Ambiguitätstoleranz: Die Kunst der Widersprüche
21.04.2024 33 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Podcast-Folge des "Pädagogischen Duetts" diskutieren die Gastgeber Markus und Timo das Thema Ambiguitätstoleranz in pädagogischen Kontexten. Sie erläutern die Bedeutung, Unsicherheiten und widersprüchliche Situationen zu ertragen und diskutieren die Theorie von Else Frenkel-Brunzwig zur Bewältigung ambivalenter Gefühle bei Kindern. Ein Fallbeispiel aus der pädagogischen Arbeit wird vorgestellt, um die Notwendigkeit von Ambiguitätstoleranz zu verdeutlichen. Die Gastgeber reflektieren über die Akzeptanz verschiedener Herangehensweisen, die Bedeutung von Ambiguitätstoleranz für die persönliche Entwicklung und den Umgang mit Konflikten. Es wird auch die Frage aufgeworfen, wie verschiedene Meinungen im Team integriert werden können und wie persönliche Beziehungen helfen können, unterschiedliche Ansichten zu akzeptieren. Die Diskussion führt zu Erkenntnissen über Widersprüche in sich selbst und im Umfeld, die zur persönlichen Entwicklung beitragen. Es wird betont, dass Kinder lernen müssen, mit Idealen umzugehen und im realen System zurechtzukommen. Am Ende wird Feedback von den Zuhörern erbeten und ein Ausblick auf zukünftige Themen gegeben, darunter auch eine Folge über Feedback-Kultur und -Regeln.
- Wann ist von uns als Pädagogen Ambiguitätstoleranz gefordert?
- Mit welchen Alltagssituationen versuchen wir die Ambiguitätstoleranz zu stärken?
- Wie gehe ich mit unerwarteten Situationen im pädagogischen Alltag um?
- Inwiefern kann ich verschiedene Meinungen in meinem Team akzeptieren und integrieren?
- Welche Strategien wende ich an, wenn ich mit widersprüchlichen Anforderungen konfrontiert werde?
- Wie flexibel fühle ich mich bei der Umsetzung von neuen oder ungewohnten pädagogischen Konzepten?
- Wie bewältige ich Unsicherheit in meiner pädagogischen Arbeit?
- Wie gehe ich mit dem Spannungsfeld zwischen Planung und Spontanität um?
- Wie offen bin ich für Veränderungen in der pädagogischen Landschaft?
- Wie reflektiere ich meine eigene Rolle, wenn es zu Konflikten oder Mehrdeutigkeiten kommt?
- Wie sicher fühle ich mich in meiner professionellen Urteilsfähigkeit bei unklaren pädagogischen Situationen?
- Wie gehe ich mit dem Druck um, Entscheidungen treffen zu müssen, auch wenn nicht alle Informationen verfügbar sind?
Ambigutätstoleranz
- Was ist Ambiguitätstoleranz
Erste Beschreibung 1949
Else Frenkel-Brunswik definiert die Ambiguitätstoleranz als eine messbare Fähigkeit eines Individuums.
Markus kurze Zusammenfassung
- Das ertragen können von Unsicherheiten oder Ungewissheiten.
- Die Fähigkeit mehrdeutige Situationen und widersprüchliche Handlungsweisen ertragen zu können.
Wikipedia
Ambiguitätstolerante Personen sind in der Lage, Ambiguitäten, also Widersprüchlichkeiten, kulturell bedingte Unterschiede oder mehrdeutige Informationen, die schwer verständlich oder sogar inakzeptabel erscheinen, wahrzunehmen, ohne darauf aggressiv zu reagieren oder diese einseitig negativ oder – häufig bei kulturell bedingten Unterschieden – vorbehaltlos positiv zu bewerten.
Online Lexikon für Pädagogik und Psychologie
Unter Ambiguitätstoleranz versteht man in den Erziehungswissenschaften und hier besonders in der Theorie der Identitätsbildung von Krappmann (2000) die Fähigkeit von Heranwachsenden, widersprüchliche Bedürfnisse auszuhalten, denn nur durch die Rollendistanz und Empathie lernt das Individuum neue und auch widersprüchliche Erwartungen der anderen, die den eigenen entgegengesetzt sind, zu ertragen. (Stangl, 2024).
Stangl, W. (2024, 21. April). Ambiguitätstoleranz. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
BEP:
Übergangsbewältigung:
Für die Kinder
…Ambivalente Gefühle bewältigen können…
Anforderungen die Konflikte an Kinder stellen
- Fallbeispiele/Reflexion
- Wann ist von uns als Pädagogen Ambiguitätstoleranz gefordert?
- Mit welchen Alltagssituationen versuchen wir die Ambiguitätstoleranz zu stärken?
- Wie gehe ich mit unerwarteten Situationen im pädagogischen Alltag um?
- Inwiefern kann ich verschiedene Meinungen in meinem Team akzeptieren und integrieren?
- Welche Strategien wende ich an, wenn ich mit widersprüchlichen Anforderungen konfrontiert werde?
- Wie flexibel fühle ich mich bei der Umsetzung von neuen oder ungewohnten pädagogischen Konzepten?
- Wie bewältige ich Unsicherheit in meiner pädagogischen Arbeit?
- Wie gehe ich mit dem Spannungsfeld zwischen Planung und Spontanität um?
- Wie offen bin ich für Veränderungen in der pädagogischen Landschaft?
- Wie reflektiere ich meine eigene Rolle, wenn es zu Konflikten oder Mehrdeutigkeiten kommt?
- Wie sicher fühle ich mich in meiner professionellen Urteilsfähigkeit bei unklaren pädagogischen Situationen?
- Wie gehe ich mit dem Druck um, Entscheidungen treffen zu müssen, auch wenn nicht alle Informationen verfügbar sind?
- Weiterführende Literatur:
Krappmann:
Rollendistanz, Ambiguitätstoleranz, Balance der Identität
Keupp:
Identitätskonstruktionen: Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne
Transkript
Herzlich Willkommen zum Pädagogischen Duett. Mein Name ist Markus und mit mir hier ist der Timo.
Hallo.
Hallo. Wir haben Feedback bekommen. Unseren ersten YouTube-Kommentar, Timo.
Ja.
Hast du gerade dein Handy in der Hand?
Nö, ich habe es nicht mehr dabei.
Ach, verdammt. Da muss ich das jetzt raussuchen, weil ich habe es natürlich nicht...
Nein, der war auf jeden Fall super.
