Das pädagogische Duett

Katja, Selina, Leoni und MArkus

5 Finger Methode - Wir reflektieren den Start in das Bildungsjahr #98

14.12.2025 41 min

Zusammenfassung & Show Notes

In ihrem Podcast reflektieren Markus und Katja über pädagogische Erfahrungen und betonen die Bedeutung von Selbstreflexion und kontinuierlicher Weiterentwicklung. Sie diskutieren Herausforderungen in der Führungsarbeit, die Zusammenarbeit mit Kindern und Kollegen sowie die Notwendigkeit von Selbstfürsorge und einer gesunden Work-Life-Balance. Die Umbenennung von Weihnachtsfest zu Lichterfest und die Auseinandersetzung mit verschiedenen religiösen Festen werden ebenfalls thematisiert. Zum Abschluss geben sie einen Ausblick auf bevorstehende Ereignisse und verabschieden sich mit Neujahrswünschen.

Transkript

SPEAKER_00
00:00:06
Herzlich willkommen, liebe pädagogisch Interessierte. Mein Name ist Markus und ich bin die Katja und ich bin heute extrem albern.
SPEAKER_01
00:00:17
Ja, kommt vor. Das ist natürlich super bei dem, was wir jetzt gerade in den letzten fünf Minuten uns hier zusammen gedoktert haben. Ich sollte nicht so weit vom Mikrofon weggehen. Wir haben gesagt, wir machen Feedback vom bisherigen Schuljahr und machen das anhand der Fünf-Finger-Feedback-Methode. So, weil es dein Vorschlag war, musst du das erklären jetzt.
SPEAKER_00
00:00:40
Okay. Fünf Finger, also wir reflektieren ja, das gehört ja zu unserem Berufsbild quasi dazu und ich mache das jetzt ja auch mittlerweile echt bis zum Exzess. Es gibt aber eine wunderschöne Methode, die Fünf-Finger-Reflektion oder halt Fünf-Finger-Feedback, sagst du? Ich kenne es als Reflektion. Man hat fünf Finger, das heißt, man hat fünf Reflektionsfragen und die können unterschiedlich bestückt sein. Die können über den Tagverlauf, also das, was war heute gut, das ist der Daumen, oder was war im letzten Jahr gut, was hat mir gefallen, was war toll. Das Zweite ist, ich habe meine Brille nicht auf.
SPEAKER_01
00:01:19
Ach so, das könnte man besser machen?
SPEAKER_00
00:01:21
Das könnte man besser machen, heute oder halt über diesen Zeitraum. Mittelfinger ist, wie wir das…
SPEAKER_01
00:01:27
Nicht gut fanden?
SPEAKER_00
00:01:28
Nicht gut fanden. Der Ringfinger ist, was liegt mir am Herzen oder was möchte ich noch tun? Ja. Und der Kleine, was kam zu kurz? Genau. Wobei ich das ein bisschen schade finde, dass der Kleine Daumen wieder die Arschkarte hat. Was kam zu kurz? Nur weil er der Kleine ist. Und es endet also eine Reflektion mit, was kam zu kurz?
SPEAKER_01
00:01:51
Wir können auch andersrum anfangen. Wir sind ja da frei in unserer Reflektion.
SPEAKER_00
00:01:54
Nein, wir machen es mal so, weil wer weiß, was entsteht. Vielleicht hat es ja auch einen Grund, warum das, was zu kurz kam, am Schluss kommt. Ja. Kann ja sein, wer weiß. Ja. Also das ist eine super tolle Methode, die man mega cool in der Familie machen kann, wenn man auf einem Date ist und überhaupt keine Ahnung hat, was man mit diesem Typen sprechen soll oder halt im Team.
SPEAKER_01
00:02:17
Und nachdem ihr ja von letztem Jahr alle noch euer Tagebuch, euer Reflektionstagebuch da liegen habt, weil uns ist nämlich aufgefallen, wir haben jetzt ein Jahr zusammen mehr oder weniger, machen wir jetzt zusammen einen Podcast, Katja. Krass. Ja, so schnell geht es dahin. Ja. Und nachdem wir ihr letztes Jahr empfohlen haben, viel aufzuschreiben und ich das ja auch gnadenlos durchgezogen habe, nehmt euch die Zeit mit uns zusammen, setzt euch hin und könnt gerne die Fragen für euch selbst beantworten.
SPEAKER_00
00:02:46
Genau.
SPEAKER_01
00:02:47
Gut. Also wer von uns fängt an mit dem kurzen Teil? Ja. Das war super.
SPEAKER_00
00:02:52
Erstmal brauchen wir den Zeitraum. Also wir haben ja gesagt, wir machen nicht jetzt den heutigen Tag, sondern, oder hast du das schon gesagt?
SPEAKER_01
00:02:58
Nein, wir haben gesagt, egal, wir machen halt September bis jetzt.
SPEAKER_00
00:03:02
Genau. Also es geht um das bisherige Berufsjahr.
SPEAKER_01
00:03:06
Schuljahr, whatever, ja. Bildungsjahr.
SPEAKER_00
00:03:08
Bildungsjahr, whatever. Genau. Ab September. So, was war gut? Gut. Oh, was war gut? Also gut war, dass ich jetzt mal vom Schulischen weg in die Realität gestoßen wurde und ich jetzt wirklich praktische Erfahrungen machen konnte. Gut war, dass ich ein paar wirklich tolle Menschen dabei hatte. Gut war, dass ich ein paar wirklich tolle Menschen dabei kennengelernt habe in meiner Arbeit. Gut war außerdem, dass ich mit dir viel fachlicher reden konnte, weil mir jetzt nochmal ein paar Aha-Erlebnisse dazu kamen.
SPEAKER_01
00:03:46
Ja, wir hatten ja auch heute vor der Tür in unserem kleinen Dorf eine Diskussion. Oh, die war toll. Ich habe mich so gewundert, also nicht gewundert, sondern so gefreut, weil du halt vor zwei Jahren wärst du noch auf der anderen Argumentationsseite gestanden.
SPEAKER_00
00:03:59
Könnte gut sein. Tatsächlich. Könnte wirklich gut sein.
SPEAKER_01
00:04:01
Ganz spannend. Wir müssen halt nicht ins Detail gehen, aber spannend, wie sich halt so mit dem Beruf die Perspektive verändert.
SPEAKER_00
00:04:06
Absolut. Absolut richtig. Ja. Also was ich halt daran zum Beispiel wieder festgestellt habe, ist, dass man sehr oft dazu neigt, Dinge zu verallgemeinern. Und dass wir das sehr oft haben, wenn wir mit anderen Menschen sprechen, dass die halt irgendeine Meinung haben und einen Blick auf irgendwas und so ist das. Und meistens sind das so Allgemeinplätze. Also das habe ich heute. Das habe ich heute meines Erachtens festgestellt. Und was man ja auch sagen kann, das ist was Gutes, dass ich das festgestellt habe.
SPEAKER_01
00:04:38
Ja.
SPEAKER_00
00:04:39
Also das ist gut. Was war bei dir gut?
