Das pädagogische Duett

Katja, Selina, Leoni und MArkus

Die volkswirtschaftlichen Effekte von Kinderbetreuung #97

Warum muss imm er alls einen Wert in Euro haben?

30.11.2025 19 min Markus

Zusammenfassung & Show Notes

Transkript

Herzlich Willkommen zum Peter Buchschwirt. Mein Name ist Larkus und ich bin heute alleine hier und in einer Solo-Folge. Schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt. Dieses Mal gibt es den Call-to-Action direkt am Anfang. Also gerne liken, teilen, E-Mail schreiben. Ihr kennt das. Auf Insta bin ich aktuell nicht aktiv. Deswegen, wenn ihr uns erreichen wollt, dann bitte am besten per E-Mail. Genau, die ist irgendwo in den Show Notes. So, ich war in Berlin zu einer politischen Bildungsfahrt, organisiert vom Bundespressamt. Kann ich jedem nur empfehlen, auch wenn es ein bisschen viel Zeit im Bus war und man viel von Ort zu Ort gefahren ist. Aber es war interessant und wir waren im Bundestag, auf die Zuschauer-Tribüne bei der Plenarsitzung. Wir haben mit zwei Abgeordneten gesprochen von Die Linke und es ging generell um die Arbeit in der Partei und Erkürzungen und all sowas. Und ähm... Eine Genossin, die Janine Wissler, hat eine ganz interessante Studie zitiert, in der es darum geht, dass in jeder Euro, der in Betreuung investiert wird, drei Euro irgendeine rauskriegt. So, nachdem mich das echt interessiert hat, habe ich mir dann die Studie rausgesucht. Und das ist eine Metastudie von Prognostis, ganz frisch. Die packe ich euch auch in die Show Notes. Dann könnt ihr sie euch anschauen. Die ist auch gar nicht so lang. Ähm, ja. Ich glaube irgendwie um die 60 Seiten oder sowas. Und die schaut sich eben verschiedenste Studien aus unterschiedlichen Jahren und unterschiedlichen Ländern an, was für Effekte eine bessere Betreuungssituation hat. Es ist natürlich mein Problem mit so einer Studie, die jetzt auf den volkswirtschaftlichen Nutzen von Kinderbetreuung abzielt, dass es da nicht um Pädagogik geht. Oder um Menschen als Menschen. Also, was Bildung in uns bewirken kann und was da an sozialer Teilhabe wichtig ist. Da geht es wirklich nur so um die harten Geldfakten. Und das ist halt nichts, wo ich sage, daran sollten wir Menschen beziffern. Geld. Aber ja. Welchen Marktwert hat denn jetzt so Kindheit? Also dieses ein Euro rein, drei Euro raus. Das ist so ein Take, der ist auch so drin. Aber wie kommt das zustande? Ja, und was macht, also das ist die Frage, die ich mir gestellt habe. Also was macht das, also wie kommt das zustande? Dieses ein Euro rein, drei Euro raus. Und dann so eine philosophische Frage, was bedeutet das denn langfristig für uns? So, in erster Linie bedeutet, wenn wir Betreuung oder wenn Betreuung von Kindern verstärkt ermöglicht wird, vor allem im U3-Bereich, dass Mütter mehr arbeiten können. Wenn Mütter mehr arbeiten können, können sie mehr Steuern zahlen. Und dadurch gibt es ein höheres Steuereinkommen. Und das Mehrinvest in Kinderbetreuung hat sich so nach einem knappen Jahrzehnt amortisiert. Das ist jetzt erstmal eine ganz vernünftige volkswirtschaftliche Rechnung. So, was heißt das jetzt? Also ich bin ein Erzieher und ich bin Plagunge und ich bin generell nicht gegen Kinderbetreuung. Aber dieses, dass wir hier auch ganz viel über die Jüngsten unserer Gesellschaft sprechen und dass die mehr betreut werden müssen, finde ich einen ziemlich harten Take, weil ich wäre gerne drei Jahre mit meinen Kindern zu Hause geblieben und meine Frau glaube ich auch. Und dieses, ja, aber die müssen halt in Betreuung, damit ihr wieder Steuern zahlen könnt, finde ich ein bisschen menschenverachtenden Take. Also dieses, und die Zeit ist halt auch... Das ist auch wirklich wichtig, die wir ganz früh mit unseren Kindern verbringen. Das ist halt eine prägende Zeit. Und wir haben nur ein Drittel für ein Drittel des U3-Bereichs, der U3-Kinder, steht generell eine Betreuung zur Verfügung oder ist in Betreuung. Und