Der war super. Ich wollte ganz gerne nur mich bedanken bei der...
Die weiß es bestimmt.
Bei der Person. Genau, beim Pascal. Vielen Dank für deinen ganz tollen YouTube-Kommentar.
Und jetzt habt ihr es schon gehört. Wir sind jetzt auch mit unserem Podcast auf YouTube vertreten.
Also, falls das eure Plattform ist, könnt ihr froh sein. Wir sind endlich da angekommen.
Aber auch nur, weil Google seinen Podcast-Service einstellt und deswegen gerade einen guten Umzugs-Service anbietet.
Deswegen sind wir dahin umgezogen.
Also, ich bin dahin umgezogen und habe es dem Timo irgendwann gesagt.
Ja, wir müssen uns nichts vormachen, dass ich für die technische Umsetzung hier zuständig bin.
Ja, ja. Und dass es eigentlich dein Podcast ist und ich aber einfach nur mitkomme.
Ja, Timo hat auch zuletzt gesagt, er kam auch schon zu folgen, nur weil er mein Freund ist und mich nicht enttäuschen wollte.
Ja, das ist schon mal so ehrlich, bin ich zu dir.
Ja, ist super. Also, weiß ich nicht, ob ich das jetzt super finde, aber ich finde es schön, dass du so ein Freund bist,
der mich dann nicht hängen lässt und mich immer den Quatsch alleine machen lässt.
Aber ich finde, das ist eine tolle Überleitung zum heutigen Thema, weil unsere ZuhörerInnen haben es ja schon gelesen
und sich wahrscheinlich schon die Zunge gebrochen oder sich gedacht, was ist das für ein Wort.
Wir sprechen heute über Ambiguitätstoleranz, weil das etwas ist, was wir zwei gerade in der Arbeit gebraucht haben.
Du hast gesagt, ich soll jetzt kurz die Definition machen. Das Problem ist, die kurze Definition ist zwei Seiten lang.
Keine Ahnung, ich habe einen Satz gelesen und dann hatte ich schon keinen Bock mehr.
Deswegen wollte ich mich mit dem Wort nicht beschäftigen.
Aber ich würde es trotzdem ganz kurz ein bisschen erwähnen, weil wir uns mit einer Theorie von einer Frau beschäftigen,
die das beschrieben hat und das haben wir noch gar nicht so oft gehabt.
Also, die hat das beschrieben 1949 und zwar Else Frenkel-Brunzwig.
Und die definiert die Ambiguitätstoleranz, schaut, ich kann es auch nicht aussprechen,
als eine messbare Fähigkeit eines Individuums.
Und dann steht hier auf meinem Zettel, Markus kurze Zusammenfassung.
Das Ertragen können von Unsicherheiten oder Ungewissheiten,
die Fähigkeit mehrdeutige Situationen und widersprüchliche Handlungsweisen ertragen zu können.
Und das soll es auch schon gewesen sein, weil den Rest könnt ihr euch bei Wikipedia anschauen,
im Online-Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
Ich verlinke das wie immer alles in den Shownotes, ihr werdet es finden.
Und ich habe es gesehen, es wurde sogar zweimal in BEP erwähnt.
Also, da ist es einmal bei der Übergangsbewältigung.
Für die Kinder kommt ganz viel vor, ich zitiere nur ganz kurz.
Dass sie ambivalente Gefühle bewältigen können, ist eben eins der Ziele im Übergang.
Und die Anforderungen für Konflikte, die gestellt werden, sind Problemlösefähigkeiten, Kreativität.
Ambivalenz und Frustrationstoleranz.
Mehrdeutige Konfliktsituationen aushalten.
Was ein bisschen fies ist, der Begriff wird einfach so erwähnt, als würde den jeder kennen müssen.
Aber auf den wird nicht weiter eingegangen.
Also, auch immer wenn ich so frage, Tim hat mir mit den Schultern gezuckt, weil das hat mir im Vorgespräch.
Weil immer wenn ich auch den Begriff erwähne, schauen mich alle Leute so an wie du gerade.
Nur ich hatte den halt auch in meiner Ausbildung.
Aber es kann sein, dass das so ein ganz kurzer Lehrinhalt nur war, weil halt da gerade der Bepp ganz aktuell neu überarbeitet wurde.
Und die meisten schauen mich nämlich so an wie du.
Ja, weil es irgendwie auch nicht wichtig ist, das Wort. Nicht für mich.
Ja, für dich ist es nicht wichtig, aber das, was dahinter steht, ist halt unglaublich wichtig.
Ja, aber man muss es ja nicht immer benennen können, das hatten wir gleich vorhin schon im Gespräch.
Genau, aber ich finde schon, unsere Zuhörer dürfen das schon hören, dass du sagst, man muss nicht alles benennen können.
Und ich sage, als professionelle Person muss man alles benennen können.
Und dann haben wir wieder schön...
Das ist ein, eigentlich ein mega, ich kenne dich gut, aber eigentlich ist das ein mega gemeiner Satz, sowas zu sagen, gell?
Dann nimmst du einfach die Professionalität weg.
Ich weiß, stimmt.
Du willst ja ein Wort weniger kennen als du.
Also, jetzt wollte ich jetzt nochmal so...
Ja, hast du ja auch nicht Unrecht.
Also, mich trifft es jetzt natürlich nicht, weil ich dich ja kenne.
Aber nein, man hat damit nicht, hast damit nicht Unrecht.
Ich meine auch gar nicht, das benennen können...
Ich meine, die Fähigkeit, sich darüber Gedanken machen zu können, reicht ja schon.
Und das für sich so klar zu machen, dass ich jetzt mal was mache, was mir vielleicht...
Oder es einfach zu machen, man muss es ja nicht mal klar sein, aber es wäre vielleicht gut.
Ja, ich habe das jetzt auch mit Absicht zu überspritzen dargestellt, weil es halt so einfach zum folgenden Thema heute passt.
Und ich habe hier wieder einen ganzen Schwung Reflektionsfragen aufgeschrieben, die uns vielleicht auch zu Fallbeispielen führen werden.
Weil ich sehe schon, dass das ein sehr, sehr wichtiges Thema ist und auch, dass das in der Erzieherpersönlichkeit absolut gefordert ist.
Auch wenn man es nicht benennen kann, aber zumindest mal beschreiben sollte, man Ambiguitäts-Toleranz können.
Und ich fange auch mit der ersten Frage an, Timo.