SPEAKER_01
00:04:42
In den letzten drei Monaten, ich muss halt auch sagen, das war jetzt für mich so das erste Jahr, also von Anfang an richtig als Leitung. So mit der vollen Verantwortung, mit neuer Stellvertretung, neuem Haus, einem hohen Wechsel im Team, einem neuen Konzept und Widerständen. Und allem, was super war. Ich war ganz viel bei den Kindern. Ich habe ganz viel mit den Kindern gemacht. Ich habe das Restaurant neu eingerichtet dürfen. Das war auch super. Da sind neue Möbel drin. Ich habe ganz viel gelernt. Das war auch super. Und habe ganz viele Menschen kennengelernt.
SPEAKER_00
00:05:20
Darf ich dich fragen, was? Oder ist das, wer würde das in Rahmen sprengen?
SPEAKER_01
00:05:25
Vor allem wieder ganz viel Verwaltungskram und Sachen habe ich über mich gelernt und Selbstvertrauen. Ich war ja viel wieder in der Introspektion. Ja, ich war ja viel wieder in der Introspektion. Was das, was diesen ganzen Leitungskram angeht. Aber da gibt es halt eigentlich meine Solo-Folgen, wo ich so darüber spreche, weil das ist so eine, also wir haben ja eh schon eine spitze Zielgruppe im Podcast. Und wenn ich jetzt anfange, über Leitung zu sprechen, dann wird die ja noch spitzer. Ich glaube, dann hören mir noch drei Leute zu, wenn ich über Leitung spreche. Aber da habe ich ganz viel gelernt, also über meine Art zu führen. Und ich bin da ja immer noch ganz viel am Lernen. Also das war super, dass ich die Möglichkeit zumindest habe. Ich habe mich da auszuprobieren.
SPEAKER_00
00:06:05
Cool. Ja.
SPEAKER_01
00:06:06
Ja. War bei dir noch was super, außer dass du jetzt nicht mehr in der Schule sitzt jeden Tag?
SPEAKER_00
00:06:12
Nein. Also privat könnte ich jetzt noch ein paar Sachen aufzählen, aber da müsste ich mir, glaube ich, echt was aus den Fingern saugen, weil es so richtig toll war, das privat nicht.
SPEAKER_01
00:06:22
Aber das ist ja, wenn wir jetzt beruflich bleiben, wir lassen es beruflich bleiben. Ja, wir bleiben nur beruflich. Ich habe da mal ganz früh in meiner Qualitätsarbeit ein Tool kennengelernt, das nennt sich Kundenfahrtanalyse. Also wir haben ja mit mehreren Ebenen zu tun in unserer Arbeit. Wir arbeiten mit unseren Kollegen, mit dem Träger, mit den Eltern und mit den Kindern.
SPEAKER_00
00:06:43
Hast du jetzt gerade Träger oder Träger gesagt? Träger. Weil es ist manchmal das Gleiche.
SPEAKER_01
00:06:47
Ja, gerade bei mir. Träger und eben Kinder. Und wenn du mir jetzt sagst, das Einzige, was super war, war, dass du aus der Schule rauskommst, also da muss ja auf diesen vier Ebenen noch irgendwas anderes gut gewesen sein. Ach so. Also zumindest die Arbeit mit den Kindern.
SPEAKER_00
00:07:01
Ja, die Ebenen könnte man durchgehen. Natürlich, die Arbeit mit den Kindern, großartig. Also das ist wirklich etwas, wo ich sage, es ist schön, mit Kindern zu arbeiten. Es ist toll, dass sie einem so viel beibringen und ich so viele, ja, tolle junge Menschen kennengelernt habe. Ja. Eben auch für, genau, ebenso wie Kollegen. Ja, mit dem Träger, der hat jetzt halt drei Monate lang gebraucht, bis ich endlich irgendwie mal mein E-Mail-Konto richtig habe. Aber jetzt hast du es. Aber ich habe es. Das ist ein Glückwunsch. Das ist auch gut, das ist ein Glückwunsch. Ich habe es auch nicht vermisst, muss ich zugeben. Ne, also so, ja, das war es.
SPEAKER_01
00:07:43
Hast du denn schon deine jährlich zu lesenden Rundschreiben gelesen?
SPEAKER_00
00:07:47
Ah ja, ja, ja, ja, ne.
SPEAKER_01
00:07:52
Inside-Joke.
SPEAKER_00
00:07:55
Ehrlich gesagt, ich nutze das Fach eigentlich nur, weil ich hier zu Hause was vorbereitet habe für die Kids.
SPEAKER_01
00:08:02
Um es dir rüber zu schicken.
SPEAKER_00
00:08:03
Um es mir rüber zu schicken. Ins E-Mail-Postfach, dass ich es ausdrucken kann. Sonst nutze ich das kaum. Und wenn mein Chef sagt, du, geh mal in dein Postfach, da ist was Wichtiges drin, dann mache ich das auch. Ja.
SPEAKER_01
00:08:15
Einmal am Tag.
SPEAKER_00
00:08:16
Ja. Ich darf das dieses Jahr noch ein bisschen schleifen lassen. Nächstes Jahr ist es, glaube ich, ein bisschen wichtiger, wenn ich dann so richtig arbeite.
SPEAKER_01
00:08:24
Ich bin weder dein Mentor noch deine Leitung, von daher kann ich dir jetzt einfach meinen Mund zuhalten. Ja. Gut. Also, die Arbeit mit den Kindern war toll. Ja. Also, das ist doch schön. Ja. Gut, weil das zieht sich ja auch durch. Dann sind wir schon beim Zeigefinger.
SPEAKER_00
00:08:41
Und der war nochmal?
SPEAKER_01
00:08:42
Das könnte man besser machen.
SPEAKER_00
00:08:45
Jetzt müsste man Mann definieren. Ja. Ich, wir, der Träger, der Träger.
SPEAKER_01
00:08:52
Also, ich würde sagen, das könnte ich noch besser machen. Ich glaube, wir bleiben bei der persönlichen Reflexion.
SPEAKER_00
00:09:00
Was ich noch besser machen kann, ist, nach wie vor vom Gas runterzugehen. Also, ich... Mir dauern tatsächlich manche Prozesse einfach zu lange. Ich habe das schon ganz gut hingekriegt jetzt. In den letzten drei, vier Wochen habe ich mich versucht, dass das besser läuft. Weil ich halt einfach gemerkt habe, je mehr ich aufs Gas trete, umso mehr bremsen andere mich ein.
SPEAKER_01
00:09:25
Ja, weil du halt dann mehr Widerstand erzeugst. Das ist so wie mit der Luft und dem Auto. Ja.
SPEAKER_00
00:09:30
Und das habe ich für mich jetzt verbessert. Und das kann ich, glaube ich, noch weiter tun. Und das kann ich noch weiter verbessern. Genau. Und dass ich vielleicht nicht immer mein Herz auf der Zunge trage, sondern... Weiß ich nicht genau. So hin und wieder ist einfach Schlucke das Herz. Ich schluck's wieder runter.
SPEAKER_01
00:09:54
Wenn du weißt, wie das geht, bitte erzähl mir das. Vielleicht kann ich mir da mal was abschneiden. Das habe ich bis heute nicht gelernt.
