER 1
00:53:25
Hier und da. Wenn man jetzt sucht, wo fängt man an mit Büchern für den Grundschulbereich, dann ist die erste Adresse nicht Belz. Belz macht gute Bücher, aber das Verlagsangebot ist sehr breit. Sondern es ist Herder. Also Herder ist zwar eigentlich, nein, Herder ist auch ein Verlag, der sich mit religiösen Themen beschäftigt. Da muss man dann vielleicht als harter Atheist wie ich mal kurz drüber skippen. Aber die haben ganz tolle Praxisbücher ganz viel für den Grundschulbereich. Von der Raumgestaltung über die Essensgestaltung. Also wenn man doch eine Praxishand reichen möchte, dann Herder. Okay.
SPEAKER 2
00:54:05
Ich fand es so deswegen spannend, weil ich bin ja so jemand, der natürlich immer erstmal liest, wie sind die Kapitel, was ist da so drin. Was auch ein bisschen Praxisbuch ist, wo es ums Lernen geht. Und das ist so ein bisschen meine Angst gewesen. Kann ich, wenn ich jetzt zum Beispiel als Pädagogin in der Hausaufgabenbetreuung bin, nicht mit meinen Methoden aus meiner 70er Jahre Grundschulzeit. Also da geht es auch ein bisschen darum. Und was mir so alles im Alltag begegnen kann. Also so habe ich das Buch jetzt so empfunden. Ich bin schon sehr gespannt. Ich glaube, viele Erfahrungsberichte, was auch immer ganz gut ist. Und deswegen würde ich es jetzt einfach mal empfehlen, ohne es gelesen zu haben. Wer weiß.
SPEAKER 1
00:54:45
Gut. Ja. Genau. Wir haben noch eine Überschneidung gesehen. Ja. Nämlich Friedemann-Schulz von Thun Miteinander reden. Das ist ein vierbändiges Werk. Kommt im Schuber. Macht sich gut im Regal. Brauchen tut man nur Band 1. Band 1 ist nämlich der Band, wo die vier Ohren drin sind. Auf denen man hören kann. Ist auf jeden Fall auch ein Standardwerk der Kommunikation. Also Miteinander reden und die gewaltfreie Kommunikation. Wenn man die beiden mal durch hat, ist man gut aufgestellt,
SPEAKER 2
00:55:23
wenn es darum geht. Das ist ja Schulz von Thun. Stoff für Abitur. Das wird in den Gymnasien ja schon beigebracht. In der Voss ist es. In der sozialen Voss. Kommunikation ist ja auch alles, was letzten Endes unseren Kindern ja schon beigebracht wird. Das heißt, wenn du noch gar keine Begegnung hattest mit wie funktioniert Kommunikation, ist es natürlich immer gut, ein Buch zu haben. Das ist auf jeden Fall empfehlenswert. Watzlawick wäre wahrscheinlich
SPEAKER 1
00:55:51
zu kompliziert. Watzlawick verschenke ich immer ganz gerne, die Kunst unglücklich zu sein.
SPEAKER 2
00:55:57
Das kann man dann gut weglesen. Aber wenn man sich die Theoriebücher von Watzlawick anguckt, muss man schon auch ein bisschen kämpfen. Ja, das ist richtig. Ein Buch würde ich aber auch noch ganz gerne, wenn es um Kommunikation geht, betonen. Elterngespräche konstruktiv führen. Wo letzten Endes der systemische Ansatz eingearbeitet wird, wie man Elterngespräche führen kann, wie man sie vorbereitet. Da geht es auch wieder um Zielarbeit. Aber auch, wie kann ich den Möglichkeitsraum erweitern, um mit Eltern
SPEAKER 1
00:56:31
gut ins Gespräch zu kommen. Das ist ein ganz guter Tipp, weil das ist die Aufgabe von Fachkräften. Kommt aber in der Ausbildung sehr, sehr kurz.
SPEAKER 2
00:56:39
Habe ich mir schon fast gedacht. Vor allen Dingen, weil es ja auch ein großer Praxisteil ist. Aber ich finde es wichtig, was habe ich davon, eine tolle Theorie zu haben, aber ich weiß nicht, wie es in der Praxis umsetzen soll. Und dafür ist dieses Buch sehr gut, weil es zeigt dir, mach dir Gedanken darüber, mach eine Reflexion. Wie geht es dir mit diesem Kind? All diese Dinge, die wichtig sind, wo man sich früher vielleicht nie Gedanken drüber gemacht hat. Wie bereite ich mich für ein Gespräch vor? Das musst du halt jetzt tun, weil sonst sitzt du nämlich da und hast plötzlich ein Problem, weil du gar nicht weißt, wie du mit diesen Eltern reden sollst. So schaut es aus.
SPEAKER 1
00:57:17
Ja, deswegen hier nochmal. Genau, nochmal ein Tipp von der Katja. Und mit wem ich mich gerade beschäftige, ist Viktor Franke. NS-Überlebender, Psychologe, hat wahnsinnig viel geschrieben. Und von dem ist eins meiner Lieblingszitate zwischen Reiz und Reaktion liegt die Wahrheit. Und damit beschäftige ich mich gerade. Das ist aber auch interessant. Vor allem Science-Fiction. Ich habe keinen Bock auf Fachliteratur. Und damit schließt mir jetzt auch die Folge. Vielen Dank fürs Zuhören. Katja, danke für deinen Besuch.
SPEAKER 2
00:57:47
Ja, ich bin gerne der Lückenbüßer. Also Timo, wenn du das nächste Mal wieder irgendwas vorhast,
SPEAKER 1
00:57:55
wir werden was finden. Genau, wir sehen uns in der Praxis und dann alle, die Feedback dalassen wollen, gerne unter pädagogisches-duett.de. Wie immer, ihr findet mich auf Instagram. Markus vom pädagogischen Duett, da kann man mir gerne schreiben. Und dann hören wir uns ganz bald wieder. Wir sind raus. Tschau. Tschüss.