Ich habe ja schon gesagt, du bist heute deines Reflektions-Opfer.
Ja, kein Problem.
Wann ist von uns als Pädagogen Ambiguitäts-Toleranz gefordert?
Ich finde, du fängst den Vortrag ganz anders an, als ich mir eigentlich gedacht habe, dass wir es machen.
Wir machen es jetzt einfach so.
Immer wenn die Situation halt erfordert, ich meine, du musst dich ja ständig dein Handeln anpassen.
Richtig.
Du kannst ja nicht ständig, ich habe zum Beispiel angefangen mit dem Denken, dass ich alles anders mache, als das, was ich erfahren habe.
Das heißt, den Kindern möglichst viel Freiheit zu geben.
Und habe dann gelernt, ist gar nicht immer das Beste und wollen die Kinder eigentlich auch gar nicht.
Das merke ich jetzt gerade an dem Thematik drinnen.
Dankeschön.
Und jetzt sind wir nämlich an dem Punkt, über den wir im Vorvorgespräch gesprochen haben.
Das wird jetzt nur die Hinleitung auf das Fallbeispiel.
Okay.
Genau, weil wir haben gerade eine Situation in der Arbeit.
Ich beschreibe es ganz kurz.
Die eine Gruppe, die wir haben, das ist so eine Gruppe, die wurde während Covid aufgenommen.
Die hatten keine Schuleingangsuntersuchung.
Aber die gibt es viele Podcasts, zum Beispiel die Gelbe Tür und noch viele andere.
Genau, die kommen immer wieder, weil es unsere gemeinsame Gruppe war.
Genau.
Und jetzt ist es eben so weit, jetzt ist es eine dritte Klasse.
Und es ist eine herausfordernde Gruppe.
Die hatten wechselnde Erzieher, wechselnde Lehrer.
Und mit dem, wie ich normalerweise arbeiten würde, kamen wir nicht weiter.
Also mit meinem Ideal kamen wir nicht weiter.
Also offenes Arbeiten, möglichst viel Selbstständigkeit, dass es eben in der Gemeinschaft funktioniert.
Weil da ganz wichtige Themen, die vor der Schule verhandelt wurden, nicht fertig verhandelt wurden.
Und auch nicht nachgeholt werden konnten, weil...
Viele Gründe, würde ich jetzt sagen.
Genau, aber ein Grund ist zum Beispiel, weil sie nicht genug Zeit zum Spielen hatten, weil es halt ein Ganztagessetting ist.
Ja.
Weil die den ganzen Tag rhythmisiert sind.
So, ich glaube, das beschreibt jetzt den Fall ganz gut.
Genau, also es gab einfach, das waren noch 19, glaube ich, jetzt vor kurzem, oder 18 Individuen,
die sich gegenseitig nicht gekannt haben eigentlich bis vor kurzem noch.
Nicht wirklich gekannt haben, sich miteinander kooperiert haben.
Es gab so kleine Grüppchenbildungen immer, die sind aber auch, es ist ja immer noch so.
Ja.
Aber jetzt kommen wir gleich darauf, dass sich das gerade brutal verändert hat.
Also ich habe es jetzt erst die Woche festgestellt, weil ich zu selten da bin.
Und das genau meine ich nämlich, wo wird das dann eben von uns gefordert?
Unser Ideal ist eigentlich, dass wir selbstständige Kinder erzogen haben oder begleitet haben,
die kritisch mit dem System am Ende umgehen können.
Ja, eigentlich, dass wir nur da sind und die zu uns kommen und dann ihre Sachen holen, die sie brauchen.
Genau.
Und die halt die Sachen bereitstellen und da sind.
Und dass sie eigentlich ihren Tag selber managen mit ihrem sozialen Umfeld.
Und auch ihre Konflikte im besten Fall selber lösen und halt von uns Unterstützung kriegen und die aber sich holen.
Genau.
Das sollte eigentlich schon drin sein, aber gut.
Aber das ging halt nicht.
Nee.
Also mussten wir gegen unsere eigentlichen Ideale handeln und das auszuhalten, dafür braucht es eben...
Ja, sag mir mal, deine beruflichen Ideale und meine Ideale, die ich mir vorgestellt habe, bevor ich in den Beruf war.
Ja, aber es sind ja auch meine menschlichen Ideale.
Ja, aber du weißt ja anscheinend auch, dass es auch funktionieren kann.
Ich bin natürlich jetzt gerade der Meinung, dass es nur noch in Gruppen funktioniert.
Genau und da sieht man, gerade brauchst du halt total viel von der Ambiguitätstoleranz,
weil das widersprüchliche Meinungen auszuhalten, selbst in einem Cell, also selbst in deinem eigenen Ich, in deiner Identität, ist ja nicht einfach.
Nee, deswegen frage ich die Kinder ständig, weil ich das gar nicht mehr irgendwie...
Ich habe jetzt zwei Jahre lang gedacht, das ist so, jetzt denke ich komplett das Gegenteil davon,
es wird mir auch immer wieder gespiegelt von Kollegen und ich solche Sachen sage, so aha, einmal komplett geändert, die Meinung oder die Einstellung.
Deswegen frage ich die Kinder auch irgendwie so, also ich habe letztes Jahr bestimmt zehn gefragt, in den zwei Tagen, also Donnerstag und Freitag,
weil ich mir unsicher bin, aber die sind glücklich, also wenn wir es mal näher ausbauen dann...
Ja und die Wahrheit liegt vielleicht irgendwo dazwischen.
Wahrscheinlich, hätte ich aber auch schon darüber nachgedacht, dass man als Pädagoge echt dazu neigt, so Sachen einfach für sich selber zu verifizieren,
so sich selber zu erklären, warum das dann so gepasst hat und obwohl das natürlich niemand standhalten würde, wenn man es jemand anderes nochmal verifizieren lässt.
Aber da gibt es ja im pädagogischen Kreislauf einen eigenen Abschnitt für die Evaluation.
Ja, aber wenn man sich was für sich passend machen will den Tag, dann kriegt man das gut hin.
Ja, für den Tag schon und da muss man eben kritisch drauf schauen, das ist immer das Schwierige und das kannst du auch nicht alleine,
du musst ja immer auch Fremdbezug haben und dich auch mit anderen Leuten reflektieren und austauschen.
Ich meine also im Alltag, das macht man ja schon oft, dass man sagt, das passt ja so, das passt so.