SPEAKER_00
00:10:02
Ja. Ich weiß nicht. Also, ich habe jetzt ein paar Mal einfach gedacht, es bringt doch nichts. Und dann habe ich das an anderer Stelle irgendjemandem erzählt. Dieses Herz.
SPEAKER_01
00:10:18
Euch vielleicht, die uns da draußen zuhört. Ja.
SPEAKER_00
00:10:21
Ich meine, wir wissen doch alle, wie es ist. Man muss sich halt manchmal zügeln. Ja. Weil das Berufsleben erfordert das nun mal. Zeit und Geduld. Genau. Geduld war schon immer eine Herausforderung.
SPEAKER_01
00:10:37
Gut, dass du auch kein ARDS hast. Ja, gut. Und bei dir so? Oh ja, das ist gerade ganz ambivalent. Also, jetzt müsste man besser definieren. Weil ich glaube, aus dem Blickwinkel von manchen Menschen, mit denen ich arbeite, hätte ich besser führen können. Aber das ist halt immer die Frage, was bedeutet besser? Also, ich hätte auch, glaube ich, mehr... Also, einfach mal mehr führen können. Ich glaube, ich habe echt einige Sachen laufen lassen. Aufgrund von Personalproblemen und Personalknappheit. Und einfach einem Riesen... Riesenverwaltungsaufwand. Also, das muss ich schon sagen. Da bin ich... Muss ich mich irgendwie noch besser strukturieren, was das angeht. Also, was meine Leitungsarbeit angeht. Oder, weiß ich nicht, lernen, dass manche Sachen einfach liegen bleiben können. Also, besser priorisieren auch, was ich wann mache. Ich muss halt ganz dringend lernen, dass die Flucht in den Kinderdienst weg von meinem Schreibtisch halt nicht okay ist.
SPEAKER_00
00:11:37
Oh, aber das kennen wir doch alle. Dass wir irgendetwas, was wir sehr gerne machen, lieber sofort tun und das andere weglassen.
SPEAKER_01
00:11:45
Wenn ich im Kinderdienst auch nur ansatzweise gebraucht werde, bin ich halt einfach lieber da als bei meinen Papieren und bei meiner Teamführung. Wobei ich das halt... Wobei das halt meine Aufgabe ist.
SPEAKER_00
00:11:55
Ja, aber ich glaube, da geht es hier... Da bist du nicht allein als Führender. Nein. Das machen... Also, das kann ich auch bei meinem Chef beobachten, dass er das auch hin und wieder macht.
SPEAKER_01
00:12:06
Ja, wobei ich...
SPEAKER_00
00:12:06
Er sagt, ich komme heute nicht aus dem Büro raus. Ich habe was ganz Wichtiges zu tun. Da sieht man ihn später beim Mittagessen rumturnen und Fakten machen.
SPEAKER_01
00:12:15
Also, dieses Allein-im-Büro, ich glaube, dafür sind wir ErzieherInnen auch nicht gemacht so richtig gut.
SPEAKER_00
00:12:20
Ja, vor allem, wenn es dann halt so Kackarbeiten sind.
SPEAKER_01
00:12:23
Ja, und das macht... Also, ich... Ja. Ja. Also, ich habe gut angefangen, stark nachgelassen und jetzt muss ich halt wieder nachziehen. Dank meiner wirklich großartigen Stellvertretung haben wir auch ganz viel doch noch geschafft. Also, und die hilft mir auch, ja. Und was ich vielleicht noch besser machen kann, ist mich besser abgrenzen. Also, auch gerade von so negativen Sachen. Mich da noch besser von abgrenzen und sagen, so, ich habe hier eine Überzeugung und da bleibe ich auch dabei und das lasse ich jetzt nicht aufweichen, nur weil jemand mit dem, was ich entschieden habe, unglücklich ist. Weil die Entscheidungen, die ich treffe, sind ja gut überlegt. Und ich mache mir Gedanken dazu und ich habe Erfahrungen und ich habe die Wissenschaft auf meiner Seite. Und weil dann eine Person kommt oder zwei oder fünf oder lass es 85 sein, die sagen, ich weiß ja nicht, ob das so ideal ist, aber ich weiß es. Mhm.
SPEAKER_00
00:13:17
Und dann lässt du dich noch zu sehr beeinflussen?
SPEAKER_01
00:13:19
Ja, schon.
SPEAKER_00
00:13:20
Okay. Aber es ist irgendwie auch sympathisch, finde ich. Danke. Mir geht es manchmal ähnlich, weil ich dann denke, jetzt hat der Kollege wieder rumgepoltert, aber eigentlich war es cool. Aber pädagogisch war es scheiße.
SPEAKER_01
00:13:34
Aber halt in so einem großen Team, wenn, und das ist tatsächlich, eine Zeit lang war ich ja selber ein bisschen orientierungslos. Du bist halt der Kompass im Team als Leitung. Und das muss ich vielleicht noch ein bisschen besser machen. Also noch ein bisschen mehr der Kompass sein.
SPEAKER_00
00:13:51
Das ist ein schönes Bild eigentlich, ne? Ja. Weil so ist es ja auch, ne? Der Chef gibt die Richtung.
SPEAKER_01
00:14:01
Vor.
SPEAKER_00
00:14:01
Also vor. Also wir auch, aber er stellt den Kompass halt richtig ein. Dass wir auch wirklich in diese Richtung gehen können.
SPEAKER_01
00:14:12
Ja. Und mehr auf mich schauen, das muss ich auch noch besser machen. Ja. Weil ich habe schon wieder gehört, ich bin schon wieder in dem Fahrwasser, wie ich in der alten Dienststelle war und komme auch schon wieder so nach Hause, wie ich früher nach Hause gekommen bin. Und das sollte es ja nicht sein, deswegen muss ich wieder mehr, muss ich gut auf mich schauen.
SPEAKER_00
00:14:30
Mhm. Ja. Ja? Gut. Finde ich auch.
SPEAKER_01
00:14:34
Der Mittelfinger fanden wir so richtig scheiße im letzten Jahr.
SPEAKER_00
00:14:39
Das sollte doch eigentlich ein kurzer Podcast werden. Ich kann doch jetzt nicht hier auspacken.
SPEAKER_01
00:14:44
Dann dampf es doch ein.
SPEAKER_00
00:14:46
Ich dampfe es ein.
SPEAKER_01
00:14:47
Pass auf, soll ich dir da ein bisschen, möchtest du, dass ich dir da so ein bisschen helfe, dich da so ein bisschen durchmoderiere? Danke, ja. Fangen wir mal auf Trägerebene an. Gab es irgendwann was, was dich auf Trägerebene, abgesehen von deinem E-Mail-Postfach, richtig geärgert hat?
SPEAKER_00
00:15:03
Oje, oje. Ich muss gestehen, ich kann, habe da noch nicht genügend Einblicke. So richtig geärgert hat mich nur, dass bei der Eröffnungsfeier der Bürgermeister mich nicht richtig herzlich umarmt hat.