ja, es hat bestimmt auch ganz viel für sich. Also nein, es hat ganz viel für sich, finde ich nicht so bestimmt. Es hat ganz viel für sich, wenn wir Kindern ermöglichen, betreut zu werden. Aber vielleicht nicht in dem gleichen Umfang, wie ein Arbeitstag von einem Erwachsenen bedeutet, dauert. Weil dann geben wir das Kind ja, je nachdem, wir anfangen morgens um acht ab und holen es um vier oder nach vier ab. Und das ist schon hart lang für so einen kleinen Menschen. So lange, irgendwie bedeutet es dann nicht so zwei, drei Stunden. Ey, fein, alles cool, mit anderen Kindern spielen, andere Einflüsse mitnehmen. Aber es gibt gerade in dem Altersbereich, keinen wichtigeren Einfluss als die Eltern, wenn alles gut läuft, immer vorausgesetzt. Und dass Eltern unterstützt werden, auch durch eine Krippe, durch eine Kita, durch irgendeine soziale Einrichtung und auch da einen Ansprechpartner, eine Ansprechpartnerin für ihre Fragen haben, alles gut. Aber dieser Take zu sagen, ja, Kinder, wenn Kinder betreut werden, können die Mütter wieder mehr arbeiten und mehr Steuern zahlen, wollte ich das als Einfallstor zu benutzen, um was Soziales durchzusetzen in einer kapitalisten Schneepatte, finde ich schon echt sauhart. So, jetzt auf der anderen Seite, muss man auch sagen, so ein Krippenabschluss, so ein Krippenbesuch, führt im Endeffekt zu einem besseren Bildungsabschluss. Gerade für Familien in prekären Lebenssituationen ist es natürlich ein Gamechanger, wenn Kinder aus der Situation, in der sie aufwachsen, wenn sie da rauswachsen können, auch irgendwann dann Jahrzehnte später, eineinhalb Jahrzehnte später und einen besseren Bildungsabschluss machen können als ihre Eltern. Und das wünschen sich Eltern auch für ihre Kinder, dass sie es mal besser haben als sie selber und dass sie es mehr erreichen. So, aber was führt eben dann, was wird in dieser Studie angeführt? Dieser bessere Bildungsabschluss führt zu einem besseren Jahreseinkommen. Bis zu, ich glaube, die Summe wird sich, ich glaube, über das Leben 27.000 Euro mehr kann der Mensch dann verdienen. Da gehe ich mir nicht drauf fest, ich habe das gestern im Zug nochmal durchgelesen. Also, ja, und das ist dann auch nicht so viel. Ja, das ist schon ein Aufstieg und dann über die Generationen wird das immer mehr, über die Generationen. Aber auch das so unterzurechnen auf den, ja, auf so einen Betrag, und ich merke, ja, aber bei Bildung geht es doch mehr darum, wie viel kann ich am Ende verdienen. Da geht es doch auch darum, dass, ja, Bildung einfach ein wichtiger kultureller Bestandteil unseres ganzen Lebens ist und dass es darum Teilhabe geht und dass wir, wenn wir besser gebildet sind, besser an der Gesellschaft partizipieren können und auch besser verstehen, was um uns herum geschieht und dass es uns in Teilen vielleicht auch zu glücklichere Menschen macht. Aber ich glaube, da gibt es auch Forschung, dass mehr Intelligenz, nicht zu mehr Urbefinden führt. Das geht jetzt zu weit. Aber ich glaube, ihr findet schon, also ihr wisst, worauf ich hinaus will. Also dieses, das immer nur auf den Euro runterzurechnen, bin ich eklig. Ja, und jetzt kommt noch ein anderer Punkt dazu. Also diese Steuern, die dann näher bezahlt werden können, entweder von Müttern, das sind vor allem Mütter, die hier nicht arbeiten, oder eben von Kindern, die dann als Erwachsene einen besseren Lebensabschluss, machen, die gehen an den Staat. Also das ist der Bundeshaushalt, da geht unsere Einkommenssteuer hin. Aber wer bezahlt den ganzen Bums? Das bezahlen die Kommunen. Die müssen das bezahlen, entweder direkt oder durch Refinanzierung von Trägern. Und die haben aber nur die höhere Kosten. Also auch da gibt es nochmal eine Schieflage, dass das Geld an der einen Stelle entnommen wird für mehr Bildung, aber dass diejenigen, die es investieren, also die Kommunen, davon am Ende nichts haben. Klar, sie haben besser gebildete Bürger in ihrer Stadt, die