Ja, das kam ja gut durch den Tag und da kommt ja auch das her, dass ich immer sage, es gibt kein richtig und kein falsch in der Pädagogik.
Es gibt halt was Zielführendes und wir haben ganz klar unterschiedliche Ziele und die sind auch in unserer Konzeption festgeschrieben,
aber dass verschiedene Menschen verschiedene Wege zum gleichen Ziel haben und dass man das aushalten kann auch in so einem Team und so einer Organisation,
dafür braucht es eben wieder die Ambiguitäts-Toleranz und da sind die Menschen unterschiedlich mit gesegnet.
Voll, ja.
Also es gibt Leute, die können das total gut, dass es verschiedene Herangehensweisen gibt an einem Problem aushalten und es gibt Leute, die können das eher nicht so gut.
Also denen fällt das ganz schwer, da muss man dann oft, dann komme ich als Führungskraft und sage, ja lass den halt mal.
Ich habe jetzt vier Jahre gebraucht, deswegen werde ich auch glaube ich niemals wechseln,
ich habe jetzt echt vier Jahre gebraucht, wir haben ja echt viele verschiedene Herangehensweisen bei uns im Haus und ich bin mit manchen gar nicht klar gekommen.
Jetzt habe ich so langsam gecheckt, dass ich einfach intolerant bin den Leuten gegenüber.
Das ist eine ziemlich große Erkenntnis.
Nee, ich bin echt so voll, eigentlich ist es auch scheißegal, also denen kann es ja egal sein, was ich über die denke,
aber ich habe echt lange gebraucht zu verstehen, okay, am Ende haben wir alle das gleiche Ziel, ich habe es zwar schon oft gesagt,
aber wirklich verstanden habe ich es erst vor kurzem und wirklich auch angenommen und deswegen kann ich nicht nochmal wechseln,
wenn ich dann wieder vier Jahre brauche, bis ich mich damit erinnere.
Dann bist du ja schon richtig alt.
Genau, ist auch immer die Frage, wie komme ich denn zu meinem Ziel, da muss ich erstmal über Werte sprechen
und auch hier habe ich wieder das gleiche Thema, wie gehe ich damit um, dass ich eben verschiedene Werte in einem Team habe, wie integriere ich die.
Das ist nämlich auch eine der Fragen, die ich mir aufgeschrieben habe, inwiefern kann ich verschiedene Meinungen in meinem Team akzeptieren und integrieren.
Aber Werte würde ich mal sagen, dass wir im Kern so ziemlich ähnliche haben, zumindest im Haus.
Nein, würde ich nicht sagen.
Ich würde sagen, wir haben darüber zu wenig gesprochen.
Das kann auch sein.
Also klar, mit den Leuten, mit denen du viel sprichst, da tauschst du dich aus, aber hast du schon mal wirklich die Werte gegenübergestellt?
Ich glaube, wir haben das mal an einem Klausurtag gemacht.
Was ist dir jetzt wichtiger, Sicherheit oder Freiheit?
Weil das sind gegenläufige Werte.
Und da wirst du auf jeden Fall die Skala von 1 bis 10 komplett abdecken in unserem Team.
Nein, damit möchte ich mich nicht beschäftigen, sonst bin ich wieder an dem gleichen Ding, wie ich vor zwei Jahren schon mal war, dass ich mich wieder mit den Leuten auseinandersetzen muss.
Aber das ist ja, also wie kann ich das Ganze, also wie kann ich verschiedene Meinungen akzeptieren und integrieren, indem ich mich damit auseinandersetze?
Ja, indem ich einfach die größere Gemeinsamkeit und die ist dann für mich erstmal okay.
Ja, manchmal hilft es vielleicht auch einfach, es zu ignorieren und zu sagen, okay, wie wichtig ist mir das jetzt?
Aber es kann auch sein, dass ich es beim Klausurtag gemacht habe, weil da gibt es so ein Wertekartenspiel, wo du in der Gruppe irgendwie einen Schwung Werte hast und dann darüber diskutieren musst.
Haben wir bestimmt schon mal gemacht.
Welcher ist dir jetzt am wichtigsten?
Aber das wäre vielleicht was für den nächsten Klausurtag, dass wir das machen.
Es ist spannend.
Also dann sprichst du nämlich auch, was bedeutet welcher Wert für welche Person.
Also da hilft dann nur Austausch, Austausch, Austausch.
Ja, damit du das eben steigern kannst, diese Ambiguitätstoleranz.
Und natürlich, persönliche Beziehungen machen es auch einfacher, das auszuhalten, dass jemand anderer Meinung ist und eine andere Vorstellung hat als man selber.
Das stimmt.
Oh, das ist jetzt eine spannende Frage.
Ich glaube, wir sind jetzt auch voll abgerutscht, oder? Vom Thema so ein bisschen.
Nee, nee, ich glaube nicht, weil wir wollten ja heute schon darüber sprechen, was machen wir damit, wenn wir Widersprüche in uns selbst oder eben in unserem Umfeld.
Aber Widersprüche in einem selbst führen ja am Ende auch oft zur Entwicklung.
Also Widersprüche sind ja oft, dass du über das Thema vielleicht noch nicht endgültig nachgedacht hast und deswegen eine Einstellung hast.
Also ich glaube, meine absolute Freiheitseinstellung, die ich von den Kindern mir gedacht habe, bevor ich in dem Job gearbeitet habe, ist halt einfach für mich widerlegt.
Dass die halt gewisse Sachen einfach brauchen.
Das haben wir ja vor zwei Tagen so geredet.
Ja, aber das ist eine utopische Gesellschaft, wie wir sie uns vorstellen.
Haben wir auch noch nicht darüber gesprochen.
Wahrscheinlich stellen wir sie uns unterschiedlich vor.
Wahrscheinlich.
Und deswegen müssen die Kinder mit dem Ideal, und das weiß ich, dass wir das gleiche haben, also von dieser Freiheit und dieser Kritikfähigkeit und diesem Non-Konformismus durchkommen.
Aber wir leben halt nicht in unserer eigenen Utopie.
Und deswegen müssen wir ihnen so ein bisschen mitgeben, wie komme ich im System klar.
Genau, und wie komme ich mit vielen Leuten klar, die halt alle unterschiedlich geprägt sind.
Und ich habe jetzt echt gemerkt, wir führen die jetzt wieder quasi wie eine Klubgruppe den halben Tag.
Haben wir vorhin, glaube ich, fertig ausgeführt.