SPEAKER_01
00:15:19
Sondern so. Nur so halb warm.
SPEAKER_00
00:15:21
Nur so halb warm.
SPEAKER_01
00:15:22
Okay, gut.
SPEAKER_00
00:15:23
Nein, also es gibt eigentlich nicht wirklich irgendwas.
SPEAKER_01
00:15:25
Aber du als dein oberster Dienstherr, oder so hätte ich das beim Bundeswehr gesagt, als dein oberster Chef, finde ich schon, dass man da ehrliche Gefühle, okay, kann ich verstehen, auf Elternebene. Also jetzt nicht ein Erlebnis, sondern so generell, jetzt hast du ja mehr mit Eltern zu tun als früher. Gibt es irgendwas, wo du sagst, es ärgert mich generell an Elternschaft?
SPEAKER_00
00:15:46
Dass sie keine Zeit haben, wenn es wirklich um was geht. Geht manchmal, das ärgert mich manchmal. Okay. Diese gehetzten Eltern. Ich kann es natürlich verstehen. Ja. Und ich weiß, dass man halt auch noch andere Sachen hat. Aber gibt halt welche, die haben nie Zeit. Und das finde ich ärgerlich.
SPEAKER_01
00:16:05
Kann ich verstehen. Bei den Kindern? Oder für die Kinder? Also im direkten Bezug auf die Kinder, was hat dich da geärgert?
SPEAKER_00
00:16:14
Für die Kinder? Ja. Für die Kinder oder die Kinder? Also Kinder ärgern mich in der Regel nur. Im Moment vielleicht, weil sie mich aufregen oder weil ich getriggert bin.
SPEAKER_01
00:16:23
Aber das war so eine Frage, die mehr aufs System abgezielt hat.
SPEAKER_00
00:16:27
Für die Kinder. Boah.
SPEAKER_01
00:16:30
Und es sagt nicht, ich dachte mehr so an Schule, das hast du gesagt, oder dass ihr so wenig Austausch mit den Lehrern habt, hattest du erwähnt. Ach, so meinst du. Ja. Oder dass das Bildungssystem generell räulich ist.
SPEAKER_00
00:16:42
Ja.
SPEAKER_01
00:16:44
Also Sachen, die dir jetzt neu aufgefallen sind in den drei Monaten. Die mir neu aufgefallen sind.
SPEAKER_00
00:16:50
Neu aufgefallen ist mir, und das hat aber auch damit zu tun, dass ich mein Fachthema auf Partizipation ausgerichtet habe und versuche gerade im Hort ein Gremium zu bilden, damit sich die Kinder ein bisschen besser selbst organisieren können. Da fällt mir auf, dass es sehr schwierig ist im offenen Hort, da wirklich kontinuierlich und auch mal in Ruhe mit den Kindern zu arbeiten. Dass da Zeit für ist. Dass das Verständnis dafür da ist, dass solche Dinge auch zeitgleich, Zeit brauchen. Genau, da bin ich aber jetzt schon wieder bei den Kollegen gelandet. Komisch.
SPEAKER_01
00:17:27
Die Reflexion machen wir im Juli bei der Abtis-Reflexion über das Bildungsjahr. Das ist jetzt nur die Zwischenreflexion.
SPEAKER_00
00:17:34
Ja, also mehr kann ich dazu eigentlich gar nicht sagen. Also Kinder, ja, Schulsystem, klar, logisch, das gesamte System. Aber so richtig viel Neues könnte ich da jetzt nicht anbringen, was nicht du oder der regelmäßige Hörer schon längst weiß.
SPEAKER_01
00:17:48
Ist egal, man kann es nicht oft genug sagen. Steht der Tropfen, hüllt den Stein.
SPEAKER_00
00:17:52
Noten sind Kacke. Hört auf damit, jetzt schon die Erstklässler damit irgendwie zu attackieren.
SPEAKER_01
00:17:57
Wie, die kriegen jetzt auch schon Noten?
SPEAKER_00
00:17:58
Nee, aber so gut wie.
SPEAKER_01
00:18:00
Na ja, wenn man es lesen kann. Ja. Ja, was hat mir nicht gefallen?
SPEAKER_00
00:18:08
Jetzt musst du Trägerebene gehen. Boah, das wäre... Oder machst du es ohne...
SPEAKER_01
00:18:12
Nee, ich mache die Trägerebene, das ist ja meine Hauptebene. Also das ist natürlich der Wahnsinn, wenn du als Leitung, da bist du ja... Hm... Als Leitung einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe bei unserem Träger, da kommt ja alles bei dir an. Also ganz viele verschiedene Geschäftsstellen über Finanzen, Personal. Ich musste was zur Umsatzsteuer, eine Fortbildung machen. Oh! Ja, Recht, die Regierung von Oberbayern. Also ich sitze da in so einem, weiß ich nicht, in so einer Kugel und von allen Seiten klopfen sie an. Also es ist schon... Es ist schon krass, was so alles bei so einer Leitung alles landet an Themen. Mhm. Und das ist was, was mir nicht gefällt. Also wie viel Querschnittswissen du haben musst, was du eigentlich gar nicht haben kannst. Und das hat mir nicht gefallen, dass ich mich oft so inkompetent gefühlt habe.
SPEAKER_00
00:19:15
Das muss ganz schön stressen, oder?
SPEAKER_01
00:19:17
Ja, das ist auch wahnsinnig stressig. Ja. Weil du ständig Gefahr hast, irgendwas zu vergessen. Ja. Du hast super viele parallele Deadlines, weil verschiedene Geschäftsstellen und Regierungen, Abteilungen ihre Deadlines alle auf das gleiche Datum legen.
SPEAKER_00
00:19:36
Wäre das nicht manchmal besser, der Träger würde einfach jemand für solche Geschichten, für diese ganze Art...
SPEAKER_01
00:19:41
Du meinst die Verwaltungskraft?
SPEAKER_00
00:19:43
...verwaltungsgedöns jemanden einstellen, damit du dich um die pädagogischen Themen und Neuanschaffungen, hast du nicht gesehen, Personal...
SPEAKER_01
00:19:52
Also ich weiß, dass meine Leitungskollegen das seit 20 Jahren sagen. Das ist ja kein neues Thema. Warum machen sie es denn nicht?
SPEAKER_00
00:19:58
Wäre doch auch günstiger, oder?
SPEAKER_01
00:19:59
Sie haben es jetzt gemacht für die Kogas, für die neuen Einrichtungen. Das Problem ist, die bezahlen es so schlecht, dass es keiner machen will.
SPEAKER_00
00:20:08
Okay.
SPEAKER_01
00:20:08
Da bewirbt sich niemand drauf, der kompetent in seinem Fach ist. Ja. So, haben wir es schon wieder.
SPEAKER_00
00:20:13
Scheiße. Ja.
SPEAKER_01
00:20:14
Und deswegen, es ist wirklich viel. Ich mache ja wirklich von der Rechnungsbearbeitung über die Krank- und Urlaubsmeldungen, hin zu Kinder anmelden, das läuft ja alles über meinen Schreibtisch.
SPEAKER_00
00:20:27
Das ist schon echt viel, ne? Ja.