können dann, können sich andere Firmen ansiedeln, die finden andere Fachkräfte, mehr Fachkräfte, und das kann zu einem Plus an Umsatzsteuer führen. Darum geht es aber in der Studie nicht, das habe ich mir gerade so überlegt. Aber das ist halt auch ein super weiter Weg dahin. Also ihr seht, hier ist auch nochmal dieses Bund-Länder-Kommunen-Problem mit wo geht welches Geld hin und wer ist für was zuständig. Auch das ist was, wo die Politik vielleicht nochmal drüber sprechen müsste, wie eben Geld wohin verteilt wird. Ja, und eben auch, dass Mütter dann weniger Teilzeit arbeiten müssen, geht in die gleiche Richtung. Ja, es gibt übrigens... Das habe ich irgendwo, bin ich auch drüber gestolpert in der Studie. Es gibt ja auch einen Unterschied zwischen dem ehemaligen Osten und dem ehemaligen Westen Deutschlands, dass im Westen die Betreuungsquote wichtig ist, also der Betreuungsschlüssel, ob Eltern ihre Kinder in die Betreuung geben, und im ehemaligen Osten ist es die Gruppengröße, ob Eltern ihre Kinder in die Betreuung geben. Ja, das ist jetzt schon das Ende meiner Notizen, aber es sind irgendwie erst 10 Minuten, und ich dachte, ich kriege da mehr raus. Ja, was erzählt euch das noch? Also dieses gesellschaftliche, dieses kapitalistische Phänomen, dass man Menschen danach beurteilt, wie viel sie in die Kassen des Staates einbringen, ist etwas, was ich finde, was wir aus unserer Denkweise schnellstmöglich irgendwie raushaben sollten. Es kann nicht nur darum gehen, wie, mir fehlen da die Worte, ich habe das schon, das macht mich wirklich fertig, darüber nachzudenken, darüber zu reden, dass Menschen danach beurteilt, nur danach beurteilt werden, oder Maßnahmen oder alles, wie viel volkswirtschaftlichen Nutzen das aus der finanziellen Seite hat. Und nicht, dass es darum geht, wie viel wird jemand vielleicht seiner Gesellschaft beitragen, und wird er irgendwie was in die Kunst bringen, in die Wissenschaft, sondern immer nur, nur dieses, okay, wir geben so viel aus, und das werden wir in den Steuern dafür wieder einnehmen. Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kosten will, wenn ich darüber nachdenke, dass so in der aktuellen Politik, von wem auch immer, wahrscheinlich vom Bundesministerium für Familie und Senioren, dass mit so einer Sichtweise an Dinge herangegangen wird. Oder generell, dass man sagt, ja, wir können das, wir können das nur ausgeben, wenn sich das lohnt, und nicht, weil es den Menschen einfach helfen wird. Keine Ahnung. Und dann waren wir ja in Berlin unterwegs, und wir waren auch bei Verdi in Berlin. Und man weiß das, man hat diese Studie gemacht, man weiß, Bildungsbetreuung würde, Betreuung, also Investitionen in Betreuung, würden in den nächsten zehn Jahren ein Plus einspielen. So, lassen wir es dahingestellt. Und akzeptieren wir das so, und ich reg mich da jetzt nicht drüber auf, sondern ich sage, okay, das ist so, das ist ein Take, der uns dabei hilft, eine gute, gesicherte Pädagogik zu machen, die vernünftig finanziert ist, und wo am Ende nicht nur ein volkswirtschaftlicher Nutzen, sondern auch ein persönliches Wachstum und ein persönlicher Nutzen für alle Beteiligten dabei rauskommt. Plus wahrscheinlich, wenn wir eine gute, gesicherte Betreuung hätten, auch wieder mehr Menschen, die eine Familie gründen möchten. So, lassen wir das erstmal so stehen. Das nehmen wir jetzt so an. Aber es wird halt, wenn irgendwo gespart wird, dann im sozialen Bereich, also die Gelder für Träger werden gekürzt, Projekte werden weggekürzt, es geht da immer weniger Geld rein. Warum? Also warum wissen wir das? Dass es mehr Geld generieren würde, als wir investieren? Und warum wird es trotzdem anders? Warum wird da alles kaputt gespart? Und warum wird da nicht irgendwie Geld aus privaten Vermögen, die so groß sind, dass das eigentlich unfassbar ist für den menschlichen Verstand, warum wird an diesem Vermögen nicht irgendwie was abgezapft? Ich habe