Und die sind da voll glücklich, dass sie zusammen essen gehen.
Also sie haben sich jetzt auch letztens, mussten sie nicht zusammen gehen, haben sich trotzdem zusammengesetzt.
Und da muss ich echt mal meinen Kollegen auch großes Lob aussprechen, weil das sich echt so gut anfühlt, mit denen zu arbeiten jetzt gerade.
Und auch für die Kinder.
Und das ist ja so meine Theorie, und die wird ja auch immer wieder praktisch untermauert,
dass dieses gemeinsame Essen schon ein wichtiger Punkt ist in der Pädagogik.
Also von dem man ausgehen kann.
Aber das offene Essen ist dann zu groß und zu unpersönlich.
Also für die Gruppe, was ich ja in der Gruppe zum Beispiel gesehen habe.
Genau.
Und deswegen habe ich gesagt, gib mal mit denen zusammen essen.
Versuch damit in das Gespräch zu kommen, weil Essen natürlich ganz viel auslöst.
Und Essen, das Belohnungssystem im Gehirn anregt und du dadurch eben zueinander finden kannst.
Und dann ganz viele Türen für Gespräche und sowas aufgehen.
Weil bei gutem Essen bist du halt auch gut gelaunt.
Das kennen wir ja von uns selber auch.
Ja, aber auch diese Qualität, die fordern ja die Feedback.
Wir machen ja jeden Tag jetzt mit denen so eine Gesprächsrunde nach dem Unterricht erst mal.
Um so auszudrücken, wie es denen geht.
Ich war jetzt zwei Tage allein mit denen.
Und eine Kollegin hat dann auch so diese Karten gemacht.
So Karten, wo sie so, wie nennt man das, so positive Feedbackkarten, wo drauf steht, ich möchte mich bedanken, dass mein letztes schönes Erlebnis war, das.
Das hat die am Mittwoch eingeführt.
Und am Freitag haben die Kinder sich in den Kreis gesetzt und haben das gefordert.
Und haben dann auch die Karten bei mir abgeholt.
Und haben jetzt da nicht nur Quatsch geredet, sondern haben das wirklich ernst genommen.
Und da sieht man die, also der Gruppe war es halt jetzt auch einfach mal wichtig, dass die gehört wird.
Und ich hab immer gesagt, die haben großen Gesprächsbedarf.
Redet mit denen.
Und die haben auch Bedarf, hätte ich gar nicht gedacht, befreundet zu sein.
Ich hab auch Feedbacks gehört, wie, endlich spielen wir mal zusammen.
Die haben es alleine nicht hinbekommen und wir haben es auch von außen eben nicht hinbekommen.
Erst wieder diese, wahrscheinlich das Alter, die Entwicklung, die Erfahrungen und jetzt dieser,
ja, ich weiß nicht, ich weiß nicht.
Ja.
Ja.
Ja.
Und jetzt dieser kluge Schachzug von dir.
Dankeschön.
Hat jetzt, also gut, ich war jetzt auch erst 2 Tage da.
Das kann natürlich auch wieder alles zusammenbringen.
Aber das ist eine schöne Karte.
Du siehst ja dann dadurch, dass du momentan nicht alle Tage da bist die Veränderung viel stärker,
als Menschen, die jeden Tag in der Gruppe sind.
Ja, also ich war ja komplett allein mit denen.
Aber gut, es war super easy und super cool mit denen.
Es war einfach.
Und ich hab Kinder gefragt und eins von den Kindern aus dem Podcast Die gelbe Tür,
Ja.
Das ausbrechen wollte und die Schule als Gefängnis gesehen hat.
Ja.
und wie geht es dir? Macht es dir gerade Spaß? Ja, ich gehe voll gerne, macht Spaß, Schule schön,
Tagesärme schön. Freut mich. Also cool. Freut mich. Was soll ich sagen? Das ist doch egal. Da habe
ich nämlich noch eine andere Frage an dich, die hier auf meinem Zettel steht. Wie gehe ich mit
dem Spannungsfeld zwischen Planung und Spontanität um? Das ist halt dein größtes Spannungsfeld. Ich
weiß, du willst eigentlich immer nur situativ arbeiten und du willst reinkommen, willst schauen,
was passiert und dann reagieren. Aber das geht ja in dem Setting nicht. Ich bin ja gerade der
Thematik drin, weil ich gerade die Abschlussprüfung mache. Deswegen frage ich dich. Und ich plane
gerade einen Sport. Also ich habe, wo es die Musikprüfung gab letzte Woche und ich habe Stunden
da reingesteckt, wirklich Stunden in die Vorbereitung und hatte dann die Prüfung und habe alles
umgestellt in der Prüfung, also mit den Lehrern. Die Lehrer haben Kinder gespielt und ich habe
das dann in der Prüfung umgebaut. Also schlecht. Aber die Lehrerin hat dann Gott sei Dank gesagt,
dass ich sehr spontan bin, aber halt Gott sei Dank weiß, was ich mache. Mir fällt Planung
unglaublich schwer, weil es dann so viele Möglichkeiten gibt. Die sind ja endlos in
der Planung. Und mich dann so einzugrenzen, das fällt mir, wie jetzt auch, ich mache gerade eine
Sportprüfung. Ich habe da bestimmt schon vier oder fünf Stunden in die Vorbereitung reingesteckt
und werde es dann wieder ändern, wenn es dort ist. Ja, aber wie gehst du damit um? Weil du musst
ja irgendwie, also ja, du kannst ja spontan sein, aber du musst ja bestimmte Methoden trotzdem
und wissen und die irgendwann mal geplant haben. Ja, ich hocke mich an Computer und schaue halt
im Internet, was es so gibt und lese halt meine Akten durch, die ich so gelernt habe und halte
mich da an irgendwelchen Vorlagen halt bei der Planung. Und mache es halt einfach. Aber ich
weiß schon im Hinterkopf, dass ich, ich mache mir halt auch keinen Stress. Also jetzt bei Noten
zum Beispiel, ich mache mir einfach keinen Stress. Ich sage mir halt, okay, dann habe ich halt nicht
viel. Das wertet ja in keinster Weise, wie gut ich in meinem Job bin. Das ist das, was ich mache,
mich zu entspannen, weil ich halt wirklich Stress damit habe. Ich mache auch nie, ich plane auch
nicht Sachen in der Arbeit, weil mir das so schwer fällt. Also jetzt lerne ich es gerade,
ehrlich gesagt. Ja, ich merke das nämlich schon auch immer wieder, dass du dreimal am Tag zu mir
kommst. Können wir das so machen? Können wir das so machen? Jetzt warten wir auf die anderen Leute,
dass wir da erst mal gemeinsam drüber sprechen und so weiter. Und dann kommst du um neun und
willst eigentlich schon wissen, was du um drei machst, aber es ist noch niemand da.