SPEAKER_01
00:20:29
Und je mehr, und das ist mir dieses Jahr klar geworden, je unsicherer die Zeiten sind und... Entschuldigung. Alles gut. Wir sind ja gerade finanziell unsicher, umso mehr Vorschriften gibt es. Und umso ernster werden die Vorschriften, die wir schon haben, genommen. Und da gibt es kein, macht mal irgendwie, drückt mal ein Auge zu, lässt mal fünf Grad sein. Nee, Grad ist das alles. Das ist alles super strikt und super streng. Und ich glaube, das ist das, was mir am allerwenigsten gefallen hat. Und dass ich eben dadurch, dass durch die hohe Arbeitslast an meinem Schreibtisch so wenig Zeit hatte, mein Team richtig zu führen. Also das ist das, was mir am wenigsten gefallen hat. Und dass ich mich auch oft nicht gut vorbereitet gefühlt habe. Und dann ständig halt das Thema hatte, dass ich das Gefühl habe, ich habe irgendwie zu wenig gemacht. Und zwar an allen Fronten.
SPEAKER_00
00:21:15
Hast du da dementsprechend auch mal ein Feedback bekommen, dass du so denkst?
SPEAKER_01
00:21:19
Oder ist es einfach dein innerer Kritiker, der dich da irgendwie am Sack Der auch. Und der ist, glaube ich, ich möchte mich kurz umsetzen. Der ist, glaube ich, bei mir momentan noch richtig stark, so ganz am Anfang. Aber ich weiß, dass es uns allen so geht. Also das ist kein Thema nur von mir, das ist von allen Leitungen ein Thema. Und wir haben ja auch irgendwann mal zusammengetragen, was wir so zu tun haben. Und es ist unglaublich viel. Mhm. Weil wir halt Teil der öffentlichen Verwaltung sind. Und ja, du hast da so eine Multirolle, das ist einfach kein Spaß. Aber das hat mir wirklich, also was mir da am wenigsten gefallen hat, dass ich mich oft so inkompetent gefühlt habe. Ja.
SPEAKER_00
00:22:01
Okay. Wow. Und sonst? Was besser machen? Oder waren wir doch da? Nee, wir sind schon bei Mittelfinger. Ah, wir waren bei Mittelfinger.
SPEAKER_01
00:22:13
Wir sind schon bei dem, was wir scheiße fanden. Genau. Wir sind jetzt schon bei …
SPEAKER_00
00:22:17
Scheiße fand ich übrigens auch noch, dass ich mir im Fahrrad hingefallen bin und seitdem durch den Hort humple.
SPEAKER_01
00:22:22
Ja, das ist auch ganz freudig. Total einschränkend. Und ich finde es scheiße, dass ich jetzt nicht mehr mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann, weil es halt so weit ist und ich mich da nicht umziehen kann und nicht duschen kann. Weil nach 45 Minuten auf dem Fahrrad würde ich mich schon gerne umziehen und duschen.
SPEAKER_00
00:22:33
Wieso gibt es eigentlich keine Duschen in so einem Hort? Braucht man eigentlich ständig.
SPEAKER_01
00:22:38
Ihr habt doch eine Dusche. Hä? Ja, klar. Auf der …
SPEAKER_00
00:22:42
Haben wir eine?
SPEAKER_01
00:22:43
Auf der Behindertentoilette.
SPEAKER_00
00:22:44
Ach, du meinst unser …
SPEAKER_01
00:22:46
Eure Behindertentoilette. Ja, unser Lager. Was nimmst du mit? Der Ringfinger, Katja.
SPEAKER_00
00:22:52
Was ich mitnehme …
SPEAKER_01
00:22:53
Was nimmst du mit ins …
SPEAKER_00
00:22:54
Viele, viele schöne Begegnungen mit Kindern. Tolle Gespräche und Einsichten, die sie mir erlaubt haben. Vertrauen, das sie mir geschenkt haben und ich gemerkt habe, es ist schön, wenn deine Arbeit in so einer Form gewertschätzt wird, dass ein Kind zu dir kommt und sich dir anvertraut. Das ist toll. Das ist wirklich der Lohn von allem. Auch die Kollegen, die mich zu schätzen wissen und mit denen ich gut im Austausch bin. Genau so. Auch meine Ex-Mitschülerinnen, die ich jetzt nur noch ab und zu mal sporadisch treffe. Ja. Mit denen ist es irgendwie auch total schön, weil man sich nochmal jetzt in der Praxis wieder trifft und froh ist, dass man jemanden hat, mit dem man echt über alles quatschen kann und lästern kann, ohne darauf aufpassen zu müssen, dass man irgendwas Falsches sagt. Herrlich. So, und bei dir?
SPEAKER_01
00:24:10
Erstmal nehme ich mit, dass ich immer den Call to Action vergesse an die ZuschauerInnen. Also, ihr Lieben da draußen, ihr wisst ja, teilen, abonnieren, kommentieren. Man kann übrigens seit jetzt bald vier Jahren auch bei Steady bei uns einen finanziellen Beitrag leisten, wenn man das möchte und das Projekt finanziell unterstützen. Ich dachte, so in der Weihnachtszeit bringe ich es mal an. Und wenn man den ganzen Podcast sponsoren möchte, bin ich auch, sage ich auch nicht nein.
SPEAKER_00
00:24:37
Du meinst aus der Mikro-Reichweite.
SPEAKER_01
00:24:42
Koro, ich bin dabei. Ich bin am Start, wenn ihr wollt. Ja.
SPEAKER_00
00:24:46
Ja, schön.
SPEAKER_01
00:24:47
Genau. Was nehme ich mit? Ich nehme mit, dass es halt oft Zeit und Geduld braucht und eine ganz schöne Portion Sturheit auch. Und das mit dem Stursein, das bin ich nicht, das fällt mir schon schwer. Aber das nehme ich mit. Und ich nehme, ich glaube, das muss ich in der Abschlussreflexion fürs Schuljahr sagen, weil momentan ist es halt noch so im Werden alles, es gibt noch nicht so viel zu mitnehmen.
SPEAKER_00
00:25:17
Okay.
SPEAKER_01
00:25:18
Doch, ich habe ganz, wirklich ganz tolle Gespräche mit Kollegen geführt und Kolleginnen. Und ich spüre, dass es da schon ein Vertrauen mir gegenüber gibt aus Teilen meines Teams. Und das nehme ich mit auch ins neue Jahr.
SPEAKER_00
00:25:34
Braucht man auch. Man braucht Menschen, die an einen glauben und die einen unterstützen, auch wenn sie dich nicht zu 100 Prozent vielleicht immer verstehen können. Ist auch schwierig, weil sie in anderen…
SPEAKER_01
00:25:46
Wie willst du sagen, ich bin schwierig zu verstehen?
SPEAKER_00
00:25:48
Nein, es ist schwierig, weil jemand, der mit dir arbeitet, macht ja nicht den Job. Da ist ja nicht Leitung und kann gar nicht nachvollziehen, was es bedeutet. Ich kann es jetzt so allmählich nachvollziehen, weil du mir oft davon berichtest. Ich kann auch dadurch zum Beispiel meinen Chef nochmal mit anderen Augen sehen. Und ja, da habe ich einen Faden verloren. Egal.