mich jetzt mit einem Vater unterhalten, und der hat mir ein ganz interessantes Beispiel gebracht, dass wenn wir uns ein DIN-A4-Blatt vorstellen, und dieses DIN-A4-Blatt ist eine Million Euro wert, also jede Zeile sind dann, glaube ich, 50.000 Euro, und darauf verteilen wir die Bevölkerung nach dem, was sie an Vermögen hat, dann sind einfach die fünf reichsten Familien Deutschlands nicht irgendwie so zehn Zentimeter überhalb dieses Blattes, sondern auf zwölf Kilometer über diesem Blatt finden solche Vermögen statt. Also ich hoffe, ihr konntet dem Bild jetzt irgendwie folgen. Es hat die Ungleichheitsforschung herausgefunden, von der mir der Name schon wieder fehlt. Das Buch werde ich jetzt auch lesen, aber morgen folge ich zu. Aber das sind solche gigantischen Vermögen, sich einfach nur selbst erhalten, wo niemand was von hat. Da werden keine Steuern von genommen, das wird nicht in Bildung investiert, in gar nichts. Ja, und dann wurde eben auch in der Plenarsitzung gesagt, dass die... ...Budgets erhöht werden. Also das Bundesministerium für Finanzen hat ein Budget, ich glaube, von um die 16 Milliarden Euro im Jahr. Hört sich jetzt erstmal viel an. Wenn man aber dagegen stellt, dass wir ein Sondervermögen, dass ein Sondervermögen bereitgestellt wurde für Verteidigungsfähigkeit von 100 Milliarden, und es fließt ja im Großen und Ganzen, in Klinge, von dem wir als Gesellschaft nichts haben, ja, die Autobahn wird auch davon renoviert, von dem Geld, damit die Panzer schneller rollen können. Ja, da fehlen mir die Worte, dass wir so wenig Geld für Bildung haben. Und wenn man dann über Bildung spricht, oder über Bildung und Forschung und Wissenschaft, dann geht es um irgendwelche Zukunftsprestigeprojekte oder um Drohnenabwehr. Ja, also dieser Besuch in Berlin im Bundestag, ich sage euch, der war sehr, sehr ernüchternd. Ja, es geht immer nur darum, wo kann man im sozialen Bereich noch mehr kürzen, Menschen aus dem Bürgergeld drängen, Menschen sanktionieren, MigrantInnen abschieben, MigrantInnen nicht herlassen. Es ist so eine menschenfeindliche Debatte, die da stattfindet, die wird aktuell angeführt von der CDU, CSU, befeuert von der AfD. Es ist nicht schön gerade, was da abgeht. Ja, ich würde euch gerne positivere Sachen aus Berlin berichten, aber so viel war es halt einfach nicht, was Positives gerade in der Politik passiert. Ja, ich glaube, es wird heute auch eine kurze Folge. Ich bin irgendwie nicht so richtig bereit, oder ich halte es auch gerade nicht so richtig aus, nachdem ich mich da jetzt vier Tage mitbekommen habe, beschäftigt habe mit Kürzungen und mit als Rechnungsgröße für Geld. Und das widerstrebt mir so sehr als Person. Ja, also ich fürchte, ich habe diesmal keinen so großen pädagogischen Benefit von der Folge. Und ich will zu dem was Schönes erzählen. Ich überlege. Aber nee. Also auf der politischen Bühne. Auf der politischen Bühne war es einfach nicht schön. Und was ich mitgenommen habe aus dem Gespräch mit Partei und Gewerkschaft ist, die nächsten zehn Jahre geht es darum, dass wir das verteidigen, was wir haben. Also organisiert euch. Organisiert euch in Gewerkschaften. WWW-ID ist ja das, was der Großteil für euch sein sollte. Geht demonstrieren, geht streiten, damit sie das, was wir in den letzten Jahren erkämpft haben, uns nicht wieder wegstreichen. Und dass wir zumindest die nächsten Jahre den Stand halten können, den wir haben und nicht wieder weniger verdienen, weil sie der Meinung sind, dass man sich Bildung nicht leisten muss und dass man sich Betreuung nicht leisten muss. Also organisieren und für das, was wir bereits erreicht haben, kämpfen und es zu erhalten. Ja, das war es schon für heute. Es sind heute nur mal 20 Minuten. Wir kommen bald wieder. In vollständiger Übersetzung. Von daher vielen Dank fürs Zuhören. Ich hoffe, ihr habt es bis zum Schluss geschafft. Schreibt mir gerne eure Gedanken. Und dann bis bald. Ciao, ciao.