Ich muss dann eh wieder ändern. Genau, noch viermal. Ich bin halt krank. Ich hoffe halt,
der ist es. Ich kann halt, ich sage es wieder voll bescheuert, aber es ist halt einfach so. Mein
Kopf rattert es und ich muss es dann loswerden. Und weißt du, wie ich damit umgegangen bin?
Mit diesem Problem zwischen Planung und Spontanität, dass ich beides habe. Ich habe eine
Struktur geplant, die so grob ist, dass Spontanität möglich ist, aber so genau ist, dass jeder weiß,
wann er wo zu sein hat. Ja, also so viel Planung, dass der Tag sicher und strukturiert läuft und
aber dass er ganz viel Spontanität übrig lässt. Aber das hat auch lang gedauert,
bis wir da hingekommen sind. Und es war für mich auch schwierig, weil ich komme von so einem
ähnlichen Standpunkt wie du. Ja, aber du bist halt ein Planer. Ne, war ich auch nicht immer. Du
schreibst so gern. Ne, ich habe das früher gehabt. Ich bin früher in die Arbeit gekommen und wollte
auch nur, dass was passiert. Also ich kam und dachte mir so, okay, schauen wir mal, was heute
los ist. Und dann haben wir ja noch Wochenpläne gemacht. Dann war genau klar, was wir am Montag,
am Dienstag und so weiter, was wir jeden Tag machen, was wir um welche Uhrzeit mit welchen
Kindern machen, was im Morgenkreis gemacht wird. Ich habe das gehasst. Ja, aber ich verstehe,
dass es Sinn macht. Ich habe lustigerweise heute im Sport darüber nachgedacht, dass ich glaube,
das entwickle und ich wahrscheinlich weniger Angebote mache, weil ich nicht planen kann. Also
wahrscheinlich ist man ein schlechterer Pädagoge. Schlechter ist ein blödes Wort. Wenn ich das jetzt
noch lerne, Sachen so zu planen, dann kann ich wahrscheinlich mehr Sachen machen. Weil spontan
ist der eine Teil und der andere Teil muss vielleicht einfach geplant sein. Das hängt
auch ein bisschen vom Setting ab, in dem man arbeitet. Aber so insgesamt meine ich jetzt.
Es ist besser, wenn man beides einfach kann. Und ich habe gerade so das Gefühl, dass ich das gerade
lerne durch diese Prüfungen. Auf jeden Fall. Und dann auch für mich ist es so abstrakt,
sowas zu planen und dann alles damit einzubauen, was ich vielleicht machen will. Aber wie gesagt,
ich lerne es gerade. Deswegen, ja, das ist gerade tatsächlich ein Thema für mich. Und ich denke,
je nachdem. Es hängt ein bisschen ab von dem System, in dem man pädagogisch arbeitet,
wo der Schwerpunkt hingeht. Also wir arbeiten jetzt in einem System, das man schon relativ
stark planen muss, weil wir sind nicht alleine. Wir sind mit der Schule zusammen. Wir haben einen
sehr durchgetakteten Alltag. Und wenn wir jetzt zum Beispiel ein Jugendzentrum anschauen,
da plane ich wenig. Ja, das ist aber auch offene Arbeit. Da plane ich, okay, ich mache jetzt am
Donnerstag, biete ich kochen an und wer von den Kindern da hat oder wer kommt, der kommt. Das ist
ja eigentlich auch das, wo ich eigentlich arbeiten wollte. Ja. Aber unseres kommt auch schon dem
Sinn. Aber ich habe ja trotzdem, wir machen ja einen Tagesplan. Ja. Und trotzdem habe ich Freitagnachmittag
schon ein Hip-Hop-Angebot gemacht und habe die Kinder rappen lassen. Ja. Das geht ja schon
trotzdem auch. Aber der Tagesplan geht ja auch vor allem darum, wer von den Erwachsenen ist,
wann, wo. Genau. Also es geht immer eigentlich mehr um Ort, um Zeit und selten um das Was. Also
so gehe ich mit diesem Spannungsfeld um. Aber das Was musst du halt dann zumindest in der Nähe haben,
weil du nicht die Möglichkeit hast, dir irgendwas zusammen zu glauben, weil wir halt dann auch mal
nur zu zweit sind und eigentlich schon alles so durchgetaktet ist, dass du eigentlich, die Idee
muss kommen und es muss irgendwie griffbereit in der Nähe sein. Oder du musst zumindest Kollegen
haben, wo du sagen kannst, ich muss kurz fünf Minuten weg. Ja. Und dann musst du aber auch
machen und nicht irgendwie noch eine Runde drehen und quatschen. Das ist richtig,
muss halt Gas geben. Das muss man lernen halt dann in so einer Situation. Das war jetzt auch
das erste Mal, dass ich so etwas Großes dann wahrscheinlich gemacht habe. Ja. Dass du dann
wirklich die, aber es war ja auch der Plan, dass du deine Schubladen hast, wo du die dann aufmachen
kannst. Und das ist eben auch wieder dieses, was, ganz kurz der Exkurs ins Offene Arbeiten,
dass du jederzeit den Zugriff aufs Material hast, um eben irgendwas anzubieten, was gerade auf die
Situation passt. Ja. Und deswegen, wie eben gesagt, ich plane mit euch, wo seid ihr wann,
aber nie, was macht ihr da. Weil das ist so, weil du sagst, okay, ich gehe heute in den Garten. Gut,
dann gehst du in den Garten. Was du im Garten machst, ist deine Sache. Ich bleibe heute im
Lernhaus. Gut, du bleibst im Lernhaus. Was du da machst, ist deine Sache. Ja. So gehe ich mit
diesem Spannungsfeld um. Schau mal, wir haben hier noch spannende Fragen. Ja, dann fangen wir
mal raus. Oh, das wird super. Wie sicher fühlst du dich bei deinem professioneller Urteilsfähigkeit
bei unklaren pädagogischen Situationen? Na, da gibt es zwei Timos, würde ich mal sagen. Da gibt es
so dieses, eine des unreflektierten, wo man einfach mal raus, also ich bin ja so, wenn man den Bauch
entscheiden lässt. Genau, der einfach mal droppt, dass er das auf jeden Fall weiß. Und dann gibt es
noch den reflektierten Timo. Je mehr man reflektiert, desto unsicherer wird man wahrscheinlich.