SPEAKER_01
00:26:18
Sollen wir zum Kleinfinger springen?
SPEAKER_00
00:26:20
Ja, wir springen.
SPEAKER_01
00:26:21
Geil, es wird heute doch mal wieder eine kurze Folge. Wo ist der Alkohol? Den hatten wir heute Nachmittag schon. Wir waren heute Nachmittag beim Glühwein trinken mit den Nachbarn.
SPEAKER_00
00:26:30
Da war aber wenig Alkohol drin. Das war ja fast Kinderpunsch.
SPEAKER_01
00:26:34
Ja, beschwer dich noch. Weißt du, am Geschenk ein Gaul und so.
SPEAKER_00
00:26:40
Ah ja, stimmt.
SPEAKER_01
00:26:41
Wurde vor deinem Fenster aufgebaut. Ja. Gut, du hast den Strom gespendet. Du hast den Strom gespendet. Ja, was ist in den letzten drei Monaten zu kurz gekommen?
SPEAKER_00
00:26:56
Ich? Ich nehme mich zu wenig selbst wichtig. Das ist zu kurz gekommen. Das liegt aber auch daran, dass ich so einen unfassbaren Ehrgeiz besitze, Dinge gut zu machen und mich deswegen sehr in die Thematiken rein stürzen kann. Also du hast ja jetzt mitgekriegt, wie ich an meiner Facharbeit arbeite. Wie ich also reflektiere, wie ich... Ja, dieses... Ja, und ich komme dabei zu kurz. Ich muss mich mal wieder ein bisschen mehr um mich selber kümmern.
SPEAKER_01
00:27:33
In Urlaub fahren. Einen Typen kennenlernen. In die ganze Nacht fragen, wie es ihm geht. Solche Sachen. Geht es mir schon schlecht? Fühle ich mich damit schon nicht so gut? Wie geht es dann mal in deiner Generation?
SPEAKER_00
00:27:51
Oh Gott. Ja, komm mal in mein Alter. Da wird es immer schwieriger. Ja, und dann hat man noch nicht mal Kohle, um sich vielleicht irgendwas Schönes zu leisten. Das nervt mich auch.
SPEAKER_01
00:28:03
Aber die Stadt hat jetzt gefragt, ob sie dich übernehmen sollen. Ja. Das heißt, es wird ab nächstem Jahr wieder ein bisschen...
SPEAKER_00
00:28:08
Besser, meinst du?
SPEAKER_01
00:28:09
Bisschen besser ab September. Ja, schauen wir mal. Und ein Streif am Horizont. Ein Silberstreif.
SPEAKER_00
00:28:17
Ja. Und bei dir? Was kam zu kurz? Familie?
SPEAKER_01
00:28:21
Würde ich gar nicht sagen. Also ich habe echt, glaube ich, schon geschafft, bis auf jetzt so die letzten Wochen, das gut unter einen Hut zu bringen. Und ich habe schon das Gefühl, dass das mit meinen Kindern... Meine Frau ist vielleicht ein bisschen zu kurz gekommen, weil ich mich sehr auf meine Kinder konzentriert habe. Und dann bei drei Sachen wird es echt schwierig. Dann sind wir beim Jonglieren und das kann ich nicht.
SPEAKER_00
00:28:42
Aber die hat ja auch viel zu tun gehabt.
SPEAKER_01
00:28:44
Richtig. Wir hatten beide viel zu tun. Ja, und ich selber bin halt auch zu kurz gekommen. Hm. Und ich habe es halt schon gesagt, also jetzt so mit meinen ganzen Aufgaben und ja, dann noch mit meinem politischen Engagement, was ich da irgendwie noch machen wollte.
SPEAKER_00
00:28:57
Ach ja, stimmt. Du bist ja... Ja. Totaler Roder.
SPEAKER_01
00:29:01
Ja, und deswegen ist, würde ich auch sagen, wie du, ich bin auch zu kurz gekommen. Ich glaube aber, das ist so ein gesellschaftliches Thema, das von uns erwartet wird oder wird es in unserem Erwachsenen werden. Und unsere Sozialisation im Arbeitsleben auch noch so gelernt und angenommen haben, dass wir selbst gar nicht so wichtig sind, sondern dass unsere Tätigkeit wichtiger ist als wir selber und dass nur Leistung zählt.
SPEAKER_00
00:29:28
Ja, kann gut sein. Wobei ich aber auch manchmal denke, was soll ich denn sonst den ganzen Tag tun?
SPEAKER_01
00:29:34
Ey, auf der Couch liegen und YouTube-Videos gucken, ey, sage ich nicht Nein zu. Ja. Oder halt einfach mal keinen vollen Wäschekorb zu haben. Ja.
SPEAKER_00
00:29:44
Ja, also ich, ja, magst recht haben.
SPEAKER_01
00:29:47
Aber diese hohe Leistungsbereitschaft.
SPEAKER_00
00:29:49
Die Genetik, die ist schon da. Das...
SPEAKER_01
00:29:53
Ja, und das wurde uns halt so eingetrichtert, also dieses Arbeiten.
SPEAKER_00
00:29:56
Ich finde es auch wichtig.
SPEAKER_01
00:29:57
Ja, aber nicht so wichtig, wie wir immer tun, dass es ist, glaube ich. Ja. Also wir arbeiten ja, also ich meine jetzt mit uns, unsere ganze Generation.
SPEAKER_00
00:30:06
Oh, wie schön, danke, dass du mich in deine Generation einlädst gerade.
SPEAKER_01
00:30:11
Ja. Dieses Arbeiten bis zum Selbstvergessen, also bis in den Burnout rein.
SPEAKER_00
00:30:17
Das mache ich zum ersten Mal in meinem Leben. Ja.
SPEAKER_01
00:30:19
Eigentlich.
SPEAKER_00
00:30:20
Ja, Anne, stimmt nicht ganz, aber so richtig mit Verantwortung für andere Menschen, die mir was bedeuten, habe ich noch nie. Nie gehabt.
SPEAKER_01
00:30:27
Aber die Sachen, die du früher gemacht hast, da war auch deine Tätigkeit wichtiger als du wahrscheinlich oft. Nee.
SPEAKER_00
00:30:32
Nee?
SPEAKER_01
00:30:33
Weil dann hast du es richtiger gemacht, als viele andere jetzt. Dann find da mal wieder hin zurück. Find da mal wieder hin zurück. Weil ich bin ja schon mein ganzes Leben so, Arbeit zuerst. Erstmal muss, also nur wer was leistet, wird auch geliebt.
SPEAKER_00
00:30:47
Ja. So. Das habt ihr Jungs ja noch viel mehr.
SPEAKER_01
00:30:51
Ja, aber ich finde... In eurer Generation. Genau, das ist so dieses ganze bis in die frühen Jahre. In die 90er rein geborenen, wir haben das alle noch so verinnerlicht und ich sehe das auch immer mehr. Also je mehr ich mich damit auseinandersetze und versuche, da mich auch von weg zu bewegen, wie krass das ist, auch in unseren Arbeitskolleginnen, die dann wirklich krank reinkommen und nicht auf sich schauen, dann aber in Stress geraten, Konflikte entstehen, weil man nicht auf sich zuerst mal schaut und schaut, dass es einem selber gut geht und dass man einfach zu Hause bleibt, wenn es einem nicht gut geht. Stimmt.
SPEAKER_00
00:31:28
Das habe ich auch schon bei jemandem beobachtet.
SPEAKER_01
00:31:30
Oder einfach mal sagt, hey, die Aufgabe ist mir jetzt zu viel, das mache ich jetzt nicht auch noch. Oder die Aufgabe, die ich übernommen habe und was ich mir vorgenommen habe, das passt gerade nicht. Ich kriege das gerade nicht hin. Ich muss das liegen lassen. Und das kann man jetzt auf der Ebene, auf der du arbeitest, also in der Auszubildenden-Ebene, schlecht. Aber so wenn man fertiger Mitarbeitender ist oder Mitarbeiterin ist, dann kann man auch mal zu seiner Leiterin gehen und sagen, hey, ich packe das nicht. Ich kriege gerade nur den Basisdienst hin, weil alles... Es wird alles zu viel. Und wenn man dann eine coole Leitung hat, eine verständnisvolle, kann ich sagen, okay, dann ist das halt jetzt mal so eine Zeit lang. Stress dich nicht. Schau halt einfach mal auf dich, dass es dir gut geht. Und ich bin froh, wenn du da bist und die Kinder betreut sind.
SPEAKER_00
00:32:10
Nur, was bedeutet, schau doch mal auf dich und guck, dass es dir gut geht. Das ist halt der Punkt, wo halt viele Leute gar nicht wissen, wie geht das, wie geht denn das? Ja. Es ist nicht damit getan, mal vielleicht fünf Tage irgendwie zu Hause im Bett rumzuliegen, sondern das sind ja ganz andere Dinge. Und das ist das Problem. Das ist das Problem, dass wir oft das eigentlich genau wissen, aber nichts unternehmen.
SPEAKER_01
00:32:32
Und das ist halt... Das kann ja auch wieder nur jeder und jede für sich selber machen, zu sagen, ich mach mal ein bisschen langsamer. Es muss nicht alles immer perfekt sein. Und Fehler sind okay. Und ich muss nicht zwölf Projekte machen im Jahr, sondern es reichen vielleicht zwei. Und ich muss nicht jeden Tag ein Angebot machen. Ich muss vielleicht auch einfach mal kein Angebot machen. Und es reicht, dass ich da bin. Ja. Und dass ich mit Kindern gesprochen habe. Und dass ich drei Streits geschlichtet habe und wir alle eine gute Zeit miteinander hatten. Und dass Arbeit mal nicht Leid ist. Ich meine, du kennst mein Thema. Arbeiten muss nicht Leid bedeuten. Nee, muss nicht. Und das ist, glaube ich, kommt nicht nur bei dir und mir, sondern bei allen zu kurz. Dieses Wissen und diese Akzeptanz, dass man arbeiten kann und Spaß haben kann und dass man nicht am Ende des Tages auf dem Zahnfleisch aus der Arbeit rauskriecht. Sondern eine schöne Zeit hat, am Ende des Tages zufrieden rausgeht und sich denkt so, oh, ich könnte mich noch mit Freunden treffen. Wäre ganz nett jetzt. Ja. Das wäre doch auch schön, wenn man so arbeiten würde. Ja. Und ich finde, das kommt dazu.
SPEAKER_00
00:33:40
Also mir ist es schon einmal eine Woche während meiner Zeit dort gelungen.
SPEAKER_01
00:33:44
Sehr gut. Gell?
SPEAKER_00
00:33:46
Wo ich dachte, oh, das war jetzt aber heute echt toll.
SPEAKER_01
00:33:48
Hatte ich auch schon Wochen, wo das mir gelungen ist.
SPEAKER_00
00:33:51
Und ansonsten habe ich momentan tatsächlich mehr das Gefühl, ich nehme Dramen mit nach Hause. Sei es von den Kindern, sei es von den Kollegen, sei es, weil irgendwas in der Welt passiert ist.
SPEAKER_01
00:34:03
Aber auch das ist normal. Das dauert ungefähr vier Jahre, bis du das nicht mehr hast.
SPEAKER_00
00:34:06
Bis man da ein bisschen runterkommt? Ja. Oh, danke.
SPEAKER_01
00:34:08
Das dauert.
SPEAKER_00
00:34:09
Dann gehe ich in Rente. Nein, tue ich nicht.
SPEAKER_01
00:34:14
Also, wenn es nach dem Friedrich geht, nicht?
SPEAKER_00
00:34:16
Ich will auch nicht. Leute, echt, diese Diskussion nervt mich auch so. Sollen doch die Leute weiterarbeiten, die weiterarbeiten wollen, so wie ich. Ich habe Bock drauf. Und alle anderen sollen halt aufhören.
SPEAKER_01
00:34:29
Ich verbiete es dir nicht zu arbeiten. Ich bin froh, dass ich dich in den Beruf reingekriegt habe.
SPEAKER_00
00:34:34
Ich glaube, der Vorteil, dass ich so spät einsteige, ist, dass ich im Prinzip ja doch Berufsanfänger bin und meinen Beruf in einem Alter nicht satt habe, wie so andere, die ihn schon seit 30 Jahren machen, die sich freuen. Deswegen.
SPEAKER_01
00:34:52
Also, ich mache es jetzt seit 20 Jahren und ich liebe es ja immer noch. Ja. Aber ich mache das jetzt seit 20 Jahren und ich finde jeden Tag… Ey, es ist immer anstrengend mit den Kids. Keine Frage. Es ist einfach, weil das sind viele kleine, junge Menschen, die Bedürfnisse haben und man ist oft der einzige Erwachsene oder mit zwei Erwachsenen, die das alles irgendwie, diese ganze Beziehungsarbeit rummanagen müssen. Aber ich finde es trotzdem schön. Ich bin gerne mit den Kindern zusammen. Ich auch. Mir macht das großen Spaß.
SPEAKER_00
00:35:20
Außer wenn 79 Kinder irgendwie eine Weihnachtstrellerei machen müssen. Dann denke ich, scheiße, ich muss hier weg. Sofort.
SPEAKER_01
00:35:31
Wenn man dazu eine Folge hören will, die haben der Timo und ich vor zwei Jahren gemacht. Zum Weihnachten, die starre Zeit.
SPEAKER_00
00:35:36
Eine Frage habe ich zum Abschluss noch. Ja. Oder? Wir sind ja eigentlich durch.
SPEAKER_01
00:35:40
Wir sind durch, ja.
SPEAKER_00
00:35:42
Wie stehst du dazu, dass man das Weihnachtsfest nicht mehr Weihnachtsfest, sondern Lichterfest nennt?
SPEAKER_01
00:35:49
Wir kamen auf den Quatsch. Das machen wir doch schon mit Sankt Martin seit Jahrzehnten, dass wir das Lichterfest nennen.