Weil es gibt ja so viele verschiedene Möglichkeiten am Ende, gerade bei Menschen. Ich weiß nicht,
ich war da gar nicht, boah, muss ich kurz drüber nachdenken. Es ist ja nie absolut lösbar,
weil es ja Menschen sind. Ja, aber je mehr du weißt, umso höher ist ja deine professionelle
Urteilsfähigkeit und umso besser kann man mit unklaren pädagogischen Situationen umgehen.
Aber du weißt dann auch immer gleich wieder, was du alles noch nicht weißt und was du noch nicht
zu Ende gelesen hast. Ja, ist ja super. Und dann weißt du, ja, das könnte auch das sein, aber
keine Ahnung. Ja, aber ja, ich bin mir oft relativ sicher. Ich meine, jetzt erlebe ich dich ja auch
als durchaus ambiguitätstolerante Person. Ich meine, du gehst mit diesem Spannungsfeld ganz gut um.
Das Wort ist halt nicht nur immer positiv, weil auch ein Nazi könnte das ja durchaus, weißt du,
ich meine. Also, es geht immer ums Training am Ende. Ich muss auch immer noch den Nazis
reinfallen, nicht man, aber so dieses, heißt ja auch so, eigentlich mag ich Menschen und so,
aber wenn der jetzt sagt, das ist ja gar nicht die gleichen wie wir, dann kann man das ja alles
mit denen einfach anstalten. Das ist ja auch eine Ambiguitätstoleranz.
Ja, ja, aber das ist ja wie jeder Begriff. Moment, wo habe ich den anderen Zeppel?
Ja, also ich weiß nicht, dass das nur ein gutes Wort ist.
So, aber dann muss ich noch mal kurz in die Definition zurück. Und ich möchte, dass du mir jetzt zuhörst, ja?
Okay.
Also, ein Teil der sehr, sehr langen Definition aus Wikipedia, da geht es nur um Personen.
Ambiguitätstolerante Personen sind in der Lage, Widersprüchlichkeiten, kulturell bedingte
Unterschiede oder mehrdeutige Informationen, die schwer verständlich oder sogar inakzeptabel
erscheinen, wahrzunehmen, ohne darauf aggressiv zu reagieren oder diese einseitig negativ oder häufig
bei kulturell bedingten Unterschieden vorbehaltlos positiv zu bewerten.
Ja, aber das beinhaltet alles, was ich gesagt habe. Weil es in dem Kanon des z.B.
Sozialsozialismus ganz normal war, dass man ambiguitätstolerant sein musste.
Genau, und dass du halt deine persönlichen Werte
Unter der ganzen Bevölkerung.
Also, die 20er Jahre waren ja sehr offen und dass du diese Offenheit halt und dass du trotzdem,
du hast diese Offenheit in dir und bist ein offener Mensch und findest es ziemlich kacke,
wenn einfach Millionen von Menschen umgebracht werden, musst du aber trotzdem irgendwie überleben
in dem System und da nicht wahnsinnig zu werden. Ja, Ambiguitäts-Toleranz.
Ja, genau, wollte ich nochmal so.
Ich wollte es jetzt nur positiv konnotieren.
Das ist mir irgendwie so gekommen. Ich dachte, das droppe ich jetzt mal noch.
Ja, aber es ist ja, fand ich ein tolles Beispiel.
Okay, wo waren wir jetzt bei der Frage?
Ich habe keine Ahnung, du hast mich rausgebracht, aber ich würde noch.
Entschuldigung.
Siehst du den Timer? Warte, ich gucke kurz auf den Timer. Oh, wir sind bei einer halben Stunde.
Ich würde aber trotzdem gerne noch eine Frage reinhauen und zwar, die ist tatsächlich wichtig.
Ich veröffentliche übrigens alle Fragen, es sind zwölf Stück, dann kann jeder mal von euch
so ein bisschen drüber lesen und sich selbst einschätzen.
Wie gehe ich mit dem Druck um, Entscheidungen treffen zu müssen,
auch wenn nicht alle Informationen verfügbar sind?
Ja, was machst du dann?
Weil Entscheidungen treffen gehört jetzt in unserem Alltag dazu und dass wir nicht
alle Informationen haben, ist eigentlich immer so.
Ich bin jetzt nicht gerade der Entscheidungsweltmeister.
Es ist eine Art, damit umzugehen, du vermeidest Entscheidungen.
Das kannst du doch fast besser beantworten als ich.
Ja.
Wie ich mit dem Druck umgehe.
Was soll ich beantworten, wie ich mit dem Druck umgehe?
Du kannst, glaube ich, auch beantworten, wie ich mit dem Druck umgehe.
Ich frage dich noch 100 Mal und lass dich dann entscheiden.
Ja, das stimmt. Du gibst Entscheidungen gerne ab.
Ich finde das übrigens auch gerade bei uns mit dieser Riesenorganisation, dadurch, dass
du nicht alle Tage da bist, dass sich Dinge gerade kontinuierlich verändern, weil Veränderungsprozesse
sind mit der Öffnung, mit der Neueröffnung, für mich vollkommen legitim.
Manchmal nervig, aber vollkommen legitim.
Wobei, das kann man gar nicht so sagen.
Ich treffe ja auch voll oft Entscheidungen, auch über Köpfe von anderen hinweg, wenn
es um so Tagesplanung geht und so.
Und da kenne ich auch nicht alle Folgen und so, und ich mache das dann einfach.
Früher habe ich rumgeschrien, wenn es dann mittlerweile...
Kommst du zu mir und kotzt dich aus.
Genau, aber nee, ich habe auch schon konstruktive Gespräche geführt mit Kollegen und das
dann geklärt einfach, sodass beide zufrieden waren hinterher.
Sehr gut.
Hier, Konflikte, kann man sagen, mehrdeutige Konfliktsituationen aushalten, etwaige Niederlagen
hinnehmen, was halt Quatsch ist, weil ein Konflikt sollte niemals eine Niederlage, sondern
nur gemeinsames Wachstum zur Folge haben.
Ja, und wie gehe ich jetzt damit um?
Weil ich bin ja tatsächlich derjenige, der ständig, immer und durchgehend irgendwas
zu entscheiden hat, weil es einfach mein Job ist und weil ich dafür bezahlt werde.