SPEAKER_00
00:35:53
Das ist das Lichterfest, ne?
SPEAKER_01
00:35:56
kannst du machen, wie du willst, aber wir feiern ja nun mal Weihnachten.
SPEAKER_00
00:36:00
Eben.
SPEAKER_01
00:36:01
Ich nenne auch Chanukka Chanukka und ich nenne Quansa Quansa und wir feiern doch Weihnachten.
SPEAKER_00
00:36:05
Ja, das Zuckerfest nennen wir Zuckerfest und ich Süßigkeiten. Ja, nehmen wir Bayram. Das ist ein schreckliches Fest.
SPEAKER_01
00:36:10
Nehmen wir Bayramfest. Also, nehmen wir Bayram. Ja, Bayram. Und das Laubhüttenfest, wir nennen die Feste, ich meine, die haben ja einen Ursprung. Ja. Und es geht um eine geweihte Nacht, also.
SPEAKER_00
00:36:19
Ja, mich wäre das nur mal interessiert, wie du dazu stehst, weil ich da letztens auch eine Diskussion geführt habe. Und dachte, man kann viel Rücksicht nehmen auf andere Religionen, aber das halte ich für …
SPEAKER_01
00:36:32
Moment, Moment, wir gehen mal kurz in den Bepp und gucken da bei Werteorientierung und Religiosität nach. Ja. Und dann schauen wir noch mal ins Bayrische Grundgesetz und da steht es nämlich auch drin. Also, wir feiern die Feste, wir bringen die den Kindern näher, die hier leben, weil wir in Deutschland, also ich kann kein, kein Chanukka feiern, weil ich damit keine, nicht aufgewachsen bin. Aber ich kann voll gut Weihnachten feiern, wenn ich mit aufgewachsen bin. Ich weiß auch, wie man sich richtig gut an Weihnachten streitet, aus dem Nichts heraus.
SPEAKER_00
00:37:03
Oh ja, da bin ich auch Expertin.
SPEAKER_01
00:37:05
Da bin ich auch drin aufgewachsen. Die beliebteste Weihnachtstradition aller Familien.
SPEAKER_00
00:37:10
Deswegen. suche schon die ganze Zeit nach einer Weihnachtstradition bei uns im Hort. Streiten. Jetzt streiten. Ja.
SPEAKER_01
00:37:20
Ah, okay. Nee, aber das ist, ja.
SPEAKER_00
00:37:25
Ja, okay.
SPEAKER_01
00:37:26
Nee, da haben wir auch einen Auftrag dazu, das zu benennen und …
SPEAKER_00
00:37:31
Okay.
SPEAKER_01
00:37:31
Also, wenn wir es umbenennen wollen, dann nennen wir es in den großen Kapitalismuswochen. Da bin ich auch dabei.
SPEAKER_00
00:37:39
Okay.
SPEAKER_01
00:37:40
Was bei uns gerade wieder an Paketen ankommt. Egal. Ja. Wir haben reflektiert. Ich hoffe, ihr hattet was davon.
SPEAKER_00
00:37:47
Also, ich fand es jetzt wieder sehr schön, mit dir noch mal zu quatschen.
SPEAKER_01
00:37:51
Ich auch. Ich habe übrigens meinen, unseren Podcast, ich wollte gerade schon wieder meinen sagen, unseren Podcast, als ich jetzt in der Berlinfahrt war, vorgestellt. So ein bisschen. Ich muss ja immer drüber quatschen. Ich bin so wie so ein typischer 40-jähriger Weißer, der ständig erzählen muss, dass er entweder Bier braut oder einen Podcast hat. Also erzähle ich das auch wahnsinnig gerne und ich bin auch so stolz auf unser Projekt. Auf jeden Fall habe ich das dem Jamie, mit dem war ich in Berlin, der ist auch bei der Partei, erzählt. Und der hat dann auch eine Folge gehört, wenn wir da waren. Und fand es total nett mit der Befindlichkeitsrunde am Anfang. Das hat ihm sehr gut gefallen, weil das kennt er sonst von keinem anderen Podcast. Ach. Dieses Mal haben wir es nicht gemacht, weil wir sowieso eine komplette Reflexion.
SPEAKER_00
00:38:32
Weil wir die ganze Zeit befindlich sind.
SPEAKER_01
00:38:34
Genau, komplette.
SPEAKER_00
00:38:35
Aber wir können eine Abschlussbefindlichkeit machen. Das wäre was ganz komplett Neues.
SPEAKER_01
00:38:39
Ja, worauf freust du dich denn jetzt? Was steht dir denn bevor, auf was du dich freust in den nächsten drei Wochen?
SPEAKER_00
00:38:45
Ich freue mich. Fang du an.
SPEAKER_01
00:38:48
Ich freue mich darauf, dass ich jetzt dann frei habe. Und zwei Wochen nicht arbeiten werde. Und aber Menschen, die ich sehr mag, an Weihnachten sehen werde. Und dass ich hoffentlich mehr Zeit mit meiner erweiterten Familie verbringen werde. Da freue ich mich hier wahnsinnig drauf. Und ich freue mich auch darauf, nach den Feiertagen wieder in die Arbeit zu gehen. Und dann diesen Geist des Neuanfangs wieder zu haben. Da habe ich schon Bock drauf.
SPEAKER_00
00:39:16
Okay. Dann sage ich dir, worauf ich mich freue. Ich freue mich auf den Abriss-Tag im Hort. Wir bauen das gesamte Lego zurück. Und ich freue mich darauf.
SPEAKER_01
00:39:26
Oh, das ist auch immer super. Weil in jedem Ende wohnt ein neuer Anfang.
SPEAKER_00
00:39:30
Ich freue mich.
SPEAKER_01
00:39:31
So, und das ist voll die gute Überleitung. In jedem Ende und so. Weil es könnte sein, dass es die letzte Folge des Jahres ist. Weil wir haben zwar jetzt für uns, morgen ist erst der zweite Advent für uns. Aber wenn ihr das hört, ist ja schon der dritte Advent. Und wir haben Weihnachtspause, mehr oder weniger.
SPEAKER_00
00:39:51
Wir haben eigentlich auch nichts mehr zu sagen. Wir haben alles gesagt.
SPEAKER_01
00:39:55
Ich will nicht vor Folge 100 aufhören. Und es kann gut sein, dass ihr keine Folge mehr von uns hört. Das habe ich letztes Jahr im Dezember auch gesagt. Und dann noch zwei aufgenommen, alleine. Weil ich es so Bock hatte. Genau. Aber falls wir uns nicht mehr hören, wünschen wir euch ...
SPEAKER_00
00:40:11
Frohes Fest, ob es mit Licht ist oder nicht.
SPEAKER_01
00:40:14
Und einen guten Rutsch. Und wir hören uns spätestens im neuen Jahr wieder, in dem sich natürlich nichts verändert hat. Genau. Sondern wir immer noch so cool sind wie vorher. Genau. Also bis dahin ...
SPEAKER_00
00:40:27
Happy New Year.
SPEAKER_01
00:40:28
Schlaf gut. Bis bald. Tschüss.