Puh, ja, ich halte es halt aus.
Du drückst es in dich rein, bis irgendwann der Kessel voll ist, dann explodierst du.
Das passiert eher, wenn ich zu Entscheidungen gezwungen werde.
Ja, ja, aber das gehört ja da auch hin.
Was ich geändert habe, ist, ich treffe Entscheidungen nicht mehr so schnell wie früher.
Ich denke länger darüber nach.
Aber das hört sich auch auf Sachen an, gell?
Da sind auch früher oft mal so Sachen durch die Lappen gegangen, so Kleinigkeiten, die
dadurch entstehen können und so.
Ja, und das passiert mir immer noch.
Aber das muss man dir auch zugestehen bei der Fülle der Entscheidungen, das ist auch
einer der Gründe, warum man so schlecht Entscheidungen treffen kann, weil ich schon oft gesehen habe,
wie dann einem so Sachen unten durchfallen, wenn man so schnell Entscheidungen trifft.
Und was ich jetzt gemacht habe, ist, ich frage mehr Leute und ich rede vorher mit Leuten
und ich treffe Entscheidungen nicht mehr sofort, die nicht sofort getroffen werden müssen.
Weil die meisten Entscheidungen, die man wirklich notfallmäßig treffen muss, hat man meiner
Erfahrung nach auch eigentlich alle notwendigen Informationen.
Ich glaube auch so ko-konstruktiv entschiedene Entscheidungen sind eigentlich immer die besseren.
Also es sind die einzigen, die langfristig funktionieren.
Aber wenn ich jetzt entscheiden muss, ob ich zum Beispiel ein Kind die Eltern anrufe oder
einen Krankenwagen, da habe ich bei mir jetzt kein Problem, da eine Entscheidung zu treffen
und danach zu sagen, ja gut, liebe Eltern, passen Sie auf, ich habe sie nicht erreicht
und ich sage dann auch lieber einmal mehr als einmal weniger rufen, weil da fertig genug
Erste-Hilfe-Kurse.
Ja, aber da hast du halt die nötige Berufserfahrung, ich glaube, da wird man immer sicherer.
Ja.
Und halt auch die nötige Position, um zu sagen, ja, ich habe es so gemacht, wie ich
mir halt denke, weil ich einfach der Chef bin.
Das stimmt auch wiederum.
Aber du gibst auch, muss ich dir jetzt auch mal sagen, genug Rückhalt.
Ich würde mittlerweile solche harten Entscheidungen auch schon treffen, weil ich weiß, dass ich
den nötigen Rückhalt habe und dass mir da keiner in den Rücken fällt.
Da habe ich auch schon gehört an Einrichtungen, dass solche Entscheidungen dann einfach mal
schlecht für einen selber ausgehen, wenn der Chef es nicht blöd darstellen will oder so.
Da weiß ich, dass ihr da beide erstmal einen in den Rücken stärkt und dann hinterher
mit einem redet.
Also wo ich schon meckern würde, ist, wenn der Krankenwagen gerufen wird und ich werde
nicht informiert von meinen Leuten.
Das würde ich dann schon ganz gern wissen, wenn gleich der Sanker kommt, um ein Kind abzuholen.
Ja.
Die Eltern werden nämlich mit Sicherheit bei mir aufschlagen und da wäre ich dann
ganz schon im Prozess involviert.
Ja.
Also, was haben wir jetzt daraus gefunden?
Wie gehe ich mit dem Druck, um Entscheidungen zu treffen?
Auf einer Vertrauensbasis, ich habe die Sicherheit im Team, die eigenen Kompetenzen nicht überschreiten
vielleicht gehört das auch dazu, dann auch bereit zu sein, nochmal darüber zu sprechen.
Und man kann ruhig mal fragen, bis man genug Erfahrungen hat.
Ja.
Und vielleicht auch manchmal, Entscheidungen einfach nicht zu treffen, ist vielleicht auch
eine Möglichkeit, wenn sie nicht unmittelbar getroffen werden müssen und man sich erst
Rücksprache halten kann.
Ja.
Gut.
Das war jetzt irgendwie, hat sich ganz schön kurz angefühlt, die Folge zur Entwicklungstoleranz.
Ja, weil es halt auch einen selber so zum Nachdenken nochmal anregt.
Die ganze, also ich denke...
Ja.
Genau, die Fragen findet ihr auch entweder direkt in der Folgenbeschreibung, in den Shownotes,
wo auch immer ihr es findet.
Vielleicht mache ich auch ein Folgenbild draus, ich muss mal schauen.
Ich wollte noch weitergeben, es gibt weiterführende Literatur dazu, die ich jetzt selber noch
nicht gelesen habe, die mir aber immer wieder untergekommen ist.
Das ist einmal von Krapmann, Rollendistanz, Ambiguitätstoleranz, Balance der Identität
und von Koib, Identitätskonstruktion, das Patchwerk der Identitäten in der Spätmoderne.
Also du weißt jetzt, was für Bücher ich als nächstes lesen werde, wenn ich mit dem
Stapel durch bin, den ich aktuell habe.
Gut, gibt es sonst noch irgendwas zur Folge?
Ne, ich bin gespannt, wie die so ankommt.
Das bin ich auch immer.
Dann würde ich sagen, schreibt uns, wie es euch ankommt.
Ihr könnt ja die YouTube-Kommentare verfassen und uns auch da bewerten und weitergeben und
ansonsten...
Das finde ich übrigens solche, wie heißt es, Kommentare, die erfreuen mich sehr, weil
man hat schon immer so zwischendrin Angst, dass man das nur für die Festplatte macht
oder fürs Internet halt, also dass es keiner hört.
Auch wenn da irgendwelche Zahlen stehen, aber Feedback macht das irgendwie so real.
Verstehe, ja, für mich auch.
Also es ist ja eigentlich ein Aufruf, dass wir noch mehr kriegen.
Gut, und dann ansonsten Feedback am pädagogisches-duett.de
Wir haben jetzt noch eine halbe Stunde über Feedback.
Wir machen mal eine Folge über Feedback, über Feedback-Kultur, Feedback-Regeln.
Ihr habt es gehört, was eines der nächsten Themen sein wird und bis dahin bleibt uns
gewogen, teilt uns, bewertet uns, möglichst positiv.
Bis dann, wir sind raus.
Vielen Dank.
Tschüss.
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